AnNevis schrieb:Ich hatte hingegen nicht den Eindruck, dass schärlook hier Partei für Frau Rödel ergreift.
Das ist auch nicht meine Absicht, im Gegenteil, jegliche Art von Polarisierung, Schwarz-/Weißmalerei, Voreingenommenheit und Unsachlichkeit ist mir ein Gräuel. Was mich nicht daran hindert, das besagte Buch, neben allen mir zugänglichen Quellen, unter die Lupe zu nehmen. Es spiegelt gut die Denkweise und Grundstimmung von Frau Rödel wider, hat jedoch mit sachlicher Dokumentation oder gar zielführender Recherche wenig zu tun. Die Absicht der Autorin, das Aufzeigen von Missständen bei Ermittlungen, Strafverfahren und Maßregelvollzug gelingt schon mal auf Grund der persönlichen Befangenheit zumindest im Fall Peggy nur sehr subjektiv. An Hand dreier mehr oder weniger aufsehenerregender, ansonsten aber völlig unterschiedlicher Fälle lässt sich nun mal nur schwer ein allgemeines Bild der angeblichen Missstände zeichnen. Zumal auch manche Aspekte gar nicht oder nur am Rande erwähnt werden, z. B. der Zeitdruck unter dem manche Richter auf Grund der zunehmenden Anzahl der Fälle stehen. So lebt das Buch vor allem von der subjektiven Darstellung der Erzählerin und ihren empörten Kommentaren und persönlichen Meinungen. Da ist von "teuflischen Einfällen der Ermittler" die Rede, von "gewissenlosen und kriminellen Vorgehensweisen der Gutachter" von "Missachtung des Grundgesetzes durch Politiker" von "Richtern, die sich wegen Gewissensbissen einer Verfolgung durch die Stadt entziehen". Wenn man diese schon in Richtung Verschwörungstheorien gehenden, subjektiven Interpretationen abstrahiert, bleiben die eigentlich interessanten Informationen übrig, die zwar in der Regel unbelegt geäußert werden, aber Ansatzpunkte für Nachforschungen und eine wirklich objektive Dokumentation z. B. im Stil von "Höllental" liefern würden. Überhaupt ist der bevormundende und empörte Grundton des Buches der Tragik der geschilderten Fälle nicht angemessen. Dem von GR glaubwürdig vorgetragenen Bemühen um Wahrheitsfindung hat dies alles leider letztendlich mehr geschadet als genutzt.