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Noch nicht gefasste mutmaßliche RAF-Terroristen

9.385 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Terrorismus, Aktenzeichen Xy, Gesucht ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Noch nicht gefasste mutmaßliche RAF-Terroristen

Noch nicht gefasste mutmaßliche RAF-Terroristen

24.06.2023 um 21:22
Zitat von Kuno426Kuno426 schrieb:Was meint ihr? Osten und Westen - beides jeweils Ausland - eine "Ordnung" ausser Kraft, bis die gemeinsame Ordnung durchgesetzt wurde. Rückkehr ins geeinte Land. Biographie-Bruch wie bei Tausenden Anderen auch?
Jedenfalls könnte ich mir gut vorstellen, dass das Entdeckungsrisiko im Osten noch geringer ist, da die RAF dort nicht so einen großen Platz im kollektiven Gedächtnis einnimmt, wie in West-Deutschland. Das könnte eine Erwägung sein, die die drei bei der Wahl des "Wohnorts" in Betracht gezogen haben.


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Noch nicht gefasste mutmaßliche RAF-Terroristen

24.06.2023 um 21:47
Zitat von maxvonfaxmaxvonfax schrieb:dass das Entdeckungsrisiko im Osten noch geringer ist, da die RAF dort nicht so einen großen Platz im kollektiven Gedächtnis einnimmt, wie in West-Deutschland
... ist ganz bestimmt so, wie du es sagst. "Ist im "Ausland" passiert. Betrifft uns nicht."
Ob sie dauerhaft in den Osten gegangen sind, kann ich nicht sagen. Aber mal so 2-5 Jahre, als Anfang der 1990er Jahre (für uns gefühlt) alles in Bewegung war, könnte ich mir vorstellen.


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Noch nicht gefasste mutmaßliche RAF-Terroristen

25.06.2023 um 00:04
Zitat von Chrisco1234Chrisco1234 schrieb:Ein Leben im Untergrund ist in Deutschland zwar möglich aber es ist sehr unwahrscheinlich, dass dieses über so einen langen Zeitraum aufrechtzuerhalten ist.
Von Seiten der Ermittler wird das jedenfalls nicht als unwahrscheinlich eingestuft.
Wobei ich weder deine noch die Gründe der Ermittler für diese Einschätzung beurteilen kann.
Zitat von Chrisco1234Chrisco1234 schrieb:Sobald die Polizei Wind davon bekommt, müssten sie alles über den Haufen werfen und sich darauf verlassen, schnell eine ähnlich konspirative Wohnlösung außerhalb des "Fahndungsgebietes" zu finden.
Wieso finden? Davon kann ausgegangen werden, dass sie für den Notfall vorgesorgt und längst entsprechende Rückzugsorte eingerichtet haben.
Zitat von Chrisco1234Chrisco1234 schrieb:Übrigens ist es bei den meisten untergetauchten Personen so, dass Sie sich nicht in Deutschland aufhalten.
Diese Erkenntnis beruht worauf?
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:In der Heimat, ausschließlich unter Landsleuten, fällt man meiner Meinung nach wesentlich weniger auf.
Allein schon von der Sprache her fällt man weniger auf, wenn man Gleicher unter Gleichartigen ist.
Kann dir nur in allem, was du sonst schreibst, zustimmen.
Zitat von Kuno426Kuno426 schrieb:Weggeworfene/verkaufte Ost-Personalausweise benutzt, um einen echten BPA oder Pass zu bekommen. Oder einfach ohne Papiere zur "Ankunftsstelle" im Westen gegangen?
Weiß nicht, was du unter einer solchen "Ankunftsstelle" verstehst.
Zitat von maxvonfaxmaxvonfax schrieb:Jedenfalls könnte ich mir gut vorstellen, dass das Entdeckungsrisiko im Osten noch geringer ist, da die RAF dort nicht so einen großen Platz im kollektiven Gedächtnis einnimmt, wie in West-Deutschland. Das könnte eine Erwägung sein, die die drei bei der Wahl des "Wohnorts" in Betracht gezogen haben.
Dass die RAFler seit den 70ern von der DDR versteckt wurden, sollte sich aber auch schon im Ost-Gedächtnis festgesetzt haben.


