Der Fall Nelli Graf

@zweiter
Der Bereich Pestalozzistraße ist mit Sicherheit in dem 750m-Radius, den die
Polizei gezogen hat und alle männlichen Personen im relevanten Alter zum
Speicheltest eingeladen hat!
Zur Frage der Uhrzeit, zu welcher die Zeugin die zwei Autos mit dem Rad gesehen
haben will, habe ich 11.30-11.45 Uhr im Kopf. Wurde damals schon drüber spekuliert,
dass dieser Zeitpunkt wohl sehr früh nach ihrem wahrscheinlichen Nachhausekommen
liegt.............

Donnerstag, 31. Mai 2012
- 01:47 Uhr
Von Stefan Küppers

Halle (WB). Mit der Resonanz der Haller auf den Massengentest im Mordfall Nelli Graf hat sich die Kriminalpolizei auch bei dem Zusatztermin am Mittwoch wieder sehr zufrieden gezeigt. Bislang hat nach Angaben der Kripo erst eine Handvoll Männer die Abgabe einer Speichelprobe generell verweigert.

Am Mittwoch wurden in der Polizeiwache Halle weitere Speichelproben abgenommen. »Wir haben jetzt von etwa 95 Prozent der erfassten Männer eine DNA-Probe bekommen. Das ist ein sehr guter Wert«, lobte Kriminalhauptkommissar Markus Mertens, Vertreter von Chefermittler Ralf Östermann, die Mitmachbereitschaft der Haller. Viele der erfassten 1500 Männer sind auch durch Hausbesuche der Kripo zur Abgabe einer Speichelprobe bewegt worden. Die Zahl der noch zu überprüfenden Männer schrumpfte gestern Abend nach Angaben von Mertens auf etwa 80.

Dass der ein oder andere sich trotz Bedenken überzeugen lässt, zeigte gestern der Auftritt eines 40-jährigen Deutschrussen in der Polizeiwache. Der Haller war mit seiner Freundin erschienen, um seine Ablehnung einer Speichelprobe zu begründen. Er mache sich Sorgen, dass seine persönlichen Daten gespeichert werden könnten. Zugleich brachte er Unterlagen von seinem Arbeitgeber mit, die ein Alibi für den möglichen Tatzeitpunkt am 14. Oktober nachweisen sollten.

In einem freundlichen Gespräch machten die Kriminalbeamten dem Mann klar, dass die Überprüfung seines Alibis beim Arbeitgeber mit einigem Aufwand verbunden sei. Vor allem betonten sie, dass die persönlichen genetischen Informationen schnell und verlässlich vernichtet werden, sofern keine Übereinstimmungen mit der an der ermordeten Nelli Graf gefundenen Fremd-DNA festgestellt werden. Die Beamten erklärten, dass laut richterlichem Beschluss die in dem Massengentest erhobenen Daten nur für diesen Mordfall untersucht werden dürften. Die Daten würden in keiner Datei gespeichert. Der zunächst skeptische Haller ließ sich überzeugen und gab schließlich bereitwillig seine Probe ab.

Hauptkommissar Mertens glaubt, dass alle Ergebnisse frühestens in drei Wochen vorliegen. Sollte dann der Mörder noch nicht ermittelt sein, liegen die Pläne für eine Ausweitung des Massengentests bereits in der Schublade. Welcher Radius dann ums Wohnhaus der Familie Graf gezogen wird, wollte der Kripomann nicht verraten. »Wir wollen nicht, dass der Täter sich in Sicherheit wiegen kann«, so Mertens.

Der Kriminalist unterstrich noch einmal das Ergebnis der Fallanalyse, dass es sich bei dem Mord mit großer Wahrscheinlichkeit um ein Nahraumdelikt handelte und der Täter eben in Halle lebt oder gelebt hat. Die Zeugin, die Nelli Graf auf ihrem Fahrrad am 14. Oktober mittags in die Pestalozzistraße einbiegen sah, hält Mertens trotz ihrer späten Meldung für glaubwürdig. Was nach der Fahrt durch die Pestalozzistraße passierte, bleibt unklar. Wo ist Nelli Graf ihrem Mörder begegnet? Hat der Täter mit ihr noch gesprochen oder hat er sie gleich getötet? Ist das Verbrechen entlang einer Fahrradfahrstrecke passiert oder geschah es an einem anderen Ort, in einem Haus? Die Kripo hofft weiterhin, auch mit Hilfe der Bevölkerung das Verbrechen aufklären zu können.

