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Der "Vermisstenfall" Maike Thiel

751 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Vermisstenfall, Maike Thiel, Mord Schwangere ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Der "Vermisstenfall" Maike Thiel

31.05.2024 um 20:43
Zitat von IamSherlockedIamSherlocked schrieb:In der Doku kam nicht zur Sprache, ob außer dem 6x6 cm großem (wenn ich richtig erinnere) Areal noch wo anders bzw. der gesamte Arm abgescannt wurde.
So wurde das in der Doku nicht gesagt. Die Frau, die das Gerät bedient sagt, als sie den Untersuchungskopf auf den Arm aufsetzt, dass das Gerät in einem Areal von 6 x 6 mm 120 Schichtaufnahmen macht. (ungefähr ab Minute 17:10 in Teil 3 der Doku) Ich denke, dass damit einfach die Lesefläche des Gerätekopfes gemeint ist, mit dem man dann aber die zu untersuchende Hauptfläche Schritt für Schritt abtasten muss, halt immer um 6 mm verschoben.

Aber in der Doku wird nur die Anfertigung und Auswertung dieser einen Aufnahme gezeigt. Es ist unklar, ob der gesamte Arm untersucht wurde oder ob damals festgestellt wurde, dass sich die Narbe genau an der Stelle befunden haben soll.
Zitat von abgelenktabgelenkt schrieb:Weiß jemand, seit wann Michael die sehr umfangreiche Armtätowierung hat? Vor allem in der Zeitschiene zu den Beziehungen zu den beiden Exfreundinnen/Zeuginnen?
Um 16:27 wird ein Bild des Unterarmes eingeblendet, da ist neben ganz viel geschnörkelter Deko auch der Schriftzug "Mayra 24.8.2006" zu lesen. Daraus würde ich schließen, dass das Tattoo kurz nach diesem Datum gestochen wurde. (wohl entweder das Geburtsdatum von Tochter Mayra (falls er denn so eine hat) oder ein Kennenlern-/Verlobungs-oder Hochzeitsdatum mit Mayra).

Die Mutter sagt in Teil 3 der Doku jedenfalls, dass die Tätowierung erst Jahre nach der Tat stattgefunden hat (ab Minute 15:00). Dann wird ein Foto eingeblendet, das mit dem Datum 24.9.2010 versehen ist und auf dem er schon einen Schriftzug längs über den Unterarm tätowiert hat, aber das ganze andere tätowierte Gekritzel ist noch nicht da.

Beim Raussuchen dieser Stellen ist mir jetzt noch ein Statement des ehemaligen Richters aufgefallen:

(ab ca. Minuten 13:50, Teil 3)

Er erzählt, dass man mit bloßem Auge am Unterarm keine Narbe erkennen konnte. Deshalb hat das Gericht zwei (!) Sachverständige beauftragt, zu klären, ob es eine Narbe gibt oder nicht. Die Untersuchungen bleiben dann ohne Ergebnis, die Sachverständigen konnten KEINE (!) Narbe nachweisen, aber auch nicht ausschließen, dass es eine gibt.

Damit ist meiner Meinung nach das neue Gutachten, das mit neuer Untersuchungsmethode nachgewiesen hat, dass es keine Narbe gibt, als Wideraufnahmegrund völlig hinfällig. Das Gericht war bei der Urteilsfindung ja offenbar gar nicht davon ausgegangen, dass es die Narbe gibt und dass diese ein Indiz darstellt, auf dass sich das Urteil stützen kann.
Damit stellt diese Erkenntnis doch keine neue Tatsache im Sinne von § 359 (5) StPO dar...?!


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Der "Vermisstenfall" Maike Thiel

31.05.2024 um 20:59
Zitat von OriginesOrigines schrieb:1. Abwegig. Wir sprechen hier über Unterhaltspflichten, die damals nicht mehr als ein paar hundert DM (je nach Einkommen des Vaters) betragen haben. Da liegen dann auch nicht plötzlich 100.000 DM herum. 2. Reine Spekulation.
Ne, keine Spekulation, sondern so in der Doku dargestellt. Michael S. hat die Geldabhebungen doch sogar selber eingeräumt. Nur dass er behauptet hat, dass er das Geld von der Bank geholt hat, um ein Auto abzustottern, dass er von einem Kumpel gekauft haben will.

