Noch nicht gefasste mutmaßliche RAF-Terroristen

Abgesehen davon Frage ich mich aber bei wem so ein Brief verfängt...? Die breite Masse natürlich nicht. Ich Frage mich auch ob die gewaltbereite Linke dieses Schreiben begeistert aufnimmt?!

Bei sogenannten "Altlinken" kommt das sicher an, die sind aber inzwischen schon im Rentenalter und werden keine Revolution starten. Deshalb der Versuch, den Bogen zu spannen hin zur Klimabewegung und den "free Palestine"- Leuten.
Ich denke auch,dass jemand, der in einem Verschlag tief im Wald haust, nicht die Kapazität hätte,einen solchen Brief zu verfassen,daher vermute ich BG nach wie vor in städtischem Umfeld und mit Zugang zu einer gewissen Infrastruktur.

Wer sich intensiver mit der Ideologie der RAF beschäftigen möchte, dem empfehle ich, sich mit der Auflösungserklärung der RAF zu befassen, die in Teilen auch von Staub verfasst wurde, wie angenommen wird.

https://socialhistoryportal.org/raf/text/307207

Das macht das Schreiben von Garweg verständlicher.

Edna schrieb:Ich finde den Sprachgebrauch nicht Mal besonders außergewöhnlich.

Wer -wie ich- heute älter als 35-40 ist, kennt diese Art von Sprachgebrauch vielleicht noch ganz gut. Aber jüngere Generationen eher weniger, da sich alles globalisiert hat, im Netz geteilt wird. Das hat den Sprachgebrauch nachhaltig geändert. MMn nicht unbedingt zum Vorteil. Aber das ist ein anderes Thema.

louis1949 schrieb:Wer so einen Brief verfassen kann, sitzt nicht zusammengekauert unter der Bettdecke in einem notdürftigen Versteck, sondern hat eine gewisse Infrastruktur und zeigt eindeutig nach außen Handlungsfähigkeit.

Das stimmt. Es soll vielleicht auch aufzeigen, dass man mit der Festnahme Klettes lediglich einen Teilsieg errungen hat, doch der verbliebene Rest lange nicht geschlagen ist, willens und fähig ist, wie bisher weiterzumachen. In diesem Zusammenhang bin ich übrigens sehr gespannt, ob noch weitere Straftaten folgen, die man BG und EVS zuordnen kann.

louis1949 schrieb:Ich Frage mich auch ob die gewaltbereite Linke dieses Schreiben begeistert aufnimmt?!

Ich denke allenfalls wohlwollend. Es wird nichts an bisherigem Verhalten, Motivation oder Einstellung ändern. Die machen einfach weiter wie sonst auch.

Kottan schrieb:Bei sogenannten "Altlinken" kommt das sicher an, die sind aber inzwischen schon im Rentenalter und werden keine Revolution starten. Deshalb der Versuch, den Bogen zu spannen hin zur Klimabewegung und den "free Palestine"- Leuten.

Ja, der Meinung bin ich auch. BG versucht offensichtlich jüngere Menschen für die -in seinen Augen- "gemeinsame Sache" zu begeistern und zu akquirieren. Möglicherweise denkt er, dass jetzt in diesen Zeiten von weltweiten Krisen, Kriegen und politischem Schlingerkurs die Zeichen dafür günstig stehen. Ich denke allerdings nicht, dass er damit irgendwelchen Zulauf in radikale Gruppen generiert. Nicht mit so einem Pamphlet.

emz schrieb:Wer sich intensiver mit der Ideologie der RAF beschäftigen möchte, dem empfehle ich, sich mit der Auflösungserklärung der RAF zu befassen (...)

Auf jeden Fall. Es gibt auch gute Literatur dazu. z.B. das Buch "50 Jahre RAF" von Stefan Schweizer (1) welches die komplette Geschichte der RAF nachzeichnet. Ich persönlich finde das Buch sehr gelungen. Es gehört mMn zu den besten Werken über die RAF.

(1) https://www.amazon.de/50-Jahre-RAF-ganze-Geschichte/dp/3964380504

Kottan schrieb:Ich spekuliere (!), dass er sich bei einer Freundin/Lebensgefährtin aufhält, die bis jetzt polizeilich nicht aufgefallen ist und alles auf ihren Namen macht. Das würde auch diese relative Risikofreudigkeit erklären.