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Noch nicht gefasste mutmaßliche RAF-Terroristen

25.06.2023 um 06:48
Zitat von emzemz schrieb:Weiß nicht, was du unter einer solchen "Ankunftsstelle" verstehst.
In der Wendezeit gab es Auffanglager z.B. in Gießen oder Friedland wo sich die Leute melden mussten um Papiere und
Hilfe zu bekommen. War damals reines Chaos dort. Gießen hatte bis zu 3 Tage Wartezeit bis man dran kam.
Dort wurden die Leute erfasst und registriert. Kann mir gut vorstellen das sie in dem Chaos damals dort mit einer neuen
Identität auftauchten und echte Pässe bekamen.


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Noch nicht gefasste mutmaßliche RAF-Terroristen

25.06.2023 um 08:36
Damals gab es aber kaum einen Ossi, der nicht sächselte.
Ich weiß nicht, wie jemand im Auffanglager angeben konnte, Ossi zu sein, wenn er hochdeutsch sprach. Auch jemanden, der z. B. einige Zeit im Rheinland lebte, erkennt man sofort an der Spracheinfärbung.

Dass sie das Wendechaos genutzt haben, kann ich mir vorstellen. Aber dann eher anders, um an Papiere zu kommen.


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Noch nicht gefasste mutmaßliche RAF-Terroristen

25.06.2023 um 11:45
@Thordis Das mag damals mancher so empfunden haben, da der sächsische Dialekt zuletzt im Westen nur noch wenig zu hören war, aber in Mecklenburg und anderswo wird z.B., damals wie heute, hochdeutsch oder platt gesprochen. Jedenfalls keine sächsische Mundart.

Im übrigen funktioniert eine Maskerade oft sogar dann, wenn überhaupt keine passenden Sprachkenntnisse vorliegen. In seinem Buch "Ganz unten" gab sich Günter Wallraff als Türke aus, wiewohl er die Sprache überhaupt nicht sprach.

Und der Bundeswehroffizier Franco A. konnte sich als syrischer Geflüchteter ausgeben , obwohl auch er wohl nicht Arabisch oder eine andere in Frage kommende Sprache sprach. Sicher gibt es noch mehr Beispiele.

Die Situation bei der Ankunft viele Menschen ist offenbar nicht so, das da langwierige Backgroundchecks durchgeführt werden können. Erst recht nicht in humanitären Notlagen.

Und bei anderen Menschen reicht die vorgebliche Zugehörigkeit zu einer bestimmten Menschengruppe, dass man ihnen trotz offenkundiger Inhkohärenzen ihrer Vita bzw. ihres Erscheinungsbildes keine Fragen stellt.

Da Staub einmal sogar in der Rolle eines Pfandflaschensammlers einen Tatort ausbaldowerte, darf man davon ausgehen, dass das Trio das Spiel mit Identitäten und deren sozialer Rolle auf Trefflichste beherrscht. Jedenfalls dürfte ihnen vollkommen klar sein, dass man in bestimmten Rollen für die Mehrheit der Mitmenschen quasi "unsichtbar" ist.


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Noch nicht gefasste mutmaßliche RAF-Terroristen

25.06.2023 um 14:21
Zitat von itfcitfc schrieb:In der Wendezeit gab es Auffanglager z.B. in Gießen oder Friedland wo sich die Leute melden mussten um Papiere und
Hilfe zu bekommen. War damals reines Chaos dort
Danke! Mir fiel der Begriff nicht ein, aber diese Auffanglager meinte ich. Nur als eine Möglichkeit, um an saubere Papiere zu kommen, ohne dass höhere offizielle Stellen eingeschaltet gewesen wären.
Und das hätte garantiert auch in der anderen Richtung funktioniert: Westlicher Aufbauhelfer, der sich mit gestohlenem Ausweis im Osten angemeldet und eine Wohnung gemietet hat, kommt zur Meldebehörde, weil ihm Kaffee über seine Papiere gekippt wurde ... In der Nachwendezeit, wo täglich 500 Ossis neue Ausweise oder überhaupt erstmals einen Pass beantragt haben (um Geld umzutauschen oder zu reisen), war bestimmt keine Zeit, um alles gründlich zu prüfen.

