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Mordfall Charlotte Böhringer

28.687 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, München, 2006 ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Charlotte Böhringer

Mordfall Charlotte Böhringer

28.08.2013 um 07:41
Drei Theorien wie es gewesen sein könnte - aber nicht gewesen sein muss:

Theorie 1 - Der Bence wars:
Der Bence beteuert seine Unschuld. Das ist der eine Punkt. Glaubt man ihm, so ist er unschuldig. Das ist aber bisher nicht bewiesen. Die Frage kann auch so lauten: Ist der Bence wie im Urteil festgestellt ein Mörder aus Habgier oder war es ein Mord aufgrund vorheriger Streitigkeiten? Also nicht wegen der "Studienlüge" sondern aus Hass oder aus anderen niederen Beweggründen. Schussendlich könnte man auch fragen, ob es nur Totschlag im Affekt gewesen ist, was einen bedeutenden Unterschied macht. Selbst wenn er der Täter ist, so ist ja die Frage, ob "Milderungsgründe" (?) ins Feld geführt werden können, die die Strafe verkürzen, insbesondere auch die Frage der besonderen Schwere der Schuld.

Theorie 2 - Der Raubüberfall:
Um eine Raubüberfall-Theorie zu begründen, bedarf es einer gewissen Fantasie. Denkbar wäre, dass ein oder zwei Täter wussten, dass es sich um eine reiche Dame handelt. Und dass sie aus dem Grund in die Wohnung einbrechen wollten und dabei von der Dame überrascht wurden. Also, dass sie erst nur an der Tür rumfummelten und dass die Dame dann die Tür aufmachte und es dann zu dem Mord kam. Also im Sinne eines Raubmordes - der aber anscheinend dann aus einer gewissen Panik heraus abgebrochen wurde, sofern es denn so war, dass das Telefon durch Zufall gerade klingelte.

Theorie 3 - Mord aus Rache:
Eine andere Theorie wäre die, dass ein unbekannter Täter eine "Rechnung" mit der Dame zu begleichen hatte, also ein gezielter Mordanschlag aufgrund einer unbekannten Vorgeschichte. Hatte die Dame einen Feind, der ihr nach dem Leben trachtete? Wurde in dieser Richtung ermittelt?

Anmerkung: Man kann 100 Theorien entwickeln, wenn man will und dazu auch Varianten, bis es passt. Nur ist aber die Frage, was wirklich geschah und diese hat das Gericht ja bereits beanwortet, aufgrund von Indizienketten. Eine Indizienkette ist jedoch kein Faktenbeweis.


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28.08.2013 um 07:51
Danke scipper

Theorie 4 (gewissermaßen Spezialfall von Theorie 3; vermutlich subsummiertest Du das darunter):
Mord eines intimen Bekannten aufgrund persönlicher Konflikte. Trennung o.ä. Ggfls auch ein Konflikt im Bereich käufliche Intimität a la Mooshammer (war übrigens interessanter Weise derselbe Ermittler, derselbe Staatsanwalt).

PS: Es gab keine lückenlose Indizienkette. Es gab ein Urteil voller Fehlschlüsse. Die massiven Lücken in der Indizienkette wurden dazugedichtet ("ist eben schlechter Spurengeber, peng") bzw schlicht gefälscht (von "besonderer Brisanz" sei die "jahrelange" Studienlüge - die es so schlicht nicht gab).


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28.08.2013 um 07:59
@pfiffi

Ja. Unter Theorie 3 kann man alles Mögliche subsumieren. Es setzt aber eine Vorgeschichte voraus.


