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Mordfall Charlotte Böhringer

28.687 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, München, 2006 ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Charlotte Böhringer

Mordfall Charlotte Böhringer

12.08.2013 um 07:41
@meermin

Ich habe gerade noch einmal einen alten Artikel während des laufenden Mordprozesses der SZ gelesen.

Dort stand, daß Frau B. einen (Ersatz)schlüssel für ihre Wohnung wohl im Büro verwahrte und für das Büro hatte Bence ja einen Schlüssel.

Also wäre es unerheblich, ob er auch noch zusätzlich einen Wohnungsschlüssel hatte, da er ja mit Hilfe des Büroschlüssels Zugriff zu dem Büro hatte und auf den dort gebunkerten Wohnungsschlüssel.

Auch nach dem Mord hat man sich ja mit Hilfe des Geschäftsführers genau auf diese Weise Zugriff zur Wohnung verschafft - über den im Büro gebunkerten Wohnungsschlüssel.

Theoretisch wäre es also einem Täter, der den Büroschlüssel hatte auch möglich gewesen, die Wohnung für die Tat mittels Schlüssel zu betreten.

Aber wie gesagt, es handelte sich um einen reinen Indizienprozeß und einen vom Gericht "angenommenen Tatverlauf", der richtig sein kann, aber auch falsch - das betrifft sowohl Tatverlauf als auch Täter.

Ob da am Abend tatsächlich jetzt niemand mehr zu Besuch kam, ist ebenso unklar.

Wenn B. jemanden zu Besuch erwartet hätte, über den sie aus irgendwelchen Gründen ein Geheimnis machen wollte, "weil es ihr unangenehm war dessen Identität zu offenbaren", wäre es auch verständlich, daß sie dann lapidar behauptet hätte, daß sie noch ihren Anwalt erwarten würde, obwohl ihr Anwalt doch schon abgesagt hatte.

Über ihr Privatleben weiß man ja ohnehin wenig, bzw. sie wird da ohnehin einige Geheimnisse gehabt haben, vermute ich mal.


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12.08.2013 um 07:56
P.S.

apropos Tatverlauf :

wenn B. tatsächlich mittels Schlüssel in die Wohnung hätte eindringen können, wäre allerdings ein anderer Tatverlauf möglich gewesen, als der vom Gericht angenommene, vorausgesetzt er war der Täter.


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12.08.2013 um 08:03
@Petra--
Moin :-)
Er hätte ja dann vor der Tat ins Büro gemußt um den Schlüssel zu holen und danach nochmal, um ihn wieder zurück zu legen?!


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12.08.2013 um 08:44
@Fairie

Man weiß ja nicht genau was da im Vorfeld so alles abgelaufen ist - ob da heimlich Ersatzschlüssel angefertigt wurden etc...

Wenn der Täter eine Tat plant, dann muß ja irgendeine Vorbereitung erfolgt sein.

Die Tat könnte bezüglich der ungewöhnlichen Tatwaffe, bzw. Tötungsart ebenso auch eine unvorhergesehene Tat gewesen sein.

Es kommt immer drauf an, wie man die Indizien beurteilt.

Wenn da tatsächlich noch abendlicher Besuch gewesen wäre, dann hätte sich der Betreffende auch mit hoher Wahrscheinlichkeit später bei der Polizei als Zeuge gemeldet, wenn er nichts zu verbergen gehabt hätte.

Oder die andere Alternative wäre, sie hatte überhaupt keinen Besuch mehr am Abend, dann konnte sich auch kein Zeuge melden.

Aber was da tatsächlich abgelaufen ist, kann man nachträglich ohnehin nicht mehr klären - relevant ist in einem Urteil ja auch nur, daß das Gericht gem. § 261 STPO keine Zweifel hatte.

Ich hatte hier ja schonmal erwähnt, daß ich bei schweren Straftaten eine zweite Tatsacheninstanz sinnvoll halte.

Das betrifft jetzt nicht nur den vorliegenden Fall, sondern auch die vielen skandalösen Ureile, die u.a. bei schwerer Kindesmißhandlung erfolgen, wo die Täter oft nochmal eine zweite Chance bekommen und dann das Kind zu tode kommt.

Das Urteil kann dann wegen der fehlenden 2. Tatsacheninstanz praktisch nicht mehr großartig angegriffen werden, auch wenn das Urteil (u.a. in den o.g. Fällen von Kindesmißhandlung etc...) "nicht selten" skandalös ist, auf Kosten vieler hilfloser Opfer, z.B. Kinder etc....


