Noch nicht gefasste mutmaßliche RAF-Terroristen

wobel schrieb:Luxusknast mit Freunden wie in Stammheim damals ist es sicher nicht, das ist klar.

Das ganz sicher nicht, aber eben auch keine Isolationshaft wie sie zb Meinhof oder Proll erlebten. Für mich liegt die Wahrheit in der Mitte.

Dass DK besonders im Auge behalten wird, dürfte auf der Hand liegen. Dass versucht wird sie als Opfer darzustellen, auch. Typische RAF Vorgehensweise. Dass die Gefahr der Gefangenenbefreiung evt bestehen könnte, schließe ich für mich persönlich komplett aus. Wer sollte die denn rausholen? Das hat ja auch bei den Stammheimern damals sehr gut funktioniert... und da gab es noch ganz andere Möglichkeiten.

fischersfritzi schrieb:Das heißt du zweifelst die Aussagen des Rechtsanwalts an, oder wie ist dieser Satz zu verstehen?

Von mir aus: definiere "Isolation".
Ich denke nicht dass Klette gerade komplett isoliert ist. Von ihren Mithäftlingen vermutlich schon, das leuchtet auch ein (und kann man vermutlich ähnlich nachlesen wie bezüglich "erlaubter" Literatur).
Der Punkt ist doch, dass aktuell das ganze System erstmal rotiert diesbezüglich wie und was man ihr erlauben kann / darf / soll - nicht nur was "Lesestoff" angeht. Im Rahmen der aktuellen Situation und der politischen Brisanz finde ich es gut und richtig dass genau hingeschaut wird.

fischersfritzi schrieb:Doch, offenbar wird sie das.

Wieviele derartige Fälle kennst Du bezüglich RAF? Wir reden immernoch von einer terroristischen Vereinigung und nicht von "gewöhnlichen" Straftätern.

fischersfritzi schrieb:Wenn Klette also wird der Kontakt zu Mithäftlingen komplett untersagt wird, so wird sie auf jeden Fall anders behandelt als andere Untersuchungsgefangene.

Hatten die auch eine ähnliche Vorgeschichte?

Photographer73 schrieb:Dass DK besonders im Auge behalten wird, dürfte auf der Hand liegen. Dass versucht wird sie als Opfer darzustellen, auch. Typische RAF Vorgehensweise. Dass die Gefahr der Gefangenenbefreiung evt bestehen könnte, schließe ich für mich persönlich komplett aus. Wer sollte die denn rausholen? Das hat ja auch bei den Stammheimern damals sehr gut funktioniert... und da gab es noch ganz andere Möglichkeiten.

Das glaub ich auch nicht - da ist nichts mehr mit "Big Raushole".
Unterstützer, Unterbringer, Helfer - ja. Aber Gefangenenbefreiung? Nein.
Auch kein Herauspressen oder gar Mogadischu.

wobel schrieb:Auch kein Herauspressen oder gar Mogadischu.

Eben. Und man darf mMn auch nicht vergessen, dass die Klette keine Meinhof ist, kein Baader, Ensslin, noch nicht mal eine Mohnhaupt. Auch wenn unklar ist, ob und wenn ja, welche Rolle sie bei den ungeklärten Morden gespielt hat, sie ist in der Szene wahrscheinlich eher wegen der 30 Jahre im Untergrund "geachtet".

wobel schrieb:Wieviele derartige Fälle kennst Du bezüglich RAF? Wir reden immernoch von einer terroristischen Vereinigung und nicht von "gewöhnlichen" Straftätern.

Nein, das tun wir nicht.
Die RAF ist seit vielen vielen Jahren aufgelöst, und der Vorwurf der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung ist verjährt.
Sechs der sieben Haftbefehle beziehen sich auf ganz "gewöhnliche" Raubstraftaten.

wobel schrieb:Hatten die auch eine ähnliche Vorgeschichte

Darum ging es doch gerade gar nicht.
Du hast gefragt ob sie anders behandelt wird als andere Untersuchungshäftlinge.
Ja wird sie.

wobel schrieb:Von mir aus: definiere "Isolation".