(ab ca. Minute 18:00 in Teil 2 der Doku)

Ab Tag vor der Tat hatte Michael S. ca. 2.000 DM abgehoben und dann 4 Wochen nach der Tat noch einmal 2.000 DM.
Es geht hier also nicht um 100.000 DM die dem Auftragsmörder gezahlt wurden, sondern gerade mal um 4.000 DM. Mutter und Sohn S. hatten - als Sparbrötchen die sie nunmal sind - einen Mörder gefunden, der an der Armutsgrenze lebte und mit diesem geringen Honorar offenbar zufrieden war.

Das deckt sich überings mit den Aussagen einer der Zeuginnen, der Michael S. Details zur Bezahlung berichtet hat.

Michael S. dagegen erzählt dann eine seiner dümmsten Lügengeschichten, die nun wirklich ganz leicht zu durchschauen ist. Er habe das Geld jeweils als Ratenzahlung für einen Autokauf gebraucht. Das Auto habe ca. 11.000 DM gekostet, er habe es von einem Kumpel gekauft und immer dann die nächste Rate bezahlt, wenn er mal wieder etwas Geld verdient hatte.
Er hat also Azubi im Straßenbau damals, zum Zeitpunkt der Tat, innerhalb von 4 Wochen 2.000 DM zusammen verdient, die er nach der ersten Rate dann abheben und dem Kumpel als 2. Rate überbringen konnte. Danach lief es verdiensttechnisch dann allerdings nur noch mies, denn da hat er dann ja Jahre gebraucht, um die restlichen Raten zusammenzuverdienen...


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Der "Vermisstenfall" Maike Thiel

31.05.2024 um 21:02
Zitat von OriginesOrigines schrieb:1. Abwegig. Wir sprechen hier über Unterhaltspflichten, die damals nicht mehr als ein paar hundert DM (je nach Einkommen des Vaters) betragen haben. Da liegen dann auch nicht plötzlich 100.000 DM herum. 2. Reine Spekulation.
Bei Manfred S. ging es nicht um Unterhaltspflichten, der Mann war schwerbeschädigt und wahrscheinlich (EU)- Rentner.

Außerdem kenne ich mich zufällig mit Unterhalt zu Zeiten der Mark (bin auch aus DDR, wie die Beteiligten hier im Fall) DM und dem Euro aus, habe 4 Kinder (geb. 1983, 92, 93 und 2002) und diverse Probleme diesbezüglich mit Erzeuger(n), Ex- Mann.
Zu dem Thema brauche ich absolut keine Belehrung! Und sonst auch nicht!
Zitat von cododerdrittecododerdritte schrieb:Ne, keine Spekulation, sondern so in der Doku dargestellt. Michael S. hat die Geldabhebungen doch sogar selber eingeräumt. Nur dass er behauptet hat, dass er das Geld von der Bank geholt hat, um ein Auto abzustottern, dass er von einem Kumpel gekauft haben will.
Genau.


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31.05.2024 um 23:09
Zitat von cododerdrittecododerdritte schrieb:Ich sehe sonst nicht, wie die Mutter als Anstifterin in das Bild, dass ermittelt wurde, gepasst haben soll.
Ich hab es zumindest dem Podcast von Zeit Verbrechen entnommen, dass Grundlage hierfür die Aussage der Zeuginnen, insbesondere der 2.,Drogenzugeneigten Lebensabschnittsgefährtin war. Wenn man interessante Aussagen des Manfred S hätte, wäre das sicher erwähnt worden.

Ansonsten stimme ich deinen Ausführungen zu. In der Kombination tragen die Indizien sofern man den Zeugenaussagen zumindest einen gewissen Wert bemisst, was wohl richtig ist (insbesondere unter der Hypothese tatsächlicher Unabhängigkeit und fehlender, auch indirekter gegenseitger Beeinflussung.).


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31.05.2024 um 23:15
Zitat von IamSherlockedIamSherlocked schrieb:Hatte ich das richtig verstanden, das Auto wurde erst 10(!!) später gekauft?
Laut dem Zeit Podcast hat der Kumpel den (wohl zeitnahen) Kauf bestätigt. Das Auto wurde auch kurz nach dem Verschwinden vom Kumpel abgemeldet, aber erst viele Jahre später auf Michael angemeldet. Was in der Zwischenzeit war???