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12.08.2013 um 08:46
@Petra--
Zitat von Petra--Petra-- schrieb:Man weiß ja nicht genau was da im Vorfeld so alles abgelaufen ist - ob da heimlich Ersatzschlüssel angefertigt wurden etc...
Zudem es auch nichts ungewöhnliches wäre, wenn die in der Parkgarage irgendwann auch den Überblick über die tatsächlich vorhandenen Schlüssel verloren hätten.

Wenn man die Kosten nicht scheut, werden daher ja auch schon mal Schießanlagen turnusmäßig ausgetauscht.


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12.08.2013 um 08:48
Zitat von LivingElvisLivingElvis schrieb:Aber selbst wenn CB es wusste, wusste dann auch Bence, dass CB es weiß?

Und falls ja, warum belügt er dann weiterhin sein gesamtes Umfeld? Denen war´s offensichtlich wurscht. Die Lüge müsste doch primär auf die Tante gerichtet sein.
Hätte er es nicht gewusst, dann hätte er ja keinen Handlungsdruck gehabt.

Dass die Studienlüge nicht allen bekanntgemacht wurde hatten wir doch letztens erst.
Es erscheint natürlich völlig logisch wenn man es so annimmt wie hier jetzt dargestellt. Denkbar ist aber durchaus auch eine andere Möglichkeit. In kürze:
Der Plot galt natürlich ursprünglich seiner Tante!
Natürlich ist es bequemer wenn man dann gleich alle belügt.
1. um nicht ständig zwischen Wahrheit und Lüge hin und her springen zu müssen = Fehlerquelle.
2. damit nicht über eine andere Person die Wahrheit bei Ch.B. ankommt.
nach dem es aber keine andere Möglichkeit der als die Offenbarung bei seiner Tante gab, wurde diese vollzogen.
Aus Scham oder welchen Gründen auch immer hat er diese Lüge aufrecht erhalten.

Sein Umfeld schien sich eh nicht so genau für sein Treiben an der Uni zu interessieren.
Seinem besten Freund, der ebenfalls Jura studiert hat, ist jedenfalls nicht aufgefallen, dass B.T. für dieses arbeitsintensive Studium kaum Zeit aufzuwenden braucht.


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Mordfall Charlotte Böhringer

12.08.2013 um 08:55
@all
wo ist denn überhaupt das Büro?
Ich dachte bisher immer, dass dieses Büro auch über diesen Flur erreicht werden kann.
Dass man von diesem Flur direkt in die Wohnung kommt und dort irgendwo auch das Büro ist.


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12.08.2013 um 09:01
@Interested schrieb:
Nein, sagt der Sachverständige nicht so. Die Spuren können nicht von der Auffindesituation stammen und so steht es auch in der Beweisführung.
"[...] Die humanbiologische Sachverständige und sachverständige Zeugin PD Dr. A. führte in der Hauptverhandlung überzeugend und glaubhaft aus, im Anschluss an die Untersuchungen von Prof. Dr. R., Universität L., England, könne nicht ausgeschlossen werden, dass eine DNA-Übertragung durch bloßes Sprechen erfolge. Die Annahme einer Übertragung von DNA im konkreten Fall sei zwar möglich, aber problematisch [...]" S. 154.

"[...] Unter Berücksichtigung dieser Umstände erscheint die Übertragung von DNA durch den Angeklagten zwar möglich, aber doch nicht wahrscheinlich, weil die vom Angeklagten an der Leiche gesprochenen Worte wegen ihrer geringen Anzahl an der untersten Grenze der Übertragungsmöglichkeit lag und zudem im konkreten Fall trotz der geringeren Sensitivität der durchgeführten Untersuchungen noch DNA nachgewiesen werden konnte [...]" S.155.


"[...] Die humanbiologische Sachverständige PD Dr. A. führte in diesem Zusammenhang überzeugend aus, dass eine DNA-Übertragng durch Hautschuppenbildung nicht ausgeschlossen werden könne [...]", S. 156.


Der Rest des Urteiltextes in diesem Bereich begründet wortreich, warum die Kammer trotzdem "glaubt", dass die DNS-Spuren NICHT in der Auffindesituation oder vorher gesetzt worden sind.
Laut Sachverständigen wäre dies sehr wohl möglich und bei diesem engen Sozialkontakt auch absolut plausibel gewesen.


