Zitronella schrieb am 24.03.2018:Unabhängig von dem Zeitfaktor, empfinde ich es als anmaßend, den Ermittlern zu empfehlen, ihre Strategie zu ändern. Kennen wir die Strategie? Oder kennen wir alle Ansätze, denen aktuell nachgegangen wird? Haben wir Zugang zu allen Informationen, Verdachtsmomenten oder Indizien? Nein, wir kennen das, was veröffentlicht wurde. Aber das ist sicherlich nicht alles.
Natürlich haben wir nicht Zugang zu "allen" Informationen, Verdachtsmomenten oder Indizien, die die Ermittler gesammelt haben. Und die werden wir auch nicht bekommen, schon aus ermittlungstaktischen Gründen. Dennoch ist es aber doch durchaus legitim, die Taktik und die Strategie der Ermittler in Frage zu stellen, wenn sich Zweifel daran ergeben. Und diese Zweifel habe ich ja kund getan und auch begründet, wie sie sich aus meiner Sicht und nach meiner Meinung darstellen. Meine Absicht ist es doch nicht, anmaßend zu sein oder respektlos. Im Gegenteil bin ich sehr erfreut darüber, dass die Ermittlungen fortgesetzt werden und nicht in einer Schublade abgelegt wurden. Auch bin ich ernsthaft erfreut darüber, dass nun endlich die DNA aus den Asservaten ausgewertet werden und sich auch schon Treffer ergeben haben. Die Ermittler verdienen höchsten Respekt und jede erdenkliche Unterstützung bei ihren Ermittlungen. Meine Beiträge hier im Forum sind genau darauf ausgerichtet, auch wenn sie sehr wahrscheinlich nicht gelesen werden durch die Ermittler selbst, aber vielleicht helfen sie dennoch über "Umwege".
Um es nochmals auf den Punkt zu bringen: ich habe die Befürchtung, dass KWW nicht der Mörder bei den beiden Doppelmorden in der Göhrde war, er kann aber dennoch für mehrere andere Morde verantwortlich sein. Dies würde aber bedeuten, dass der Täter der Göhrdemorde unbehelligt noch frei herum läuft. Die Fixierung durch die Ermittler auf KWW als mutmaßlicher Mörder bei den Göhrdemorden verschließt dann womöglich den Blick auf einen möglichen anderen Täter. Ganz klar aber auch, die beiden DNA-Treffer aus dem ersten Opferfahrzeug sprechen als Indizen für KWW. Er ist damit Hauptverdächtiger auch für die Göhrdemorde. Doch heißt das auch, dass es keinen anderen Täter mehr geben kann für diese Taten? Und genau hier befürchte ich, dass man sich bereits zu sehr eingeengt hat und nicht mehr ergebnisoffen ermitteln könnte. Denn außer den DNA-Treffern an Asservaten aus dem ersten Opferfahrzeug liegt ja ganz offensichtlich nichts greifbares vor, was KWW tatsächlich als den Mörder der beiden Opferpaare belegen könnte. Man muss bei allem Respekt und aller Freude über die Ermittlungen auch die Frage stellen können: was ist, wenn die DNA-Spur eine Sackgasse ist und KWW nicht der Täter war?
Die Ermittler behelfen sich offensiv mit der Annahme, es könnte einen Mittäter gegeben haben (vielleicht ja auch, KWW wäre nur der Mittäter gewesen) und begründet dies mit der Erklärung, dass der Täter ja in die Göhrde gelangen musste oder die Opferfahrzeuge von einem Mittäter abtransportiert wurden. In diese Richtung sollen nun die Ermittlungen fortgesetzt werden, wozu auch die Hausdurchsuchung in Adendorf zu zählen ist. Man hofft nämlich auch auf Hinweise zu einem Mittäter bei dieser Aktion. Das ist auch gut so! Jedoch darf man auch konstatieren, dass der Mörder der Göhrdemorde durchaus ohne einen Mittäter ausgekommen sein könnte, wie hier im Forum schon mehrfach (und detailliert) ausgeführt wurde. Diese Variante ist doch nicht weniger wahrscheinlich als die Mittäter-Hypothese, auf die die Ermittler setzen.
Abschließend noch: soweit ich es einschätzen kann, passen das Täterverhalten (samt Nachgang der Taten) bei den Göhrdemorden und das Profil des KWW nicht zusammen. Ich hätte ganz gewiss nichts dagegen, wenn ich da falsch liege. Denn wenn das zutrifft, dann läuft der Mörder noch frei herum und er lacht sich ins Fäustchen.
Meinen Gruß!