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28.08.2013 um 08:16
Zitat von pfiffipfiffi schrieb:Die massiven Lücken in der Indizienkette wurden dazugedichtet ("ist eben schlechter Spurengeber, peng") bzw schlicht gefälscht (von "besonderer Brisanz" sei die "jahrelange" Studienlüge - die es so schlicht nicht gab).
Ist eine Kleinigkeit und bring nichts fundamental Neues. Ich möchte aber trotzdem mal anmerken, dass die Studienlüge ab dem Zeitpunkt in der Welt war, ab dem Bence nicht mehr ernsthaft studierte, keine Vorlesungen mehr besuchte und keine Prüfungen mehr antrat. Dieser Zeitpunkt ist womöglich nicht genau eingrenzbar, ist aber sicher deutlich vor der Zwangsexmatrikulation anzusiedeln. Die Zwangsexmatrikulation war ja gerade die Konsequenz aus den fehlenden Studienleistungen der Zeit davor. Insofern ist die Formulierung "jahrelange Studienlüge" zwar womöglich immer noch übertrieben, aber sicher keine grob falsche Behauptung.

Das Grundproblem bleibt doch: Bences finanzielles Schicksal wurde mit der Beendigung eines Studiums verknüpft, dass er zunächst nur halbherzig und irgendwann mal überhaupt nicht mehr betrieben hat. Wieviele Jahre er sein Umfeld über sein Studienschicksal getäuscht hat ist nicht von prinzipieller Bedeutung für die Gültigkeit des Urteils, auch wenn das hier immer wieder entsprechend aufgebauscht wird.


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Mordfall Charlotte Böhringer

28.08.2013 um 08:37
@KonradTönz1

Die moralisierende Bemerkung im Urteil, dass der Bence seine Leute (Eltern, Freunde, Tante) "jahrelang" belogen oder hintergangen hat, ist nicht durch Fakten beweisbar, denn:

- erstens schuldete er Privatpersonen aus Datenschutzgründen keine Auskunft über sein Studium,
- zweitens war er nur zur Vorlage der Studienbescheinigung bei seinem Arbeitsgeber verpflichtet,
- drittens hatte er seine Chefin (Tante) im Frühsommer 2005 über sein Nicht-Studium informiert.

Bei den Vier-Augen-Gesprächen zwischen dem Bence und seiner Tante war niemand dabei, so dass also heute nicht mehr nachprüfbar ist, was wirklich zwischen beiden Personen besprochen wurde.

Zudem ist auch nicht feststellbar, wie die Tante überhaupt reagierte, wenn ihr etwas nicht in den Kram passte. Es ist daher eine reine Mutmaßung, dass sie den Bence z.B. "enterbt" hätte, wenn denn die angebliche Studienlüge bestanden hätte und diese mit einem Paukenschlag aufgeflogen wäre.

Es mag sein, dass die Tante mit dem Bence unzufrieden war und dass es auch viel Zoff gab, aber es reicht nicht aus, um von einem "Zerwürfnis" zu sprechen, weil man es eben nicht wissen kann !!!

Streit oder Zoff zwischen der Tante und dem Bence wegen Kleinigkeiten waren - wie es scheint - dort an der Tagesordnung. Es war ein Auf und Ab. Das waren Familienstreitigkeiten und keine ernsten Auseinandersetzungen. Nach einem Streit erfolgte nach den Berichten stets eine Versöhnung.


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Mordfall Charlotte Böhringer

28.08.2013 um 08:37
Ich finde die Idee von gestern abend gut, sich nicht in so viele Teilthemen zu verzetteln, sondern gezielt einzelne Themenkomplexe zu bearbeiten.

Deshalb greife ich den Beitrag von @aberdeen zum Thema Zeitungen auf:
Zitat von aberdeenaberdeen schrieb:Die Kammer nimmt ja an, alle drei Zeitungen wurden von der Tür weggenommen.
Auf jeden Fall waren sie weg und auch nicht bei CB in der Wohnung, das spricht dafür ;)
Über Wahrscheinlichkeiten, dass gleichzeitig ein Mord passiert und die Zeitungen zufällig geklaut werden, hatten wir ja schon gesprochen.
Zitat von aberdeenaberdeen schrieb:Problem Nr. 1: widersprüchliche Angaben darüber, wie viele Zeitungen an der Tür hätten sein müsen

