Ah, da ist sie ja endlich wieder, die gute alte Geigentheorie. Ich habe sie schon fast etwas vermisst. Irgendwie kommt es mir nur so vor, dass die Geige, aus welchen Gründen auch immer, schon fast krampfhaft in das Geschehen miteingebunden werden muss, ohne, dass es in Bezug auf die Relevanz der Geige objektiv auch nur den geringsten Anhaltspunkt gibt. Was haben wir da? Eine Geige, die in einem nichtklimatisierten Camper auf eine Urlaubsfahrt mitgenommen wird. Dies tut einem edlen Instrument sicherlich nicht gut. Die Geige wird logischerweise bei Ausflügen (Neuschwanstein, Herrenchiemsee u.a.) sowie bei Essengehen usw. alleine im Camper zurückgelassen und stellt so eine überaus leichte Beute dar. Also gingen die Ls von einem überaus überschaubaren Wert aus, wobei auch zu berücksichtigen ist, dass ein Eigentümer einer Sachen in der Regel dazu neigt, den Wert seines persönlichen Gegenstands eher zu überschätzen und der Wert objektiv vielfach geringer ist. Niemand und ich wiederhole niemand nimmt ein wertvolles Instrument in einem Camper mit. Und, man kann es nicht oft genug sagen, die Geige ist verbrannt, war also auch für den Täter irrelevant. Nein und nochmals nein, die Geige wurde auch nicht "ausgetauscht"!
Bundesferkel schrieb am 31.08.2020:Zunächst gehe ich von einem eher simplen und, was das Ehepaar L betrifft, auch harmlosen Ablauf aus.Sie suchten ein friedliches und stilles Plätzchenfür einen Mittagsschlaf und gerieten ins Hölzl.
Yepp. Zutreffend! Mittagsschlaf, kurzes Austreten oder einen Platz zum ruhigen Kaffeetrinken abseits des Trubels.
Bundesferkel schrieb am 30.08.2020:Nachdem man ja letztlich nur herumdümpeln und sich individuell Wahrscheinlichkeiten zurechtlegen kann, vermute ich : einen etwas verwahrlosten Einzeltäter, dem beim Herumstreifen im Gelände (mal sehen, was bei der Deponie so herumliegt) das doch recht gepflegt wirkende Wohnmobil aus den NL auffiel. Zur Zeit ziemlich klamm in der Börse, guckt er sich das näher an. Vielleicht hatte er damit gerechnet, das Fahrzeug leer vorzufinden und es schnell mal zu knacken.Wenn sich das Ehepaar L. aber nur etwas zur Ruhe gelegt hatte, gab es böses Erwachen praktisch auf beiden Seiten.
Bundesferkel schrieb:Wir wissen ja nichts über den Zustand des Täters zu Beginn des Überfalls und auch zum Zeitpunkt des Anzündens des Wohnmobils.Wenn wir hier Überlegungen zum Tatablauf anstellen, dann gehen wir in der Regel von unserer subjektiven Logik aus und unserer körperlichen Verfassung.Das halte ich für einen Fehler bei der Nachforschung solcher Kapitalverbrechen.Möglicherweise stand der Täter massiv unter Drogen oder er brauchte Geld für Nachschub, egal wie.Die Beschreibung des Taxifahrers in Nürnberg, wo er erwähnte, der Fahrgast hätte sehr ungepflegt gewirkt und stark nach Schweiß gerochen und auch das Konfuse in seinem Verhalten würde darauf hindeuten.
Völlig richtig! Ich tippe auch auf eine Tat im Drogenrausch. Irrational, objektiv völlig unsinnig und ungeplant. Entweder der Mann dachte, der Camper steht verlassen rum und traf dann unerwartet auf die Ls und drehte dann durch, oder er wollte die anwesenden Ls unter Vorhalt der Waffe ausrauben, was Harry nicht zulassen wollte. Vielleicht nahm der Harry den Mann auch nicht wirklich ernst (was bei der Frisur schon mal vorkommen kann) und hielt die Waffe für eine Spielzeugpistole. Vielleicht hat dieses Nichternstnehmen erst die ganze Wut des Täters ausgelöst.
Im Drogenrausch kam der gute Mann dann auf die Idee, mit dem Camper wegzufahren. Vielleicht wollte er dabei zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, nämlich 1. weg vom Tatort und 2. nach Nürnberg.
Meine Theorie warum der Mann nach Nürnberg wollte:
Wo kann ein Drogenkonsument i.d.R. gut Drogen kaufen? Richtig in Bahnhofsnähe einer Großstadt. Am besten abends. Konnte unser Täter Drogen kaufen? Ja, er war ja plötzlich zu einer gewissen Summe Geld gekommen, die man prima in einen Vorrat invertieren kann. Tja warum dann keine andere Stadt? Weil er die Szene in Nürnberg und dort insbesondere einen "seriösen" Verkäufer kennt. So und diesen "seriösen" Verkäufer ruft der Täter jetzt auch an:
"Servus Pit, kennst mich noch, ich würd was brauchen und zwar richtig."
"Ach Du bist's, aber Du weißt nur gegen Cash, ich bin keine Bank."
"Keine Sorge, hab grade genug"
"Ok 22:00 Uhr HBF Nürnberg"
"Ok bin da. Eine Frage, ich komm dann ja nicht mehr zurück. Kann ich bei dir pennen? "
"Na gut, aber nur wenn Du cash zahlst"
In freudiger Erwartung fährt der Täter los. Jetzt passiert dem Täter aber etwas unerwartetes, weil er mit Autos wenig am Hut hat. Das Benzin geht zu neige, die Anzeige steht fast auf null. Eins kann sich der Mann auf gar keinen Fall leisten: Irgendwo mit dem Camper samt den Leichen liegen zu bleiben. Ergo Planänderung, nächst bester Parkplatz raus und das ohnehin geplante Abfackeln vorziehen. Dann mit dem Taxi zum HBF Nürnberg. Der Täter ist zwar viel zu spät dran, er hofft, dass der Dealer trotzdem auf ihn wartet. Das ist dann leider aber nicht der Fall. Der Dealer war sauer, dass der Typ nicht erschien und fuhr wütend wieder heim ("Auf den Trottel ist nie Verlass, der kann mich mal und braucht ja nie wieder kommen". Der Täter ist auch mäßig begeistert: "Scheiss Tripp, kein Stoff und ich sitz hier auch noch fest. Schweinemüde bin ich auch". Sich selbst bemitleidend und seufzend nimmt er ein Taxi und fährt zurück"
Also, der Täter wechselte nicht bewusst die Taxis, um was zu vertuschen. Nein. Er nahm das erste Taxi einfach um zum HBF zu gelangen, wo er hin wollte. Und das zweite, weil er den Dealer nicht traf und nicht wusste wohin, also zurück. Kein Mastermind, der ein Taxichanging zur Verwirrung vornahm. Einfache Notwendigkeit. Ein Drogenabhängiger mit Glück. Mehr nicht!