Doppelmord in KO-Horchheim - Die Tat und der Prozess

jungler schrieb:sie hatte ausgesagt,sie wollte mit dem Auto gegen einen Baum oder Betonpfeiler fahren,auf Nachfrage durch L.hatte sie angeblich auch einen Abschiedsbrief geschrieben, den sie aber weggeworfen hat....

so ist es mir in Erinnerung

dass sie dafür keine vorbeugende Massnahmen getroffen hat ist ja klar, das fiel ihr erst während des Verhörs ein, sie dachte doch sie kommt mit der Bett/Werkstatt/Parklpatz-Nummer durch

Gerade dieser angebliche Abschiedsbrief deutet doch auf eine drepressive Stimmung hin. Jene Stimmung, die der Nachbarin gänzlich unbekannt sein will?
Stattdessen wird Kaffee getrunken, über Gott und die Welt gesprochen und dann muss H. S. noch schnell Zigaretten kaufen gehen, bevor Netto zumacht?

Ich sag ja, in diesr Hinsicht halte ich diese Version für widerlegt. Mal sehen, wie der Richter das sehen wird.

PS: Übrigens eine rein männliche "Methode", aus dem Leben scheiden zu wollen. Noch dazu keine absolut sichere...

Dies aber nur am Rande erwähnenswert.

@Putztuch
Genau mit diesem Abschiedsbrief hätte sie zumindest mal etwas handfesteres gehabt..hätte ich persönlich in jedem Fall mal aufgehoben, wenn es so einen Breif gegeben hätte..ich schliesse mich an..ich halte diese Version ebenfalls als widerlegt

Aber wie @jungler schon schrieb..sie dachte sie käme mit dieser Bett/Werkstatt/Parkplatz Nummer durch

@almera

Ja, es ist aber leider so, das haben mir unsere Juristen hier im Forum bestätigt. Daher wundere ich mich ja auch, warum so viele Dinge gar nicht zur Sprache gekommen sind. Aber da ich nur ein Laie bin, muss ich der Staatsanwaltschaft und den anderen Beteiligten schon vertrauen.

@Putztuch

An Selbstmordabsichtern glaube ich in keinster Weise!

janborn schrieb:@almera

Dieses Hintergrundwissen fehlt dann aber auch den beiden Schöffen, denn sie haben ja keine Akteneinsicht und wissen nur das, was bei den Verhandlungen vorgetragen wurde. Wenn es also wichtige Fakten in den Akten stehen, sollten sie auch vor Gericht erwähnt werden, damit sie in die Beweisaufnahme aufgenommen werden.

Nein, den Schöffen fehlt kein Hintergrundwissen. Zwar haben sie tatsächlich keine Akteneinsicht, aber sie sind bei allen Gesprächen hinter den Kulissen dabei. Wenn Fragen auftauchen, dürfen sie natürlich auch Fragen stellen.

@Putztuch
@janborn
Dann bin ich jetzt direkt mal wieder beruhigt

Jede Gerichtsverhandlung ist öffentlich. Nicht öffentlich sind nur besondere Vernehmungen zum Schutz von Kindern, beispielsweise. Ich habe nie eine Verhandlung hinter den Kulissen erlebt. Man kann sich höchstens als Schöffe nochmal was erklären lassen was schon verhandelt wurde, aber schwierig mitzukriegen war. Da passen die Rechtsanwälte schon auf, dass die Schöffen keine sonstigen Infos kriegen. Selbst das rüber schielen zu den Akten des Richters kann zu Anträgen des Anwalts führen. Hinter den Kulissen finden manchmal Verhandlungen über weiters Vorgehen statt. Da sind dann alle Beteiligten dabei. Aber alle Kenntnisse über den Fall, das nicht in der Öffentlichkeit vor allen Beteiligten vorgetragen ist, gilt nicht. Wenn der Schöffe zu viel nicht verstanden hat, ruft der Richter unter Umständen den Zeuge wieder auf, damit der Schöffe die Aussage nicht als Auslegung des Richters hört.

@ Wurstscheibe:

Wie kommst du bitte auf "Verhandlungen" hinter den Kulissen?

Wo steht DAS?

@Putztuch
Entschuldigung, da stand "Gespräche" hinter den Kulissen.

Ja, und solche Gespräche hinter den Kulissen sind Gerichtsalltag.