Zeuge S. sagte: TZ und Bild, M. T. sagte ebenfalls 2 Zeitungen
Dieses Problem sehe ich hier nicht, da diese beiden Zeugen tatsächlich nicht genau informiert waren. Zeuge S hat die Tüte nur gebracht, vermutlich ohne genau reinzuschauen und MT hat nur Nachtdienst gemacht, war also beim Packen der Tüte nicht dabei. Er wusste von den 2 abgerechneten Zeitungen (Bild,AZ) und höchstwahrscheinlich nicht von der 'entliehenen' SZ
Zitat von aberdeenaberdeen schrieb:Problem Nr 2.: Anhand des Kassenjournals ließ sich der Verbleib der Zeitungen nicht klären
stimmt nur teilweise:
10x Bild
4 zurückgegeben
5 verkauft
=> 1 fehlt
die Tante bezahlt die Bild in der Tüte, es könnte also eine 'geliehen' oder geklaut sein
es fehlt hier tatsächlich eine Bild jenseits der Theorie.

9x AZ
6 zrückgegeben
3 Zeitungen zum Preis von 0,60
aufgrund der Preisgleichheit mit Frau im Trend, kann man nicht sagen, ob was fehlt.
die Tante bezahlt die AZ in der Tüte, es könnte also eine 'geliehen' oder geklaut sein sein
hier würde ich in der Tat bemängeln, dass man die Rechnung nicht einfach auch für die FiT gemacht hat, also wieviel wurden geliefert, wieviele waren noch da.

6x SZ
4 zrückgegeben
1 verkauft
=> 1 fehlt
das muss die eine nicht-bezahlte aus der Tüte sein
hier ist die Abrechnung also eindeutig und aufgrund der geringen Anzahl, kann man wohl auch davon ausgehen, dass sich da niemand vertan hat.
Zitat von aberdeenaberdeen schrieb:Problem Nr. 3: Keine Spuren auf den bei B. T. gefundenen Zeitungen
ok. aber es wurde auch schon mal erwähnt, dass speziell auf Tageszeitungen Spuren nur sehr schlecht haften.
Zitat von aberdeenaberdeen schrieb:Problem Nr 4: die bei B. T. gefundene SZ enthielt eine Stadtteilausgabe, die in der Parkgarage nicht vertrieben wurde (Süd, hätte aber Ost sein müssen)
Bei Durchsuchung der Wohnung BTs am 18.5. gefunden:
SZ - Südausgabe
AZ - Ostausgabe
Bild

Ins Parkhaus werden geliefert:
SZ - Ost
AZ - Ost
(bei Packfehlern Süd möglich, aber nie Nord)

Im Stadtteil BT gibt es:
SZ - Nord
AZ - Nord

Zumindestens gibt es mit dem Packfehler eine Erklärung für die Möglichkeit wie es zur Ausgabe Süd bei BT kommen konnte, aber keine alternative Erklärung von BT, wie er an die Südausgabe kommt, die es in seinem Stadtteil ja nicht gibt.
Zitat von aberdeenaberdeen schrieb:Problem Nr. 5: die Plastiktüte wurde nicht gefunden
Stimmt. Ich wüsste vor allem gerne, was denn auf der Tüte stand.
Zitat von aberdeenaberdeen schrieb:Die Kammer muss also, will sie ihre Version aufrechterhalten, davon ausgehen, dass

a) sich beide Zeugen, die von zwei Zeitungen sprechen, irren
b) die SZ durch einen Packungsfehler die falsche Stadtteilausgabe hat
c) es schon einmal vorkommt, dass ein Gegenstand berührt wird und keine nachweisbaren Spuren hinterlassen werden (2 Sachverständige hierzu)
d) schlicht ignorieren, dass anhand des Kassenjournals nicht geklärt werden konnte, wie viele Exemplare von welcher Zeitung wie gebucht worden waren.

