@Rick_Blaine Danke, dass du deine Überlegungen zur Irrationalität jetzt doch noch einmal präzisiert hast.
Zunächst mal möchte ich dir zustimmen, dass man einen Raub als Motiv nicht ausschließen sollte. Dass das Naheliegende oft auch das Zutreffende ist, leuchtet mir ein. In der Tat könnte man damit die Herkunft der Francs recht gut erklären, wenn der Täter häufiger Touristen bestohlen hat. Andere Motive halte ich aber weiterhin für möglich.
Aber was die Irrationalität betrifft, man ahnt es schon, bleibe ich bis auf Weiteres bei einer konträren Meinung.
Vielleicht müsste man klären, was jeder mit "Irrationalität" meint. Falsch oder sogar dumme Entscheidungen allein sind für mich nicht irrational. Irrationales Verhalten zeigt sich eher an den ZIELEN. Und gut, auch völlig absurde Strategien, um Ziele zu erreichen, können vielleicht "irrational" genannt werden. Aber beides sehe ich nicht, bei weitem nicht. Seine Ziele waren nicht irrational, denn er wollte offensichtlich erst vom Tatort ablenken und später den Tatort von Spuren säubern, beide Ziele sind vernünftig. Und auch die Strategien dazu waren durchaus nicht so unvernünftig. Vielleicht hätte ich es an seiner Stelle sogar ähnlich gemacht.
Im Detail:
Rick_Blaine schrieb:Mag sein, dass er das tat, in der verrückten Annahme, man würde dann den Tatort nicht finden. Aber das ist allein schon irrational: es gibt natürlich keinen Zweifel daran, dass die Nürnberger Polizei schnell nachvollzogen hätte, wo die Langendonks zuletzt gesehen wurden. Sicher, man hätte zunächst nicht gewusst, ob sie selbst nach Nürnberg fuhren, aber man hätte gewusst woher sie kamen.
Mag sein, genau. Aber durch die Finte des Täters erst nach mehreren Tagen, und die haben ihm gereicht, Spuren zu beseitigen. Was wäre denn passiert, wenn er geflohen und das Womo einfach stehen gelassen hätte und das Ehepaar vom Modellfliegerflugplatz oder andere Leute, die die Schüsse gehört hatten, sich doch noch entschlossen hätten, bei der Polizei anzurufen? Die Ermittler hätten am Tatort nicht nur die Ermordeten, sondern wahrscheinlich innerhalb und außerhalb des Fahrzeugs auch noch massenhaft Spuren vom Täter gefunden. Deshalb musste das Wohnmobil, mussten offensichtliche Spuren eines Verbrechens einfach weg. Vielleicht wäre es sinnvoller gewesen, nur bis nach München und nicht bis nach Nürnberg damit zu fahren, kann sein. Aber ist diese Entscheidung bereits "irrational"? Es gibt übrigens durchaus auch Gründe, soweit weg wie möglich zu fahren, um so weniger wird spontan ein Zusammenhang hergestellt. Und dass der Aufenthaltsort der Langendonks ziemlich genau bekannt war, konnte der Täter nicht wissen. Bei niederländischen Wohnmobilurlaubern denkt man in Deutschland spontan erst einmal an "Durchreise".
Rick_Blaine schrieb:Vollkommen irrational ist dann aber die Taxifahrt nach Oberbayern. Dass der Täter durch sie eine breite deutliche Spur zurück nach Oberbayern legte, sollte ihm klar sein, besonders, wenn man annimmt, dass er so smart war. Zwei oder drei Stunden länger irgendwo rund um den Nürnberger Hauptbahnhof auf den nächsten Zug gewartet und unerkannt nach Traunstein oder Umgebung zurück - das hätte die Nürnberger Polizei erst einmal verwirrt, sie hätten nach dem Täter in Nürnberg gesucht. Aber eine so auffällige Spur zu legen: das ist irrational.
Ich sag euch jetzt mal, was irrational gewesen wäre: Wenn er sich direkt von Altenfurt mit dem Taxi nach Litzlwalchen hätte chauffieren lassen. Dann würde auch ich sagen, ja, dass ist nicht nur dumm, sondern vielleicht sogar ein kleines bisschen irrational. Aber dass er das Taxi wechselte, zeigt ja, dass er versucht hat, seine Spuren zu verwischen. Dass ihm das nicht ganz gelungen ist, steht auf einem anderen Blatt. Aber grundsätzlich hatte er relativ geordnete Gedankengänge. Und es hat ja gereicht: Erst musste sich der erste Taxerer bei der Polizei melden, dann der zweite, dann erst konnte die Aussage des Ehepaars verwertet werden. Und wenn nur eine der drei Parteien nicht Kontakt zur Polizei aufgenommen hätte, wüssten wir überhaupts nichts. Und obwohl sie sich meldeten, war für den Täter mehr als genug Zeit, den Tatort zu säubern. Bis die Polizei unter diesen Umständen auf den eigentlichen Tatort stieß, war mindestens eine Woche ins Land gegangen.
Rick_Blaine schrieb:Auch ist irrational, nach so einer konvoluten Tat einen Grossteil der vermutlichen Beute wieder für diese idiotische Taxifahrt auszugeben.
Wenn es überhaupt ein Raubmord war, denn vielleicht ging es ihm gar nicht um Geld. Und selbst in diesem Fall könnte es doch sein, dass der Täter, nachdem einiges schief gegangen ist, das Geld auf diese Weise sinnvoll investieren wollte. Er wollte einfach nicht stundenlang im Nürnberger Bahnhofsviertel rumhängen, um auf den ersten Zug zu warten, weil ihm die Situation am Tatort keine Ruhe gelassen hat. Wir wissen ja gar nicht, was da noch war.
Also wie gesagt, ich halte das Verhalten des Täters im Großen und Ganzen für keineswegs irrational.
@latte3 @TheViper Ich denke, dass der Anzug nicht vom Täter stammt. Nicht nur, dass der Aufzug irgendwie "seltsam" ist, sie dürfte auch aus einem anderen Grund nicht seine gewesen sein: Wenn er den Langendonks die Kehle durchgeschnitten hat, müsste die ursprüngliche Kleidung doch von oben bis unten blutbesudelt gewesen sein. So hätte er sich weder in ein Taxi noch in einen Zug setzen können. Und dem zweiten Taxifahrer ist von blutverschmierter Kleidung nichts aufgefallen, obwohl es, als der Täter ausstieg, schon taghell war.