Ich finde den Gedanken zwar nachvollziehbar, aber es wäre risikoreich. Das Umfeld von Garweg ist ja extrem gut beleuchtet worden, vermute ich. Sollte es diese "Juliane" sein, wäre das auch verdammt risikoreich. Sie ist ja der Polizei namentlich und lichtbildlich bekannt - Garweg müsste dafür spontan eine Lebensgefährtin aus dem Hut zaubern. Das traue ich trotz der vielen Liebschaften nichtmal ihm zu. ;)
Ich denke eher, er ist bei einem treuen Weggefährten, der bisher absolut nicht im Fokus der Polizei ist.

...bzw. er bekommt möglicherweise von einem solchen Unterstützer eine Wohnung gestellt.

Ja,ein Sympathisant/Freund, der bis jetzt nicht behördlich aufgefallen ist oder bestenfalls in seiner Jugend bei Demos dabei war, ist wahrscheinlicher. Ich selbst habe eine sehr bürgerliche Existen und bin keinesfalls linksradikal, kenne aber durchaus Leute, denen ich so etwas zutrauen würde. Da ist es für jemanden,der dich ein Leben lang in solchen Kreisen bewegt hat, sicher ein Leichtes, Unterstützung zu erhalten.

louis1949 schrieb:Ich denke eher, er ist bei einem treuen Weggefährten, der bisher absolut nicht im Fokus der Polizei ist.

louis1949 schrieb:...bzw. er bekommt möglicherweise von einem solchen Unterstützer eine Wohnung gestellt.

Kottan schrieb:Da ist es für jemanden,der dich ein Leben lang in solchen Kreisen bewegt hat, sicher ein Leichtes, Unterstützung zu erhalten.

Ich vermute das sein Leben im Untergrund/der Illegalität nicht dauerhafter Unterstützung bedarf. Eine Hand wäscht die Andere. Der eine bekommt ein Zimmer, eine Wohnung, einen Bauwagen oder den Stellplatz, dafür packt der Andere mit auf der Baustelle an oder hält das Gelände in Ordnung oder hilft bei der Fälschung von Dokumenten oder beim Schreiben eines Vortrags oder bei den Hausaufgaben des Kindes. Tausend Möglichkeiten.

Ich bin mir deshalb sehr sicher, dass sich BG keinerlei Sorgen um Unterschlupf und Grundversorgung machen muss. Er hat sich in den letzten Jahrzehnten darin eingerichtet, kennt jeden Trick und hat sicher auch ein kleines Netzwerk von Leuten denen er trauen kann. Für ihn ist es nichts besonderes, plötzlich, also von jetzt auf gleich, den Wohnort zu wechseln, Hab und Gut zurückzulassen. Er wird nur ein paar sehr persönliche Dinge und eine Grundausstattung haben, die er immer griffbereit hat. Vielleicht gibt es noch irgendwo ein anonymes Lager, wo er größere Dinge sicher lagern kann. Der Rest vielleicht bei Freunden/Bekannten. Er kennt das Spiel, er kennt die Regeln. Die EB weiß das auch.

Sollte Klette sich vor Gericht verantworten müssen, erwartet Niedersachsens Justizministerin Kathrin Wahlmann (SPD) einen außergewöhnlichen Prozess. Eine Besonderheit: Es würden Taten mitverhandelt, die sich nicht in Niedersachsen zugetragen haben. Daher könnten sich "weit mehr als 20 Personen als Nebenkläger anschließen", sagte Wahlmann. Und dann käme das Landgericht Verden an seine räumlichen Grenzen. "Das stellt die Justiz vor Ort vor organisatorische Herausforderungen", sagte die Ministerin. "Ich gehe aber davon aus, dass wir bei der Raumsuche auf einem guten Weg sind", so Wahlmann.

Quelle: https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/oldenburg_ostfriesland/Kommt-Prozess-gegen-Klette-Besondere-Herausforderung-fuer-Justiz,klette202.html

Sollte es zum Prozess kommen, bleibt die Raumsuche herausfordernd

Lanza schrieb:Sollte es zum Prozess kommen, bleibt die Raumsuche herausfordernd

Wenn die Raumsuche deren einzige Herausforderung ist, schaut ja alles nach sehr guter Organisation und Konzepten aus. ;) Ich denke ja das der Prozess sehr unspektakulär wird. Es würde mich wirklich sehr wundern, wenn sich die Angeklagte tatsächlich selbst einlassen und eine Rede halten würde. Wahrscheinlich schweigt sie oder wird durch die Anwälte irgendetwas verlesen lassen. Das man über sie nicht auch an die anderen beiden Exterroristen gekommen ist, dürfte die EB ziemlich nerven. Ich schätze mal, sie hatten da mehr erwartet. Spuren, Aufenthaltsorte Adressen usw. War wohl nicht der Fall.