Wenn die Kammer einen Packungsfehler zuungunsten von B. T. annimmt (SZ war "Süd", hätte aber "Ost" sein sollen), hätte man dann nicht konsequenterweise Beweis über die Häufigkeit derartiger Packungsfehler erheben müssen? Ansonsten lässt sich doch aus den Stadtteilausgaben gar nichts mehr schließen?
Die ersten 3 Punkte sind sinnvoll erklärt worden. Für d) gebe ich dir teilweise recht; wie oben geschrieben.
Die Wahrscheinlichkeit für einen Packungsfehler ist doch jeden Tag gleich ;)
Zitat von aberdeenaberdeen schrieb:Als Motivation für die Zeitungswegnahme durch B. T. nimmt die Kammer ferner an, dass hierdurch der Entdeckungszeitpunkt verzögert werden sollte, gibt aber keinerlei nachvollziehbare Begründung dafür an, warum das für B. T. von Vorteil hätte sein sollen, wäre er denn der Täter.

Tatsächlich wird meiner Ansicht nach anders herum ein Schuh draus. Sind die Zeitungen weg, müssen die Angestellten doch davon ausgehen, dass sie von Ch. B. in die Wohnung geholt worden waren. Dann ist es aber doch sehr merkwürdig, wenn sie zwar anwesend ist, aber nicht ans Telefon geht. So ist es ja wohl auch gelaufen.

Beobachtung 1 = Zeitungen weg - Schlussfolgerung = Ch. B. daheim
Beobachtung 2 = Ch. B. erscheint nicht - Schlussfolgerung = ?
Beobachtung 3 = Ch. B. meldet sich nicht telefonisch - Schlussfolgerung = ?

Wären die Zeitungen an der Tür verblieben und Ch. B. hätte sich nicht gemeldet, wären die Angestellten wohl davon ausgegangen, dass die gar nicht Zuhause ist?

Beobachtung 1 = Zeitungen da - Schlussfolgerung = Ch. B. abwesend oder nicht wach
Beobachtung 2 = Ch. B. erscheint nicht - Schlussfolgerung = abwesend/nicht wach
Beobachtung 3 = Ch. B. meldet sich nicht telefonisch - Schlussfolgerung = abwesend
Ich gehe hier mal nicht auf die einzelnen Punkte ein, da ich glaube, der Täter musste relativ schnell entscheiden: 'nehme ich die Zeitungen weg?' und hatte nicht die Zeit zu überlegen, was wäre wenn. Und da kommt einem wohl eher der Gedanke -> Zeitung weg, Tante da, Nachforschungen nach Tante erfolgen verzögert.

Ich muss zum Glück nicht entscheiden wie schwer solche Indizien für ein Urteil zu gewichten sind. Für mich klingt die Darstellung im Urteil bis auf ein paar Kleinigkeiten plausibel.


Interessant wird es aus meiner Sicht, wie erklärt denn BT wie er an die Zeitungen kommt:
Sachrüge S. 40
'[..]dass sich aus der Spurenlage in der Wohnung des Angeklagten nach dessen Festnahme ergeben habe, dass die von ihm nach seiner Darstellung ausgeliehenen Ausgaben der AZ und Bildzeitung einen benutzten Eindruck machten und im Altpapierkorb lagen.'

Also er will AZ und Bild aus der Parkgarage mitgenommen haben, würde mit der Auswertung des Kassenjournals ja sogar passen.
Merkwürdig ist:
- Warum nimmt er in der Parkgarage keine SZ mit?
- Warum räumt er ein woher AZ und Bild sind, erklärt aber nicht woher er die SZ hat.
- Wann hat er das eingeräumt? (Nachdem die Auswertung des Kassenjournals bekannt war? Meine Vermutung ;) )
- Warum besorgt er sich die SZ nicht in der Parkgarage, nicht an der Tanke in Augsburg, sondern irgendwann und liest sie dann nicht mal?

