Mordfall Charlotte Böhringer

jada schrieb:Ich denke, die deutsche Judikative, hat zurecht die Verurteilung wegen Mordes an die Mordmerkmale geknüpft und die Beweislast dafür dem Staat überlassen. (hier Habgier und Heimtücke)


Mich haben, die Ausführungen des Gerichtes zu den Mordmerkmalen, nicht überzeugt - Aufgrund der Tatsächlichkeiten, die mir persönlich fragwürdig erscheinen.

Habgier und Heimtücke sind hier doch sehr eindeutige Mordmerkmale.
B.T griff laut Gericht seine Tante vorm dem Verlassen ihrer Wohnung an.
Sie konnte nicht erahnen was geschehen würde und war wehrlos...
Das ist eindeutig Heimtücke...

Er hat Geld unrechtmäßig an sich genommen, das seiner Tante gehörte (Parkkassenautomat und Geldbörse)
Das erfüllt den Bestand der Habgier...

Hätte er die Tante um eine Aussprache gebeten, hätten sie sich weiter gestritten und wäre die Lage irgendwie eskaliert, ja dann käme wohl ein Totschlag in Frage.

Aber hier wurde doch eindeutig ein Mord geplant!

Menetekel schrieb:B.T griff laut Gericht seine Tante vorm dem Verlassen ihrer Wohnung an.Sie konnte nicht erahnen was geschehen würde und war wehrlos...Das ist eindeutig Heimtücke...

Ja, wenn es so abgelaufen ist. Das stelle ich ja zur Diskussion.

Menetekel schrieb:Er hat Geld unrechtmäßig an sich genommen, das seiner Tante gehörte (Parkkassenautomat und Geldbörse)Das erfüllt den Bestand der Habgier...

Das Motiv Habgier wird hier durch das Erbe erfüllt. Die Geldbörse- Raubmord. Die Diebstähle aus den Automaten wurden als Diebstahl abgeurteilt.

@Menetekel

Menetekel schrieb:Er hat Geld unrechtmäßig an sich genommen, das seiner Tante gehörte (Parkkassenautomat und Geldbörse)
Das erfüllt den Bestand der Habgi

Nur wenn er deshalb die Tante getötet hat (genau genommen).
@jada geht es glaube ich weniger um die Subsumtion (Zuordnung festgestellte Tatsachen zur Rechtsnorm bzw. andersherum) als um die Feststellung zum Tatablauf an sich (Tötung nach Türöffnen etc.).

jada schrieb:Ich kann mir vorstellen, das CB ihren Neffen BT beim Durchsuchen des Büros bzw. Einbruchdiebstahl erwischt hat und es daher zum Streit bis zum unteren Flur führt und zur Tötung kam. (hier wäre aber das Mordmerkmal; Verdeckung einer Straftat interessant.)

Die Auffindesituation gibt das anscheinend nicht her, und ich unterstelle jetzt einfach mal, dass die damals mit dem Fall befassten Fachleute wissen, wovon sie reden.

Wenn deine Annahme stimmen würde und Bence seine Tante im/nach einem Streit erschlagen hätte, wo könnte er die Tatwaffe -es wurde doch ein Werkzeug vermutet?- so spontan hergehabt haben? Was mitgebrachtes scheidet dann ja eher aus.

Vorstellbar wäre, dass er nach dem Streit zu seinem Auto gegangen ist (das stand doch in der Garage?), ein Werkzeug rausgeholt, noch mal bei Frau Böhringer geklingelt und direkt nach dem Öffnen der Tür auf sie eingeschlagen hat...aber dann hätte doch zumindest der Gang zum Auto von Kameras aufgezeichnet worden sein müssen?

Unstrittig ist für mich, dass der Täter sich zum Zeitpunkt der Tat nicht in der Wohnung befand, sondern von draußen kam...so wie das eben auch ermittelt wurde.

jada schrieb:Ich kann mir vorstellen, das CB ihren Neffen BT beim Durchsuchen des Büros bzw. Einbruchdiebstahl erwischt hat und es daher zum Streit bis zum unteren Flur führt und zur Tötung kam. (hier wäre aber das Mordmerkmal; Verdeckung einer Straftat interessant.)

Um Bence beim Durchsuchen der Wohnung zu überraschen, hätte sie doch zuerst weg sein und dann zurückkommen müssen. Gemäß der Auffindesituation war es doch aber eher umgekehrt: Sie war da und wollte gerade gehen.

falstaff schrieb:Um Bence beim Durchsuchen der Wohnung zu überraschen, hätte sie doch zuerst weg sein und dann zurückkommen müssen. Gemäß der Auffindesituation war es doch aber eher umgekehrt: Sie war da und wollte gerade gehen.