@Interested schrieb:
Nein! Der Zeuge, der Mitarbeiter der Parkgarage, hat das Fehlen der Zeitungen beim Fegen entdeckt - dabei will er auf einer Rampe gestanden haben!
Die Rampe führt zum Parkdeck.


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12.08.2013 um 09:13
@LivingElvis

Vielen Dank für Deine Antwort von vor "ein paar Tagen".
Beweisregeln im Strafprozess = Bindung an wissenschaftliche Erkenntnisse, Beweiskraft von Protokollen oder Strafurteilen, Verbot nachteiliger Schlüsse aus der Wahrnehmung strafprozessual zugesichertert Rechte.
Erfahrungssätze = allgemeine Lebenserfahrung oder spezielle fachliche Erfahrung
Und welche Hinweise oder Richtlinien gibt es, um die Beweiskraft von Indizien einzuschätzen oder machen das die Richter jeweils völlig frei?
In der Absolutheit überhaupt nicht. Es gibt da genaugenommen nichts, was es nicht gibt.
Als Psychologe weißt Du sicher besser als ich, dass sich menschliches Verhalten kaum strikt in "Erfahrungssätze" pressen lässt und demzufolge auch kaum als wirklicher Beweis herhalten kann. Zumal sowas ja immer sehr subjektiv geprägt ist.

Mit Denkgesetze ist auch eher das folgerichtige, logische Argumentieren gemeint.
Bedeutet das aber letztlich nicht auch, dass der ganze Sermon im Urteil über das Nachtatverhalten letztlich von sehr geringer Aussagekraft ist?


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Mordfall Charlotte Böhringer

12.08.2013 um 09:55
Zitat von Petra--Petra-- schrieb:Das betrifft jetzt nicht nur den vorliegenden Fall, sondern auch die vielen skandalösen Ureile, die u.a. bei schwerer Kindesmißhandlung erfolgen, wo die Täter oft nochmal eine zweite Chance bekommen und dann das Kind zu tode kommt.
Also bei aller Liebe, aber bei solchen Plattitüden krieg ich Pickel. Ich will das auch gar nicht groß kommentieren, weil es populärer Müll auf Bildzeitungsniveau ist. Aber ich erwarte dann doch auf solche Behauptungen Belege.
Zitat von d.b.cooperd.b.cooper schrieb:Hätte er es nicht gewusst, dann hätte er ja keinen Handlungsdruck gehabt.
Umgekehrt wird ein Schuh draus - wenn er NICHT weiß, dass CB vom Abbruch erfahren hat, hat er Handlungsdruck. Dann will er ja verhindern, dass sie es erfährt und ggf. das Testament ändert.
Zitat von d.b.cooperd.b.cooper schrieb:Der Plot galt natürlich ursprünglich seiner Tante!
Natürlich ist es bequemer wenn man dann gleich alle belügt.
1. um nicht ständig zwischen Wahrheit und Lüge hin und her springen zu müssen = Fehlerquelle.
2. damit nicht über eine andere Person die Wahrheit bei Ch.B. ankommt.
nach dem es aber keine andere Möglichkeit der als die Offenbarung bei seiner Tante gab, wurde diese vollzogen.
Aus Scham oder welchen Gründen auch immer hat er diese Lüge aufrecht erhalten.
In dem Szenario reagiert aber die Tante überhaupt nicht auf die "Offenbarung". Wäre da nicht zu erwarten gewesen, dass es a) zum Streit kommt und b) die Tante vor allem in der ersten Wut irgendwem davon berichtete?

Finde ich wenig plausibel, dass die Tante das dann so zur Kenntnis nimmt und mal am Rande beim Steuerberater was sagt. Hingegen wenn ich nur eine Vermutung annehme, macht es Sinn, dass die das nicht an die große Glocke hängt, aber bei der einzigen Gelegenheit, wo es von (finanzieller) Bedeutung ist erwähnt. Und sich dabei auch etwas ereifert, was sie sowieso oft und schnell getan hat.