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31.05.2024 um 23:22
Zitat von cododerdrittecododerdritte schrieb:Damit stellt diese Erkenntnis doch keine neue Tatsache im Sinne von § 359 (5) StPO dar...?!
Das angeblich wesentlich neue soll wohl sein, dass man nun wohl ausschließen könne, dass es die Narbe gab. Damals konnte man es nicht ausschließen. Wahrscheinlich wegen Irrelevanz kein Wiederaufnahmegrund. Es sei denn die Richter hielten die "Möglichkeit" einer Narbe für entscheidend lt Urteilsbegründung (unwahrscheinlich).


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01.06.2024 um 06:01
Zitat von IamSherlockedIamSherlocked schrieb:Bei Manfred S. ging es nicht um Unterhaltspflichten, der Mann war schwerbeschädigt und wahrscheinlich (EU)- Rentner.
Sorry, hatte Michael S. gemeint, nicht den mutmaßlichen Mittäter Manfred S. Jammerschade, dass er nicht mehr aussagen konnte (ob er gewollt oder sich auf sein Schweigerecht berufen hätte, bleibt natürlich offen). So durfte das Gericht - völlig zulässig - dem recht dünnen "Indizienring" eine weitere Annahme hinzufügen.

Natürlich entschied das Gericht nicht aus Jux und Dollerei. Die Richter (inkl. Schöffen) waren sicher ehrlich überzeugt. Nach Jahren Prozess dürfte das Tatgericht die Instanz sein, die den Fall am besten kennt. Und im Grunde wird auch im Wiederaufnahmeverfahren das Urteil des LG nicht angetastet, nicht auf Fehler untersucht, sondern es sind neue Beweismittel entscheidend, die das LG im Prozess noch nicht kannte. Entscheidend ist nicht ein Fehler, sondern es sind neue Erkenntnisse.
Zitat von cododerdrittecododerdritte schrieb:Damit ist meiner Meinung nach das neue Gutachten, das mit neuer Untersuchungsmethode nachgewiesen hat, dass es keine Narbe gibt, als Wideraufnahmegrund völlig hinfällig. Das Gericht war bei der Urteilsfindung ja offenbar gar nicht davon ausgegangen, dass es die Narbe gibt und dass diese ein Indiz darstellt, auf dass sich das Urteil stützen kann.
In der Doku sieht das jedenfalls der ehemalige Vorsitzende des Gerichts anders. Er neigt sein weises Haupt, denkt intensiv nach und meint, ein Nachweis der fehlenden Narbe würde den Sachverhalt relevant ändern und einem Wiederaufnahmeverfahren Raum einräumen.
Zitat von abgelenktabgelenkt schrieb:In der Kombination tragen die Indizien sofern man den Zeugenaussagen zumindest einen gewissen Wert bemisst, was wohl richtig ist
Natürlich sind das Indizien, Indizien, die letztlich das Urteil wesentlich tragen. Im Falle eines Freispruchs - den ich angesichts der Beweislage für gleich wahrscheinlich und natürlich für möglich erachte - hätte das Gericht darauf eingehen müssen, welchen Wert diese Aussagen hatten und warum es sie nicht als so schwer belastend einstuft.


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01.06.2024 um 14:00
So nochmal ein paar Tage vergangen seitdem ich die Doku gesehen habe. Auch nochmal 3 Seiten hier mitgelesen.

Schön das nicht nur ich das alte Anwaltsteam von Michael und seiner Mutter sehr komisch fand :D

Am Ende bleiben mir 2 Sachen im Kopf:

1. Die Verurteilung ist auf einer sehr dünnen Faktenlage bzw. wenigen Indizien erfolgt aus meiner Sicht. Wir wissen natürlich nicht alles vielleicht, aber so richtig überzeugen tut mich die Verurteilung nicht. Das ist definitiv so ein Urteil was man aussprechen kann aber nicht unbedingt muss. Ohne Leiche oder Tatort ist es eben immer schwer.

2. Ich glaube trotzdem das die beiden es getan haben und das Urteil richtig ist. Für mich fehlt jegliche Gegenthese wer es sonst gewesen sein sollte. Die beiden haben da eine super Show in der Dokumentation gespielt. Sehr abgezockt seit Anfang an. Dies ist nur meine persönliche Einschätzung.

