Das ist doch seltsam - eine Diskutantin behauptet etwas, die anderen prüfen den Wahrheitsgehalt nicht nach - und schon muß der Buchautor Christoph Lemmer sein Werk einstampfen. Ausgangspunkt waren diese Postings von Ramisha:
"redjune schrieb:
Ansonsten wundert mich der Umschwung seitens Lemmer. Im letzen Interview war er selbst noch der Jenige der Gerüchte über Peggys angeblich aufreizende Kleidung weiterverbreitete.
Tja,
@bitterlemmer, was war der Grund für diesen Sinneswandel?
Auch von irgendeiner Stelle ein Maulkörbchen verpasst bekommen?"
Wiederum Ramisha:
"Peggy Knobloch
heute um 16:35
Oder letztendlich doch so schwer beeindruckt, dass einmal Recherchiertes
so nicht mehr wahr ist? Wie wäre es dann mit einer Überarbeitung des Werkes
und lukrativer Neuvermarktung? Komisch, dass sich für mich dieses
Wendehalsgehabe schon länger angebahnt hat. Und Ina haut mit in die Kerbe?"
(BTW, ich wäre sehr dankbar, wenn mir jemand sagen würde, wie sich Links der Kommentare generieren lassen...)
Nachdem Lemmer die klassischen VT von "Kinderschänderringen", das wiederaufbereitende Hochkochen von gefälschten Fotos, das "Aufdecken" einer lebenden Peggy in Weimar scharf gegeißelt hat - zurecht, gegen solche Auswüchse der Phantasie muß man eintreten, wenn es einem um Aufklärung geht -, soll er jetzt also selbst diesen üblen Gerüchten Nahrung gegeben haben. Redjune behauptet, dies sei in einem Interview geschehen - Ramisha greift das sofort auf und verwandelt es in eine Anklage - beide Kommentatorinnen weisen das Interview nicht nach.
Ich habe es trotz emsigen Googelns auch nicht gefunden.
Im Buch wird diese Behauptung auf S. 261 als Aussage des Wirtes des Gasthofs "Zur goldenen Sonne" kolportiert, einer von Gerüchten umwaberten Restauration in Lichtenberg, die im Sommer 2000 ihre Pforten schloß.
Schon auf der nächsten Seite charakterisiert Lemmer die Aussage des Gastwirts über "aufreizende Kleidung" als "dubios", denn die Klassenlehrerin konnte das nicht bestätigen. Letztlich lassen die Buchautoren den Widerspruch offen - und legen ab S. 263 dar, welche Wesensveränderungen Peggy seit dem Sommer 2000 - da war H.E. zu Gast bei seinem Halbbruder J.B., dem Nachbar von Peggys Familie, bei der sich Peggy oft aufhielt - durchlebt hat.
Es sind ausgesprochen gravierende, die allesamt auf Traumatisierung nach sexuellem Mißbrauch hindeuten, und die ihren Höhepunkt nach Ostern 2001, im April, erreichten. Da ging die Mutter mit der Tochter drei Tage später zum Arzt, und am 26.4.2001 erneut, wo ihr dann richtige Neuroleptika-Hämmer verschrieben wurden - und das für ein Kind! (S. 267)
Nachdem die Staatsanwaltschaft endlich Ermittlungen gegen H.E. und J.B. (wieder)aufgenommen hat - die gegen den oft in Lichtenberg weilenden Halbbruder H.E. hatte die Polizei ja eingestellt, nachdem sie endlich ein Geständnis des Ulvi K. erwirkt hatte, und das, obwohl der in Peggy vernarrte H.E. kein Alibi für den Tattag 7.5.2001 hatte und zudem behauptet hatte, zuletzt im Jahr 2000 mit seinen Adoptiveltern/Großeltern in Lichtenberg gewesen zu sein - kann nun endlich ergebnisoffen ermittelt werden. Seinerzeit war ja schon bekannt, daß H.E. Kinderpornos konsumierte und einen Hand zu sehr jungen wenn nicht kindlichen Freundinnen hatte. Egal.
In den einseitigen Ermittlungen der Soko II unter Wolfgang Geier, der von Beckstein mit der Erwartung eingesetzt worden war, den Fall schnellstmöglich zu klären (hierbei versagte er genauso wie später bei den unsäglichen "Dönermorden", die ja nicht von Rechten, sondern der türlischen wahlweise kurdischen Mafia begangen worden waren), war ja mithilfe eines (lügenden) Polizeispitzels eine Tathergangshypothese zulasten des geistig Behinderten Ulvi Kulac gebastelt worden, die der unter polizeilichem Druck, ohne Anwalt und ohne Aufzeichnung des Vernehmungsverlaufs dann auch wunschgemäß gestanden hat.
Auch wenn er zunächst die Falschen beschuldigte, die Leiche entsorgt zu haben - die hatten einen Alibi. Von dem Gutachten eines Nichtaussagepsychologen, dem auch noch manipulierte Akten und exklusiv-lenkende Aktenvermerke von Geier vorgelegt wurden, brauche ich ja wohl nicht mehr zu reden.
Beides war Grundlage der Wiederaufnahmeentscheidung.
Es ist jetzt klar, daß nicht, wie noch vom Gericht angenommen, ein angeblicher Mißbrauch von Peggy durch Ulvi K. von Anfang Mai 2001, sondern viel früher einsetzende Übergriffe auf das Mädchen traumatisierend gewirkt haben. Jetzt ist auch klar, daß die Aussage von H.E. nach Korrektur durch seine Adoptiveltern, zuletzt im Januar 2001 in Lichtenberg gewesen zu sein (Buch S. 292), ebenfalls falsch war. Denn er ist gerade nach entsprechendem Geständnis angeklagt worden, die Tochter seines Halbbruders im April 2001, zu Ostern, in Lichtenberg sexuell mißbraucht zu haben. In einer Wohnung, in der sich auch die mit der Tochter befreundete Peggy oft aufhielt und in der niemand etwas mitbekommen hatte.
Das Alibi seines Halbbruders J.B., gegen den ebenfals ermittelt wird, ist nach Untersuchung seines Computers ebenfalls geplatzt. Er kommt daher zumindest als Leichenverräumer in Betracht.
So offen müssen richtige Ermittlungen geführt werden - jetzt endlich werden sie geführt. Wolfgang Geier hat sie aktiv behindert, wie im Fall Wörz die Polizei-Ermittler Pforzheim einseitig gegen Harry Wörz ermittelt haben, um zwei der Ihren aus der Schußlinie zu nehmen.
Im Fall Peggy bedeuten die Wiederaufnahme (der die Staatsanwaltschaft ja nicht grundlos beigetreten ist, und die ganz gegen bayerische Gepflogenheiten bereits erstinstanzlich durchging) und die schon seit 2012 andauernden neuen Ermittlungen, daß ganz von vorn angefangen wird. Das heißt, daß auch die These, daß Peggy am 7.5.2001 niemals zuhause angekommen ist, wegfällt. Sie mag ja die Familienwohnung nicht betreten haben, die ohnehin leer war - aber natürlich kann sie, wie üblich, die Nachbarwohnung aufgesucht haben...
Abschließend zu Lemmer: Sexualisiertes Verhalten eines Kindes kann auf stattgehabten Mißbrauch hinweisen.