Quelle: http://www.westfalen-blatt.de/nachricht/2012-05-31-massengentest-im-mordfall-graf-beteiligung-jetzt-bei-95-prozent/613/

Warum sollte man Angst haben, dass der eigenen genetische Fingerabdruck gespeichert wird, wenn man nichts verbrochen hat? Für mich spricht sowas eher dafür, dass hier jemand fürchtet, eine andere Straftat könnte durch die DNA-Analyse aufgedeckt werden. Wer weiß, wieviele ungeklärte Verbrechen man schon hätte klären können, wenn die genommenen Daten bei solchen Massen-Gen-Tests nicht nur für den einen Fall verwendet werden dürften sondern in der allgemeinen Datenbank des BKA landen würden? Ich wäre ja dafür!

So sehe ich das auch..

Ich sehe es ebenso. Aber man muss auch akzeptieren, dass es Menschen gibt, die Angst haben, vielleicht, weil ihnen Horrorgeschichten über Datenmissbrauch erzählt wurden. Wer weiß.
Trotzdem ist das alles kein einfaches Unterfangen. Es ist eine Menge Arbeit für die Institutionen, die fehlerfrei arbeiten müssen.
Ich finde es toll, dass dieser Test durchgeführt wurde.
Aber schließlich ist das ein Menschenleben wert, oder nicht??

@LadyQ
Das hat mit Horrorgeschichten-Erzählungen nichts zu tun. Alles kann missbraucht werden, und das sollte man immer im Hinterkopf haben.
Man sollte Männern - um die gehts ja - auch zugestehen, dass sie Bedenken haben und ihnen nicht gleich andere Untaten unterstellen, @Comtesse

Wie ich schon einmal schrieb, bezweifle ich, dass man den Täter auf diese Weise finden wird.
Wie viele DNA-Massentests wurden denn schon durchgeführt und wieviele Täter dabei bisher gefunden? Ich glaube ein einziger.

Achja, sollte man über diesen Gen-Test doch einen passenden Mann finden, sollten wir uns hier aber auch etwas zurückhalten, solange nicht gesagt wird wo die Probe am Opfer genau gefunden wurde. Es muss nicht unbedingt vom Täter sein.

Ich hoffe und wünsche mir - auch und gerade für die Familie Graf - dass man den Täter alsbald findet. Nur bezweifle ich, dass dies über den DNA-Test der Fall sein wird.

@valadon
Der Täter wird nicht hingehen und die Probe liefern.....somit ist er unter den Verweigerern zu suchen!
Liegt noch viel Arbeit vor der Kripo und vorrausgesetzt,er kommt aus der Nachbarschaft.
Das liegt aber sehr nahe aufgrund der Situation,wir sind ja auch hier zu dem Schluß gekommen,das es nicht anders sein kann. Also wird er gefasst....früher oder später.Ich hoffe,es war keine Frau!

Jo, man sollte schon direkt nach der Geburt die DNA eines jeden Menschen erfassen und in die Datenbank einspeisen. Außerdem ist diese technologische Errungenschaft zu 100 % fehlerfrei (vgl. hierzu: http://www.gehove.de/irrtum/irrtum_2.html#Aufsatz_KT ). (/Ironie off).

Leute, bitte, euer Ur-Vertrauen in die Staatlichkeit und deren Institutionen in allen Ehren. Der Satz „ich habe mir nichts vorzuwerfen, also kann man alles über mich wissen/speichern“ ist sehr kurz gedacht. Nur weil einige wenige der Meinung sind, aus den allgemein gültigen und – wie ich finde – größtenteils eingehaltenen gesellschaftlichen Strukturen ausbrechen zu müssen, sollen alle erstmal unter Generalverdacht gestellt werden? Außerdem, wer sagt einem denn, dass diese Informationen nicht in unbefugte Hände gelangen und damit u. a. der Manipulation Tür und Tor geöffnet wird?

Ne, ne, das ist schon gut so, dass diese Massengentests a) auf Freiwilligkeit basieren und b) die Produkte nicht zur weiteren Verwendung gespeichert werden.