Ob sich die heutigen Nachbarn gross dafür interessieren würden, wenn einer behauptet, paar Jahre im Osten verbracht, aber im Alter zurückgekommen zu sein? Wird ja nicht in seine Heimatstadt zurückgekehrt sein. Aber vllt ins alte Bundesland? Ich stelle mir das problemloser und unspektakulärer vor, als im "wirklichen" Ausland neue Papiere zu bekommen und eine Legende aufzubauen.


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Noch nicht gefasste mutmaßliche RAF-Terroristen

25.06.2023 um 19:20
Zitat von emzemz schrieb:Dass die RAFler seit den 70ern von der DDR versteckt wurden, sollte sich aber auch schon im Ost-Gedächtnis festgesetzt haben.
Warum?


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Noch nicht gefasste mutmaßliche RAF-Terroristen

25.06.2023 um 23:59
Zitat von maxvonfaxmaxvonfax schrieb:Warum?
Vielleicht, weil die in der DDR untergetauchten, und dort mit falschen Identitäten versehenen, RAF-Leute teils von der dortigen Bevölkerung erkannt und enttarnt worden waren?

Außerhalb des Frequenzloches um Dresden herum, damals auch "Tal der Ahnungslosen" genannt, wurde natürlich Westfernsehen geschaut, und man war auch in der ehemaligen DDR zweifellos über die RAF und ihre Protagonisten im Bilde. Wie man wohl überhaupt in der DDR über das Leben im anderen Teil Deutschlands recht gut informiert war.


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Noch nicht gefasste mutmaßliche RAF-Terroristen

26.06.2023 um 01:16
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:Vielleicht, weil die in der DDR untergetauchten, und dort mit falschen Identitäten versehenen, RAF-Leute teils von der dortigen Bevölkerung erkannt und enttarnt worden waren?
Die Frage wäre allerdings, inwieweit die Leute in der DDR wirklich damit gerechnet hätten, dass die Personen, die man aus dem Westfernsehen kannte, ausgerechnet morgen die benachbarte Plattenbauwohnung in der Straße der Kosmonauten beziehen und dann eine Arbeit im VEB Plaste und Elaste aufnehmen werden.

Also dass eine Enttarnung wie bei Silke Maier-Witt, die dann auch noch im Westen bekannt wird, der allergrößte Zufall gewesen ist. Und letztlich hätte man unter DDR-Bedingungen eine Enttarnung ja auch einigermaßen bequem unterdrücken können. Wenn da jemand zur Volkspolizei gegangen wäre und erklärt hätte, dass die neue Dispatcherin im VEB Plaste und Elaste nicht etwa die Sandra Müller aus Karl-Marx-Stadt ist, sondern aus dem Westen kommt und eine gesuchte Terroristin ist, hätte man ihm nach einer gewissen Frist mitgeteilt, dass man es überprüft hat, das es aber Quatsch ist und er sich geirrt hat.

Und dass er gefälligst mal damit aufhören soll, die verdiente Genossin durch falsche Beschuldigungen in Misskredit zu bringen, weil sowas nämlich als feindlich-negative Einstellung angesehen werden könnte, die sich bestimmt nicht günstig auf seinen Antrag auf Urlaub im FDGB-Erholungsheim Clara Zetkin auf Rügen auswirkt.

Insgesamt glaube ich aber nicht, dass die RAF und ihre Taten in der DDR so allgemein Thema waren wie im Westen und die Menschen dort so sehr beschäftigt haben, weil es nicht um Leute ging, die man kannte oder die irgendwie eine Rolle für einen spielten.

Allerdings weiß ich auch nichts darüber, ob und wie denn überhaupt in den DDR-Medien über die RAF berichtet wurde, so dass man vielleicht angeregt wurde, mal im Westfernsehen hinzuschauen, wie die das denn so darstellen.


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Noch nicht gefasste mutmaßliche RAF-Terroristen