Mal schauen ob wir über den Fall nochmal was hören die nächsten Monate.


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Der "Vermisstenfall" Maike Thiel

01.06.2024 um 14:30
Zitat von burner2014burner2014 schrieb:Schön das nicht nur ich das alte Anwaltsteam von Michael und seiner Mutter sehr komisch fand :D
Wieso? Die Beiden waren bis zum Schluss überzeugt, dass es einen Freispruch geben würde. Sie wollen eine große Anzahl von Beweisanträgen gestellt haben (u.a. ein Glaubwürdigkeitsgutachten für die Aussage von Dominique S., was ich für sehr hilfreich gehalten hätte) und haben das getan, was Verteidiger in der Situation raten würden: Zu schweigen.
Zitat von burner2014burner2014 schrieb:Das ist definitiv so ein Urteil was man aussprechen kann aber nicht unbedingt muss.
Tatsächlich ja. Denn es ist eine Frage der Begründung, also der Bewertung der einzelnen Indizien.

De jure gibt es eine solche Situation nicht. Entweder bleiben "vernünftige Zweifel", dann gilt in dubio pro reo. Oder es gibt sie nicht, dann ist der Tatnachweis erbracht und es muss verurteilt werden. Der BGH hebt durchaus immer wieder mal Freisprüche auf, weil es keinen Raum für "vernünftige Zweifel" sieht.


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Der "Vermisstenfall" Maike Thiel

01.06.2024 um 16:24
Ich habe jetzt auf der Suche nach noch paar Einzelheiten möglichst per Bild und Ton, noch diese kurze Doku gefunden, die evtl. im Lolita Brieger- Thread schon mal gepostet wurde.
"Leiche gesucht" vom ZDF vom 01.09.2020.

Das mit der Abhebung/den Abhebungen habe ich wieder nicht richtig verstanden, der Ermittler von damals, Thorsten Patschéwitz von der Kripo Neuruppin spricht von Abhebung einer größeren Summe, die dann auf verschiedene Konten verteilt wurde, 3500DM blieben aber verschwunden. (etwa kurz nach Mitte)

Kurz vor Ende des Videos hört und sieht man kurz Manfred S., der da also noch lebte in einer Seniorenresidenz, wie er Michael Sch. die alleinige Schuld gibt (aber so, wie er das sagt, trotz dem Zittern und der Anstrengung beim Reden, weiß er imho genau Bescheid, so spricht kein völlig Unschuldiger, imho)

https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/moerdern-auf-der-spur-leiche-gesucht-102.html


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Der "Vermisstenfall" Maike Thiel

01.06.2024 um 16:37
Bearbeitungszeit abgelaufen....
Zitat von IamSherlockedIamSherlocked schrieb:Kurz vor Ende des Videos hört und sieht man kurz Manfred S., der da also noch lebte in einer Seniorenresidenz, wie er Michael Sch. die alleinige Schuld gibt (aber so, wie er das sagt, trotz dem Zittern und der Anstrengung beim Reden, weiß er imho genau Bescheid, so spricht kein völlig Unschuldiger, imho)
Ich meine damit auch, dass, wenn Manfred S. SO über Michael Sch. redet, also ihm in dieser Art die Schuld gibt nach 23 Jahren, es ja offensichtlich ist, dass er selbst, wenn er doch nicht dabei gewesen wäre (was ich nicht glaube), weiß, dass es Michael Sch. war.


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01.06.2024 um 19:00
Zitat von schnessischnessi schrieb:Ist eigentlich bekannt, wo der Wohnort von MS zu dieser Zeit war?
Er wohnte nach meinem Wissen nicht in diesem Wohngebiet "Hennigsdorf Nord", sondern am anderen Ende der Stadt.
Laut der oben verlinkten Doku war der Wohnort von MS in Schwante.

Wenn man sich die ZDF Doku anschaut, kann man eigenltich kaum glauben das MS und seine Mutter nichts mit dem verschwinden zu tun haben, hätte gerne auch gehört was MS zu der Aussage vom Manfred S. sagt.


