Der "Vermisstenfall" Maike Thiel
12.01.2012 um 00:00Folgender trauriger Fall wurde beiXY gezeigt,der mich an einen kürzlich aufgeklärten Mord an einer Schwangeren erinnert,die ebenfalls Länge vermisst war:
http://www.berliner-zeitung.de/archiv/vor-zehn-jahren-verschwand-die-17-jaehrige-maike-thiel-aus-brandenburg--sie-war-im-achten-monat-schwanger--ihre-eltern-sagen--sie-ist-tot--aber-sie-wissen-nicht--was-geschehen-ist-sie-fehlt,10810590,10487802.html
LEEGEBRUCH. Das Foto an der Wand im Wohnzimmer zeigt einen schwarzen Hund. Rudi, der elfjährige Riesenschnauzer-Mischling, musste im vergangenen Jahr eingeschläfert werden. Das Tier gehörte Maike, der Tochter von Heike und Hans-Joachim Thiel. Sie haben den Hund begraben. Und sein Foto aufgehängt. Ein Bild von Maike, der Tochter, fehlt im Wohnzimmer. Und das ist kein Zufall, es ist ein Zeichen der Verzweiflung. "Bei dem Hund wissen wir, wo er liegt, wo wir hingehen können. Nicht aber bei unserer Maike, die vermutlich irgendwo verscharrt ist", sagt der 53-jährige Hans-Joachim Thiel. Die Wohnstube in dem Einfamilienhaus der Thiels in Leegebruch nördlich von Berlin war bis vor einigen Jahren noch Maikes Zimmer. Hier sollte auch das Kind aufwachsen, das Maike erwartete. Heike und Hans-Joachim Thiel freuten sich auf den Enkel. Das Kinderbettchen war gekauft, der Wickeltisch und der Kinderwagen. Der Schrank steckte voller Babysachen, die Maike zusammen mit ihren Eltern ausgesucht hatte. Ein Mädchen sollte es werden und Charleen heißen. Es wäre jetzt fast zehn Jahre alt. Doch Maike verschwand - einen Monat vor der Entbindung. "Wir glauben, dass sie tot ist. Wir sind realistisch", sagt Hans-Joachim Thiel. Er hat Tränen in den Augen. Der Tag, an dem Heike Thiel ihre Tochter Maike zum letzten Mal sieht, ist der 2. Juli 1997 - ein Donnerstag. Maike ist 17, sie hat in diesem Sommer die zehnte Klasse abgeschlossen. Am Nachmittag verabschiedet sie sich mit "Tschüss Mutti, bis morgen!". Maike nimmt den Bus nach Hennigsdorf, zu ihrer Freundin Nicole, bei der sie übernachtet. Am nächsten Morgen hat sie im Krankenhaus in Hennigsdorf einen Termin bei ihrer Frauenärztin. Eine Routineuntersuchung: Maike ist im achten Monat schwanger. Ein Termin im Krankenhaus Die Ärztin wird sich später an nichts Auffälliges erinnern. Nur an die Frage des Mädchens, ob aus ärztlicher Sicht etwas dagegen spräche, wenn sie jetzt zur Ostsee fahren würde. Die Ärztin hat keine Bedenken. Maike verlässt die Klinik gegen 10.20 Uhr. Sie fällt auf mit ihren rotblonden Naturlocken und dem dicken Bauch. Doch wohin die 17-Jährige geht, ob sie vor der Klinik in ein Auto steigt, will niemand beobachtet haben. Maike ist wie vom Erdboden verschwunden. Noch am selben Abend gehen die Eltern zur Polizei. Dort heißt es seltsamerweise: Eine 17-Jährige, hochschwanger dazu, die haut schon mal von zu Hause ab. Das glauben die Eltern nicht. "Es gab keinen Stress, sicher waren wir anfangs entsetzt, als sie schwanger war. Sie ging ja noch zur Schule", sagt Maikes Mutter. Sie haben ihre Tochter anfangs auch gedrängt, das Kind abtreiben zu lassen. Doch Maike entschied sich für das Baby. "Da haben wir sie unterstützt. Alles war arrangiert", sagt Heike Thiel. Maike sollte nach der Geburt des Kindes ein Jahr zu Hause bleiben und dann ihre Ausbildung zur Altenpflegerin beginnen, erzählt die Mutter. Sie hätte Charleen mit in die Kita genommen, in der sie arbeitet. Maike bleibt verschwunden. Bald gehen die Ermittler davon aus, dass Maike einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist. Verdächtig ist da der Kindesvater. Er hatte Maike verlassen, als er von ihrer Schwangerschaft erfuhr und kurz vor ihrem Verschwinden