26.06.2023 um 01:59
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:Außerhalb des Frequenzloches um Dresden herum, damals auch "Tal der Ahnungslosen" genannt, wurde natürlich Westfernsehen geschaut, und man war auch in der ehemaligen DDR zweifellos über die RAF und ihre Protagonisten im Bilde. Wie man wohl überhaupt in der DDR über das Leben im anderen Teil Deutschlands recht gut informiert war.
(Nochmal kurz aus meiner Sicht. Danach werde ich mich ausklinken - aus Respekt - weil ich vom eigentlichen Thema kaum etwas weiss.)
Natürlich haben wir Westfernsehen geschaut und mitbekommen, was die RAF angestellt hatte. Nur war das entweder weit weg hinter dem Eisernen Vorhang oder wir hatten in der Zeit ganz andere persönliche Probleme zu bewältigen (Jobverlust, zusammenbrechende Strukturen usw), sodass wir uns vllt mehr dafür interessiert haben, welcher Stasi-IM wieder enttarnt oder welcher Betrieb von der Treuhand zerpflückt wurde, als dass wir auf "unsere neuen Nachbarn" geachtet hätten! Jedes Wochenende hat ein neuer Gebrauchtwagen-Markt auf der grünen Wiese eröffnet. Da haben wir mit grossen Augen auf die 20 Jahre alten Westautos geschaut - und nicht auf den Händler "Franz Huber", der in Wirklichkeit xxx geheissen hat und in seiner alten Heimat selbst vllt kein Auto besessen hat!
Es hätte die gesamte RAF vor mir stehen können, im feinen Zwirn und gut frisiert - ich hätte Keinen erkannt. Hätte auf Kleidung und Frisur und Umgangston geachtet, um möglichst schnell zu lernen, wie man (vermeintlich) auch so erfolgreich werden kann.
Ich kann da nur für mich sprechen, damals Anfang Zwanzig. Nach dem Mauerfall habe ich bestimmt 3-4 Jahre gebraucht, um hinter die schillernde Fassade zu blicken ;-) Ich hätte Niemandes Identität hinterfragt. Hätte mir ein Franke erzählt, er käme aus Schwaben, hätte ich es kaum nachprüfen können.

Sich in der Zeit neue echte Papiere zuzulegen, eine neue Biographie mit 5 Jahren Aufbauhilfe im Osten zurechtzubasteln, um dann wieder in die Nähe der alten Heimat zurückzukehren, halte ich durchaus für möglich.
Ein bis dahin fremdes Ausland, ohne Grenzkontrolle, ohne Sprachbarriere, und im Laufe der Jahre / bei der Rückkehr nun überall gültige Papiere... Oder meint ihr, sie wären bei der Einführung der SozialversicherungsNr (1995) aufgeflogen?


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Noch nicht gefasste mutmaßliche RAF-Terroristen

26.06.2023 um 02:31
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:dass die neue Dispatcherin im VEB Plaste und Elaste nicht etwa die Sandra Müller aus Karl-Marx-Stadt ist, sondern aus dem Westen kommt und eine gesuchte Terroristin ist,
@brigittsche
Ja, entweder so, wie du es beschreibst.
Oder, dass die Terroristen selbst die Initiative ergriffen haben, weil das Leben im Untergrund zu anstrengend und riskant geworden war. In meinem Beispiel, in den wilden Jahren der Wendezeit die Möglichkeiten im wilden Osten genutzt.
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:ob und wie denn überhaupt in den DDR-Medien über die RAF berichtet wurde,
Naja, so, wie wenn in Spanien oder Albanien etwas Ähnliches passiert. Du hörst davon und verurteilst die Tat (auch wenn sie unter dem Vorzeichen deiner politischen Einstellung verübt wird), aber das Geschehen ist weit weg. Und ich persönlich hätte damals auch nicht die Grenze West > Ost für so durchlässig gehalten, dass ich vermutet hätte, die Terroristen könnten in die DDR gelangen!
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:inwieweit die Leute in der DDR wirklich damit gerechnet hätten, dass die Personen, die man aus dem Westfernsehen kannte, ausgerechnet morgen die benachbarte Plattenbauwohnung
... Niemals hätte ich damals damit gerechnet. Wenn sich Personen komisch verhalten haben oder "neu vorgesetzt" wurden, hätten wir (Jugendlichen) wohl eher den Verdacht gehabt, dass "die neue Dispatcherin aus Mecklenburg" bestimmt von der Stasi platziert wurde, um uns auszuhorchen. Will sagen, ja, es gab Kollegen mit merkwürdigen Biographien. Aber das waren "Durchläufer", die nach ner Weile weggelobt wurden. Für uns uninteressant, weil immer so ein Stasiverdacht mitschwang (oder langgedienter Armeeangehöriger, der in seinem ganzen Leben noch nie in der Produktion gearbeitet hatte - ebenso uninteressant.)