@Slaterator
Ich glaube auch, dass es für die Ermittlungsbehörden recht schwierig ist an Informationen auf den Aufenthaltsort von Staub und Garweg zu kommen. Vermutlich wird Klette auch nichts dazu sagen - nicht nur weil sie es einfach nicht weiß, es wird wohl das RAF-typische Schweigen geben.

In einem Interview mit dem ehemaligen Stuttgarter Generalstaatsanwalt Klaus Pflieger geht es um den anstehenden Prozess gegen Klette:

Der Fall erinnert an den sogenannten Nationalsozialistischen Untergrund (NSU). In dem Prozess wurde Beate Zschäpe auch wegen Mordes verurteilt, obwohl sie nicht selbst geschossen hat.

Ja. Ich will Ihnen das aber noch an einem anderen Beispiel verdeutlichen. Der Sohn des 1977 von der RAF getöteten Generalbundesanwalts Siegfried Buback, Michael Buback, hat gesagt, Christian Klar könne vielleicht zu Unrecht verurteilt worden sein, weil er möglicherweise nicht auf dem Motorrad saß, das bei der Tat zum Einsatz kam. Tatsächlich hat Klar aber vor dem Attentat sowohl das Tatmotorrad als auch das Fluchtfahrzeug, einen Alfa Romeo, beschafft. Dadurch wurde er zum Mittäter. Es reicht für eine Verurteilung also aus, wenn man im Vorfeld bei der Planung und Durchführung eines Anschlags wesentliche Beiträge leistet.

Quelle: https://www.rnd.de/politik/raf-experte-ueber-den-prozess-gegen-daniela-klette-TB6CFMPNDJHL3L5TUNJMFNQBDM.html

Auch wenn Pflieger natürlich Recht hat und man auch in Mittäterschaft wegen Mordes verurteilt werden kann, geht es im Falle Klettes um versuchten Mord, wenn es überhaupt zur Anklage in diesem Punkt kommt.
Mit einem Prozessbeginn rechnet Pflieger in diesem Jahr - mal sehen wann es so weit ist...

louis1949 schrieb:Auch wenn Pflieger natürlich Recht hat und man auch in Mittäterschaft wegen Mordes verurteilt werden kann, geht es im Falle Klettes um versuchten Mord, wenn es überhaupt zur Anklage in diesem Punkt kommt.
Mit einem Prozessbeginn rechnet Pflieger in diesem Jahr - mal sehen wann es so weit ist...

Es kommt darauf an welchen Beitrag DK geleistet hat. das muss ja auch nachgewiesen werden. Ich bin da mal sehr gespannt, was überhaupt alles vorgeworfen werden kann und welches Strafmaß da konkret im Raum steht. Für mich persönlich ist das alles etwas undurchsichtig. Andererseits wird DK ja nicht Jahrzehnte im Untergrund verbracht haben, wenn sie keine hohe Strafe zu befürchten hatte. Also ja, es bleibt auf jeden Fall spannend. Noch spannender wird zu sehen, ob die anderen Beiden noch irgendwann gefasst werden können.

Irre finde ich gerade die zeitlichen Nähe von Garwegs Statement mit dem Bezug auf die Gruppe Das K.O.M.I.T.E.E und den heute gegen zwei mutmaßliche Ehemalige dieser Gruppe erfolgten Anklageerhebungen.

https://www.generalbundesanwalt.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2025/Pressemitteilung-vom-07-01-2025.html?nn=478184

Hatte vorher noch nie von denen gehört und jetzt gleich zweimal in so kurzer Zeit.

IlluminatiNWO schrieb:Irre finde ich gerade die zeitlichen Nähe von Garwegs Statement mit dem Bezug auf die Gruppe Das K.O.M.I.T.E.E und den heute gegen zwei mutmaßliche Ehemalige dieser Gruppe erfolgten Anklageerhebungen.

So wie ich das sehe, haben die die selbe Anwältin, die auch ein Mandat für Klette hat, Undine Weyers

Ob die drei nach Deutschland zurückkommen wollen, sei unklar, erklärt Krauths Anwältin Undine Weyers.

Quelle: https://taz.de/Autonome-beantragen-Asyl-in-Venezuela/!5391008/

Vermutlich war es in der linksradikalen Szene bekannt, dass gegen die verbliebenen Gruppenmitglieder Anklage erhoben werden soll und deshalb hat Garweg die erwähnt.
Wobei mir nicht so klar ist, wie das mit der Anklage läuft, da die beiden Mitglieder offenbar in Venezuela Asyl bekommen haben.