Dass sie aber diese Enttäuschung in vollem Bewusstsein einfach so runtergeschluckt haben soll, fällt mir persönlich grade schwer zu glauben.
Zitat von aberdeenaberdeen schrieb:Vielen Dank für Deine Antwort von vor "ein paar Tagen".
Kein Problem
Zitat von aberdeenaberdeen schrieb:Und welche Hinweise oder Richtlinien gibt es, um die Beweiskraft von Indizien einzuschätzen oder machen das die Richter jeweils völlig frei?
Das muss jeder Richter im Einzelfall für sich entscheiden. Das ist ja das Herzstück des § 261 StPO. Es steht ihm frei, er muss es nur entsprechend begründen können. Was aber selbst im Extremfall kein großes Problem darstellt, da Zeugenaussagen eben rein vom Vorsitzenden Richter wiedergegeben werden. Da kann unter Umständen auch mal was ganz anderes rauskommen, als der Zeuge wirklich gesagt hat (siehe Sachverständigen), was bei großen Prozessen so selten nicht ist.

Ein weiterer Kritikpunkt meinerseits am deutschen Strafprozessrecht - es wird nicht den technischen Möglichkeiten gemäß protokolliert. Bei erstinstanzlich am Landgericht verhandelten Fällen wird ein formelles Verlaufsprotokoll geführt. Da steht dann drin, dass der Zeuge X geladen wurde, erschienen ist, entsprechend belehrt wurde und ausgesagt hat. WAS der Zeuge X ausgesagt hat, steht nicht drin. Das notiert sich der Richter. Zumindest das was wichtig ist. Rein unter vernehmungspsychologischen Gesichtspunkten ein völlig unhaltbarer Zustand, aber derzeit eben strafprozessrechtskonform.
Zitat von aberdeenaberdeen schrieb:Bedeutet das aber letztlich nicht auch, dass der ganze Sermon im Urteil über das Nachtatverhalten letztlich von sehr geringer Aussagekraft ist?
Unter Umständen kann das so sein. Ob das hier der Fall ist, weiß ich nicht. Soweit habe ich noch nicht gelesen.


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12.08.2013 um 09:59
@LivingElvis
Zitat von LivingElvisLivingElvis schrieb:Das muss jeder Richter im Einzelfall für sich entscheiden. Das ist ja das Herzstück des § 261 StPO. Es steht ihm frei, er muss es nur entsprechend begründen können. Was aber selbst im Extremfall kein großes Problem darstellt, da Zeugenaussagen eben rein vom Vorsitzenden Richter wiedergegeben werden. Da kann unter Umständen auch mal was ganz anderes rauskommen, als der Zeuge wirklich gesagt hat (siehe Sachverständigen), was bei großen Prozessen so selten nicht ist.
Ok. Aber es gibt doch die einschlägige Rechtssprechung und die Arbeiten von Armin Nack hierzu?


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12.08.2013 um 10:03
Zitat von LivingElvisLivingElvis schrieb:Umgekehrt wird ein Schuh draus - wenn er NICHT weiß, dass CB vom Abbruch erfahren hat, hat er Handlungsdruck. Dann will er ja verhindern, dass sie es erfährt und ggf. das Testament ändert.
Je nachdem wovon B.T. ausgeht wie schnell die Tante bezüglich Testament handelt.
abgesehen von dem Wissen von dem Vorgang, wäre doch der Zeitpunkt einer Testament-Änderung, die B.T. annimmt entscheidend.
Zitat von LivingElvisLivingElvis schrieb:In dem Szenario reagiert aber die Tante überhaupt nicht auf die "Offenbarung". Wäre da nicht zu erwarten gewesen, dass es a) zum Streit kommt und b) die Tante vor allem in der ersten Wut irgendwem davon berichtete?
1. Sie hat ja reagiert laut Steuerberater.Sie war mächtig sauer.
2. Ist bei diesem Vorgehen eine weitere Absprache zwischen B.T. und Ch.B. von Nöten aber auch nicht unplausibel. Sie hat B.T. dadurch ein Stück weiter an sich gebunden durch dieses Geheimnis.


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12.08.2013 um 10:06
@d.b.cooper
Zitat von d.b.cooperd.b.cooper schrieb:2. Ist bei diesem Vorgehen eine weitere Absprache zwischen B.T. und Ch.B. von Nöten aber auch nicht unplausibel. Sie hat B.T. dadurch ein Stück weiter an sich gebunden durch dieses Geheimnis.
Das ist m. E. ein wichtiger Punkt bei der Sache: ist ja auch nicht aus anderen Gründen nicht schlecht, wenn man in einer Beziehung "Geheimnisträger" ist.