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Noch nicht gefasste mutmaßliche RAF-Terroristen

26.06.2023 um 10:09
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:Vielleicht, weil die in der DDR untergetauchten, und dort mit falschen Identitäten versehenen, RAF-Leute teils von der dortigen Bevölkerung erkannt und enttarnt worden waren?

Außerhalb des Frequenzloches um Dresden herum, damals auch "Tal der Ahnungslosen" genannt, wurde natürlich Westfernsehen geschaut, und man war auch in der ehemaligen DDR zweifellos über die RAF und ihre Protagonisten im Bilde. Wie man wohl überhaupt in der DDR über das Leben im anderen Teil Deutschlands recht gut informiert war.
Nichts davon stelle ich in Abrede. Trotzdem denke ich, dass die Menschen, die damals in der ehemaligen DDR lebten, eine anders ausgeprägte Erinnerung an diese Zeit haben, da sie eben nicht direkt betroffen waren von Rasterfahndung, den entsprechenden gesellschaftlichen Diskussionen, Straßensperren, Prozessbericherstattung, und, und, und.


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Noch nicht gefasste mutmaßliche RAF-Terroristen

26.06.2023 um 11:00
Zitat von Kuno426Kuno426 schrieb:Und ich persönlich hätte damals auch nicht die Grenze West > Ost für so durchlässig gehalten, dass ich vermutet hätte, die Terroristen könnten in die DDR gelangen!
Ja, so hatte ich mir das auch vorgestellt: "Ach was, das kann doch nicht sein, wie sollen DIE denn über die Grenze gekommen sein? Das geht doch gar nicht...." Da hätte man schon gleich denken müssen, dass die Terroristen von der Regierung 'rübergeholt wurden, und da kann ich mir nicht so recht vorstellen, dass man in der DDR geglaubt hat, dass die Regierung oder die Stasi ausgerechnet diese Terroristen ins Land holen.

Aber wie gesagt: Ich kenne mich zu wenig mit der DDR aus, als dass ich das sagen könnte, bin ganz weit im Westen aufgewachsen ;-)


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Noch nicht gefasste mutmaßliche RAF-Terroristen

26.06.2023 um 13:47
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Da hätte man schon gleich denken müssen, dass die Terroristen von der Regierung 'rübergeholt wurden, und da kann ich mir nicht so recht vorstellen, dass man in der DDR geglaubt hat, dass die Regierung oder die Stasi ausgerechnet diese Terroristen ins Land holen.
Naja, nun ist es erwiesenermaßen so, dass andere ehemalige RAFler mit Tarnidentitäten durchaus erkannt wurden. Susanne Albrecht wurde zunächst innerhalb ihrer Tarn-Identität von Nachbarn erkannt und daraufhin nochmal umgesiedelt. Das zweite Mal wurde sie von einem Stasi-Mitglied verpfiffen.


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Noch nicht gefasste mutmaßliche RAF-Terroristen