wieder Kontakt zu Maike gesucht. Doch die Staatsanwaltschaft stellt die Ermittlungen ein. Die Indizien reichen nicht aus. Die Familie des Jungen soll in kriminelle Machenschaften verwickelt gewesen sein, Autoschiebereien, Falschgeld, so etwas hören die Eltern. Vermutlich wusste Maike davon, vermutlich wussten auch einige Freunde von Maike mehr als sie bislang gesagt haben. Andreas Steffen, der Anwalt der Eltern, erklärt: "Es gab da diesen kriminellen Sumpf, in dem der Junge steckte. Aber es gab keinen direkten Bezug zwischen Maikes Verschwinden und diesem Sumpf." Heike und Hans-Joachim Thiel ließen damals auf eigene Rechnung Flugblätter drucken, mit denen sie ihre Tochter suchten. Wahrsager riefen an und wollten den Eltern aus dem Kaffeesatz lesen. Anonyme Anrufer behaupteten, Maike im Rotlichtviertel von Hamburg gesehen zu haben. Die Eltern engagierten Privatdetektive. Sie ließen eine Straße aufreißen, in der Rohre verlegt worden waren, als Maike verschwand. Die Hoffnung, dabei auf die Leiche ihrer Tochter zu stoßen, kostete sie 15 000 Mark. "Unser Geld hat gerade für zehn der 500 Meter langen Straße gereicht", sagt Maikes Vater. Die Staatsanwaltschaft hat irgendwann 5 000 Mark Belohnung ausgesetzt. Geholfen hat es nichts. Kritik an der Polizei Polizeisprecher Rudi Sonntag kann sich gut daran erinnern, dass die Polizei in Brandenburg selten so viel Kritik erhalten habe wie im Fall Maike Thiel. Und er findet das durchaus berechtigt. "Wir haben es nun einmal nicht geschafft, das Mädchen zu finden. Das wäre unsere Aufgabe gewesen", sagt er. Man habe an den falschen Stellen gesucht. "Sie ist verschwunden, spurlos, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes." Der Fall Maike Thiel sei für die Polizei aber noch nicht abgeschlossen. Erst vor ein paar Wochen sei man wieder einem Hinweis nachgegangen. "Wir sind dran", sagt Sonntag. Hans-Joachim Thiel ist Produktionsleiter im Stahlwerk Hennigsdorf. Er sagt, ohne seine Arbeit wäre er wohl verrückt geworden. Er habe immer gehofft, dass in den zehn Jahren irgendwann einmal das Telefon klingeln würde, weil sie die tote Tochter fanden. "Dann hätten wir endlich Gewissheit", sagt Hans-Joachim Thiel. "Stattdessen macht man sich Gedanken, was damals bloß passiert ist. Jeden Tag und immer wieder kommen diese Gedanken." Hans-Joachim Thiel kann schon lange nicht mehr Fernsehen. Gewaltszenen widern ihn an, jeder publik gemachte Vermisstenfall reißt zudem die Wunden noch mehr auf. So wie der Fall der kleinen Maddy aus England, die im Mai in Portugal entführt worden sein soll. Seine Frau ist darüber verbittert. Sie sagt, nur vermisste kleine Kinder hätten eine Lobby. "Darüber berichtet die Tagesschau, der Papst empfängt die Eltern. Bei Maike war das Interesse nicht so", sagt Heike Thiel. Noch haben sie die Hoffnung nicht aufgegeben, doch noch zur Ruhe zu kommen. Sie klammern sich an Maikes einstige Freunde, die heute vielleicht selbst Kinder haben, nachvollziehen können, wie es ihnen geht und endlich sagen, was sie über Maikes Verschwinden wissen. Denn dass sie etwas wissen, davon gehen Maikes Eltern aus. Heike und Hans-Joachim Thiel haben noch zwei Kinder. "Beide sind erwachsen, aus ihnen ist etwas geworden", sagt Hans-Joachim Thiel. Im vorigen Jahr sei ihr erster Enkel geboren worden. "Den Kindern geht es gut, wir haben Arbeit, keine Schulden und könnten glücklich sein, aber es fehlt etwas. Und das ist Maike", sagt der Vater. Erst wenn es ein Grab gibt, können sie einen Schlussstrich ziehen. Dann wird es auch ein Foto von Maike im Wohnzimmer geben. ------------------------------ Foto: Eines der letzten Fotos von Maike Thiel zeigt die 17-Jährige beim Zelten.