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12.08.2013 um 10:08
@LivingElvis

apropos skandalöse Urteile, die du für "Bildzeitungsniveau hältst":

Das unsere Justiz (umgangssprachlich) primär eine Täterschutzjustiz ist, muß ich hier nicht belegen, da dies Allgmeinwissen ist und nicht "Bildzeitungsniveau".

Das ergibt sich u.a. schon daraus, da es in unserem Strafsystem - im Gegensatz zu den USA - bei der Strafe nicht um Rache geht, sondern um Strafe und "Resozialisierung."

(Wer "resozialisiert" dann eigentlich die Opfer, die oftmals lebenslang unter den Straftatfolgen zu leiden haben ?)

Daß beide Systeme Schwachstellen haben, unter denen im deutschen System gerade die schwächsten und hilflosesten zu leiden haben, ist eine Konsequenz.

In den USA dagegen ist das Strafrechtssystem primär auf Rache aufgebaut, da geht es nicht um Strafe und erst recht nicht um Resozialisierung, auch dieses System hat die bekannten Schwachstellen.

Für beides muß ich keine Belege liefern....

All dies ändert nichts daran, daß so oder so bei schweren Straftaten gerade zum Schutz der Opfer und bei skandalösen Urteilen, die bei uns nicht selten sind, einfach die zweite Tatsacheninstanz fehlt , meiner Meinung nach.

Auch bei Indizienprozessen sollte es "schon aufgrund der Natur der Sache" diese Möglichkeit geben.


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Mordfall Charlotte Böhringer

12.08.2013 um 10:18
Zitat von aberdeenaberdeen schrieb:Ok. Aber es gibt doch die einschlägige Rechtssprechung und die Arbeiten von Armin Nack hierzu?
Natürlich gibt´s da Rechtsprechungen und Arbeiten, nicht nur von Nack, dazu. Die setzen einen gewissen Rahmen, der aus nachvollziehbaren Gründen, aber sehr lose sein muss. Im Prinzip beschränkt der sich auf das von mir Geschriebene.
Zitat von d.b.cooperd.b.cooper schrieb:Je nachdem wovon B.T. ausgeht wie schnell die Tante bezüglich Testament handelt.
abgesehen von dem Wissen von dem Vorgang, wäre doch der Zeitpunkt einer Testament-Änderung, die B.T. annimmt entscheidend.
Würdest Du bei einer als sehr impulsiv beschriebenen Frau da lange warten wollen?
Zitat von d.b.cooperd.b.cooper schrieb:1. Sie hat ja reagiert laut Steuerberater.Sie war mächtig sauer.
2. Ist bei diesem Vorgehen eine weitere Absprache zwischen B.T. und Ch.B. von Nöten aber auch nicht unplausibel. Sie hat B.T. dadurch ein Stück weiter an sich gebunden durch dieses Geheimnis.
1. Ja, aber eben NUR dort und sonst nirgends.
2. Muss sie das? Ihn an sich binden?
Außerdem passt es auch nicht wirklich zu den beschriebenen Handlungsweisen der Tante, die ja sehr impulsiv gewesen sein soll. Dass dann so jemand eine solche Situation wirklich sehr kühl berechnend ausnutzt....dazu scheint sie mir derzeit ein wenig zu sehr vom Herrschaftswillen getrieben. Muss ich mal drüber nachdenken. Allenfalls, wenn sie das wirklich schon lange im Vorfeld geahnt hat...

Aber mal ehrlich - wie will sie ihn denn an sich binden? Wem hätte sie denn da was erzählen sollen? Der Verlobten, zu der sie kein Verhältnis hatte und die es überdies sowieso, wie Bence wusste, ahnte? Oder dem Sozialpädagogen? Dem Musiker? Kommt mir wenig plausibel vor, dass ein Typ wie Bence damit dauerhaft mundtot gemacht werden könnte.
Zitat von Petra--Petra-- schrieb:Das unsere Justiz (umgangssprachlich) primär eine Täterschutzjustiz ist, muß ich hier nicht belegen, da dies Allgmeinwissen ist und nicht "Bildzeitungsniveau".
Nein, das ist exakt Bildzeitungsniveau. Das ist sogar Terminus der Bildzeitung.
Zitat von Petra--Petra-- schrieb:Das ergibt sich u.a. schon daraus, da es in unserem Strafsystem - im Gegensatz zu den USA - bei der Strafe nicht um Rache geht, sondern um Strafe und "Resozialisierung."
Stimmt, kommt potentiellen Opfern überhaupt nicht zu Gute, wenn Täter künftig ein Leben in sozialer Verantwortung ohne Straftaten führen. Wegsperren ist VIEL sinnvoller zur Prävention.

