Peggy Knobloch

@Xtralarge

Xtralarge schrieb:Können Psychologen und Therapeuten eigentlich "beweisen", dass der von Ihnen behandelte/therapierte Patient geheilt ist, so wie es bspw. ein Chirurg nach einer Blinddarm OP beweisen kann?

Das müssten die Opfer dieser " Fehleinschätzungen" fragen - wenn sie denn ,noch fragen könnten..

@Xtralarge
Ich denke man muss da trennen zwischen "geheilt" und "therapiert". Irgendwelche Neigungen und Süchte werden ja nicht weggezaubert. Der Schlüssel ist, das Verhalten zu kontrollieren. So dass auf Reize kontrolliert reagiert wird.

Die ganze Psychologie ist doch eigentlich nur Kaffeesatzleserei. Man weiss immer erst im Nachhinein, ob ein Täter/Patient erfolgreich therapiert wurde. Wenn mans genau nimmt, ist es eine Zumutung für jedes (zukünftige) Opfer. Schliesslich sprechen wir von Rückfallquoten bis zu 30% (Dunkelziffer weit höher?). Deshalb bin ich auch kritisch, wenn jemand mit schlechter Prognose und gutachterlich bescheinigter Gefährlichkeit vorzeitig aus einer Psychiatrie entlassen wird.

@MaryPoppins
@jaska
@Frau.N.Zimmer
@lawine
@Xtralarge
Vielleicht ist Lena781 so lieb und sagt uns da mehr dazu , denn sie arbeitet in Berlin an einem entsprechenden Projekt , das sie in einem anderen thread ansprach.

MaryPoppins schrieb:Die ganze Psychologie ist doch eigentlich nur Kaffeesatzleserei. Man weiss immer erst im Nachhinein, ob ein Täter/Patient erfolgreich therapiert wurde. Wenn mans genau nimmt, ist es eine Zumutung für jedes (zukünftige) Opfer.

Darauf baut aber unser Rechtssystem einfach auf. Und ich glaube nicht, dass Du Dir hier wirklich Gedanken über die Folgen gemacht hast.

Man versucht letztendlich eine Zukunftsprognose und verurteilt den Angeklagten dann entsprechend dieser Diagnose u.U. auch zur Sicherungsverwahrung. Wie auch jedes Gerichtsurteil kann diese Berwertung fehlerhaft sein (zum Vor- oder Nachteil des Angeklagten), das kann man nicht ändern. Wenn Du davon nichts hälts, müsste jeder Täter (außer bei echt wirklich lebenslänglich) irgendwann entlassen werden ohne jegliche Überprüfung, ob er noch ein Risiko darstellt. Ich glaube kaum, dass das Dir recht wäre.

Andere Möglichkeit wäre natürlich die Strafen drastisch zu erhöhen. Aber Lebenslänglich wird dann bei Kindesmissbrauch auch nicht drin sein, da es noch ausreichend Abstand sein muß zu Mord etc.. Andernfals kann es passieren, dass der Täter sich immer des Opfers entledigt, da er nichts mehr zu befürchten hat. Dass kann nicht Sinn eines Rechtsstaates sein.

@SCMP77
Was ich damit herausarbeiten wollte, war, dass selbst bei angeblich gut Therapierten ein nicht unerhebliches Restrisiko besteht. Daher finde ich es persönlich unverantwortlich jemanden zu entlassen, der (noch nicht) erfolgreich therapiert ist und sich zudem in einem Umfeld bewegt, das abstreitet, dass überhaupt jemals strafwürdige Übergriffe stattgefunden haben. Ein altes Sprichwort sagt "Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung". Dieser Schritt wird leider verhindert. Ich habe nirgends geschrieben, dass diese Therapien völlig für die Tonne wären. Aber es gibt nunmal Variablen, die einem Therapeuten nicht immer bekannt sind (zB Umfeld), abgesehen davon, dass es für den Faktor "Einsicht" oder "Reue" keinen messbaren Beweis gibt. Aber eigentlich hatten wir diese Diskussion auch schon...

@BigMäc

BigMäc schrieb:Vielleicht ist Lena781 so lieb und sagt uns da mehr dazu , denn sie arbeitet in Berlin an einem entsprechenden Projekt , das sie in einem anderen thread ansprach.

