Teil 3: Frau H. im Kreuzverhör
In den ersten 4 Stunden hatte sich aus Sicht der Prozessbeteiligten im wesentlichen also folgendes ereignet:
Frau H. schildert wie sie sich 2 neue Überlegungen zum Fall gemacht hat : "Zeuge = Täter" und "Phantomfahrzeug durch Strassenlaterne". Danach "Beweisführung schiefe Zähne", Beweisführung "hatte zum Tatzeitpunkt schwarzen CRX" und "vergebliche Ermittlungsversuche des Wohnortes nach 1991". ( Bei letzten Punkt schilderte Frau H. noch, dass bzgl des Fotos das
bei HM aufgenommen wurde als er 1995 nach seinem Alibi befragt wurde, nicht geklärt werden konnte WO es entstanden war. Das ergab sich weder aus den Akten noch konnte es anhand der im Hintergrund sichtbaren weißen Tür mit weißem Griff geklärt werden... ).
Nach diesen 5 Ergebnissen nahm in der letzten Stunde Herr Seydel Frau H. ins Kreuzverhör. Ich werde jetzt nicht mehr nur ein Protokoll schreiben sondern auch gelegentlich meine Eindrücke schildern, macht an dieser Stelle Sinn. Herr Seydel ist ein Typ Liebling Kreuzberg und sah aus als ob er mit dem Motorrad angereist wäre (Lederjacke, Schuhe etc.. ). Vor dem Gerichtsaal hatte er sich angeregt mit einem Begleiter unterhalten den ich (Spekulation!) für einen seiner Ermittler hielt.
Er hat im Grundsatz die folgenden Fragen an Frau H. . Der Dialog war recht konfrontativ und die Staatsanwältin versuchte an einigen Stellen zu intervenieren, sprich abzubrechen. Alles folgende ist SINNGEMÄß nicht WÖRTLICH zitiert!
1) Hat die Soko Tilsit geschlampt? Warum war der Name des Zeugen falsch geschrieben?
Antwort: der Name des Zeugen wurde in der Akte handschriftlich korrigiert, zum damaligen Zeitpunkt konnte man nicht wissen welche Bedeutung der Zeuge haben würde. Sie wisse nicht warum die Kollegen seinerzeit dessen Personalien nicht erhoben haben
2) Hatte die Soko Tilsit damals geglaubt , dass HM ein Alibi hätte (weil der Zeuge falsche Angaben bzgl des Verlassen des Biergartens Seebruckmühle gemacht hatte)?
Antwort: Das habe sie nie interessiert was die Kollegen geglaubt hatten. Sie wollte den Fall neu denken. An der Stelle wurde aber erstmals erwähnt dass HM zu dem Zeugen gesagt hatte, dass er nach dem Biergarten noch zu seiner Frau nach Holgerlingen wolle. (bei der er ja 4 Jahre zuvor ausgezogen war und bei der laut Aussage Ex-Frau danach nicht mehr übernachtete - dieser mögliche Widerspruch schien gestern aber niemanden zu interessieren, nicht mal Herrn Seydel)
3) Hätte man anhand Spur 118/ "CRX mit BB Kennzeichen" am Tatort nicht früher auf HM kommen können oder müssen?
Antwort: Es wurden damals mehr als 200 CRX Fahrer überprüft. Nur eine Zeugin hatte ein BB-Kennzeichen gesehen. Zudem gab es die Spur mit dem Phantomfahrzeug.
An der Stelle hakte Herr Seydel mehrmals nach und es kam zu einem kleinen Disput mit Zeugin und Staatsanwältin. Frau H, drehte sich zu Herrn Seydel und erklärte, dass sie die Arbeit der Soko nicht kommentieren und bewerten wolle. Dies wäre unprofessionell und man könne die Arbeit von vor 25 Jahren nicht mit heute Vergleichen, man hätte nun ganz andere Methoden etc. (Anmerkung: Für mich hörte sich das etwas einstudiert und gebrieft an, was ja nach dem Video im Beitrag oben auch zu erwarten wäre). Die Staatsanwältin mischte sich ein und stellte fest, dass die Frage nun schon mehrfach gestellt und auch von ihr selbst schon beantwortet sei. Kommentar Seydel: "Sie verstehe ich eh nicht mit ihrem Mundschutz" ( :-D )
Das Gezicke ging (war fast wie hier im Thread ^^ ! ) noch etwas hin und her, aber bei der nächsten Frage wäre
@GonzoX wieder wach geworden! Und die Antworten hatten es in sich bzw waren sehr erhellend.