Machst Du jetzt nen Niveau-Limbo oder was?


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12.08.2013 um 10:30
@LivingElvis

Ich habe nicht behauptet, daß das Strafrechtssystem in den USA besser ist als unseres.

Wenn du mein posting "genau" gelesen hättest, wäre dir aufgefallen, daß ich geschrieben habe, daß beide Systeme Schwachstellen haben (!!!)

Von daher sind deine Anmerkungen überflüssig, da ich nicht geschrieben habe, daß das System in den USA besser ist als unseres.

Ich kenne sogar persönlich einige Personen, die Opfer des USA-Rache-Strafprinzips ohne Möglichkeit der Resozialisierung sind (!!!)

"Wie" ich etwas formuliere, und daß du meine Formulierungen teilweise als Bildzeitungsniveau bezeichnest, ist dir natürlich freigestellt, ändert - zu deinem Pech - aber an dem Grundtenor meiner Aussage nichts.

Dein posting hat somit das eigentliche Thema verfehlt.


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12.08.2013 um 10:36
Zitat von LivingElvisLivingElvis schrieb:Aber mal ehrlich - wie will sie ihn denn an sich binden? Wem hätte sie denn da was erzählen sollen?
Der Bruder hätte diesbezüglich wohl schon ausgereicht um es im Freundeskreis publik zu machen.
Die Tante war ja auch recht einsam und wollte ihre Besucher am liebsten anketten.
In Bezug auf B.T. hätte sie eine prima Kette gehabt. Die hätte sie auch nicht jedesmal ansprechen müssen.
Allerdings kann man (von mir aus auch: mit viel Fantasie) die Reifenstapelgeschichte in diesem Kontext sehen. Zur Erinnerung:
Sein vorletzter Auftritt in der Parkgarage wurde beendet durch einen öffentlichen Streit.
Seine Arbeit sein Scheiß und er solle sich um sein Jura-Studium kümmern.

Aber gut, eigentlich wollte ich das nur kurz anreissen und aufzeigen, dass es für mich schon noch einen anderen Erklärungsweg gibt.
Zum anderen ist auch mal wieder klar geworden, wie frei ein ichter interpretieren darf.


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Mordfall Charlotte Böhringer

12.08.2013 um 10:36
@Petra--
Wie ich etwas formuliere, und daß du meine Formulierungen teilweise als Bildzeitungsniveau bezeichnest, ist dir natürlich freigestellt, ändert aber zu deinem Pech aber an dem Grundtenor meiner Aussage nichts.
Der "Grundtenor" Deiner Aussage war
Zitat von Petra--Petra-- schrieb:Das unsere Justiz (umgangssprachlich) primär eine Täterschutzjustiz ist, muß ich hier nicht belegen, da dies Allgmeinwissen ist und nicht "Bildzeitungsniveau".
Das mag "Bild" und etliche andere populistische Medien so sehen. Ändert aber nichts daran, dass die Aussage in ihrem Kern völliger Humbug ist.

Nur weil man Täter versucht im Vollzug einer Freiheitsstrafe zu einem sozialadäquaten Leben zu befähigen, hat das überhaupt nichts mit "Täterschutz" zu tun. Das ist auch weit weniger sozialromantisch, als sich die meisten Außenstehenden vorstellen.

Aber davon mal ab - was befähigt Dich denn eigentlich dazu das beurteilen zu können? Dieselbe umfassende Kenntnis, die Dich bei Deinem Einstieg hier verleitet hat anzunehmen, dass die Richter im Fall Böhringer Zivilrecht statt Strafrecht angewandt haben?


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Mordfall Charlotte Böhringer

12.08.2013 um 10:38
Zitat von d.b.cooperd.b.cooper schrieb:Aber gut, eigentlich wollte ich das nur kurz anreissen und aufzeigen, dass es für mich schon noch einen anderen Erklärungsweg gibt.
Das lässt sich kaum abstreiten. Keine Frage.


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Mordfall Charlotte Böhringer

12.08.2013 um 10:39
@LivingElvis
wirst du dich auch noch mit dem Revisionsantrag auseinandersetzen?
Mich würden da schon deine Einschätzungen zur Kritik am urteil interessieren.


