Man liest hier leider nur die eine Seite, die Darstellung der Engelbrechts. Die andere Seite geht hier leider unter bzw. ist nur sehr punktuell durch die Ermittler bekannt. Das erinnert mich an den Fall in Frankreich, wo eine Familie sich mit einem höchstwahrscheinlichen Selbstmord nicht abfinden konnte. Obwohl anfangs viel Anzeichen für einen Selbstmord gab, fanden sich irgendwann erst eine StA und dann sogar ein Gericht, das diese sehr einseitige Sichtweise der Angehörigen sich zu Eigen machte und den Ehemann des Opfers verurteilte. Die 2. Instanz hob diesen Schuldspruch auf.
Ich hatte mir mal vor Jahren die Engelbrecht-Seite angesehen, aber viel mehr als Mutmaßungen und Annahmen, welche vermeintlich in eine Richtung zeigen, findet man dort nicht
Natürlich geht es im vorliegenden Fall nicht um Selbstmord, aber man sollte aufpassen, wenn man die Sichtweise der Opferfamile als bare Münze nimmt. Ich kann die Opferfamilie verstehen, sie versucht jeden Strohhalm zu ergreifen, der ihnen das Verschwinden irgendwie erklärbar macht. Ein unbekannter Täter ist für sie nicht greifbar, daher klammert man sich eher an die bekannten Leute. Ich denke, mit einem solchen Täterbild kann man sich vielleicht besser arrangieren als mit einem Vakuum. Dass man da auch meint, dass das Telefon abgehört wird, nur weil man mal Knackgeräusche wahrgenommen hatte, ist da auf einer ähnlichen Ebene. Alles untersucht man mikroskopisch und deutet alltägliches leicht in eine ganz bestimmte Richtung. Entsprechend stellt man das dann auch nur entsprechend einseitig dar. Nur noch als weiteres Beispiel: Ob wirklich das Opfer die Telefonnummer der Schwester noch nicht auswendig wusste oder nicht, kann niemand wissen, es ist nur eine Vermutung, weil die Schwester erst vor kurzem umgezogen war. Dass das Opfer das Adressbuch nicht dabei hatte, hilft bei dieser Frage nicht weiter. Früher hatten viele die wichtigsten Nummern auf einem sogenannten „Fresszettel“ dabei, sollte das bei dem Opfer wirklich anders gewesen sein?
Vielleicht war es so, wie
@OpLibelle es meint oder vielleicht wollte das Opfer Markbert auch los werden. Oder es war ihr sehr übel, da steigt man auch nicht unbedingt in die Straßenbahn (und erbricht dort) sondern versucht sich noch außerhalb zu erleichtern. Der Hauptbahnhof ist in wenigen Minuten auch zu Fuß zu erreichen. Alles möglich.
Was aber unwahrscheinlich ist, dass diese Jugendlichen etwas mit dem Verschwinden zu tun haben, das Hauptargument kann man nicht wegdiskutieren, die Mobilität fehlte ihnen. Klar wird hier immer wieder die alte Leier runter gebetet, dass die Morde meist aus dem nahen Umfeld erfolgen. Das ist richtig, aber genau das ist der Grund, weshalb sie auch meist aufgeklärt werden. Viel zu schnell verstricken sich diese dann in Widersprüche oder es werden andere Hinweise gefunden. Für unaufgeklärte Fälle dürfte das schon gar nicht mehr zutreffen.
Dwarf schrieb:Das wurde dadurch wie gesagt nicht bewiesen. Es wurde nur bewiesen, dass Markbert um die fragliche Uhrzeit bei Maria angerufen hat.
Man kann natürlich versuchen alles zu negieren. Nur was hat man davon? Es passt aber zu der Darstellung der Jungen. Hier wurde schon mehrfach auch gesagt, 3 Personen können sich nicht kaum so absprechen, dass die Ermittler nicht dahinter kommen.
Dwarf schrieb:Am 11.04.1995 (der Tag des Verschwindens) als Frau Engelbrecht ihn anrief und ihn fragte, ob er weiß wo Sonja ist und wo sie am vorigen Abend zusammen waren, hat er schon einige Details nicht erwähnt. Er sagte z.B. nichts von dem Besuch in der Wohnung in der Schellingstrasse. Er erzählte der Frau Engelbrecht nur, dass er mit Sonja im Vollmond war, dass sie ihre Schwester anrufen wollte und dass er sie am Stiglmaierplatz zum letzten Mal gesehen hatte.
Hier sieht man wieder, alles wird auf die Goldwaage gelegt. Hat die Mutter des Opfers wirklich gefragt, wie der ganze Abend verlaufen ist? Oder wollte sie in Wirklichkeit nur wissen, ob sie noch bei ihm ist (kommt vor), ob er weiß wo sie ist oder wo er sie verlassen hat. Wenn ich mein Kind vermisse, dann wären das die wirklich entscheidenden Fragen. Und meist erzählt dann das gegenüber dann noch etwas mehr. Und manches lässt man dann auch weg.
Dwarf schrieb:Sie geben nicht ihr Verständnis wieder, sondern das was Ihnen von der Polizei mitgeteilt wurde. Sie haben damals vieles aufgeschrieben, sofort nachdem sie etwas von der Polizei oder anderen Personen erfahren haben. Dadurch verfügen sie heute über umfangreiche Unterlagen und müssen sich nicht auf ihre Erinnerung verlassen.
Das lässt sich in Wirklichkeit nicht trennen. Es geht nichts über einen akustische Aufzeichnung. Der Mensch hört je nach Voreinstellung recht selektiv zu und entsprechend fallen auch die Aufzeichnungen aus. Das gleiche passiert auch, wenn Ermittler Verhöre nur per Protokoll festhalten, da können wesentlcihe Informationen verloren gehen. Ein Mittschnit ist 1000mal besser.
Und wesentlich ist, die Ermittler haben eben eine andere Schlussfolgerung als die Engelbrechts. Diese wissen sicher deutlich mehr, als sie Engelbrechts erzählt htenen.
Dwarf schrieb:Und spätestens zu diesem Zeitpunkt hätte er eine Notlüge (wenn es sie denn gab) aufklären müssen. Denn so etwas behindert ja auch das Vorankommen der Ermittlungen.
Nein, das hätten die Ermittlungen nicht gehindert. Es wäre alles gleich geblieben, der letzte gesicherte Standort des Opfers wäre der Stiegelmeierplatz zu einer ganz bestimmten Uhrzeit gewesen.
borabora schrieb:Warum sollte sich ein Zufallstäter so viel Mühe machen, den Körper zu verstecken.
DNA-Untersuchung gab es damals schon. Je nach Vorgeschichte des Täters war eine Verschwinden der Leiche u.U. das sicherste. Wenn die Tat im Auto erfolgte, ist es auch nicht mehr so aufwendig, wenn der Täter ein sicheres Versteck kannte.