LuckyLuciano schrieb:Naja, die dürfte Dir bei Deiner Begehung vor Ort nicht entgangen sein, vergleicht man sie mit den Fotos der frühen Artikel der Zeitungen, die die Spurensicherung bei ihrer Arbeit vor Ort zeigten.
Bei meiner Begehung vor Ort habe ich die Details alter Fotos aus Zeitungen überhaupt nicht im Kopf gehabt oder mitgeführt. Meine Intension war, einen Eindruck zu gewinnen, wie die Landschaft sich darstellt(e), wie man an die Tatorte über verschiedene Wege kommen konnte, welche Orientierungspunkte es gab (gibt), warum sich ein Täter gerade dieses Gebiet ausgesucht haben könnte. Dazu habe ich zahlreiche Fotos erstellt und die Gegend nach oben genannten Gesichtspunkten kartographiert. Bei dieser Arbeit stand der exakte Punkt der Fundorte/Tatorte nicht im Mittelpunkt, sondern mehr das gesamte Umfeld mit möglichst allen Hemmnissen und Vorzügen. Tatsächlich habe ich erst nach der Auswertung des Fotomaterials in Kombination mit einer alten topographischen Karte der Bundeswehr (Jahrgang 1990) festgestellt, dass insbesondere Wege und Schneisen eine Veränderung erfahren haben. Für den differenzierten Bewuchs im Areal damals und heute helfen leider die alten Karten und auch neuere nicht wirklich. Selbst mit Google wäre das für heute nur schwer zu interpretieren. Und von damals gibt es aus dieser Quelle dazu leider noch nichts.
Was ich zum Fundort/Tatort 1 feststellen konnte, ist, dass die Vegetation dort zum Teil jünger als 25 Jahre ist. Der Charakter der Lichtung dürfte insgesamt noch sehr ähnlich sein, aber speziell der Blick in die Senke sieht heute bestimmt anders aus als damals. Auch habe ich sehr vereinzelt alte Heidepflanzen vorfinden können, die demnächst ganz aus dieser Landschaft verschwunden sein dürften. Vor 28 Jahren gab es dort sehr wahrscheinlich ein paar mehr davon, was ein etwas offeneres Landschaftsbild voraussetzt. Und das könnte wiederum für Ausflügler oder "Sonnenbader" ein gewisses Argument beinhaltet haben, gerade hier zu rasten oder sich zu entspannen. Deinem Hinweis auf die alten Zeitungsbilder werde ich daher noch einmal nachgehen.
LuckyLuciano schrieb:Tatort/Fundort 2 ist noch nahezu identisch zu der früheren Zeit. Lediglich das Umfeld (Zufahrstwege) und umliegende Waldabschnitte haben heute Schneisen, die es früher nicht gab.
Beim Fundort/Tatort 2 ergaben sich auch meiner Meinung nach nur wenige Veränderungen, obwohl die Jahrzehnte die Wuchshöhe und -Dichte natürlich immer etwas verändern.
Insgesamt hat das Areal allerdings eine andere Veränderung erfahren. Es ist dort auch in den früher feuchteren Senken trockener geworden, was bedeutet, dass das Oberflächenwasser nicht mehr so stark oberirdisch abfließt und sich dann in den Senken sammeln kann. Bei Starkregen-Ereignissen ist das bedeutend, denn der Untergrund ist ganz überwiegend sandig und wasserdurchlässig. Die Veränderung ergibt sich aus der entstandenen Flora um die Senken herum und in den Senken, die nur noch wenige Arten von Pflanzen aufweisen, die auch in stehendem Gewässer gedeihen. In den Senken haben sich humose und lehmhaltige Schichten angesammelt, die das rasche Versickern verhindern. Diese Arten sind stark im Rückzug begriffen und werden wohl auch bald verschwunden sein. Im nächsten Schritt wachsen dann die Senken vollständig mit anderen Arten zu, wie man es schon feststellen kann. Den Grund der Veränderung kann ich nicht benennen, vermutlich spielt hier der Klimawandel mit hinein und wohl auch der bodennahe Bewuchs.
Diese Veränderung aber spielt eine Rolle, wenn man Blaubeeren sammeln möchte oder Pilze. Denn beide werden weniger, wenn es in den oberen 30 cm der Bodenschicht trockener wird. Damals haben Blaubeersammler genau dieses Areal aufgesucht und haben dabei das erste Opferpaar entdeckt. Heute dürfte dieses Areal Blaubeersammler weniger anziehen, weil weniger Blaubeeren zu ernten sein dürften.
Wieder die Frage, warum interessiert mich das überhaupt?
Nun, im Mai 1989 hat es so gut wie gar nicht geregnet in der Göhrde. Der April zuvor war nur durchschnittlich feucht. Die Senken dürften trocken gefallen sein zum Zeitpunkt des ersten Mordes.
Wenige Tage vor dem 2. Mord am 08. und 09. Juli 1989 hat es in der Göhrde zusammen über 10 Liter Regen gegeben. Starken Gewitterregen. Die Niederschläge fielen in kurzer Zeit. Das hat jedenfalls ausgereicht, dass Oberflächenwasser in die Senken abgeflossen ist. Eine dieser ehemals feuchten Senken befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Tatort/Fundort 1. Das dürfte aber beim 2. Mord am 12.07.1989 nicht von Bedeutung gewesen sein, da zu weit weg (und Polizei war ggf. vor Ort). In der Nähe von Tatort/Fundort 2 finden sich keine Senke, die mit Wasser gefüllt sein konnte. Dafür aber die heute trocken gefallene Teichanlage, die ich schon ansprach. Mein Interesse also liegt darin, herauszufinden, ob sich der Täter in Tatortnähe hätte reinigen können in einem Teich oder einer mit Wasser gefüllten Senke.
Für beide Morde kann dies nach meiner Untersuchung theoretisch tatsächlich möglich gewesen sein. Und zwar nur in der Teichanlage, hinter der ich aber noch ein dickes Fragezeichen setzen muss, da die Datierung der Anlage noch aussteht.
Ich halte diese Untersuchung für bedeutend.