brigittsche schrieb:Nur mit dem Unterschied, dass dieses "da kommt nichts" durch das Verweisen auf "früher haben sie sehr wohl mit der Presse gesprochen" seinen Nachgeschmack erhalten soll.
Das ist ja wohl auch so gewesen. Die Frage "warum damals, warum nicht heute?" ist genauso legitim wie die Frage "warum zu Mundo in Hessen, warum nicht hier?" Das Denken will einem der Film nicht abnehmen.
brigittsche schrieb:Sonst hätte man ja über die Gründe sprechen können, die sicher nichts mit "die haben etwas zu verbergen" zu tun haben. Genau das tut man aber nicht. Der Strang wird an der Stelle abgewürgt wo er die gewollte Wirkung hinterlässt.
Was bleibt den anderes übrig? Soll der Journalist aus dem Off sagen: "Die Polizei wird gute Gründe haben. Das hat nichts zu bedeuten und das müssen wir akzeptieren." Hm. Das würden die Zuschauer wieder als Hofberichterstattung empfinden.
Ich weiß echt nicht, was Du gerne gehabt hättest. Bzw. als zwingend angesehen hättest (persönliche Vorlieben mal beiseite gelassen). Dir gefällt zwar nicht die Umsetzung, aber wie es hätte umgesetzt werden müssen, wird mir auch nicht klar.
XY-Berichte sind ein ganz anderes Genre, wie auch die sehr ermittlerlastigen ZDF-Dokus, in denen in Ehren ergraute Kommissare mit wohlgesetzten Worten und viel Empathie für die Opfer schildern, wie sie die Täter zur Strecke gebracht haben. Und das französische Pedant auf ZDF-Info ist noch mal ganz ganz anders, sehr historisch. Das sind alles ebenfalls handwerklich gut gemachte Dokus bzw. Berichte, dramaturgisch viel zurückhaltender, aber halt auch nicht so unterhaltsam.
Ich möchte nicht mit Dir streiten, was jetzt das richtige Stilmittel gewesen wäre. Ich wehre mich nur dagegen, der Film sei "einseitig" oder "tendenziös" gewesen. Das ist die Verkennung zulässiger journalistischer Erzählstrategien.
Cassandra71 schrieb:Hm, und wieso nicht?
Weil ich im Urteil gelesen habe, wie er sich das Kennzeichen mit Eselsbrücken gemerkt haben will. Das wirkte so im Nachhinein konstruiert auf mich, dass ich das nicht glauben kann. In der Kürze der Zeit, der Nacht, bei einer damals üblichen Nummernschild-Beleuchtung mit zwei schwachen Glühbirnen, wie soll das gehen? Da hätten wir es schon mit Häuptling Adlerauge, einem Genie oder einem Authisten und einem Hellseher zu tun. Zu viele Zufälle auf einmal. Da frage ich mich sehr, wer da der Erinnerung nachgeholfen hat.
Der Beinahezusammenstoß mit einem ähnlich aussehenden Auto ist dagegen eine ganz andere Wahrnehmung. Das merkt man sich auch länger, wobei ich auch da das Erinnerungsvermögen bewundere. Da meine ich, wenn das Ereignis so ein Schock für den Motorradfahrer war, dass sich das einbrennt. Aber in so einem Schockmoment merkt man sich keine Nummernschilder, zumal es dafür keinen Anlass gab, weil ja der Motorradfahrer eher Fehlverhalten geübt hatte, nicht das andere Fahrzeug. Das wäre anders, wenn es sich um Fahrerflucht des Kfz gehandelt hätte, da gibt es sofort einen wichtigen Grund, sich das Kennzeichen zu merken.
Mein letzter Unfall war vor einem Jahr. Ich weiß kein Kfz-Kennzeichen des Unfallgegners mehr. Dafür kann ich mich noch an Kennzeichen des Citroen meiner Eltern von 1978 erinnern (... A 838). Aber das habe ich hunderte Male gesehen, gesucht, betrachtet.
Meine 5 ct.