26.06.2023 um 14:55
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb am 11.06.2023:Ich meine mich aber zu erinnern, dass man seinerzeit sogar soweit ging, für die gefakten Identitäten Einträge in den Standesamtsregistern zu fälschen, und zwar ohne Wissen der Standesamtsangestellten,
Meinst du mit "man" die Stasi?
Zitat von maxvonfaxmaxvonfax schrieb am 11.06.2023:Aber dass die drei via Tor im Dark Web unterwegs sein sollen, kann ich mir irgendwie nicht vorstellen. Ich würde eher denken, dass sie das Digitale mehr als Bedrohung, denn als Chance begreifen.
Warum?
Ich denke gerade wenn man im Untergrund lebt, sollte man auf jeden Fall darauf achten, auf dem aktuellen Stand zu bleiben, und sich nicht von aktuellen Entwicklungen abzukoppeln. Denn dann verliert man auch Kenntnis darüber, wie man durch aktuelle digitale Entwicklungen evtl "entdeckt" werden könnte. Ich denke daher die werden sich auf jeden Fall auch mit digitalen Techniken auskennen. Das ist ja nun auch kein Hexenwerk
Zitat von cjellicjelli schrieb am 11.06.2023:wenn sie technikaffin wären, würden sie in ihrem Alter wohl auch keine klassischen Raubüberfälle mehr begehen, sondern bequem von zu Hause im Homeoffice eine Scamplattform hochziehen, Ransomwareerpressungen o. ä. durchführen, um an Geld zu kommen.
Auch heute noch, werden ganz klassische Raubüberfälle etc begangen auch von Menschen die durchaus technikaffin sind. Nicht jeder der schnelles Geld machen will zieht eine Scam-plattform hoch.
Zitat von Chrisco1234Chrisco1234 schrieb:Ein Leben im Untergrund ist in Deutschland zwar möglich aber es ist sehr unwahrscheinlich, dass dieses über so einen langen Zeitraum aufrechtzuerhalten ist.
Offensichtlich ist es Ihnen ja gelungen, über viele Jahrzehnte im Untergrund zu leben. Und derzeit deutet und soweit ich weiß auch nichts darauf hin, dass sie sich außerhalb von Europa befinden. Das Risiko lege dann bei der Einreise, da bei Reisen aus dem außereuropäischen Ausland auf jeden Fall Passkontrollen fällig werden. Und dass sie regelmäßig in Deutschland auftauchen wissen wir durch die Überfälle. Daher finde ich die Überlegung, dass eventuell in Thailand oder sonst wo leben und für Überfälle einfliegen eher absurd.
Zitat von Chrisco1234Chrisco1234 schrieb:Übrigens ist es bei den meisten untergetauchten Personen so, dass Sie sich nicht in Deutschland aufhalten.
Gibt es dafür irgendwelche Quellen oder ist das reines Bauchgefühl?
Zitat von maxvonfaxmaxvonfax schrieb:Jedenfalls könnte ich mir gut vorstellen, dass das Entdeckungsrisiko im Osten noch geringer ist, da die RAF dort nicht so einen großen Platz im kollektiven Gedächtnis einnimmt, wie in West-Deutschland. Das könnte eine Erwägung sein, die die drei bei der Wahl des "Wohnorts" in Betracht gezogen haben.
Das finde ich tatsächlich eine interessante Überlegung. Wir hatten hier ja schon häufiger diskutiert, wo und wie sie leben könnten und die Vorstellung dass sie irgendwo in einer dünn besiedelten Gegend untergekommen sind wurde wenn ich das richtig erinnere von einigen geteilt. Bin besiedelte Gegenden findet man natürlich auch in den östlichen Ländern.
Zitat von itfcitfc schrieb:Kann mir gut vorstellen das sie in dem Chaos damals dort mit einer neuen
Identität auftauchten und echte Pässe bekamen.
In der Regel sind die Leute doch damals mit ihren eigenen Papieren eingereist.

Zum Abholen der 100 Mark Begrüßungsprämie musste der Ausweis vorgelegt werden. Mir ist nicht bekannt, dass es im größeren Ausmaß Probleme mit Ausweispapieren gab.
Und mir ist auch nicht bekannt, dass Ausweispapiere direkt in den Aufnahmelagern ausgestellt wurden.
In der Regel muss man dazu ganz normal zu einer Behörde. Sollte das in der Zeit anders gewesen sein hätte ich dazu gerne eine Quelle.
Zitat von ThordisThordis schrieb:Damals gab es aber kaum einen Ossi, der nicht sächselte.
Nein, da ist für dich.
In Mecklenburg-Vorpommern wird nicht gesächselt.
Und auch in Brandenburg nicht.


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Noch nicht gefasste mutmaßliche RAF-Terroristen

26.06.2023 um 15:20
Zitat von fischersfritzifischersfritzi schrieb:Meinst du mit "man" die Stasi?
Ja, aber, wie bereits geschrieben: Ich erinnere mich leider nicht mehr, in welcher Dokumentation das gesagt wurde. Wenn das jemand weiß wäre ein Hinweis nett...


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26.06.2023 um 15:37
Zitat von fischersfritzifischersfritzi schrieb:Und mir ist auch nicht bekannt, dass Ausweispapiere direkt in den Aufnahmelagern ausgestellt wurden.
In der Regel muss man dazu ganz normal zu einer Behörde. Sollte das in der Zeit anders gewesen sein hätte ich dazu gerne eine Quelle.
Ich kann mir das auch nicht recht vorstellen, da es ja absehbar möglich gewesen wäre, im (angeblichen oder tatsächlichen) Heimatort nachzufragen. Warum sollte man da einfach jemandem einen Ausweis ausstellen, wenn er blos auftaucht und sagt: "Ich bin der Ronny Müller aus Leipzig, geboren dann und dann in Dresden, und ich habe alle meine Papiere auf der Flucht verloren!"