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Mordfall Charlotte Böhringer

12.08.2013 um 10:40
@d.b.cooper
Ich bin ja nicht mal mit dem Urteil durch.

Ich werd das sicherlich noch tun, aber das kann n bissl dauern.


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Mordfall Charlotte Böhringer

12.08.2013 um 10:44
@LivingElvis

Ich wiederhole mich nur ungern, aber ich muß hier nicht beweisen, daß "beide" Systeme Schwachstellen haben.

Der Täter wird nunmal in Deutschland geschützt, da kommt es nunmal zu vielen Fehlern, viele angeblich resozialisierte Täter haben eine hohe Rückfallquote, egal ob ich dies nun nach Bildzeitungsniveau umgangssprachlich als Täterschutz bezeichne, oder eine Formulierung gebrauche, die dir persönlich möglicherweise "genehmer ist."

Ebenso ist bekannt, daß in den USA die fehlende Resozialisierung und das Racheprinzip bisher keinen Straftaten vorgebeugt hat - die USA hat bezogen auf die Gesamtbevölkerung ca. sieben mal mehr seiner eigenen Bewohner eingesperrt als Deutschland.

Das sagt ja schon aus, daß auch das dortige Strafsystem extrem schächelt - höflich formuliert.

Was mich dazu "befähigt" mir eine Meinung zu bilden werde ich vor dem Hintergrund, daß du jetzt mir gegenüber auch noch persönlich wirst, nicht weiter ausführen, da sich jeder weitere Kommentar dazu erübrigt.


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Mordfall Charlotte Böhringer

12.08.2013 um 10:47
Ich war ja jetzt ein paar Tage nicht aktiv beteiligt, möchte aber noch mal ein paar Sachen anmerken:

Vorverurteilung von BT
Häufig wird der Punkt angebracht, es gäbe Vorurteile gegen BT wegen des abgebrochenen Studiums.
Ich habe nicht den Eindruck, dass hier wirklich jmd. ein Problem mit Leuten hat, die Ihr Studium nicht schaffen.
Ich kann da jetzt mal für mich sprechen, wir haben z.B. bei uns im Betrieb eine eigene Maßnahmen für Studienabbrecher und ich finde das eine tolle Sache. Und BT wurde auch ganz sicher nicht verurteilt, weil er sein Studium abgebrochen hat.

Er hat, wie hier schon mehrfach gesagt wurde, sein Scheitern ja nicht nur verschwiegen, auch das könnte hier sicher jeder nachvollziehen. Nein, er hat da noch richtig was draufgepackt (1. Staatsexamen, guter Job, Promotion in Aussicht). Und spätestens jetzt ist Vorsicht geboten, was die Rückschlüsse mit dem eigenen Erleben angeht, was hier ja schon häufiger geschehen ist.
Und das BT eben von diesem Mechanismus sich in Lügen zu flüchten, statt sich mit der Realität auseinanderzusetzten, gerne Gerbauch macht, sieht man bei der 'Intrige', und wenn man da noch zweifelt, spätesten bei der Geschichte mit den 'Misshandlungen' im Verhör, wo ja sogar sein Freund gegen ihn aussagen musste. Und ich wiederhole mich nochmal, dass hat nichts mit dem Nicht-Studium und evtl. Vorurteilen zu tun.

Sich einen BT auszumalen, der bestimmt mit der Tante geredet hat und sie hat Ihm dann großzügig verziehen, widerspricht nun mal allen Hinweisen und Zeugenaussagen. Es wäre sicher eine schöne Geschichte, aber die lässt sich hier nicht mit der Realität zur Deckung bringen. Es gibt nur die eine unklare Aussage des Steuerberaters, die nicht mal eindeutig auslegbar ist. Demgegenüber stehen 6 Zeugenaussagen, die belegen wie wichtig der Tante das Studium ist, sowie die Aussage des GeFü R., der sich noch nach dem Stand des Studiums erkundigen sollte.

Das Urteil ist nur ein großes Konstrukt
Hier wird gerne das Argument gebracht, den Einwänden und Hinweisen der Verteidigung wurde nicht nachgegangen. Das sehe ich anders, es wurde in 93(!) Verhandlungstagen, praktisch allem nachgegangen und sich soviel Zeit zu nehmen, spricht für mich für die Sorgfalt des Gerichtes.
Schnelle Verhandlungserfolge und ein eindeutiges Urteil, dienen gerne als Belege für die Motivation BT hinter Gitter bringen zu wollen. Ich halte diese Motive für ausgesprochen schwach. Die Gefahr sozusagen ein Fehlurteil im Lebenslauf stehen zu haben oder als schlampiger Ermittler zu gelten, ist ein starkes Motiv eben ordentlich und entsprechend der Arbeitplatzbeschreibung ;-) zu arbeiten. Für mich git es keinen Hinweis, dass die Ermittler und das Gericht das hätten riskieren wollen.

