emz schrieb:Die Papiere bzw. die Ausweise sind echt. Da steckt(e) ursprünglich eine real existierend Person dahinter.
Die Identität dieser Person ist nun zur falschen Identität des jeweiligen RAFlers geworden.
Ja gut, aber wie muss man sich das praktisch vorstellen? Ein Herr Staub ist irgendwann herumgegangen, hat jemanden gesucht, der
- ihm ähnlich sieht
- in einem ähnlichen Alter ist
- keine Freunde und Verwandte in der Nähe hat
- keiner Arbeit nachgeht,
bläst diesem das Lebenslicht aus, verscharrt ihn in dessen Garten und schlüpft fürderhin in die Rolle eines fremden Menschen, schläft in seinem Bettchen, fährt dessen Auto, benutzt seinen Ausweis, führt dessen Konto, und alle paar Monate oder Jahre füllt er seine Kriegskasse durch einen bewaffneten Raubüberfall zusammen mit seinen alten Kumpels aus der Bewegung auf?
Möglich, sicher, aber wie wahrscheinlich ist das?
Für mich ist die wahrscheinlichere Option, auch wenn sie der Annahme der Polizei widerspricht, dass sich das Trio um eine oder mehrere, in der Legalität lebende, authentische Personen gruppiert, die, aus welchen Gründen auch immer, alle Dinge für sie erledigen, die man im modernen Leben nun einmal erledigen muss.
Autos besorgen und zulassen, Verträge abschließen, Zahlungen leisten.
Der Knackpunkt der Annahme einer falschen Identität ist doch: Woher nehmen, wenn keine staatlichen Strukturen dabei Hilfe leisten? Was passiert mit dem realen Inhaber der Identität? Jemand, der ausgewandert ist? Gestorben? Umgebracht?
Es darf ja z.B. nicht passieren, dass derjenige eines Tages von entfernten Verwandten gesucht wird oder gar selbst wieder auftaucht, etwa aus dem Ausland zurückkehrt.
Man muss ja bei alledem berücksichtigen, dass die RAF zu ihrer Zeit dafür gesorgt hat, dass man Menschen passenden Alters, insbesondere bei Ämtern, unter Vermietern etc., stets mit einem gewissen Misstrauen entgegentrat, und dass die Gesuchten nicht heute etwa in Berlin untergetaucht sind, sondern zu einer Zeit, in der doch in Deutschland vieles noch in regulären Bahnen verlief.
Wo man zwar relativ unbehelligt leben konnte, aber nur, wenn man zuvor ordnungsgemäß gemeldet war, seine Gebühren usw. bezahlte, kurz, ein geordnetes Leben führte.