Und diese Merkwürdigkeiten machen mich stutzig und erscheinen mir weitaus wiedersprüchlicher als das was im Urteil steht.
Deshalb kann ich für mich den Schluß ziehen, die Zeitungen bei BT zuhause waren wohl die aus der Parkgarage. Ob das für eine Verurteilung ausreichen muss oder nicht, ist für mich nicht relevant. Der Thread heißt ja nicht 'Ist das Urteil richtig?'.

Natürlich kann die Schlußfolgerung auch falsch sein, wir haben eben nur einen kleinen Teil an Informationen.

Bei Antworten bitte ich darum, nicht wieder einzelne Punkte herauszunehmen und zu zerfleddern, sondern sich -wie ich es ja auch gemacht habe- die Mühe zu machen, den Gesamtzusammenhang zu betrachten.


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28.08.2013 um 08:38
Zitat von KonradTönz1KonradTönz1 schrieb:Das Grundproblem bleibt doch: Bences finanzielles Schicksal wurde mit der Beendigung eines Studiums verknüpft, dass er zunächst nur halbherzig und irgendwann mal überhaupt nicht mehr betrieben hat. Wieviele Jahre er sein Umfeld über sein Studienschicksal getäuscht hat ist nicht von prinzipieller Bedeutung für die Gültigkeit des Urteils, auch wenn das hier immer wieder entsprechend aufgebauscht wird.
Wir wollten die Indizien ja ncoh einmal Stück für Stück analysieren.

Zunächst einmal: Korrekt! D.h. eben so ganz korrekt doch nicht. BT hat, von CB dazu "animiert", um das mal so zu sagen, ein ungeliebtes Studium gemacht (was ich interessant finde und was - viel stärker als das Scheitern im Studium - auf ein Motiv verweisen könnte! Dazu weiter unten) Soweit ich informiert bin war er scheinfrei, musste also "nur noch" die Prüfung machen. Nach aller Lebenserfahrung ist ein Scheitern im Studium kurz vor ultimo ein schleichender Prozess, der Betreffende lügt sich da monatelang auch selber was in die Tasche (jaja, nächste Woche fange ich an, mir die Prüfer zu suchen etcetc). Das Gericht stellt es so dar, als habe BT sein Umfeld jahrelang vorsätzlich belogen, sei ein abgewichster Lügner, der sich über Jahre hinweg vorsätzlich eine Lügenwelt erbaut habe. Das ist so nach aller Lebenserfahrung wenig plausibel. Meistens rutscht man, in der Endphase des Studiums, aus gottweißwas für Gründen in den Studienabbruch. Prüfungsangst? Unsicherheit? Instabile Identität? Angst vor dem, was danach kommt (das "richtige" Leben, mit Verantwortung im Beruf etc, an Stelle des etwas flatterhaften Studentenlebens).

Wenn man BT ein realistisches Motiv unterstellen will, dann eher dies: Er scheint eine reichlich prekäre Beziehung zu CB gehabt zu haben - Nähe und Abstoßung gleichermaßen. Wenn man so will: Goldene Ketten. CB war als Mensch schon hie und da nicht leicht zu genießen, konnte, wenn die Berichte in der Summe zutreffen, hart und ungerecht sein, war mißtrauisch, sicher auch einsam. Wenn BT der Täter war, sehe ich das Motiv eher hier: Er wäre dann der Gängelungen und Demütigungen durch seine Tante leid gewesen. Vielleicht ist in ihm die Erkenntnis gereift - vorbewusst, schleichend -, dass er seine wichtigsten jahre an seine Tante verschwendet hat. Objektiv war er nicht abhängig von seiner Tante. Aber es könnte subjektiv zu einem unheilvollen Gefühl von Auzsweglosigkeit gekommen sein. "Die lebt noch zwei Jahrzehnte, ehe ich wirklich mein eigener Herr bin, bin ich 50, muss mir bis dahin ständig eine verpassen lassen, bin bis dahin Reifenstapler, während meine Freunde im Leben stehen" etcetc. Dazu: Die Tante hat seine Verlobte abgelehnt - das würde Haßgefühle verstärken.

