@Menedemos @Vorsichtfalle Richtig, wir sind uns hier nicht ganz einig über den Begriff "irrational." Ich meine damit freilich nicht "verrückt" oder "geisteskrank" oder irgendetwas in diese Richtung. Eher wie
@Vorsichtfalle es beschreibt: die Tat war ungeplant, unüberlegt und überforderte den Täter sehr schnell, der dann improvisieren musste. Und das tat er auf keine sehr smarte Weise: er hatte bisher unwahrscheinliches Glück. Hätte er sich am Tatort und danach anders verhalten, wüssten wir bis heute gar nichts über ihn, kein Geschlecht, kein Alter, kein Aussehen, kein Dialekt, damit keine Ahnung, wo er herkommen mag etc. (Die DNA die er vielleicht hinterlassen hat, hätte er durch ein in Brand setzen des Wohmobils am Tatort auch beseitigen können). Alles was wir über ihn wissen, und was durchaus für eine Ergreifung hätte genügen können, wissen wir nur, weil er es freiwillig durch sein Verhalten offenbart hat.
Das nenne ich irrational, wenn ich unterstelle, dass ein rationaler Täter an seiner Stelle versucht hätte, alles zu vermeiden, was Spuren hinterlässt.
Dazu dann auch eine kritische Anmerkung zu
@Menedemos : Du erwähnst zwei Dinge, als seien es erwiesene Tatsachen. Das ist aber keineswegs so:
1) Dass er am Tatort bei irgendeiner schweren Straftat überrascht wurde - Du spekulierst hier sogar auf das Verschwinden lassen einer weiteren Leiche.
2) Dass deshalb sein Motiv war, so schnell wie möglich zum Tatort zurückzukehren, weil dort noch etwas erledigt werden musste.
Beides hält aber einer genauen Betrachtung nicht Stand:
A) Davon gibt es absolut keine Spuren. Die Polizei hat sicherlich die Umgebung des Tatorts damals gründlich untersucht. Es haben sich in den Jahren auch keine Hinweise auf irgendeinen Zusammenhang ergeben, dass eine Person, auf die die Beschreibung zuträfe, in jener Gegend zu jener Zeit eine schwere Straftat begangen hätte.
B) Selbst wenn 1) zuträfe, wurde hier mehrmals erwähnt, dass er sich ca 2 Stunden am Tatort aufhielt. Ich denke wenn er schon so gründlich mit irgendetwas beschäftigt gewesen wäre, dann hätte er die Arbeit auch vollendet, so dass er nicht zum Tatort hätte zurückkehren müssen.
Das ist die Gefahr beim Spekulieren: wenn wir eine Hypothese als Grundvoraussetzung und gegeben betrachten, machen die weiteren Interpretationen, z.B. der schnellen Rückfahrt, durchaus Sinn. Nur: die Grundvoraussetzung ist lediglich Spekulation ohne jedes Indiz, dass sie zutrifft.
Gleiches gilt für die anderen Spekulationen, wie sexuelles Motiv, irgendwelche vorausgehenden Beziehungen zu den Langendonks, usw usw. All das konnte in all den Jahren nicht einmal ansatzweise ermittelt werden. Daher halte ich es auch heute für keine belastbare Spekulationsgrundlage.
Für mich bleibt es dabei: es war ein Täter mit starkem Bezug zum Raum Oberbayern, Salzburg, der zufällig seine Opfer traf und dessen Motiv Diebstahl bzw. Raub war. Ob die Tötung geplant, in Kauf genommen, oder selbst für ihn überraschend war, kann man nicht sagen. Die Fahrt nach Nürnberg diente keinem rationalen Zweck sondern war vermutlich eine spontane, nicht durchdachte Entscheidung. In Nürnberg angekommen war er komplett mit der Situation überfordert und wollte nur noch schnellstens zurück in seine heimische Gegend, selbst um den Preis, dadurch eindeutige Spuren zu legen, seine Beute draufgehen zu lassen und eventuell bald verhaftet zu werden. Dass er nicht gefasst wurde, ist grosses Glück.