Ist das deine Antwort hierauf?

fischersfritzi schrieb:Was ist denn deine Definition von "total isoliert".

Dann bin ich jetzt raus, das ist mir zu albern.

Photographer73 schrieb:Eben. Und man darf mMn auch nicht vergessen, dass die Klette keine Meinhof ist, kein Baader, Ensslin, noch nicht mal eine Mohnhaupt. Auch wenn unklar ist, ob und wenn ja, welche Rolle sie bei den ungeklärten Morden gespielt hat, sie ist in der Szene wahrscheinlich eher wegen der 30 Jahre im Untergrund "geachtet".

Jepp, so seh ich das auch.

fischersfritzi schrieb:Nein, das tun wir nicht.
Die RAF ist seit vielen vielen Jahren aufgelöst, und der Vorwurf der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung ist verjährt.
Sechs der sieben Haftbefehle beziehen sich auf ganz "gewöhnliche" Raubstraftaten.

Es reicht doch der eine Haftbefehl in dem sie "des versuchten Mordes in zwei Fällen sowie der versuchten und vollendeten Sprengstoffexplosion in Mittäterschaft (§§ 211 Abs. 2, § 311 Abs. 1 a.F., §§ 22, 23, 25 Abs. 2 StGB) dringend verdächtig" ist *.
Oder willst Du die Rechtmäßigkeit dieses Haftbefehls anzweifeln?

*Quelle: https://www.generalbundesanwalt.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2024/Pressemitteilung-vom-07-03-2024.html

fischersfritzi schrieb:Darum ging es doch gerade gar nicht.
Du hast gefragt ob sie anders behandelt wird als andere Untersuchungshäftlinge.
Ja wird sie.

Nein, wird sie nicht - bei ihr muß halt erstmal alles zigfach geprüft werden von Richtern bzw. Staatsanwälten, alles brav nach den für alle U-Häftlinge geltenden Vorschriften. Und das auch noch unter dem Vorbehalt dass ihre beiden Kumpane noch auf der Flucht sind und dass täglich in der Standard-Presse darüber berichtet wird.

fischersfritzi schrieb:Dann bin ich jetzt raus, das ist mir zu albern.

Eben, mir auch. Deshalb schrieb ich das ja so. Wir kennen die Definition des Anwalts nicht.
Klette hat mit Sicherheit gerade täglich Kontakt zu mehreren Menschen. Das verstehe ich nicht unter "Isolation".
Natürlich ist sie nicht frei, nicht mal so "frei" wie die Stammheimer die damals den ganzen Tag zusammen sein durften und trotzdem war "Isolationsfolter" DAS Schlagwort der 2. Generation.

Sorry, aber da hab ich mehr Mitleid mit den zahlreichen Opfern der RAF und deren Angehörigen als mit Klette in U-Haft.
Vielleicht ist es ja sogar gut für sie nicht mit Mithäftlingen konfrontiert zu sein? Könnte sein dass sich auch darunter Menschen befinden die kein Verständnis für Linksterrorismus aufbringen können.

wobel schrieb:Eben, mir auch. Deshalb schrieb ich das ja so. Wir kennen die Definition des Anwalts nicht.
Klette hat mit Sicherheit gerade täglich Kontakt zu mehreren Menschen. Das verstehe ich nicht unter "Isolation".
Natürlich ist sie nicht frei, nicht mal so "frei" wie die Stammheimer die damals den ganzen Tag zusammen sein durften und trotzdem war "Isolationsfolter" DAS Schlagwort der 2. Generation.

