Vielleicht erhellt dieser neue Bericht vom 29.03.2012 den Sachverhalt etwas näher:
„Mit den Alten sprechen“ wurde Lolita Brieger offensichtlich zum VerhängnisTrier/Scheid/Frauenkron (boß) Ein geplantes Klärungsgespräch mit den Eltern von „Jüppchen“ über die Zukunft von Lolita Brieger und Josef K. in den Nachmittagsstunden des 4. Novembers 1982 wurde der damals 18-jährigen, schwangeren Frau wohl zum Verhängnis.
Das war am Donnerstag vor dem Landgericht in Trier das Ergebnis der Anhörung von Hildegard S. (63) aus Hallschlag - einer Arbeitskollegin von Lolita Brieger aus der gemeinsamen Näherinnenzeit bei einer Kleiderfabrik in Jünkerath.
„Ich habe sie nach der Arbeit etwa um 13.10 Uhr mit nach Hallschlag genommen“, so die Zeugin, „da sie nach eigenem Bekunden auf die Siedlung nach Scheid zu ihrem Freund Jüppchen fahren wollte, um zu klären, ob er für das Kind sorgen werde, denn er habe mittlerweile eine andere.“ Lolita damals wörtlich: „Ich will mit den Alten sprechen!“
Sie habe Lolita nach einer 20-minütigen Fahrt auf der Kreuzung in Hallschlag Richtung Scheid herausgelassen, da sie noch etwas anderes zu erledigen hatte.
Sie mache sich heute noch Vorwürfe, sie nicht nach oben zur Siedlung gefahren zu haben. Damit dürfte die Zeugin Hildegard S. wohl eine der Letzten gewesen sein, die Lolita Brieger lebend gesehen haben.
An die Kleidung Lolitas konnte sich Hildegard S. noch genau erinnern, da sie heute noch das Bild vor ihrem geistigen Auge habe: grüner Parka, weißer Strickpullover, Turnschuhe und pink-weiße Hose.
Offensichtlich habe Lolita sich dann zu der etwa 1,5 km entfernten Siedlung zu Fuß aufgemacht. Was genau sich bis zum Arbeitsbeginn am nächsten Tag abgespielt hat, ist die große Frage. Auf jeden Fall erschien sie am Freitagmorgen nicht auf der Arbeit. Da man aber wusste, dass sie schwanger war, bezog man das auf ihren Zustand. Und dann kam ohnehin das Wochenende, so die Zeugin.
Hildegard S. bezeichnete Lolita, die etliche Jahre jünger war als sie und auch in einem anderen Raum arbeitete, vom Typ als sehr lebhaft und traute ihr trotz zweier Selbstmordversuche nicht zu, freiwillig aus dem Leben zu scheiden. Sie habe sich noch gewundert, dass Lolita für den Besuch der Eltern ihres Freundes kein Geschenk dabei gehabt hatte.
Die Näherinnen hätten allerdings wegen des Bankrotts der Firma alle kein Geld bekommen. Daher habe sie ihr noch etwas angeboten, was Lolita aber abgelehnt habe. „Viele in der Firma haben sie unterstützt. Ihr wurden sogar Babysachen mitgebracht“, so die Ex-Kollegin.
Auch die beste Freundin des Opfers, Angelika Sch. aus Frauenkron, die sich selbst als Vertraute bezeichnete und alles mit Lolita habe besprechen können, bestätigte die vielen Zerwürfnisse zwischen dem Vater des Beschuldigten und später auch mit „Josef“, der sich nach und nach immer mehr zurückgezogen habe. Zunächst habe sich Josef sich noch auf den Nachwuchs gefreut, aber der Vater habe die Beziehung strikt abgelehnt.
Letztendlich habe K. auch eine neue Freundin in Udenbreth gehabt. In diesem Zusammenhang sei es auf einer Landstraße bei Udenbreth zu einer Begegnung gekommen, als Josef ihr und Lolita entgegenkam. Nach dem Vorwurf „Du kannst mich doch nicht mit dem Kind sitzen lassen!“ habe Josef Lolita wohl beim Wegfahren mit dem Auto erfasst, so dass sie zu Boden fiel. Anschließend sei sie über eine Wiese weggelaufen.
Von einer geplanten Heirat wisse sie nichts, so Angelika Sch.: „Gewünscht hatte Lolita sich das bestimmt. Von Geld für eine Abtreibung war nie die Rede, denn Lolita sagte, sie wolle das Kind austragen. Für kein Geld in der Welt werde sie es hergeben. Sie war richtig verliebt und ließ nichts über Josef kommen. Ich hatte ihr allerdings abgeraten, sich mit ihm zu treffen. Darüber ist es zu einem Streit gekommen. Ich hatte kein gutes Gefühl dabei, denn Josef K. hat sogar mir das Angebot gemacht, ob ich nicht mit ihm „gehen“ wolle. Das habe ich Lolita auch erzählt, aber sie hat nichts darauf gegeben.“
Der erste Freund des Opfers, Alois S. (50) aus Hallschlag (heute wohnhaft im Altkreis Schleiden), bezeichnete Lolita, mit der er von 1979 – 81 zusammen war, als ein nettes, hübsches, zuverlässiges, hilfsbereites, ehrliches und mittelmäßig fleißiges Mädchen. Bei dem damals 18-Jährigen war es umgekehrt: Hier war der Vater von Lolita nicht gerade begeistert von ihm, da sie mit 16 noch zu jung sei. Diesbezüglich kam es auch immer wieder zu Zerwürfnissen und Auseinandersetzungen. Nachdem Alois S. zur Bundeswehr musste, endete die Freundschaft Mitte 1981.
Der Rechtsanwalt des Angeklagten, Heinz Neuhaus aus Bitburg, gegenüber unserer Zeitung: „Nach unserem Dafürhalten hat die bisherige Beweisaufnahme nichts Ergiebiges im Sinne der Anklage ergeben. Es sind bisher von den Zeugen keine Tatsachen geschildert worden, die die Mordmerkmale Heimtücke und niedrige Beweggründe bestätigen können. Im Gegenteil, für uns stellt sich die Sachlage jetzt so dar, dass auch bezüglich der eigentlichen Tötung immer mehr Fragezeichen auftreten. Man kann nach unserer Auffassung heute nicht mal mehr genau sagen: War er es denn wirklich?“
Damit baut die Verteidigung- wie nicht anders zu erwarten – ihre Strategie auf der Widersprüchlichkeit der Zeugen und den fehlenden Mordmerkmalen auf.
Das große Rätsel dürfte sein: Was hat sich am 4. November 1982 auf dem Anwesen des Angeklagten abgespielt und wie ist die Leiche in den Holzschuppen an der B 421 Richtung Losheim gekommen, von der sie dann nach Aussagen des Hauptbelastungszeugen am frühen Abend des 4. November abtransportiert und in der Müllkippe Frauenkron versteckt wurde.
Die Vorsitzende Richterin Petra Schmitz kündigte an, die polizeilichen Vernehmungsniederschriften von den mittlerweile verstorbenen Zeugen im Laufe der nächsten Sitzungstage zu verlesen und gleichfalls zum Gegenstand der Beweisaufnahme zu machen.
Das Verfahren wird ab 17. April unter anderem mit den Zeugenvernehmungen der Ermittler fortgesetzt und die Beweisaufnahme soll schließlich am 8. Mai enden.
Quelle:
http://www.input-aktuell.de/mainframe.asp?lang=de&e1=91