@MinnieMaus
Ich könnte mir vorstellen,dass der Test evtl. für andere Morde in der Region mit verwertet wird,z.B. für den Fall Amtenbring.

@Cleo1956

Cleo1956 schrieb:Ich hoffe,es war keine Frau!

Emanze ;-)

Cleo1956 schrieb:dass der Test evtl. für andere Morde in der Region mit verwertet wird

Offiziell ist das nicht erlaubt und würde letztlich die Bedenken der Verweigerer nur bestätigen.
Was man evtl. inoffiziell macht ist was anderes ...

@Cleo1956
Wenn den Teilnehmern das vor Abgabe entsprechend so mitgeteilt wird, spricht ja auch nichts dagegen. Wird hier aber, glaube ich, nicht der Fall sein...

@valadon
Wieso Emanze....es könnte sich auch um 2 Frauen handeln.Wie man aus Horchheim weiß....nichts ist unmöglich.Hätte man dort einen Speicheltest durchgeführt und nur Männer gespeichelt , sähe es schlecht aus.

@Cleo1956
Du hast den Smiley aber schon gesehen, oder? War nur spontan. LG

@valadon
Ja klar...hab ich :)

Ich finde es auch ein wenig erschreckend wie bereitwillig hier einige ihren Datenschutz über den Haufen werfen würden. Und eine Frau kann es definitiv nicht gewesen sein, denn das kann man ja als einziges aus den DNA Spuren ablesen.

Ich finde auch diese sehr teuren und aufwändigen Massentests sind bis heute noch nicht sonderlich effektiv eingesetzt worden. Korrekte Ermittlungsarbeit können sie jedenfalls nicht ersetzen und sind sicher nur als Verzweiflungsmaßnahme anzusehen. Frau Amtenbrink konnten die 8000!!!! Speichelproben auch keine Gerechtigkeit verschaffen. Und wer nicht will kann auch nicht gezwungen werden.

@shirleyholmes
Wenn ein Tatverdacht besteht,kann er sehr wohl gerichtlich gezwungen werden. Das wird ja auch geprüft,vorher. Ich sag ja, die Verweigerer sind die interessanten Kaditaten.

......ups,Kandidaten natürlich!!

@Comtesse
@LadyQ

Furchteinflößend, was Ihr hier schreibt. So wie jede Bemerkung über Rechtsstaat und Bürgerrechte, die eingeleitet wird mit "Wer nichts zu verbergen hat...".

@Cleo1956
Selbstverständlich war der Täter keine Frau, das würde man ja in der DNA-Spur erkennen.

@Mantrailer
furchteinflößend ist für mich der Gedanke, dass noch eine Menge Mörder und Gewalttäter frei herum laufen und, dass Gewalt etc. auch nicht durch weniger Datenfluss und mehr Datenschutz zu stoppen ist!

Es wird noch eine harte Zeit auf uns hier in Deutschland (und anderen Ländern) zukommen.

Cleo1956 schrieb:@shirleyholmes
Wenn ein Tatverdacht besteht,kann er sehr wohl gerichtlich gezwungen werden. Das wird ja auch geprüft,vorher. Ich sag ja, die Verweigerer sind die interessanten Kaditaten.

Wenn es irgendeinen Tatverdacht gäbe würde man ja keine Massentests machen. Und für einen erzwungenen Gentest braucht es sicher schon einen hinreichenden Tatverdacht. Nur nicht mitmachen wollen und kein Alibi zu haben, reicht da wohl nicht, wie man im Amtenbrink Fall gesehen hat, wo ja einem Kläger recht gegeben wurde, der gezwungen wurde den Test zu machen.

Es sollte schon mit rechtsstaatlichen Mitteln ein Täter gefunden werden, was nutzt ein theoretisch überführter Täter wenn in der Hauptverhandlung die erzwungenen Beweise nicht zum Tragen kommen können. Und darum geht es ja in der Debatte, nicht dass man "nichts zu verbergen hat" sondern dass rechtsstaatliche Prozesse unterhöhlt werden ohne die Manipulation und Willkür Einzug halten könnten.

Eine größere Gefahr für die Gesellschaft als ein frei herumlaufender Mörder ist sicher eine Justiz, die nicht mehr unabhängig und in festen Regeln agiert.