gräfinzahl schrieb:Wenn das deine Ansicht ist, macht ein weiterer Austausch keinen Sinn.
Seufz. Bin ich da wieder jemanden persönlich auf die Füße gelatscht? Mein Satz ist eigentlich eine Binsenweisheit. Die Frage ist doch nicht, ob "Sollen und Sein" unterschiedlich sind, sondern wie weit das auseinander klafft. Im Rechtsstaat idealerweise natürlich wenig, aber jeder Rechtsphilosoph und -soziologe weiß um die Differenz. Die zu leugnen hielte ich für eine große Naivität. Der Rechtsstaat leistet viel, aber wer ihn überschätzt, der gibt sich Illusionen hin (von denen, die den Rechtsstaat ablehnen, weil er ihre Vorstellung von Gerechtigkeit nicht erfüllt, will ich jetzt gar nicht anfangen).
Ich denke, ich sprach mehrmals von "Idealisierung". Also von der Vorstellung,
alle Richter würden sich immer nur an Recht und Gesetz halten und alle Verteidiger
nie ihren persönlichen Vorteil im Blick haben. Und Politiker würden
immer für das Wohl des Volkes handeln...
Damit habe ich nicht gesagt, dass Richter notorische Rechtsbrecher sind. Aber ich habe zu oft erlebt, dass Richter oder Staatsanwälte auch (!) tendenziös entscheiden, vor Verfolgungseifer genauso wenig gefeit waren, wie vor absoluter Verfolgungsunlust. Das kommt vor. Das sind nur Menschen und sie sind wahrlich nicht unbeeinflusst vom Zeitgeist, von Karrierewünschen, von persönlichen Vorlieben.
monstra schrieb:Deshalb bin ich kein Strafverteidiger. (...)
...Fälle, in denen Polizei, Staatsanwaltschaft und Gerichte sich einfach nicht um das Recht gekümmert haben. Wo ihr signalisiert wurde: "Sie mögen ja Recht haben, aber Sie bekommen es nicht." Wo bestimmte Tätergruppen einfach nicht korrekt behandelt wurden, weil sie Nichtdeutsche waren oder aus schwierigen sozialen Verhältnissen kamen. Wo Maßnahmen StPO-widrig durchgezogen wurden und das Gericht das ignorierte. Usw.