Sondern da hätte man durchaus verlangen können, dass er eine Geburtsurkunde vom Standesamt Dresden anfordert. Meines Wissens war das sogar bei Leuten so die vor dem Mauerfall geflohen sind (Freunde meiner Eltern).

Das ist etwas ganz anderes als z. B. bei Vertriebenen aus den Ostgebieten, die 1946 natürlich keine Geburtsurkunde vom preußischen Standesamt Königsberg mehr anfordern konnten.

Zumal die Wende in der DDR ja dann auch recht bald Fahrt aufgenommen hat und man annehmen konnte, dass die Zusammenarbeit zwischen Ost- und Westbehörden auf Ebene der normalen Verwaltung sogar besser werden wird.


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26.06.2023 um 19:43
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Kuno426 schrieb:
Und ich persönlich hätte damals auch nicht die Grenze West > Ost für so durchlässig gehalten, dass ich vermutet hätte, die Terroristen könnten in die DDR gelangen!

Ja, so hatte ich mir das auch vorgestellt: "Ach was, das kann doch nicht sein, wie sollen DIE denn über die Grenze gekommen sein? Das geht doch gar nicht...."
Am einfachsten war es doch, sich auf die Transitstrecke nach Berlin zu begeben und schon war man mitten in der DDR. Oder man ist beispielsweise über die CSSR oder Ungarn hin- und hergereist.
Inge Viett war maßgeblich an der Vermittlung der Übersiedlung von zehn RAF-Terroristen in die DDR beteiligt. Sie tauchte 1982, knapp zwei Jahre nach der Entstehung des vorliegenden Dokuments, in der DDR unter. Doch auch schon vor ihrer Übersiedlung durfte Inge Viett die DDR mehrmals und unbehelligt als Transitland nutzen, hielt sich in "konspirativen Objekten" der Staatssicherheit auf und erhielt eine militärische Ausbildung durch das MfS. Bei der im Dokument angesprochenen Befreiung von Till Meyer hatte sich Inge Viett beispielsweise von der Staatssicherheit zusichern lassen, dass sie ungehindert über Ost-Berlin würde fliehen können

Quelle: https://www.stasi-mediathek.de/medien/auskunftsbericht-ueber-die-raf-terroristin-inge-viett/blatt/178/
Aber es gibt ja noch mehr RAFler, die untergetaucht zu sein scheinen:
https://www.bild.de/regional/hamburg/hamburg-aktuell/raf-terroristin-angela-luther-seit-19-000-tagen-auf-der-flucht-84365752.bild.html
Spurlos verschwunden bleibt dagegen die Bombenlegerin Angela Luther. Ihr Schicksal ist bis heute unbekannt. Gegen sie wurde nie Anklage erhoben. Es stehe der ungeheuerliche Verdacht im Raum, die Attentäterin könnte für den Verfassungsschutz gearbeitet haben. Das gehe aus Unterlagen der DDR-Staatssicherheit hervor, erklärte Kraushaar. Berichte von MfS-Mitarbeitern haben – bei aller gebotenen Quellenkritik – Erstaunliches für das Verständnis der RAF zutage gefördert.

Quelle: https://osthessen-news.de/n11668377/terror-experte-dr-wolfgang-kraushaar-ueber-die-mai-offensive-der-raf.html



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26.06.2023 um 21:01
Zitat von emzemz schrieb:Am einfachsten war es doch, sich auf die Transitstrecke nach Berlin zu begeben und schon war man mitten in der DDR. Oder man ist beispielsweise über die CSSR oder Ungarn hin- und hergereist.
Ich meinte das, wie aus dem Originalbeitrag hervorgeht, in dem Sinne, dass man sich nicht vorstellen konnte, dass die Regierung oder die Stasi diese Leute ins Land holt, d. h. ihnen erlaubt, dort zu bleiben.

Dass "ich fahre mal von der Transitstrecke ab und bleibe einfach in der DDR" unter den damaligen Rahmenbedingungen ohne Einverständnis der Stasi oder zumindest des Staates nicht funktioniert hätte, dürfte ja wohl klar sein.


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