Hier noch ein ausführlicher Bericht zur Aussage des Hauptbelastungszeugen:
Mordprozess „Lolita Brieger”
Aus Furcht gehorcht, ohne zu fragen
Von Ramona Hammes, 28.03.12, 18:41h
Sein Hinweis, dass er vor 30 Jahren dabei geholfen habe, den Leichnam von Lolita Brieger zur Mülldeponie zu bringen, sorgte maßgeblich dafür, dass der mutmaßliche Täter sich nun wegen Mordes verantworten muss. Am Dienstag sagte der 51-jährige Zeuge aus.
FRAUENKRON/TRIER - FRAUENKRON/TRIER. In Jeans und eine braune Jacke gekleidet, saß der 51 Jahre alte Mann, ein gelernter Dachdecker, der heute bei einer Großmolkerei arbeitet, am Zeugentisch im Trierer Landgericht. Den gleichaltrigen Angeklagten, der das Geschehen im Gerichtssaal wieder regungslos mit gesenkten Augen und geballten Fäusten verfolgte, würdigte er keines Blickes
Mit Spannung war für gestern die Vernehmung des Mannes erwartet worden, der vor knapp 30 Jahren nach eigenen Angaben geholfen hat, den Leichnam von Lolita Brieger auf der Frauenkroner Mülldeponie verschwinden zu lassen. Er war es, der die Ermittler vor wenigen Monaten zu eben dieser Stelle führte.
Stockend und abgehackt beantwortete der Zeuge in der zweistündigen Befragung die von Richterin Petra Schmitz gestellten Fragen. "Da gibt es nix zu erzählen", "das weiß ich nicht", "da wurde nicht drüber gesprochen" - und später auch: "Ich muss mich doch nicht rechtfertigen.
1971 sei er mit seinen Eltern in die Eifel gekommen. In den 70er Jahren habe er auch den Angeklagten kennengelernt. Auf dem Hof von dessen Familie habe er beim Strohmachen und Melken geholfen. Gemeinsame Unternehmungen mit dem Angeklagten habe es nicht häufig gegeben.
Keine klaren Aussagen machte er, ob ihn und den Angeklagten eine Freundschaft verbunden habe. Als Betriebshelfer habe er, so der 51-Jährige, auf zwei anderen Bauernhöfen gearbeitet. So auch an jenem Freitag oder Samstag - so genau wisse er das nicht mehr - Anfang November 1982, als der Angeklagte, von dem er immer mit Vor- und Zunamen sprach, nervös und aufgeregt zu ihm auf die Wiese gekommen sei. Der Angeklagte habe ihm damals gesagt, dass er Lolita erwürgt habe. Er müsse ihm helfen, "die wegzutransportieren".
Obwohl er nicht gewusst habe, wie seine Hilfe genau aussehen sollte und wann man sich wieder treffe, habe er zugesagt. Geschockt sei er gewesen, sagte der Zeuge gestern vor Gericht. Und dass er nicht gewusst habe, ob er es "innerlich packen" werde.
Leiche im Kofferraum zur Deponie gebracht
Am Abend des gleichen Tages sei der Angeklagte wieder zu ihm gekommen. Mit seinem Auto, einem Ford, sei man zu dem Schuppen, etwa einen Kilometer von Scheid entfernt, gefahren. Die Leiche habe dort gelegen, bereits in Folie gepackt. Es sei dunkel gewesen, auch am Auto habe man kein Licht eingeschaltet. Durch etwas von draußen in den Schuppen fallendes Licht und aufgrund der Konturen und des Gewichts habe er keine Zweifel gehabt, dass sie da gerade den Körper einer jungen Frau in den Kofferraum des Wagens legten. Er selbst, so der Zeuge, habe an den Beinen angepackt, der Angeklagte am Oberkörper. Der Angeklagte habe ihm dann die etwa zwei Kilometer entfernte Deponie als Ziel genannt. Dort habe er rückwärts geparkt. Das Bündel hätten die beiden jungen Männer ausgeladen und abgelegt. "Einfach so", antwortete der Zeuge auf die Frage der Richterin, ob man sich denn eine bestimmte Stelle ausgeguckt habe.
Nachdem der Angeklagte "noch was Unrat drübergelegt" habe, sei man wieder nach Hause gefahren. Während der Fahrt, so der Zeuge auf Nachfrage des Staatsanwalts Eric Samel, habe man nur darüber gesprochen, was man sagen werde, wenn jemand frage, wo sie denn gewesen seien. Sie seien einfach herumgefahren, Richtung Jünkerath, hätten sie sich als Antwort zurecht gelegt - das habe zeitlich und räumlich passen können.
Zuwendungen irgendwelcher Art, so der Zeuge, habe er für seine Hilfe nicht erhalten. Zudem, so gab er auf Nachfrage der Richterin an, die häufig auch die Vernehmungsprotokolle der Polizei aus den 1980er Jahren und vom September 2011 zu Hand nahm, sei das nicht die erste Gefälligkeit gewesen, um die ihn der Angeklagte im Zusammenhang mit Lolita Brieger gebeten habe. Einige Monate zuvor habe er sie nach Prüm zum Frauenarzt gefahren. Er habe, so der Zeuge, gewusst, worum es gehe. Dennoch habe ihm der Angeklagte eingeschärft, keine Fragen zu stellen. Daran habe er sich gehalten. Über die Tötung Lolitas habe er mit dem Angeklagten nicht gesprochen.
