Mordfall Charlotte Böhringer

@muscaria
Du hast vollkommen recht.
Die wenigen Informationhäppchen zeigen lange nicht das vollständige Bild.
Ich hatte ein paar Seiten zuvor formuliert, dass der Richter eben nicht schreiben kann:
Wir haben zwar nichts handfestes aber wir sind von der Schuld überzeugt.
Irgendwie könnte ich in diesem Fall fast schon eher mit einer solchen Formulierung leben.
Ne, wahrscheinlich auch nicht ....

Ich war noch nie Schöffe.
Daher fällt es natürlich schwer etwas zu deren Einfluß zu sagen.
Kann ein Richter ein revisionssicheres Urteil schreiben wenn nur die Schöffen gegen eine Verurteilung sind?
Achtung Verschwörung!

Wollte auch noch meinen Senf zur Händigkeit beitragen: Meiner Meinung nach konnte der Täter auch gut die Tatwaffe mit beiden Händen geführt haben. Das würde dem Schweizer Gutachten nicht wiedersprechen, der Mörder hätte dann eben die letzten 5 Schläge beidhändig von rechts oben nach links unten geführt. Jeder der schon mal einen Tennisschläger in der Hand hatte dürfte mir zustimmen.
Nun, die Linkshändigkeit von Bence wäre aus dieser Sicht eben kein entlastendes Indiz.

@dundee10
Das würde auch am meisten Sinn machen bei der Anzahl der Schläge braucht man ja sicher auch ne Menge Kraft und der Täter wollte sicher gehen, dass sie Tod ist.

Ich war im letzten Jahr mal im Einsatz allerdings wurde "nur " Verstoß gegen das BTM Gesetz verhandelt. Von einer Einflussnahme des Richters auf uns konnte ich nichts feststellen.

Man darf auch nicht vergessen, dass es täglich zig Freisprüche gibt. Eine Verschwörung der ganzen Justiz gegen Bence ist doch absurd.

muscaria schrieb:Auch wenn man kein großes Vertrauen in die bayrischen Richter hat, dann doch vielleicht in die beiden Schöffinnen, die bei vorhandenen Zweifeln wohl kaum leichtfertig die Zukunft eines jungen Menschen zerstört hätten.

Kleiner Hinweis:
Eine Kammer, welche über einen Mord verhandelt, besteht aus 3 Berufsrichtern und 2 ehrenamtlichen Richter. Die "bayrischen Richter" sind also immer in der Überzahl.

Und auch im Fall Mollath, wo ein Schöffe heute die Prozessführung stark kritisiert, haben an der Verurteilung auch ehrenamtliche Richter mitgewirkt.

Schöffen garantieren keine richtige Entscheidung, eine solche Garantie gibt es schlicht und einfach nicht.

Ob hier eine Fehlentscheidung vorliegt, weiß ich nicht. Insbesondere die Linkshändersache erweckt bei mir schon Zweifel. Sicherlich gibt es immer die theoretische Möglichkeit, dass man mit rechts zuschlägt, aber das ist dann nicht mehr so ganz einfach. Der "falsche" Arm ist bei weitem nicht so kräftig und zielsicher, gerade im Fall für einen Überfall, bei dem der erste Schlag schon sitzen muss, weil andernfalls das Opfer sich noch schnell zurückziehen kann. Auch wäre die Frage zu beantworten, warum musste überhaupt der Angeklagte das Opfer an der Wohnungstür abfangen?

Wenn man solche Bücher wie "Der Richter und sein Opfer: Wenn die Justiz sich irrt" gelesen hat, sieht man die (Richter-)Welt doch mit etwas anderen Augen.

Auch haben die jüngsten Fälle nicht gerade ein gutes Licht auf die Justiz geworfen.

@avatar455
ein Fehlurteil muss nicht notwendig eine verschwörung zum hintergrund haben, ein fehlurteil kann doch auch einfach so passieren, wir sind alle nur Menschen. Bei allem was ich jetzt über den Fall Böhringer weis, bin ich froh nicht in der Rolle des Staatsanwalts oder Richters gewesen zu sein. Meiner aktuellen Meinung nach handelt sich es aber nicht um ein Fehlurteil, Gegenargumente sind aber herzlich willkommen, will sagen Gegenargumente die wirklch überzeugen.

@JosefK1914
nochmal: Der Mörder kann auch beidhändig zugeschlagen haben.

@dundee10
Super erklärt mit dem Tennisschläger! Wie ist das mit Gerätetraining, da trainiert man doch beide Arme oder?
Komm grad drauf weil ich in dem Spiegelbericht las, das Bence Schwielen an den Händen hat - vom Krafttraining

dundee10 schrieb:nochmal: Der Mörder kann auch beidhändig zugeschlagen haben.