Mich hat der Fall ziemlich berührt. Was meint ihr dazu?
LEEGEBRUCH. Das Foto an der Wand im Wohnzimmer zeigt einen schwarzen Hund. Rudi, der elfjährige Riesenschnauzer-Mischling, musste im vergangenen Jahr eingeschläfert werden. Das Tier gehörte Maike, der Tochter von Heike und Hans-Joachim Thiel. Sie haben den Hund begraben. Und sein Foto aufgehängt. Ein Bild von Maike, der Tochter, fehlt im Wohnzimmer. Und das ist kein Zufall, es ist ein Zeichen der Verzweiflung. "Bei dem Hund wissen wir, wo er liegt, wo wir hingehen können. Nicht aber bei unserer Maike, die vermutlich irgendwo verscharrt ist", sagt der 53-jährige Hans-Joachim Thiel. Die Wohnstube in dem Einfamilienhaus der Thiels in Leegebruch nördlich von Berlin war bis vor einigen Jahren noch Maikes Zimmer. Hier sollte auch das Kind aufwachsen, das Maike erwartete. Heike und Hans-Joachim Thiel freuten sich auf den Enkel. Das Kinderbettchen war gekauft, der Wickeltisch und der Kinderwagen. Der Schrank steckte voller Babysachen, die Maike zusammen mit ihren Eltern ausgesucht hatte. Ein Mädchen sollte es werden und Charleen heißen. Es wäre jetzt fast zehn Jahre alt. Doch Maike verschwand - einen Monat vor der Entbindung. "Wir glauben, dass sie tot ist. Wir sind realistisch", sagt Hans-Joachim Thiel. Er hat Tränen in den Augen. Der Tag, an dem Heike Thiel ihre Tochter Maike zum letzten Mal sieht, ist der 2. Juli 1997 - ein Donnerstag. Maike ist 17, sie hat in diesem Sommer die zehnte Klasse abgeschlossen. Am Nachmittag verabschiedet sie sich mit "Tschüss Mutti, bis morgen!". Maike nimmt den Bus nach Hennigsdorf, zu ihrer Freundin Nicole, bei der sie übernachtet. Am nächsten Morgen hat sie im Krankenhaus in Hennigsdorf einen Termin bei ihrer Frauenärztin. Eine Routineuntersuchung: Maike ist im achten Monat schwanger. Ein Termin im Krankenhaus Die Ärztin wird sich später an nichts Auffälliges erinnern. Nur an die Frage des Mädchens, ob aus ärztlicher Sicht etwas dagegen spräche, wenn sie jetzt zur Ostsee fahren würde. Die Ärztin hat keine Bedenken. Maike verlässt die Klinik gegen 10.20 Uhr. Sie fällt auf mit ihren rotblonden Naturlocken und dem dicken Bauch. Doch wohin die 17-Jährige geht, ob sie vor der Klinik in ein Auto steigt, will niemand beobachtet haben. Maike ist wie vom Erdboden verschwunden. Noch am selben Abend gehen die Eltern zur Polizei. Dort heißt es seltsamerweise: Eine 17-Jährige, hochschwanger dazu, die haut schon mal von zu Hause ab. Das glauben die Eltern nicht. "Es gab keinen Stress, sicher waren wir anfangs entsetzt, als sie schwanger war. Sie ging ja noch zur Schule", sagt Maikes Mutter. Sie haben ihre Tochter anfangs auch gedrängt, das Kind abtreiben zu lassen. Doch Maike entschied sich für das Baby. "Da haben wir sie unterstützt. Alles war arrangiert", sagt Heike Thiel. Maike sollte nach der Geburt des Kindes ein Jahr zu Hause bleiben und dann ihre Ausbildung zur Altenpflegerin beginnen, erzählt die Mutter. Sie hätte Charleen mit in die Kita genommen, in der sie arbeitet. Maike bleibt verschwunden. Bald gehen die Ermittler davon aus, dass Maike einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist. Verdächtig ist da der Kindesvater. Er hatte Maike verlassen, als er von ihrer Schwangerschaft erfuhr und kurz vor ihrem Verschwinden wieder Kontakt zu Maike gesucht. Doch die Staatsanwaltschaft stellt die Ermittlungen ein. Die Indizien reichen nicht aus. Die Familie des Jungen soll in kriminelle Machenschaften verwickelt gewesen sein, Autoschiebereien, Falschgeld, so