Im taz Artikel ist übrigens eine Website zu einer Unterstützergruppe von KOMITEE verlinkt.
Dort gibt es ein Interview mit den beiden, in dem sie über ihre mehr als 20 Jahre Flucht/Untergrund erzählen. In ihrem Fall gab es wohl etliche Unterstützer:innen, die es möglich machten, dass sie sich schlussendlich in Venezuela niederlassen konnten.
Das wird bei Klette, Staub und garweg wahrscheinlich ähnlich (gewesen) sein.
Ich fand das Interview ganz interessant.
Es gibt auf der Seite auch noch einen Film, in dem die wohl selber erzählen, den habe ich mir aber bis jetzt noch nicht angeschaut.

In dem Interview erzählen die beiden, dass sie relativ schnell mit Internet und E-Mail vertraut waren und darüber verschlüsselte Informationen ausgetauscht haben. Angeblich "unknackbar".
Ich gehe davon aus, dass K, S und G das ähnlich gehandhabt haben.

fischersfritzi schrieb:Vermutlich war es in der linksradikalen Szene bekannt, dass gegen die verbliebenen Gruppenmitglieder Anklage erhoben werden soll und deshalb hat Garweg die erwähnt.

Einer der beiden vom K.O.M.I.T.E.E. hatte sich auch mit Daniela Klette solidarisiert:

Thomas Walter und Peter Krauth hatten sich zuletzt aus Venezuela weiter politisch geäußert. So hatte sich Walter mit kurdischen Kämpfern in Rojava, Klimaprotesten oder der früheren RAF-Terrorbeschuldigten Daniela Klette solidarisiert.

Quelle: https://taz.de/Autonome-im-venezolanischen-Exil/!6060895/

Da Klette und Garweg bekanntermaßen eng befreundet waren, war die Erwähnung vom K.O.M.I.T.E.E. womöglich Garwegs Art, "Danke" zu sagen?

@fischersfritzi
Die Anklage gegen das K.O.M.I.T.E.E hat ja wohl nur symbolische Bedeutung. Es wird kaum einer der beiden mutmaßlichen ex-Terroristen nach Deutschland reisen oder der Staat Venezuela plötzlich die beiden festnehmen und ausliefern.

Interessant wäre zu wissen, ob sich die beiden Exilanten und Garweg, Klette und Staub wirklich persönlich kennen.

Klette hat sich nun auch mit einem Grußwort aus der Haft gemeldet:

Konferenzteilnehmenden gerichtet: „Ich grüße Euch heute aus dem Gefängnis von Vechta. Ich wurde vor bald einem Jahr nach Jahrzehnten des Lebens in der Illegalität verhaftet.“

Klette erklärt, für sie gehe es bei ihrem Prozess nicht um die Frage der Schuld, sondern „danach, was Millionen Menschen bewegte und bewegt: Wie überwinden wir Verhältnisse, die global Krieg, Vertreibung, Ausbeutung patriarchale und rassistische Unterdrückung, Armut und vollkommene ökologische Zerstörung hervorbringen?“ Die Antwort auf diese Frage könne man nur „kollektiv und in großen Bewegungen“ beantworten. Der Prozess gegen sie sei ein „Prozess gegen eine emanzipatorische, linksradikale und antikapitalistische Organisation“.

Quelle: https://www.tagesspiegel.de/berlin/solidarische-grusse-aus-der-u-haft-daniela-klette-meldet-sich-bei-rosa-luxemburg-konferenz-zu-wort-13009744.html

WOW, was eine Arroganz und Ignoranz! Von Reflektion, Einsicht, geschweige denn Reue keine Spur. Aber genauso vorhersehbar wie eklig.

Dieses Verhalten deckt sich wunderbar mit dem der letzten begnadigten RAF Terroristen. Bei denen habe ich mich immer gefragt, warum die überhaupt Begnadigt wurden, keine Reue, keine Mitwirkung, kein Nichts. Und ich befürchte, daß sich auch bei Klette Richter finden werden, die ihr für evtl. Verurteilungen iwelche "mildernden Umstände" finden.

@Lanza
@Desperadoo

Fuer 'Daniela Klette - Prozess' ist inzwischen ein eigenes Thema eroeffnet worden:

"Daniela Klette - Prozess"
Daniela Klette - Prozess