Gerne, da wo es hingehört. Man muss dieses Fass ja nicht in jedem Thread aufmachen.

Damit versucht Du selber eine Prognose. Das Restrisko kann nur durch einen Dignose ermittelt werden.Eigentlich widersprichst Du Dir da komplett selber. Eine Diagnose ja, aber nur zum Nachteil des Untergebrachten. Das hat mit Rechtssattlichkeit nichts zu tun.

SCMP77 schrieb:Eine Diagnose ja, aber nur zum Nachteil des Untergebrachten.

Zu wessen " Nachteil" denn sonst? Zum Nachteil der Opfer, so wie es jetzt gehandhabt wird? DAS hat mit Rechtsstaatlichkeit noch weniger zu tun.

@SCMP77
Die Prognose ist aber nunmal bei psychologischen/psychiatrischen Erkrankungen auch von vielen Aussenfaktoren abhängig. Von den meisten Erkrankungen des psychiatrischen Formenkreises wird man nicht "geheilt", daher gibt es auch keine Änderung der Diagnose nach erfolgter Therapie. Daher versteh ich deinen Einwand nicht. Dass der Rechtsstaat und die Judikatur nicht Realitäten schafft, sollte auch dir bewusst sein.

Ich dachte "Die ganze Psychologie ist doch eigentlich nur Kaffeesatzleserei."

Wie kann Kaffesatzleserei dann überhaupt dazu hergenommen werden, jemanden einzusperren. Wie gesagt, ich habe den Eindruck, dass es für Dich heißt: Diagnose ja, aber nur zum Nachteil eines Betroffenen. Das ist einfach zu einfach gedacht.

@SCMP77

SCMP77 schrieb:Wie kann Kaffesatzleserei dann überhaupt dazu hergenommen werden, jemanden einzusperren.

Wird sie ja nicht. Bis überhaupt mal jemand eingesperrt wird, gehen ja Taten voraus. Es gab schon Opfer. Bei "leichteren" Vergehen, die nicht in Kindsmord enden,
oder Ersttätern gibt es doch sowieso meist nur ein " Du du"

Für jeden Rückfälligen müssten die Gutachter und Richter zur Rechenschaft gezogen werden.

Könnten wir vielleicht erst mal auflisten, welcher Lichtenberger wirklich als Pädophiler eingruppiert wurde?

Frau.N.Zimmer schrieb:Für jeden Rückfälligen müssten die Gutachter und Richter zur Rechenschaft gezogen werden.

Glücklicherweise hast Du das nicht zu entscheiden. Denn es ist offensichtlich wohin das führen wird, die meisten Richter werden die Höchsstrafe aussprechen, man wird lieber verurteilen als freisprechen. Das mag Dir gefallen, hat aber nichts mehr mit einem Rechtsstaat zu tun.

Leider gibt es diese Tendenz schon bei den Gutachtern, diese sind persönlich bekannt und geraten in den Fokus der Bevölkerung. Eigentlich müsste es dort ebenfalls auch eine gewisse Anonymität geben, damit Gutachten unbeeinflusst von dere Stimmung der Bevölkerung ist.

Es gab mal einen Fall, da hat ein Gutachter selber zugegeben, dass sein Gutachten für den identischen Fall nun härter ausgefallen ist, weil u.A. sich die Stimmung in der Bevölkerung geändert habe. Diese Tendenz ist in einem Rechtsstaat mehr als bedenklich und wird auch durch die Steigung der Anzahl der in der Forensik Untergebrachten bestätig.

Der Gesetzgeber musste gegen diese Tendenz daher gegensteuern und hat die Richtlinien zur Unterbringung verschärft. Davon hat sicherlich Herr Kulac provitiert.