;-)

Aus Informationsportal für Ehrenamtliche Richter:
I. Rechte in der Hauptverhandlung

1. Informationsrechte
Vor Beginn der Hauptverhandlung sollen die Schöffen vom Vorsitzenden kurz mit der Person des Angeklagten und dem Gegenstand der Anklage vertraut gemacht werden (Nr. 126 Abs. 1 RiStBV). Sobald der Staatsanwalt die Anklage verlesen hat, kann den Schöffen eine Abschrift des Anklagesatzes ausgehändigt werden, damit sie der Verhandlung, insbesondere wenn wegen vieler Taten bzw. gegen mehrere Angeklagte verhandelt wird oder die Sache schwierig ist, besser folgen können.
Schöffen haben das Recht zur Akteneinsicht. Sie müssen Teile der Akten lesen, wenn anstelle der Verlesung in der Hauptverhandlung Beweise im sog. Selbstleseverfahren in die Verhandlung eingeführt werden. Ihnen können aber auch Teile der Akten ausgehändigt werden, wenn dies das bessere Verständnis der Verhandlung ermöglicht (BGH v. 26.03.1997, RohR 1997, 95). Auch ansonsten stehen die Akten den Schöffen als Arbeitsmaterial zur Verfügung. Das heißt aber nicht, dass die Schöffen vor Beginn einer Hauptverhandlung die gesamten Akten durcharbeiten sollen.

Ganz klar hat ein Schöffe demnach auf Wunsch Akteneinsicht.

@regenbogen1

Vielen Dank für die Erläuterungen. Jetzt sind wir wieder ein Stückchen schlauer.

Akteneinsicht in dem Sinne, wie sie Staatsanwaltschaft und Verteidiger haben, mit Sicherheit nicht.
TEILE der Akten können sie in Kopie erhalten, wenn sie es denn wünschen.

Den meisten reicht aber wohl, wenn sie gut zuhören und interpretieren können.

Nicht jeder Fall ist so kompliziert, wie dieser. Die meisten sind entweder wegen eines Geständnisses oder wegen eindeutiger Rechtslage unspektakulär.

Ändert aber nichts daran, dass es auch Hintergrundgespräche gibt. ;-)

In einer Schulung für Schöffen wurde ich anders belehrt. Nur ausdrücklich in der Verhandlung freigegebene Akten, wie hier die Akten über Finanzen, dürfen gelesen werden. Klar, der Anklagesatz darf gelesen werden. Die Schöffen dürfen sogar keine Berichte in der Zeitung über den Fall lesen.

@ Wurstscheibe:

Wie so oft im Leben: Theorie und Praxis klaffen manchmal weit auseinander. ;-)

Im Wesentlichen geht es auch darum, dass den Rechtsanwälten keine Angriffsfläche geboten wird für Anträge und Revision. So sind es eigentlich die Richter, die immer bemüht sind alles korrekt ablaufen zu lassen.

@Putztuch
Meinst du mit Hintergrundgesprächen Prozessabsprachen, über die kürzlich in der Presse berichtet wurde?

@wurstscheibe

Ich stelle es mir schon schwierig vor, wenn von einem Prozess, wie diesem, ständig in den Medien berichtet wird und wohl auch in der Bevölkerung gesprochen wird, sich als Schöffe von allem fern zu halten. Besonders wenn ein Prozess auch noch so lange läuft, wie in diesem Fall.

emz schrieb:@Putztuch
Meinst du mit Hintergrundgesprächen Prozessabsprachen, über die kürzlich in der Presse berichtet wurde?

Wenn du einen sogenannten "Deal" meinst, dann lautet meine Antwort: Nein.

Mit Hintergrundgesprächen meine ich, dass es zum Informationsaustausch kommt. Der gehört zum normalen Gerichtsalltag, vor allem natürlich in Strafsachen.

Deshalb ja auch meine Vermutung, dass der Richter den Anwälten von H. S. signalisiert haben könnte, dass es für sie (die Angeklagte) besser sein würde, wenn sie dem Gespräch mit dem Psychologen zustimmt.

Warum, weshalb und wieso es für sie besser sein könnte, entzieht sich unserer Kenntnis. Das werden wir auch kaum herausbekommen.

Sollte es so sein, dann zeigt mir das aber, wie besonnen der Richtet agiert und das spricht auf jeden Fall für ihn. Wenn es Entlastungsgründe geben sollte, die positiv für die Angeklagte ausgelegt werden können, kann und wird er sie auch berücksichtigen.
Gleichzeitig hat er m. E. mehr Sicherheit bei der Urteilsfindung.

Mir gefällt dieser Richter sowieso sehr gut, soweit ich das aus der Entfernung beurteilen kann.

janborn schrieb:Ich stelle es mir schon schwierig vor, wenn von einem Prozess, wie diesem, ständig in den Medien berichtet wird und wohl auch in der Bevölkerung gesprochen wird, sich als Schöffe von allem fern zu halten. Besonders wenn ein Prozess auch noch so lange läuft, wie in diesem Fall.

Wir sind doch nicht in Amerika, wo die Geschworenen keine Zeitung lesen dürfen.
Ebenso wenig sind wir bei Salesch-Verhandlungen im Fernsehen.

;-)

Wie schon erwähnt: Solche Prozesse wie dieser hier sind eher selten. Die größte Anzahl ist viel einfacher zu verhandeln.

Was mir persönlich noch an diesem Fall auffällt, ist die eigenartige Passivität (ist doch so, oder?) von Schwenn. Die passt nicht in mein Konzept. ;-)