Rotmilan schrieb:Ich denke, damit sie als junge Frau nicht in der Nacht alleine mit den Öffis nach Laim zurück fahren müsste. Markberts und ihr gemeinsamer Rückweg wäre ab dem HBF in unterschiedlichen Richtungen gewesen.
Es war von vorneherein so geplant, dass Sonja alleine mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause fahren wird. Sie ist ja auch ansonsten alleine Nachts mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause gefahren.
borabora schrieb:Soweit ich das verstanden habe, wollte sie mit dem Taxi nach Hause fahren, hatte aber lediglich 1,20 DM.
Aufgrund dessen wollte sie ihre Schwester anrufen, dessen Telefonnummer sie nicht kannte bzw. sich nicht merken konnte lt. ihrer Mutter.
Nein, so war es nicht. Das Sonja ein Taxi nehmen wollte, wurde hier nur vermutet. Es war geplant mit den öffentlichen Verkehrsmitteln hin und wieder zurück zu fahren. Sonja hat zu Hause noch gemeinsam mit ihrem Vater den Weg zum Vollmond auf einer Karte heraus gesucht.
Warum sie plötzlich ihre Schwester anrufen wollte und ob das überhaupt den Tatsachen entspricht ist ungeklärt. Es fuhr ja eine Tram, die sie hätte nehmen können. Ein Taxi zu nehmen wäre eigentlich völlig unnötig gewesen. Sie hatte ja eine gültige Fahrkarte für die öffentlichen Verkehrsmittel.
OpLibelle schrieb:Der Anruf erfolgte tatsächlich aus der fraglichen Wohnung,
Man weiß es eigentlich nicht mit 100%-tiger Sicherheit, denn der Telefonanschluss in der Wohnung in der Schellingstrasse wurde nicht überprüft.
OpLibelle schrieb:Maria glaubte Markbert als Anrufer erkannt zu haben und Markbert hat schließlich auch den Anruf eingeräumt.
Das ist richtig. Maria erkannte Markberts Stimme am Telefon, aber Markbert leugnete zuerst bei ihr angerufen zu haben. Später gab er dann doch zu, dass er der Anrufer war.
Er könnte aber theoretisch auch von einem anderen Telefonanschluss bei Maria angerufen haben.
OpLibelle schrieb:Damit gibt es (immerhin) den Beweis, dass Markbert in dieser Nacht gegen 2 Uhr in der fraglichen Wohnung war.
Das wurde dadurch wie gesagt nicht bewiesen. Es wurde nur bewiesen, dass Markbert um die fragliche Uhrzeit bei Maria angerufen hat.
OpLibelle schrieb:Man sollte bei den (angeblichen) Aussagen von Markbert einige Dinge berücksichtigen:
- wir kennen seine Aussagen nicht im Wortlaut, sondern nur aus den Berichten der Familie, die aber bei den Verhören auch nicht dabei war, sondern nur ihr Verständnis von dem wiedergibt, was ihr von den Ermittlern gesagt wurde;
Sie geben nicht ihr Verständnis wieder, sondern das was Ihnen von der Polizei mitgeteilt wurde. Sie haben damals vieles aufgeschrieben, sofort nachdem sie etwas von der Polizei oder anderen Personen erfahren haben. Dadurch verfügen sie heute über umfangreiche Unterlagen und müssen sich nicht auf ihre Erinnerung verlassen.
OpLibelle schrieb:- Markbert wurde erst Tage später, nach seiner Rückkehr aus dem Osterurlaub befragt. Kleinere Details kann man da durchaus bereits vergessen haben oder falsch erinnern;
Sicher kann man nach einigen Tagen mal etwas vergessen, aber die Erinnerungslücken begannen bei ihm schon am gleichen Tag. Am 11.04.1995 (der Tag des Verschwindens) als Frau Engelbrecht ihn anrief und ihn fragte, ob er weiß wo Sonja ist und wo sie am vorigen Abend zusammen waren, hat er schon einige Details nicht erwähnt. Er sagte z.B. nichts von dem Besuch in der Wohnung in der Schellingstrasse. Er erzählte der Frau Engelbrecht nur, dass er mit Sonja im Vollmond war, dass sie ihre Schwester anrufen wollte und dass er sie am Stiglmaierplatz zum letzten Mal gesehen hatte.
Auch davon das sich Sonja angeblich beobachtet fühlte und Angst hatte erzählte er nichts. Wäre das nicht etwas was einem vermutlich sofort einfällt, wenn man hört dass die Person die sich beobachtet fühlte und Angst hat kurz darauf verschwunden ist?
OpLibelle schrieb:- er dürfte bei seiner Aussage sehr besorgt gewesen sein, dass man ihn für das Verschwinden von Sonja verantwortlich macht, sowohl rechtlich aber natürlich auch ("nur") im moralischen Sinne; also wird er ggf. versucht haben, seine Rolle etwas positiver darzustellen, als sie vielleicht war. Mögliches Beispiel, völlig aus der Luft gegriffen: Wie nun, wenn die Tram kam, als Sonja gerade austreten war und er einfach losgerannt ist, ohne auf sie zu warten? Weil ihm sein Verhalten im Nachhinein selbst peinlich ist, denkt er sich die Geschichte mit der Telefonzelle aus. Eine (dumme) Notlüge zur eigenen Ehrenrettung. Das macht ihn aber nicht zum Mörder.
Wenn ein 17-jähriger, bald 18-jähriger, in einer Stresssituation zu einer Notlüge greift ist das nachvollziehbar. Aber nachdem Sonja bereits wochenlang oder monatelang ohne ein Lebenszeichen verschwunden war, muss er den ernst der Lage verstanden haben. Und spätestens zu diesem Zeitpunkt hätte er eine Notlüge (wenn es sie denn gab) aufklären müssen. Denn so etwas behindert ja auch das Vorankommen der Ermittlungen.