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Der "Vermisstenfall" Maike Thiel

01.06.2024 um 19:56
Zitat von 1cast1cast schrieb:Laut der oben verlinkten Doku war der Wohnort von MS in Schwante.
Ich hatte mich darüber auch gewundert. Nach meiner Kenntnis wohnte er mit seiner Mutter in Hennigsdorf. Später ist die Mutter nach Rüthnick gezogen. Schwante liegt etwa auf dem halben Weg von Hennigsdorf nach Rüthnick.


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Der "Vermisstenfall" Maike Thiel

02.06.2024 um 18:33
Begleitend zur dreiteiligen ARD-Doku ist jetzt auch ein Podcast aus der Reihe ARD Crime-Time erschienen. Im Prinzip ist der ein bisschen eine Zusammenfassung der drei Doku-Folgen und es gibt viele Ausschnitte daraus zu hören. Interessant ist aber, dass auch die beiden Redakteure, die für die Doku-Sendung verantwortlich sind zu Wort kommen und einige Hintergrundinfos über ihre Recherche für die Doku berichten.

Es stand wohl lange auf der Kippe, ob die Doku überhaupt produziert werden kann. Die Mutter hatte sich sehr schnell bereit erklärt, an der Doku mitzuwirken, aber beim Sohn brauchte es schon mehr Überzeugungsarbeit durch die Journalisten.
Es hing dann vor allem an der Seite des StA, bei dem es lange gebraucht hat, bis er bereit war, für die Doku ein Interview zu geben. Es war aber wohl die Bedingung der ARD, dass beide Seiten ausgewogen zu Wort kommen sollen und den Fall und die Ermittlungen dazu aus jeweils ihrer Sicht darstellen.
Da der Wiederaufnahmeantrag schon eingereicht ist, handelt es sich aus juristischer Sicht um ein laufendes Verfahren und da war es für den StA heikel, sich dazu öffentlich zu äußern. Er hat dann aber schließlich doch zugestimmt.

Interessant ist auch, dass an einigen Stellen die Aussagen der Täter und auf der anderen Seite die Aussagen der Ermittler bzw. des StA direkt gegenüber gestellt werden, deutlicher als in der Fernsehdoku, wo dazwischen oft noch erläuternde Passagen geschaltet sind.
Gerade die Aussagen von Christine S. wirken dann schon teilweise grotesk und man merkt sehr deutlich, wie sehr Selbstbild und Fremdbild hier auseinandergehen...

https://www.ardaudiothek.de/episode/ard-crime-time-der-true-crime-podcast/moerderisches-duo-eine-schwangere-verschwindet-spurlos/ard/13447201/


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Der "Vermisstenfall" Maike Thiel

02.06.2024 um 19:01
Zitat von OriginesOrigines schrieb:Die Beiden waren bis zum Schluss überzeugt, dass es einen Freispruch geben würde.
Die Beiden sagen,dass sie von einem Freispruch ausgegangen sind.
Das ist Öffentlichkeitsarbeit.
Was sie wirklich denken oder erwarteten, weiss man nicht.


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Der "Vermisstenfall" Maike Thiel

02.06.2024 um 19:17
Zitat von fischersfritzifischersfritzi schrieb:Was sie wirklich denken oder erwarteten, weiss man nicht.
Womit wir dann jede Aussage irgendeines Prozessbeteiligten in die Tonne treten könnten? Weil wir nicht in den Kopf hineinsehen können?

Sorry, ich sehe keinen Anhaltspunkt, dass die Beiden die Unwahrheit sagen. Und deshalb sollte man solche Unterstellungen auch bleiben lassen.

Die Beweislage ohne Leiche und nur mit wackeligen Zeuginnen vom Hörensagen sowie weiteren kleineren Ungereimtheiten lässt jedenfalls die Erwartung eines Freispruchs nicht für abwegig erscheinen.
Zitat von cododerdrittecododerdritte schrieb:Begleitend zur dreiteiligen ARD-Doku ist jetzt auch ein Podcast aus der Reihe ARD Crime-Time erschienen.
Vielen Dank für diese sachliche Zusammenfassung!