An eine drohende Enterbung glaube ich bei dieser unguten Mischung aus Nähe und Abstoßung nicht. Eindeutige Belege, dass eine Enterbung geplant war, liegen nicht vor; nur Klatsch und Tratsch - mal hü, mal hott. Aber ein m.E. starkes Motiv, nämlich das von mir angerissene - Ausweg aus einer als ungut empfundenen, heillosen persönlichen und beruflichen Verstrickung - , hätte BT schon gehabt.

BTW: BTs Mutter (CBs Schwester) sieht man nie. Für diese Frau muss die Situation einfach die Hölle sein...


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28.08.2013 um 08:46
Zitat von ScipperScipper schrieb:Die moralisierende Bemerkung im Urteil
Die Studienlüge ist zunächst einmal eine Feststellung, dass es sie gab ist vielfach bestätigt und dass sie für die Tatversion nach dem Urteil von fundamentaler Bedeutung ist, ist ebenso klar.
Die bloße Feststellung der Lüge geschieht deshalb nicht in einem moralisierenden Kontext. Und nun soll durch das Wörtchen "jahrelang" das Ganze plötzlich eine moralisiernde Umdeutung erfahren? Das kann nicht dein Ernst sein.
Jahrelang mag ein wenig übertrieben sein, aber gemäß meiner Ausführungen sicher nicht maßlos übertrieben. Wie du das als moralisierend interpretieren kannst, ist mir wirklich schleierhaft.


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28.08.2013 um 08:50
Zitat von pfiffipfiffi schrieb:Wenn man BT ein realistisches Motiv unterstellen will, dann eher dies:
Das eine schließt doch das andere nicht aus. Eine Motivlage besteht selten nur aus einem Aspekt. Meistens sind mehrere Aspekte im Spiel, die miteinander verflochten sind und sich zum Teil gegenseitig bedingen. Die Motivbegründung im Urteil trägt dem Rechnung.


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Mordfall Charlotte Böhringer

28.08.2013 um 08:51
@maudlin
Zitat von maudlinmaudlin schrieb:ok. aber es wurde auch schon mal erwähnt, dass speziell auf Tageszeitungen Spuren nur sehr schlecht haften.
Fakt ist, es gab angeblich keine verwertbaren oder zielführenden Spuren auf den Zeitungen. Egal, ob Spuren dort gut oder schlecht haften. Man kann aus dem Nichtvorhandensein von Spuren auf den Zeitungen absolut nichts folgern, was den Fall auch nur einen einzigen Schritt weiterbringt.

PS: Wo war die Tüte, in der die Zeitungen steckten? Wurde danach gesucht? Fand man sie? Nein. Nur wenn man die Tüte und die drei Zeitungen beim Bence gefunden hätte, wäre dies vielleicht ein Indiz !!!


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Mordfall Charlotte Böhringer

28.08.2013 um 08:55
@pfiffi
Das klingt doch ganz plausibel, was du schreibst, er hatte eben ein mögliches Motiv. Für mich wäre auch nicht die Enterbung, sondern das Erbe an sich ein mögliches Mordmotiv.

@Scipper
Wenn ich das richtig verstanden habe (siehe Staatsanwalt in der Doku) hätte es Milderungsgründe geben können, wenn Bence Reue gezeigt hätte, das heißt wenn er eine Affekttat gestanden hätte.
Die besondere schwere der Schuld resultiert doch auch aus seinem Schweigen.

Was mich an dem Fall immer mehr stört ist, daß Bence nach wie vor schweigt, er hatte doch jetzt lange genug Zeit sich seine Version zu überlegen: Es kommt von seiner Seite aber nach wie vor nichts. Z.B. eine Aussage, wo er die Zeitungen denn nun herhatte. Eine Zeugin ( Kioskbesitzerin) die sich möglicherweise erinnern hätte können?
Die BI schafft eine breite Öffentlichkeit, beschränkt sich dann aber darauf immer wieder nur das Urteil anzuzweifeln, sie bringt nichts Neues.