Wir kennen nur die Dinge, die im Urteil stehen und nicht die gesamte Ermittlungsakte.
Es ist also müßig, die Leute, die hinter dem Urteil stehen mit Fragen zu malträtieren, die hier niemand beantworten kann. Und damit wird i.d. Regel nur belegt, dass es halt nicht im Urteil steht. Nicht mehr und nicht weniger. In den wichtigen Fragen wurde aber (so sehe ich es jedenfalls) allem nachgegangen.

Alle Indizien sind in Zweifel zu ziehen
Und das wird ja hier ausgiebig getan. Das Urteil ist für mich schlüssig, weil eben die Indizien alle ineinandergreifen. Und natürlich kann jedes einzelne Indiz hinterfragt werden, aber macht das auch Sinn?
Es würde dann Sinn machen, wenn der gesamte Tatablauf incl. Nachtatverhalten mit einem Alternativtäter in Deckung zu bringen wären. Aber eine solche Alternative wurde bisher nicht angeboten.
Bei den bisher angebotenen Teilalternativen macht es z. B. keinen Sinn, dass der Täter am nächsten Tag wiederkommt, um die Zeitungen mitzunehmen.
Also an einem kompletten alternativen Tathergang unter Einbeziehung aller Indizien wäre ich schon interessiert.


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Mordfall Charlotte Böhringer

12.08.2013 um 10:55
Zitat von Petra--Petra-- schrieb:Was mich dazu "befähigt" mir eine Meinung zu bilden werde ich vor dem Hintergrund, daß du jetzt mir gegenüber auch noch persönlich wirst, nicht weiter ausführen, da sich jeder weitere Kommentar dazu erübrigt.
Wo bin ich denn persönlich geworden? Das Niveau sinkt. Ganz objektiv...

Und Du hast ja schon ausgeführt, dass Du nur "Erfahrungen" im Zivilrecht hast. Es war also lediglich eine rhetorische Frage....
Zitat von Petra--Petra-- schrieb:Der Täter wird nunmal in Deutschland geschützt, da kommt es nunmal zu vielen Fehlern, viele angeblich resozialisierte Täter haben eine hohe Rückfallquote, egal ob ich dies nun nach Bildzeitungsniveau umgangssprachlich als Täterschutz bezeichne, oder eine Formulierung gebrauche, die dir persönlich möglicherweise "genehmer ist."
Vor WEM wird den -Deiner Meinung nach- der Täter geschützt?


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12.08.2013 um 10:57
Zitat von LivingElvisLivingElvis schrieb:Würdest Du bei einer als sehr impulsiv beschriebenen Frau da lange warten wollen?
Das ist ja durch die Fakten gewissermaßen widerlegt. Auch nach dem über ein Jahr Funktstille zwischen B. T. und Ch. B. geherrscht hat, haben beide die Beziehung wieder aufgenommen. B. T verfügte über langjährige, einschlägige Erfahrungen mit Ch. B. Auch in anderen Bereichen gibt es klare Hinweise darauf, dass diese eher dazu tendierte, "den letzten Nagel nicht einzuschlagen".

Weiterhin ist doch auffällig, dass das aktuellste Testament immerhin vier Jahre alt war. Ein deutlicher Beleg dafür, dass Ch. B. zwar nach diversen Zeugenaussagen häufig davon sprach, ihr Testament zu ändern, es aber letztlich dann doch nicht tat.

Und dies wußte B. T. ganz genau, viel besser als wir hier zusammen, da er seine Tante sehr genau kannte und daher sehr gut in der Lage war, deren Reaktionen einzuschätzen.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass fast alle Zeugen in die Richtung ausgesagt haben: häufige "Zerwürfnisse" und häufige "Versöhnungen". Eine Ausnahme hiervon ist der Gefü W., der aber auch erst ein halbes Jahr im Betrieb war und daher die Beziehung von Ch. B., R. und B. T. eben nicht gut einschätzen konnte.


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