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Der "Vermisstenfall" Maike Thiel

02.06.2024 um 23:51
Zitat von OriginesOrigines schrieb:Und deshalb sollte man solche Unterstellungen auch bleiben lassen.
Ich weiss nicht, warum du bei einer Kleinigkeit so emotional und unsachlich reagierst.
Ich habe etwas zu bedenken gegeben und das bedeutet weder, dass man jede Aussage der Prozeßbeteiligten "in die Tonne treten" kann noch habe ich jemandrm etwas unterstellt.
Zitat von Vernazza2013Vernazza2013 schrieb am 09.05.2014:ist
Zitat von OriginesOrigines schrieb:ohne Leiche und nur mit wackeligen Zeuginnen vom Hörensagen sowie weiteren kleineren Ungereimtheiten lässt jedenfalls die Erwartung eines Freispruchs nicht für abwegig erscheinen.
Zwischen "Freispruch nicht abwegig" und "toral sicher, dass es ein Freispruch wird" liegen Welten.


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03.06.2024 um 01:50
Zitat von fischersfritzifischersfritzi schrieb:Die Beiden sagen,dass sie von einem Freispruch ausgegangen sind.
Das ist Öffentlichkeitsarbeit.
Was sie wirklich denken oder erwarteten, weiss man nicht.
Am einer Stelle sagt die Mutter:

"Ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, dass man einen Prozess in dieser Weise, also Beschuldigung Mord und Anstiftung zum Mord, führen kann, wenn es keine handgreiflichen Beweise gab, war es sehr schwer vorstellbar."

(Teil 3, ab ca. Minute 1:40)

Ich glaube schon, dass sie mit einem Freispruch gerechnet hat, weil sie eben dachte, dass sie gut genug dafür gesorgt hat, dass man die Leiche nicht findet und es in ihren Augen damit keine Beweise gegen sie gab.
Und unmittelbar davor spricht die Anwältin des Sohnes und sagt auch, dass die mit einem Freispruch gerechnet hat.
Natürlich sind diese Aussagen von diesen beiden Seiten erwartbar: die Mutter macht ja nach wie vor einen auf unschuldig und will sich als Opfer eines Fehlurteils darstellen, da würde es ja eher kontraproduktiv sein, zu sagen, man habe mit einer Verurteilung gerechnet oder sie auch nur entfernt in Erwägung gezogen. Dann würde man ja zugeben, dass im Prozess durchaus Dinge zur Sprache gekommen sind, die gegen sie sprechen.

Und für die Anwältin gilt mehr oder weniger das gleiche. Selbst wenn sie schon vor oder vielleicht auch erst während des Prozesses erkannt hätte, wie eng es wirklich für ihren Mandanten steht, würde sie sich doch nicht ins Fernsehen setzen und erklären, dass die mit einem Schuldspruch gerechnet hat, wenn sie damals im Prozess in ihrem Plädoyer noch eine Freispruch aus Mangel an Beweisen gefordert hat.

Allerdings halte ich den Sohn für dumm genug und die Mutter für arrogant genug, dass ich ihnen die Aussage abkaufe, dass die damals beide mit einem Freispruch für sich gerechnet haben.


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03.06.2024 um 11:54
Zitat von fischersfritzifischersfritzi schrieb:Ich weiss nicht, warum du bei einer Kleinigkeit so emotional und unsachlich reagierst.
Emotional und unsachlich??? Weil ich folgende Aussage für abwegig gehalten habe:
Zitat von fischersfritzifischersfritzi schrieb:Die Beiden sagen,dass sie von einem Freispruch ausgegangen sind.
Das ist Öffentlichkeitsarbeit.
Was sie wirklich denken oder erwarteten, weiss man nicht.
Du unterstellst hier implizit den beiden RA, die Verteidiger waren, die Unwahrheit zu sagen. Behauptest gar mit dem Motiv "Das ist Öffentlichkeitsarbeit".

Mit einem Totschlagsargument, das an Banalität kaum zu überbieten ist: Man könne ja nicht mit Sicherheit wissen, was sie wirklich gedacht oder erwartet hätten.

Sorry, ich wiederhole mich: Mit dieser Erkenntnis könnte man jede Aussage in der Doku diskreditieren. Auch die des Richters oder StA.