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28.08.2013 um 08:57
Zitat von KonradTönz1KonradTönz1 schrieb:Das eine schließt doch das andere nicht aus. Eine Motivlage besteht selten nur aus einem Aspekt. Meistens sind mehrere Aspekte im Spiel, die miteinander verflochten sind und sich zum Teil gegenseitig bedingen. Die Motivbegründung im Urteil trägt dem Rechnung.
das Urteil fokussiert sich auf Erbe/Studienlüge. Das spielt klar mit rein in die von mir unterstellte Motivlage, ist aber nicht Kern des von mir behaupteten Motivs. Kern ist die subjektiv als nicht lösbar empfundene Verstrickung mit einer in der tat schwierigen Person. Gleichviel: In der Summe ist ein Motiv, zumindest so ähnlich, wie vom Urteil unterstellt, als durchaus gegeben zu betrachtebn.

Drücken wir es mal in einer Fußballmetapher aus: 1-0 für das Urteil. Das Tor wurde zwar aus abseitsverdächtiger Poasition erzielt, zählt aber, und man kann es geben... ;-)


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28.08.2013 um 08:58
Zitat von dundee10dundee10 schrieb:daß Bence nach wie vor schweigt
nein. Im Zivilprozess hat er geredet.


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28.08.2013 um 08:58
Zitat von dundee10dundee10 schrieb:Z.B. eine Aussage, wo er die Zeitungen denn nun herhatte. Eine Zeugin ( Kioskbesitzerin) die sich möglicherweise erinnern hätte können?
Wäre sicher hilfreich für BT. Aber dafür ist der Zug einfach abgefahren - welcher Verkäufer kann sich nach so langer Zeit an sowas erinnern? Das hätte BT gleich einwerfen müssen.


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28.08.2013 um 09:00
@pfiffi
Das habe ich dann noch nicht gelesen, soll heißen, mir ist nicht bekannt, was er im Zivilprozeß Neues genannt hätte?


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28.08.2013 um 09:02
Zitat von dundee10dundee10 schrieb:Das habe ich dann noch nicht gelesen, soll heißen, mir ist nicht bekannt, was er im Zivilprozeß Neues genannt hätte?
hatten wir hier http://www.sueddeutsche.de/muenchen/mordfall-boehringer-mein-gewissen-ist-rein-1.577652

edit: quatsch, momentchen...


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28.08.2013 um 09:03
Zitat von ScipperScipper schrieb:Wo war die Tüte, in der die Zeitungen steckten? Wurde danach gesucht? Fand man sie? Nein. Nur wenn man die Tüte und die drei Zeitungen beim Bence gefunden hätte, wäre dies vielleicht ein Indiz !!!
Wann war denn die Hausdurchsuchung bei Bence? Unter Umständen ist das Fehlen der Tüte ja ganz einfach zu erklären. Im Hause Bence wird ja offensichtlich auf saubere Mülltrennung geachtet. Demnach kommen Zeitungen zum Altpapier, während eine Plastiktüte in den grünen Mülle gehört. Und der war vielleicht einfach schon entsorgt?


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28.08.2013 um 09:04
äh sorry, quatsch: finds gerade nicht, aber dort hat er geredet


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28.08.2013 um 09:06
Z.B. so was: "Ja ich habe damals saublöderweise die Zeitungen von der Tür entwendet, bin aber trotzdem nicht der Mörder". Oder: "Ich wollte meine Tante tasächlich umbringen, war tasächlich am Mordtag in der Parkgarage, aber jemand ist mir zuvorgekommen."


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28.08.2013 um 09:07
@pfiffi
Zitat von pfiffipfiffi schrieb:BTs Mutter (CBs Schwester) sieht man nie. Für diese Frau muss die Situation einfach die Hölle sein...
Bence's Mutter hatte angeblich zwei Herzinfarkte. Daher sagt sie nichts zu den TV-Medien. In den Filmen sieht man sie aber. Der ganze Fall ist ein einziges Drama. Ich verstehe übrigens, dass im Fernsehen bisher nur der Vater des Bence einmal im "Nachtcafé" etwas über den Fall sagte.