Klar Isolation ist das Schlagwort, rechtlich sind tatsächlich einige Maßnahmen drin (und durchaus berechtigt).
Es kommt auf die Sichtweise des Richters an. Zum Beispiel bei"besonderer Verdunkelungsgefahr" sind laut Abschnitt 60 UVollzO unter anderem zulässig:

1.Anordnung strenger Einzelhaft, während welcher der Gefangene von anderen Gefangenen dauernd getrennt gehalten und streng bewacht wird;
2.Beschränkung des Verkehrs mit der Außenwelt auf das Mindestmaß, insbesondere Paketsperre, Verbot der Beschaffung und Benutzung anstaltsfremden Lesestoffes, besonders strenge Überwachung des Schrift- und Besuchsverkehrs sowie, falls unbedingt notwendig, für eine gewisse Zeit völlige Abschließung von der Außenwelt;
3.Versagung oder Entzug der Erlaubnis, sich selbst zu beköstigen;
4.Versagung oder Entzug der Erlaubnis, eigene Kleidung, Wäsche und Bettwäsche zu benutzen, und Verbot des Überlassens von Stücken der Habe;
5.Beschränkung des täglichen Aufenthalts im Freien auf das Mindestmaß sowie im Benehmen mit dem Anstaltsarzt Ausschluss vom Aufenthalt im Freien für eine bestimmte Zeit.

Quelle: https://voris.wolterskluwer-online.de/browse/document/dual/32e822b6-c2aa-345b-b616-3b824078a0cb/044e7aa1-604d-31ac-81e3-a6b0d865305a

Falls sie tatsächlich BG via Handy gewarnt hat, könnte hier eine Begründung der Verdunkelungsgefahr liegen. Kontakt zu verschiedenen Menschen hat sie mit Sicherheit, das werden aber alles Staatsdiener sein....

@Kreuzbergerin
Mein Eindruck nach Hören des Podcasts war, dass die Podcaster schon recht diskret vorgegangen sind. Der Name ”Daniela Klette" fiel mit Sicherheit nicht. Ich gebe zu, dass kam mir alles schon etwas dünn vor. Die waren mehrmals dort, aber konnten anscheinend nicht wirklich fiel in Erfahrung bringen. Die Legende ist in der Tat etwas flach. Auf der anderen Seite stelle ich mir es auch recht schwierig vor, nach dem Training ein tieferes Gespräch zu initieren. Die Vereinsmitglieder hatten ja nun offensichtlich schon Jahre keinen Kontakt mehr mit DK.

Nichtsdestotrotz ist es natürlich möglich, dass bei jemandem dort im Verein etwas ins Rutschen geraten ist. Vielleicht bestand schon eine Art Anfangsverdacht. Man wundert sich schon, warum dort Jahre später auf einmal nach einem ehemaligen Mitglied gefragt wird.

wobel schrieb:Sorry, aber da hab ich mehr Mitleid mit den zahlreichen Opfern der RAF und deren Angehörigen als mit Klette in U-Haft.

Nur wird Klette für keines dieser Opfer verantwortlich gemacht werden und hierfür auch nicht zur Rechenschaft gezogen.

Vielleicht ist es ja sogar gut für sie nicht mit Mithäftlingen konfrontiert zu sein? Könnte sein dass sich auch darunter Menschen befinden die kein Verständnis für Linksterrorismus aufbringen können.

Da kommt eine Zschäpe mit ihrer rechten Gesinnung möglicherweise besser bei den Mitgefangenen an.
Wie war eigentlich Zschäpe in der U-Haft untergebracht? Hatte man ihr ähnliche Einschränkungen auferlegt?

wobel schrieb:Klette hat mit Sicherheit gerade täglich Kontakt zu mehreren Menschen. Das verstehe ich nicht unter "Isolation".

Das werden die sein, die täglich etwas zum Essen bringen.

Surrey2000 schrieb:Nichtsdestotrotz ist es natürlich möglich, dass bei jemandem dort im Verein etwas ins Rutschen geraten ist. Vielleicht bestand schon eine Art Anfangsverdacht. Man wundert sich schon, warum dort Jahre später auf einmal nach einem ehemaligen Mitglied gefragt wird.