etwas hören die Eltern. Vermutlich wusste Maike davon, vermutlich wussten auch einige Freunde von Maike mehr als sie bislang gesagt haben. Andreas Steffen, der Anwalt der Eltern, erklärt: "Es gab da diesen kriminellen Sumpf, in dem der Junge steckte. Aber es gab keinen direkten Bezug zwischen Maikes Verschwinden und diesem Sumpf." Heike und Hans-Joachim Thiel ließen damals auf eigene Rechnung Flugblätter drucken, mit denen sie ihre Tochter suchten. Wahrsager riefen an und wollten den Eltern aus dem Kaffeesatz lesen. Anonyme Anrufer behaupteten, Maike im Rotlichtviertel von Hamburg gesehen zu haben. Die Eltern engagierten Privatdetektive. Sie ließen eine Straße aufreißen, in der Rohre verlegt worden waren, als Maike verschwand. Die Hoffnung, dabei auf die Leiche ihrer Tochter zu stoßen, kostete sie 15 000 Mark. "Unser Geld hat gerade für zehn der 500 Meter langen Straße gereicht", sagt Maikes Vater. Die Staatsanwaltschaft hat irgendwann 5 000 Mark Belohnung ausgesetzt. Geholfen hat es nichts. Kritik an der Polizei Polizeisprecher Rudi Sonntag kann sich gut daran erinnern, dass die Polizei in Brandenburg selten so viel Kritik erhalten habe wie im Fall Maike Thiel. Und er findet das durchaus berechtigt. "Wir haben es nun einmal nicht geschafft, das Mädchen zu finden. Das wäre unsere Aufgabe gewesen", sagt er. Man habe an den falschen Stellen gesucht. "Sie ist verschwunden, spurlos, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes." Der Fall Maike Thiel sei für die Polizei aber noch nicht abgeschlossen. Erst vor ein paar Wochen sei man wieder einem Hinweis nachgegangen. "Wir sind dran", sagt Sonntag. Hans-Joachim Thiel ist Produktionsleiter im Stahlwerk Hennigsdorf. Er sagt, ohne seine Arbeit wäre er wohl verrückt geworden. Er habe immer gehofft, dass in den zehn Jahren irgendwann einmal das Telefon klingeln würde, weil sie die tote Tochter fanden. "Dann hätten wir endlich Gewissheit", sagt Hans-Joachim Thiel. "Stattdessen macht man sich Gedanken, was damals bloß passiert ist. Jeden Tag und immer wieder kommen diese Gedanken." Hans-Joachim Thiel kann schon lange nicht mehr Fernsehen. Gewaltszenen widern ihn an, jeder publik gemachte Vermisstenfall reißt zudem die Wunden noch mehr auf. So wie der Fall der kleinen Maddy aus England, die im Mai in Portugal entführt worden sein soll. Seine Frau ist darüber verbittert. Sie sagt, nur vermisste kleine Kinder hätten eine Lobby. "Darüber berichtet die Tagesschau, der Papst empfängt die Eltern. Bei Maike war das Interesse nicht so", sagt Heike Thiel. Noch haben sie die Hoffnung nicht aufgegeben, doch noch zur Ruhe zu kommen. Sie klammern sich an Maikes einstige Freunde, die heute vielleicht selbst Kinder haben, nachvollziehen können, wie es ihnen geht und endlich sagen, was sie über Maikes Verschwinden wissen. Denn dass sie etwas wissen, davon gehen Maikes Eltern aus. Heike und Hans-Joachim Thiel haben noch zwei Kinder. "Beide sind erwachsen, aus ihnen ist etwas geworden", sagt Hans-Joachim Thiel. Im vorigen Jahr sei ihr erster Enkel geboren worden. "Den Kindern geht es gut, wir haben Arbeit, keine Schulden und könnten glücklich sein, aber es fehlt etwas. Und das ist Maike", sagt der Vater. Erst wenn es ein Grab gibt, können sie einen Schlussstrich ziehen. Dann wird es auch ein Foto von Maike im Wohnzimmer geben. ------------------------------ Foto: Eines der letzten Fotos von Maike Thiel zeigt die 17-Jährige beim Zelten.
Mich hat der Fall ziemlich berührt. Was meint ihr dazu?