Kaietan schrieb:Ich hab da so meine Zweifel, ob in diesem Fall wirklich noch Informationen aus "ermittlungstaktischen Gründen" zurückgehalten werden.
Das sehe ich ähnlich. Natürlich kann es noch einige wenige Informationen/Erkenntnisse geben, die tatsächlich aus taktischen Gründen nicht veröffentlicht werden. Ich persönlich glaube jedoch weniger, dass sie zur Aufklärung von Nutzen sind. Sie dienen vlt. eher nur dazu, die Aussage eines möglichen Täters/Mitwissers/Zeugen zu verifizieren.
Kaietan schrieb:Seitdem wird offenbar geprüft, ob es auch auf dieser Basis überhaupt noch "Anlass für weitere Ermittlungen gebe", so die Staatsanwaltschaft. Meiner Meinung nach passiert da nichts mehr und es ist wohl auch nach der Auswertung des Handys nichts mehr passiert.
So habe ich das auch verstanden. Die proaktiven Ermittlungen und Auswertungen "neuer" Zeugenaussagen und Spuren (u.A. Handyauswertung) nach dem Fund TGs sollten inzwischen abgeschlossen sein. Es geht mMn eher darum, die Gesamtermittlung in rechtlicher Hinsicht zu prüfen und deren vorläufigen Abschluss vorzubereiten. Dafür spricht -neben der diesbzgl. Aussage der StA.- auch die aktuelle Informationslage. Es "sickert" nicht neues mehr durch, wie es zuvor immer der Fall gewesen ist. Würde es bahnbrechende Ermittlungsergebnisse geben, hätte auch inzwischen irgendein Ergebnis daraus folgen sollen. Die SoKo ist schon aus Kosten-/Nutzengründen nicht unendlich aufrecht zu erhalten, unabhängig davon, ob der Fall aufgeklärt ist oder nicht. Insofern rechne ich persönlich mit der Auflösung der SoKo und dem vorläufigen Ende der Ermittlungen.
snowdon schrieb:Die Aussage darüber, wann das Handy wo ausgeschaltet wurde, wann ein letzter Kontakt über dieses Handy lief, ist eine völlig neutrale Information, durch die niemand beschuldigt wird. Wer eine solche Information nicht ab kann, hat etwas zu verbergen.
Dann stellt sich jedoch die Frage, was diese Information nutzt ? Es gibt ja eigentlich nur zwei Möglichkeiten, wie das Gerät vom Netz ging. Entweder technisch bedingt oder bewusst abgeschaltet. Wann und ungefähr wo ist bekannt und wenig nützlich. Eine technische Abschaltung kann mangelnde Energie oder Fehlfunktion/Defekt etc. sein. Was genau, wird nicht deutlich. Wäre aber wichtig. Bewusst abgeschaltet sagt auch kaum etwas aus. Durch TG ? Durch jemand sonst ? Also nur wieder Futter zum spekulieren. Nichts mit echter Relevanz.
meermin schrieb:Es geht auch um die Frage, ob Tanja unmittelbar im Anschluss an das letzte Telefonat verunfallt oder verunglückt oder Opfer eines Verbrechens geworden sein könnte, es geht um Wege und Entfernungen und letztendliche geht es um den Abgleich mit den Handydaten anderer Personen.
Es ist -sofern die bekannte Zeit stimmig ist- für mich recht offensichtlich, dass TG nicht unmittelbar nach dem letzten Gespräch verunfallte oder Opfer eines Verbrechens geworden ist. Denn da war sie mutmaßlich noch auf oder unmittelbar am Festgelände. Außerdem wäre bei einem Logout ohne Abmeldung des Handys nicht klar, ob zu dem Zeitpunkt nur das Gerät "verunfallte" oder TG mitsamt dem Gerät. Oder ob nur der Akku kapitulierte. Ganz ohne Unfall/Verbrechen...
meermin schrieb:Vor Jahren kursierten Gerüchte, nach denen das Handy Tanjas sich nach dem ersten Vomnetzgehen noch einige Male eingeloggt haben sollte, frühmorgens innerhalb der nächsten halben Stunde.
Die gibt es. Die Frage ist nur, aus welcher Quelle stammen die Gerüchte ? Es gibt soviele Gerüchte, dass man -je nach dem, welche Gerüchte man bemüht- völlig unterschiedliche (auch aberwitzige) Varianten zu TGs Ableben stricken könnte. Ich würde in diesem Zusammenhang auch nicht nachvollziehen können, warum die SoKo diese Informationen nicht bekanntgab. Das ist mMn taktisch unklug. Besonders, weil dann Zeugen gezielter generiert werden könnten.
Leonberger schrieb:Wenn die Auswertung Handydaten ein überraschendes Ergebnis erbracht hätte, wäre das meiner Erfahrung nach schon längst "durchgestochen" worden, und Böhm würde auf Fragen nach dem Ergebnis seiner Aktensichtung nicht so gelangweilt anmutend reagieren.
Wann immer es neue Informationen von Relevanz gab, sickerte vorab ein "Häppchen" vor der PK durch. Hier ist nichts dergleichen passiert. Jeder Durchbruch bei den Ermittlungen wäre sicher sehr zeitnah bekannt geworden. Sehe ich auch so.
meermin schrieb:Man muss ja nur eins und eins zusammenzählen, der sehe ich das jetzt falsch?
Prinzipiell kann man so vorgehen, ja. Allerdings sprechen wir hier (leider) nicht von GPS-Daten, sondern von Funkzellen und einer Massenveranstaltung. Im Zweifel haben wir also z.B. zwei bis drölfzig möglicherweise interessante Handys im Bereich von 50-100 Meter innerhalb einer Menschenmasse von -geschätzt- 1000 Personen. Also eine völlig irrelevante Information. Ausschließlich Logindaten außerhalb des Festgeländes und vorzugsweise in der Nähe des Absturzortes wären interessant. Die Uhrzeit natürlich auch, klar. Aber ob es diese Infos gibt und welche Rückschlüsse sie zulassen...fraglich. Einen Durchbruch haben die Daten ja mutmaßlich nicht erzielt. Sonst würde ja nicht die Auflösung der SoKo vorbereitet.