Das stimmt, dass das so festgestellt wurde, bis auf ein paar sehr knappe Feststellungen zur ausgehfertigen Kleidung und zu den Blutspritzern (wobei es ausdrücklich heißt, den genauen Ort des Gewaltausbruches könne man daran nicht bestimmen, weil nicht (unbedingt) sofort bei den ersten Hieben Blut spritzt) habe ich bisher im Urteil nicht die Ausführungen zu den Gründen für diese Feststellung zur Auffindesituation gefunden (während zu fast allen anderen Fragen sehr viele Ausführungen zu Beweiserhebung und -Würdigung gemacht werden).
Nun ist die Frage:Fand man Ausführungen unnötig, weil die Feststellung offensichtlich war oder konnte man nichts genaues ausführen, weil man nichts hatte (dann wäre das eine Schwachstelle).

zB wird sehr weitschweifend erörtert, warum man nicht von einer (Affekt-)tat eines (berechtigten/eingelassenen) Besuchers (BT oder ein anderer) ausgeht (Gläser in Geschirrspüler etc. ), obwohl auch diese Variante doch dann eigentlich schon wegen "Auffindesituation" ausscheiden müsste. Warum wird nichts zu etwaiger Tat nach Überraschung durch ggf. unerwartet zurückkehrendes Opfer ausgeführt?

Ist es möglich, das evtl die Kameras im Parkhaus so manipuliert wurden, das hinterher nichts drauf zu sehen ist/war. Entweder durch abkleben oder verstellen? Wo befanden sich die Aufzeichnungen der Kameras.

abgelenkt schrieb (Beitrag gelöscht):Wenn das aber so eindeutig war, dass man kaum zwei Worte darüber verlieren muss, warum dann ewige Ausführungen, ob ein mit Getränken bewirteter Gast als Täter infrage kommt?

Gegenfrage: Wenn es nicht so eindeutig gewesen wäre, warum hat es dann die Verteidigung nicht aufgegriffen? Die epische Breite mit der andere Aspekte im Urteil behandelt werden ist doch nicht selten eine Reaktion auf entsprechende Einwände und Anträge der Verteidigung. Daraus kann man schließen, dass die Feststellung Frau B. sei abgepasst worden als sie die Wohnung verlassen wollte von der Verteidigung weitestgehend akzeptiert wurde. Das kann wiederum heißen dass die hochbezahlten Verteidiger einen miserablen Job gemacht haben, oder dass sie ganz einfach keine Möglichkeit sahen diesen Befund anzuzweifeln.

Ich tippe auf Letzteres, da dieser Punkt so zentral ist dass die Verteidigung ihn angegriffen hätte, wenn es eine Möglichkeit gegeben hätte.

falstaff schrieb: Das kann wiederum heißen dass die hochbezahlten Verteidiger einen miserablen Job gemacht haben, oder dass sie ganz einfach keine Möglichkeit sahen diesen Befund anzuzweifeln.

Im Grunde, bin ich deiner Meinung.

Es gibt aber einige Dinge in der Beweissicherung, die ich für nicht tragbar halte.


Wir können ja auch nur noch über die Urteilsbegründung und den Wiederaufnahmeantrag reden. Verteidigungsstrategien etc. gibt es nicht mehr. Eine Bewertung zur Verteidigung, liegt nicht in meiner Kompetenz=)

@curt
Meiner Erinnerung nach steht kein Wort von Videoüberwachung der Parkgarage im Urteil. (Man möge mich berichtigen)

Es gab sie wohl einfach nicht.

Nochmal was zur Weinflasche. Es wäre doch auch möglich, das die Weinflasche nicht richtig wieder zugemacht wurde und ein ganzer Teil deshalb innerhalb von 6/8 Monaten verdunstet ist. Ich hatte sowas auch schon mal. Ich koche gerne mit Wein Weisswein bei Geflügelspeisen - Ente-Hähnchen usw. Hatte die Flasche wieder in den Kühlschrank reingetan und selbst nach kurzer Zeit von 1-2 Wochen war schon weniger drin in der Flasche, weil ich sie wahrscheinlich auch nicht richtig geschlossen hatte. Bei einer Zeit von 6-8 Monaten wäre eine Verdunstung doch bestimmt auch möglich gewesen oder nicht?