Das ist weder unsachlich noch emotional. Ich halte einen Freispruch jedenfalls für nicht abwegig. Wie das Prozessbeobachter (warst Du Einer?) am Ende gesehen haben, weiß ich nicht. Da haben wir keine Aussage. Natürlich bilden sich auch Verteidiger eine Überzeugung, interpretieren Beweismittel und versuchen auf den Prozess Einfluss zu nehmen. Und natürlich können sie der Überzeugung sein, es sei mit einem Freispruch zu rechnen. Gerade in Fällen, in denen der eine schlagende Beweis fehlt.


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03.06.2024 um 15:10
Zitat von OriginesOrigines schrieb:Du unterstellst hier implizit den beiden RA, die Verteidiger waren, die Unwahrheit zu sagen. Behauptest gar mit dem Motiv "Das ist Öffentlichkeitsarbeit".
Das kommt mir jetzt doch etwas naiv vor. Was wären denn die Alternativen gewesen, nachdem sie von den Journalisten um ein Statement gebeten wurden?! Selbst wenn sie schon damals insgeheim von einem Urteilsspruch wegen Mordes ausgegangen sind, könnten sie sich doch wohl heute kaum ins Fernsehen setzen und erklären, dass der Drops aus ihrer Sicht doch schon am ersten Prozesstag gelutscht war und sie eh mit nichts anderem als einem Schuldspruch gerechnet hatten?! Vor allem im Anbetracht der Tatsache, dass ihre damaligen Mandanten gerade dabei sind, eine Wiederaufnahme anzustreben und in der Doku händeringend versuchen, sich als unschuldig Verurteilte darzustellen. Aus Sicht von Mördermutter und Mördersohn ist es doch genau das einzige Ziel der ganzen Doku, darzustellen, dass es keinen einzigen Beweis für ihre Schuld gab und die Verurteilung nur auf unzuverlässigen Indizien beruhte.
Alternativ zu diesem "Wir glaubten bis zu letzt an einen Freispruch"-Statement hätten sie doch nur schweigen können, was vielleicht sogar dazu geführt hätte, dass die ganze Doku nicht gedreht wird, denn in dem Podcast erzählen die beiden Filmemacher ja, wie wichtig es der auftraggebenden ARD war, den Fall möglichst ausgewogen von beiden Seiten zu betrachten. Und da wären nur Mutter und Sohn mit ihren neuen Anwälten ja rechte dünne Kost auf der Verurteilten-Seite gewesen.

Insofern sehe ich es durchaus so wie @fischersfritzi: das ist einfach typisches Anwaltssprech, Öffentlichkeitsarbeit für die ehemaligen Mandanten und eben auch sich selbst bzw. die eigene Kanzlei. Man kann glauben, das sie damals von einem Freispruch ausgegangen sind und das Urteil heute immer noch nicht nachvollziehen können, oder eben nicht. Ein Bild, ob das Urteil nun gerechtfertigt war oder nicht kann man sich aus der Aussage aber eben nicht machen, sie eigentlich nicht mal als Puzzlestein für so ein Bild hernehmen.

Nebenbei schrieb ich ja schon weiter oben, dass mir die Protagonisten auf der Verurteilten-Seite im Vergleich zu denen auf der Anklage- und Opferseite wie eine empörte Laienspielgruppe vorkommt. Und den Eindruck habe ich besonders von diesen beiden Anwälten. Er sagt kaum etwas, sie redet scheint da eher ein Mitteilungbedürfnis zu haben, schaut dabei aber immer irgendwie bestätigungssuchend zu ihm rüber. Sie relativiert auch viele ihrer Aussagen durch die Wortwahl. Z.B:

Teil 3, ab Minute 1:16:

Sie sagt:
"Wir sind ganz klar angetreten, den Mandanten auf dem Weg zum Freispruch zu unterstützen. Und wir waren eigentlich auch sehr optimistisch, aufgrund der nach unserem Dafürhalten sehr dürftigen Beweislage, (hier wieder ein bestätigungssuchender Blick zum Anwaltskollegen) dass das Urteil auch nur auf Freispruch lauten kann."
Der Satz passt doch vorne und hinten nicht. "Eigentlich sehr optimistisch sein" ist so ziemlich das Gegenteil von "sich sicher sein" und wenn ich nur "eigentlich sehr optimistisch bin", dann beinhaltet das eben auch, dass das Urteil auch auf was anderes als Freispruch lauten kann.
Dieses relativierende, unsichere zieht sich bei denen in meinen Augen durch alle Statements die sie abgeben.


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