monstra schrieb:Der Film ist nicht einseitig. Im Gegenteil. Da sollte man schon etwas genauer hinsehen. Wer glaubt am Ende, dass Frau Sch. unschuldig einsitzt?
Gut, ich muss allerdings einschränken, dass ich die Geschichte schon vorher kannte und zumindest einen Teil der Berichterstattung in den Medien damals unmittelbar nach der Tat bis hin zum Urteil verfolgt habe. Daher mag ich unbewusst manches in der Reportage anders wahrgenommen haben als jemand der vorher noch nichts darüber wusste.
Aber ich finde schon, dass die Strategie der Doku recht deutlich sichtbar ist: Es wird etwas vorgestellt und dann "bewiesen" dass das so "bestimmt nicht" gewesen sein kann. Und das sind komischerweise fast alles Fakten, die gegen Frau S. als Täterin sprechen und auf diese Weise als zweifelhaft präsentiert werden. Umgekehrt wird z. B. der schadhafte Wagen von Experten aus der nächsten Autowerkstatt besprochen (die natürlich auch nur wissen, was man ihnen erzählt...) und dabei kommt dann "eindeutig" heraus, dass mit dem Auto keine Fahrt nach Koblenz möglich gewesen wäre, ganz undenkbar, absolut ausgeschlossen, kann niemals sein! Dass aber nicht klar ist, ob es diese Schäden in der Tatnacht wirklich schon gegeben hat, fällt dagegen nur so als Nebensatz.
Und andere Dinge, für die es keine Begründung gibt, werden auf recht subtile Art ausgelegt: Die Ablehnung der Ermittler und des wichtigen Zeugen, mit den Protagonisten zu sprechen, werden mit hochgezogener Augenbraue präsentiert, so als wollte man sagen "na, die werden schon ihre Gründe haben, warum sie nicht mit uns reden wollen" und diese Gründe müssen ja irgendwie etwas damit zu tun haben, dass "da was im Busch ist". Auch das wird natürlich nicht ausdrücklich gesagt, aber man betont deutlich, wie komisch das ist, denn "früher haben die doch mit der Presse gesprochen" - und schon steht unausgesprochen im Raum: "Na, die sind sich wohl nicht mehr so sicher wie früher?"
Und die Zeugen, die zu einem Gespräch bereit waren, werden dagegen ins rechte Licht gerückt - z. B. die "Bäckereizeugen" die als die netten Rentner von nebenan präsentiert werden bei denen man gerne mal zum Kaffee in der guten Stube eingeladen wäre. So jemand kann doch nur zutreffende Aussagen machen, und die sind so gut bekannt mit den Leuten seit vielen Jahren, da kann man sich doch nicht irren!
Natürlich wird das alles nicht ausdrücklich so gesagt, denn wer eine solche Sendung macht, der weiß recht genau wie weit man gehen kann ohne unglaubwürdig zu werden, aber ich finde schon, dass diese Tendenz erkennbar ist.
Aber, und das betone ich ausdrücklich, das ist nur mein persönlicher Eindruck. Das mögen andere anders sehen und möglicherweise bin ich da nicht objektiv.