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28.08.2013 um 09:11
Zitat von KonradTönz1KonradTönz1 schrieb:Wann war denn die Hausdurchsuchung bei Bence? Unter Umständen ist das Fehlen der Tüte ja ganz einfach zu erklären. Im Hause Bence wird ja offensichtlich auf saubere Mülltrennung geachtet. Demnach kommen Zeitungen zum Altpapier, während eine Plastiktüte in den grünen Mülle gehört. Und der war vielleicht einfach schon entsorgt?
Ist das abgeklärt? Würde auch zu den Ermittlungsstandards gehören. Wenn nicht: Eine Auslegung der Spur gegen BT wird unter zuhilfenahme von ad hoc Hypothesen, präziser: von Spekulationen, "gestützt", die dafür sorgen, dass das entlastende Moment für obsolet erklärt wird. Wie schon bei den fehlenden Spuren auf den Zeitungen selbst (ist halt schlechter Spurengeber, peng). Mit Verlaub: So kann ich jedes Indiz gegen jeden konstruieren.


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28.08.2013 um 09:11
Oder Frauke: Außer ihrem Gefühl, daß ers nicht war, bringt sie kein Argument ,das die Öffentlichkeit irgendwie überzeugen könnte. Ich würde halt fieberhaft nach einem wirklich entlastendem Indiz suchen, immerhin hat sie mit ihm zusammengewohnt und könnte evtl. etwas zu den Zeitungen sagen...


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28.08.2013 um 09:12
Zitat von dundee10dundee10 schrieb:Außer ihrem Gefühl, daß ers nicht war, bringt sie kein Argument ,das die Öffentlichkeit irgendwie überzeugen könnte.
naja, sie hat schon mitgearbeitet - alte Filme, die seine Linkshändigkeit belegen etcetc.


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28.08.2013 um 09:17
Zitat von hallo-hohallo-ho schrieb:Wäre sicher hilfreich für BT. Aber dafür ist der Zug einfach abgefahren - welcher Verkäufer kann sich nach so langer Zeit an sowas erinnern? Das hätte BT gleich einwerfen müssen.
Ja der Zug ist sicher abgefahren. Bezeichnend ist doch aber dass er schon als der Zug noch nicht abgefahren war, zu solchen Aspekten keine Angaben machen konnte. Wenn die Anklage ein belastendes Indiz präsentiert das man ganz einfach durch konkrete Angaben entwerten könnte, müsste man schon sehr blöd sein dazu aus Prinzip zu schweigen. Da ich Bence nicht für dumm halte und da ich auch nicht glaube dass er sich damals schon in die Pose des Justizmärtyrers eingespielt hatte, gehe ich davon aus dass er folgende Indizien einfach nicht entwerten konnte:

- Zeitungen (ein Mensch müsste sich doch nach ein paar Tagen noch erinnern können, an welchem
Kiosk er eine Zeitung gekauft, oder ggf. entwendet hat, zumindest hätte er aber eine
Auswahl von infragekommenden Geschäften benennen können müssen)
- Wettgewinne (ein Gelegenheitsspieler wie Bence muss sich doch erinnern können, in welchem
Wettbüro er einen verhältnismäßig hohen Gewinn verbuchen konnte, zumindest
hätte er einige Etablissements zur Auswahl nennen können müssen)
- ...

Bitte um Ergänzung der Liste...


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Mordfall Charlotte Böhringer

28.08.2013 um 09:17
Oder so:" Wir hatten schonwochenlang über den kauf eines Fahrrads geredet, Bence wollte sich diese Woche ( Mordwoche ) auf jeden fall ein Fahrrad kaufen". Das sind jetzt von mir nur willkürliche Beispiele, von denen ich mir vorstellen könnte, daß sie die Öffentlichkeit überzeugen könnte.


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