4) Frau H., was war aus ihrer Sicht das Motiv für diese Tat?
Antwort: (Nach langem Überlegen) Ich habe mir nie Gedanken über das Motiv gemacht. ich halte mich an die objektiven Tatsachen.
Frage: Aber sie müssen sich doch irgendwelche gedanken zum tatmotiv gemacht haben.
Antwort: Wenn es ein offensichtliches wie Raub gegeben hätte schon. Gab es aber nicht, deswegen hat sie sich nicht damit beschäftigt. Ihre Arbeit sei es gewesen einen Täter zu ermitteln (Anmerkung von mir : "Und mehr nicht!" )
Frage : Aber es muss doch ein Motiv gegeben haben?!
Antwort: Es gab keine Beziehung, Frau J. sei vermutlich ein Zufallsopfer gewesen.
Frage: Haben sie sich mit den Kollegen der Soko Magdalena über ein Motiv ausgetauscht
Antwort: Das Motiv im Fall Magdalena hat mich nicht interessiert?
Frage: Könnte es da ein sexuelles motiv gegeben haben?
Antwort: Möglich, Frau H war beim Auffinden nicht mehr so bekleidet wie an der ungarischen Grenze ( Anmerkung: ich hatte irgendwo gelesen, dass sie keine Bluse mehr trug ? ). Aber das Motiv im Fall H. hätte ihr ja bei der Tätersuche im Fall Jacobi ohnehin nicht weitergeholfen.
Frage: Was sagt die OFA dazu? Gab es eine?
Antwort: Ja gab es in beiden Fällen. Die OFA im Fall Magdalena habe sie nicht interessiert (s.o.) . Die OFA im Fall Jacobi sei abgebrochen worden als man einen Tatverdächtigen (HM ) hatte. Die OFA diene ja dazu einen Kreis von Tatverdächtigen zu identifizieren. Wenn man einen habe, brauche man sie nicht mehr. Die OFA wäre aber auch von einem Zufallsopfer ausgegangen.
Frage : Wäre ein sexuelles Motiv denkbar
Antwort: Ich habe mir über ein Motiv keine Gedanken gemacht
Frage: Was sagte die OF bezüglich der 1000 gespeicherten Pornos?
Antwort: Das wurde ausgewertet. HM hatte diese "kategorisiert" ( Anmerkung von mir. Die excelfiles ^^) . Es gab auch eine Kategorie mit Bondage-Bildern, aber insgesamt sei das ohne "auffällige Schwerpunkte" gewesen.
Abschließend sagt Herr Seydel, dass er die Berichte der OFA möchte und den diesbzgl. Antrag stellen werde.
Es gab auch noch einige Zwischenfragen/Kommentare der Anwälte von HM, aber nichts erwähnenswertes.
HM selbst war die ganze Zeit sehr ruhig und machte sich Notizen. Auf mich machte er einen sehr entspannten Eindruck. Nur an der Stelle an der die Staatsanwältin das Nachbohren von Herrn Seydel unterrechen wollte hat er energisch zustimmend genickt.
Als irgendwann im ersten Drittel gesagt wurde, dass seine beiden ExFrauen und der erste Sohn ( die beiden anderen Kinder wurde an keiner Stelle erwähnt) jeglichen Kontakt zu ihm abgebrochen haben blieb er reglos. Insgesamt fand ich seine Verhalten normal bzw unauffällig. In Anbetracht der Vorwürfe wirkte er aber sehr entspannt und in den Pausen schon beinahe gut gelaunt. Und sein ausgeprägter schwäbischer Dialekt hat mich wirklich erstaunt.