So etwas kann ich mir vorstellen.
Daniela Klette soll in dem Verein zehn Jahre lang trainiert haben, laut einer aktuellen Aussage des LKA Chefs Niedersachsen ist sie trotz ihrer regelmäßigen sozialen Kontakte konspirativ vorgegangen, da wundert es mich nicht, dass niemand der Vereinsmitglieder ihre Adresse kannte.
Alleine das könnte auf Dauer dem ein oder anderen seltsam vorgekommen sein.

Auch erinnere ich mich gelesen zu haben, dass sie offenbar unterschiedliche Angaben darüber wie sie ihren Lebensunterhalt bestreitet gemacht hat (einmal hieß es, sie hätte angegeben Altenpflegerin zu sein, einmal war sie angeblich HartzIV Empfängerin).
Als einmaliges Ereignis wäre das vielleicht nicht verdächtig, aber falls es häufiger vorkam, dass sie unterschiedlichen Personen unterschiedliche Angaben gemacht hat, hätte auch dies einem langjährigen Vereinsmitglied seltsam vorkommen können.

Offenbar hat sie nach der Corona Zeit den Verein nicht mehr aufgesucht, das wird sicherlich einen Grund haben.

louis1949 schrieb:Ich glaube nicht, dass sie von der Ergreifung am 26.02. spricht, sondern von der Festnahme, die dann ja endgültig nach der Identitätsfeststellung erfolgte. Da denke ich schon, dass einiges aufgeboten wurde: Fußfessel, gepanzertes Fahrzeug usw.

Das mag schon sein, dass Daniela Klette von der eigentlichen Festnahme spricht und es um die von dir beschriebenen Maßnahmen geht.
Aber trotzdem klingt es übertrieben, wenn sie dann von einem "massiven Einsatz" spricht, der sie "völlig überrollt" habe.
Angesichts der Schwere der Taten, die ihr vorgeworfen werden, sollte ihr klar gewesen sein, dass alle rechtskonformen Sicherungsmassnahmen angewendet werden.

Sollte Daniela Klette noch konkrete Vorwürfe erheben, dass zu nicht angemessenen Mitteln gegriffen wurde, wird das natürlich noch untersucht und beurteilt werden müssen.

Kreuzbergerin schrieb:Offenbar hat sie nach der Corona Zeit den Verein nicht mehr aufgesucht, das wird sicherlich einen Grund haben.

Es könnte auch mit den Maßnahmen rund um die Testung und Impfung zu tun getan haben. Schließlich musste man für den Impfnachweis bzw. für Tests, die nötig waren, um Veranstaltungen in Innenräumen zu besuchen, personenbezogene Daten angeben. Hieraus könnten sich Probleme ergeben haben, die die Identitätsaufrechterhaltung erschwert haben könnten.

Auch musste man, zumindest hier in BaWü, jederzeit damit rechnen, einer Personenkontrolle unterzogen zu werden, sofern man sich außerhalb der Ausgangsperren draußen aufgehalten hat. Nachtrag: mit Hund durfte man dann aber draußen rumlaufen

Kreuzbergerin schrieb:Auch erinnere ich mich gelesen zu haben, dass sie offenbar unterschiedliche Angaben darüber wie sie ihren Lebensunterhalt bestreitet gemacht hat (einmal hieß es, sie hätte angegeben Altenpflegerin zu sein, einmal war sie angeblich HartzIV Empfängerin).
Als einmaliges Ereignis wäre das vielleicht nicht verdächtig, aber falls es häufiger vorkam, dass sie unterschiedlichen Personen unterschiedliche Angaben gemacht hat, hätte auch dies einem langjährigen Vereinsmitglied seltsam vorkommen können.

Aber das widerspricht sich doch garnicht? Wieso sollte das verdächtig sein?
Ja, Altenpfleger werden überall händeringend gesucht, deshalb gibt's aber trotzdem etliche, die von Bürgergeld leben...