@emz

emz schrieb:Könnten wir vielleicht erst mal auflisten, welcher Lichtenberger wirklich als Pädophiler eingruppiert wurde?

soweit bekannt:
ein Lichtenberger
ein Hallenser
ein Nichtpädophiler, der Kinder sexuell missbrauchte
zeitl. nicht im Zusammenhang, aber örtlich: der evang Pfarrer von Lichtenberg, der Ende der 90er Jahre wegen Kindesmissbrauch verurteilt wurde


wenn tatsächl. 1% der Männer pädophil ist, müsste es noch mehr geben - die aber nicht straffällig geworden sind.

mir ging es mit meinem Beitrag um folgendes:
1.
zu zeigen, das Pädophilie an sich - als sexuelle Neigung - nicht kriminell ist. das sucht man sich genausowenig aus wie homo-, hetero - oder bisexuell zu sein. Kriminell ist es, diese Neigung auszuleben und Kinder zu missbrauchen.
2.
Peggy war nicht überdurchschnittlich von Pädophilen umgeben (1%) sondern von auffallend vielen Männern, die sich an Kindern vergangen haben.
3.
dafür, dass Kinder in Lichtenberg nicht ausreichend vor sexuellen Übergriffen Erwachsener geschützt wurden, sind NICHT die Kinder (der geistig Behinderte) verantwortlich, sondern erwachsene, um geschehenen Missbrauch, um Kinderpornos etc wissende Lichtenberger (min. eine Ehefrau, mindestens ein Onkelbruder, mindestens ein Elternpaar mit Gaststätte, viele junge und ältere Lichtenberger).
es ist im Fall PEggy und der weiteren missbrauchten Kinder eindeutig so, dass viele Lichtenberger die Missbräuche nicht sehen wollten oder sie verharmlost haben (übrigens bis heute).

btw: kann man die Gesellschaft vom WEGSEHEN und VERDRÄNGEN heilen??

@SCMP77

SCMP77 schrieb:Glücklicherweise hast Du das nicht zu entscheiden.

Aber Du? :D

Auf Dauer wird sich der normale Bürger, dieses Heiopei mit den Tätern aber nicht gefallen lassen. Man beginnt gerade das Sexualstrafrecht zu überholen ;)
Dass es dann immer noch Leute gibt, die lieber Täter als Opfer schützen, mag sein. Solche armen Irren muss es ja auch geben.

@lawine

Den von Dir sogenannten Onkelbruder hast Du hier falsch eingeordnet, denn der erfuhr erst lange nach dem Verschwinden Peggys, dadurch das die eigene, durch seinen Neffen und Adoptivbruder, missbrauchte Tochter sich endlich öffnete, von den Veranlagungen seines Neffen / Adoptivbruders und zog auch unmittelbar die Konsequenzen daraus .

Frau.N.Zimmer schrieb: Man beginnt gerade das Sexualstrafrecht zu überholen ;)

Die bisherige Gesetzeslage hat die Justiz schon vor ein Problem gestellt, da sie in das Schlafzimmer normalerweise nicht reinsehen kann.

Letztendlich haben da die Fälle Kachelmann und Horst Arnold hier die Problematik deutlich vor Augen geführt. Schon die bisherige Gesetzeslage macht hier riesige Probleme, für die die neue Gesetzeslage kaum Besserung bringt. Es gibt natürlich Einzelfälle, wo Urteile anhand der aktuellen Gesetzeslage nicht so ganz einleuchtend sind (wo es wirklich mal Zeugen gab). Aber es wird im Ganzen gesehen auch nicht besser, weil es in der Regel für das Schlafzimmer o.ä. eben keine Zeugen gibt. Und die Indizien, die man dort finden kann, sind niemals eindeutig.

Die Änderung der Gesetzeslage ist daher mehr politischer Natur, als das es wirklich etwas bewirken wird.

@BigMäc

BigMäc schrieb:Den von Dir sogenannten Onkelbruder hast Du hier falsch eingeordnet

sicher?
ich gehe davon aus, dass er bereits um Peggys Verschwinden herum Aktivitäten seines Neffen-Bruders hinsichtlich Kinderpornografie im Internet bemerkte.....

rund um das Missbrauchsgeschehen stimme ich dir jedoch zu

@BigMäc schrieb:

BigMäc schrieb:Den von Dir sogenannten Onkelbruder hast Du hier falsch eingeordnet

@lawine schrieb:

lawine schrieb:sicher?
ich gehe davon aus, dass er bereits um Peggys Verschwinden herum Aktivitäten seines Neffen-Bruders hinsichtlich Kinderpornografie im Internet bemerkte.....

@BigMäc
@lawine

Und war es nicht auch der Onkelbruder, der versucht hatte, das Foto auf seinem PC zu löschen, welches Peggy mit dem Neffen-Bruder zeigt?