Dahlem –
Das protzige Eigenheim prangt wie eine Burg an der Straße von Frauenkron nach Scheid. Ein Elektrodraht versperrt noch immer die Zufahrt. Er hängt dort seit zehn Monaten, damals war Hausherr Josef K. festgenommen worden.
Jetzt ist er frei. Seit K. wegen des Mordes an seiner schwangeren Ex-Freundin Lolita Brieger (18) Mitte Juni freigesprochen wurde, liegt das Urteil wie eine bleierne Last über dem Eifelörtchen.
Unklar ist, ob Josef K. das Weite gesucht hat – oder weiter mitten unter den Dorfbewohnern lebt. Alleine, in seinem großen Einfamilienhaus – nur wenige Meter von Lolitas Elternhaus und der alten Müllkippe entfernt, wo die Tote fast 30 Jahre lang verscharrt war.
„Er wird noch gesehen“, erzählt Ortsbürgermeister Wili Heinzius. Mal soll K. die Dachrinne seines Einfamilienhauses gereinigt haben, mal will ihn jemand beim Unkrautjäten gesehen haben.
„Für mich ist der Typ gestorben“, erklärt Eduard Quetsch (61). Er teilt jeden Freitag das Wochenblättchen aus, berichtet, dass der Briefkasten von Josef K. jetzt bei dessen Mutter hinge. Die alte Frau wohnt direkt neben ihrem Sohn. Quetsch: „Seitdem er in U-Haft war, habe ich die Mutter auch nicht mehr gesehen.“
„Der ist weg!“, stellt der Bruder von Josef K. gegenüber EXPRESS klar. Die Worte klingen regelrecht triumphierend. Dennoch scheint sich K. zumindest weiterhin um sein Haus und Grund zu kümmern, taucht immer mal wieder auf. Wie ein Geist, der die beiden Orte nicht zur Ruhe kommen lässt.
„Ob der hier noch wohnt oder nicht – ich blicke da auch nicht mehr durch. Aber die Stimmung hier ist nicht gut“, erzählt ein Anwohner. „Viele sind mit dem Urteil nicht einverstanden, kommen damit nicht klar.“
Obwohl die Richterin sich überzeugt zeigte, dass Josef K. seine Ex-Freundin Lolita 1982 getötet hat, musste sie ihn freisprechen. Mordmerkmale wie Heimtücke und niedere Beweggründe waren nach so langer Zeit nicht mehr mit Sicherheit nachzuweisen - und der Vorwurf des Totschlags war bereits verjährt (EXPRESS berichtete).
„Andere Leute haben uns gesagt, dass WIR wegziehen sollen. Ich habe aber nichts verbrochen“, erzählt Lolitas Mutter Hildegard Brieger aufgebracht. „Ich bin so enttäuscht über das Urteil“, fügt sie leise hinzu. „Aber irgendwann kriegt der noch seine Strafe…“
Nach dem Freispruch für Josef K. am 11. Juni hatte der Staatsanwalt Revision angekündigt.
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Quelle:
http://www.express.de/bonn/fall-lolita-----wohnt-josef-k--noch-im-ort-,2860,16625994.html (Archiv-Version vom 19.07.2012)