"Befürchtet, dass er mir es in die Schuhe schiebt"
Auch später, nach der Beseitigung der Leiche, habe er keine Fragen gestellt. Er habe mit niemandem über die Geschehnisse gesprochen, sagte der Zeuge. Er habe Angst gehabt. Er habe um die Aggressivität des Angeklagten gewusst, auch wenn die sich nur in der körperlichen Ausstrahlung gezeigt habe. Von körperlichen Auseinandersetzungen habe er nichts mitbekommen. Zudem habe er befürchtet, dass der Angeklagte "mir das in die Schuhe schiebt". Oder dass "er mich eventuell kalt machen würde".
Später habe seine damalige Freundin, so der Zeuge, mal nach Lolita gefragt. Davon habe er dem Angeklagten berichtet. Wenn jemand frage, so habe der Angeklagte gesagt, solle er antworten, dass Lolita noch lebe. Er habe zwar gewusst, dass der Vater des Angeklagten gegen dessen Beziehung mit Lolita gewesen sei. Thema sei das, so der Zeuge, in Gesprächen zwischen ihm und dem Angeklagten, aber nicht wirklich gewesen. Nichts gewusst habe er von der gerüchteweise kolportierten Abfindung von 70 000 Mark, die der Vater des Angeklagten Lolita angeboten haben soll, wenn sie das Kind abtreibe und die Beziehung beende.
In einer früheren Vernehmung hatte der Zeuge gegenüber der Polizei angegeben, dass der Vater des Angeklagten bei seinem Vater gewesen sei. Und sein Vater diesen gefragt habe, warum er sich denn immer noch dagegen sträube, dass sein Sohn Lolita heirate, nun, wo sie schwanger sei. Es sei doch ein ordentliches Mädchen, das auch arbeiten könne. Doch der Vater des Angeklagten sei von seiner Ablehnung nicht abzubringen gewesen.
Daran erinnerte sich der Zeuge gestern nicht mehr. Eine Erklärung dafür, warum er nach so vielen Jahren im September sein Schweigen gebrochen habe, lieferte der Zeuge nicht. "Das möchte ich für mich behalten, das geht keinen was an", sagte er.
Auf Skepsis stieß gestern die Darstellung des Zeugen, dass er alles schweigend hingenommen habe. Nebenklage-Vertreter Hans-Josef Ewertz äußerte den Verdacht, dass der Zeuge "noch mauert".
Und Verteidiger Heinz Neuhaus fand es "vollkommen lebensfremd", dass man eine Leiche beseitige und nicht mal nachfrage. "Wer nicht fragt, weiß schon", leitete Neuhaus seine Frage ein, ob der Zeuge an der Planung oder Ausführung der Tat beteiligt gewesen sei. "Nein! Sie wollen mir doch was anhängen", sagte der Zeuge. Es war das einzige Mal in seiner zweistündigen Befragung, dass er eine Emotion zeigte.
"Ich glaube, ich sage, das war mein Vater"
Am Nachmittag wurde der Prozess mit der Vernehmung des 36-jährigen Neffen von Lolita Brieger fortgesetzt. Dessen Kindheitserinnerungen brachten zwar wenig Aufhellung in die Geschehnisse von damals, doch eine seiner Ausführungen ließ aufhorchen. Zwei Tage nach der Ausstrahlung der Sendung "Aktenzeichen XY..." hatte er den Angeklagten, den er nie als möglichen Mörder von Lolita in Betracht gezogen hatte, auf dessen Hof besucht. Man habe über die Sendung und die neuerliche Suche nach dem Mörder gesprochen. Da habe ihm der Angeklagte gesagt: "Ich glaube, ich sage, das war mein Vater. Da bin ich aus dem Rennen."
Bei seiner ersten polizeilichen Vernehmung am 31. August hatte der 36-Jährige von dem Gespräch nichts gesagt. Erst später sei ihm klar geworden, dass das von Bedeutung sein könne. Darum hatte er um eine zweite Vernehmung durch die Polizei gebeten.
http://www.rundschau-online.de/html/artikel/1332436860050.shtml (Archiv-Version vom 18.05.2012)__________________
Dass der Angeklagte die Tat seinem Vater in die Schuhe schieben wollte,hat auch ein Neffe von Lolita Brieger ausgesagt und bestätigt somit die Aussage des Hauptbelastungszeugen.
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Brieger-Prozess: Josef K. wollte angeblich Vater belasten
Der derzeit wegen der Ermordung seiner ehemaligen Freundin Lolita Brieger in Trier vor Gericht stehende Eifeler Josef K. soll vor seiner Verhaftung davon gesprochen haben, die Schuld am Verschwinden der jungen Frau auf seinen verstorbenen Vater zu schieben.
Das hat ein als Zeuge geladener Neffe der vor 30 Jahren getöteten Lolita am dritten Verhandlungstag ausgesagt.
Der Neffe hat nach eigenen Angaben ein gutes Verhältnis zu dem Angeklagten. Nachdem im vergangenen Jahr in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" über den Fall Lolita Brieger berichtet worden war, soll Josef K. in einem Gespräch der beiden beiläufig sinngemäß gesagt haben: "Ich weiß, wie ich das mache: Ich schiebe alles auf meinen Vater, dann bin ich raus aus der Sache."
Seit Josef K. in Untersuchungshaft sitzt, hat sich der 51-Jährige nicht zu den Vorwürfen geäußert. Auch im Prozess vor dem Trierer Landgericht schweigt der Angeklagte bislang.
Am heutigen vierten Verhandlungstag werden mehrere Zeugen vernommen, darunter eine Freundin der Getöteten sowie Lolita Briegers erster Freund. Mit einem Urteil in dem auf großes Interesse stoßenden Verfahrens wird frühestens Anfang Mai gerechnet. sey
http://www.volksfreund.de/nachrichten/region/rheinlandpfalz/rheinlandpfalz/Heute-im-Trierischen-Volksfreund-Brieger-Prozess-Josef-K-wollte-angeblich-Vater-belasten;art806,3108759