KANN ja, aber zu dieser Annahme müssten Fakten existieren. Dahingehend sagen die Gutachten aus, dass zumindest die letzten Schläge mit rechts geführt wurden. Für Beidhändig gibt es daher keine Hinweise und sind auch dem Urteil nicht zu entnehmen.

Ich halte daher die Theorie des Gerichts für sehr gewagt.

@JosefK1914
Darauf gibt es keine Hinweise, aber diese Möglichkeit wird m.A.in dieser Diskussion einfach übersehen.

@JosefK1914
Dazu gibt es doch das Gutachten der Verteidigung, dass nur die letzten Schläge mit rechts ausgeführt wurden. Vorher kann er ja rechts , links und mit beiden Händen geschlagen haben.
Doof dass das mit dem Gutachten nach hinten los ging.

@avatar455
Meine auch, daß die Verteidigung hier eben wieder einen Schuß in den Wind abgeliefert hat, es hat eben nicht seiner Entlastung gedient, wie ich finde zu Recht nicht.

dundee10 schrieb:Darauf gibt es keine Hinweise, aber diese Möglichkeit wird m.A.in dieser Diskussion einfach übersehen.

Man mag darüber diskutieren können. Aber ein Gericht muss sich an Fakten halten. Und wenn ein Sachverständiger sagt, dass die Schläge mit rechts geführt wurden, darf man sich darüber nicht einfach hinweg setzen.

Und das gleiche sollte auch für sachliche Diskussionen gelten, wenn man dem Motto "Im Zweifel für den Angeklagten" auch in Diskussionen gerecht werden will.

Diskussionen, welche von vornherein nur fragen, wie könnte die Tat ausgeführt worden sein, wenn es der Angeklagte war, führen zu nix, sondern man versucht hier - ohne Kenntnis der Faktenlage oder gar gegen die Faktenlage - Detektiv zu spielen.

avatar455 schrieb:Vorher kann er ja rechts , links und mit beiden Händen geschlagen haben.
Doof dass das mit dem Gutachten nach hinten los ging.

Das Gutachten ist keinesfalls nach hinten losgegangen.

In diesen Diskussionen wird immer gern vergessen, dass nicht der Angeklagte die Unschuld beweisen muss, sonder die Schuld muss bewiesen werden. Und das bedeutet, man müsste schon deutlich begründen, warum der Angeklagte mitten im Schlagen umgegriffen haben soll.

Aber so etwas ist dem Urteil nicht zu entnehmen.

Mein Senf zu den Zeitungen: leider weis ich nicht, wie der Alttpapierstapel aussah, in dem diese Zeitungen gefunden wurden. War das ein ganzer Stapel von SZ,TZ,BZ usw.? Die Bildzeitung gehört in meinem weltbild nicht zum bevorzugten Lesestoff einnes Jurastudenten.
Bence hat ja nicht allein gewohnt: Frauke hätte hier Bence doch mit einer Aussage entlasten können.Warum hat sie es nicht getan?

@dundee10

Weil Frauke als Zeugin die Wahrheit sagen muss!

@JosefK1914
Lt. Urteil musste zuerst die Tür mit der linken Hand augehalten werden

@muscaria
Die Frage war eher eine andere und hat auch mit diesem Fall wenig zu tun.

@avatar455
Naja, son Mordfall vorm Schwurgericht ist schon was anderes als wenn einer mal ne Tüte gekifft hat ;)

@JosefK1914
stimme Dir zu: Ich versuch schon Detektiv zu spielen, aber durchaus mit dem Hintergedanken,daß es vielleicht doch nicht Bence war...

@JosefK1914

Das Gutachten sagt lediglich etwas über die letzten Schläge aus die 20 anderen Schläge kann er wie auch immer ausgeführt haben.
Und auch die Tür hat er wohl kaum die ganze Zeit aufgehalten.

@avatar455

Er musste die Tür ja auch nicht die ganze Zeit aufhalten, nach den ersten paar Schlägen lag Frau Böhringer sicher schon am Boden

@Lenni

Lenni schrieb:Er musste die Tür ja auch nicht die ganze Zeit aufhalten, nach den ersten paar Schlägen lag Frau Böhringer sicher schon am Boden

Stimmt, sie lag vor der Treppe, da hätte er aber ganz lange Arme haben müssen wenn er mit links die Tür aufhielt und mit rechts immer noch zuschlug als sie bereits am Boden lag.

Ums noch deutlicher zu machen: ob es ein Links- oder rechtshänder war wissen wir nicht, diese tatsache entlastet bence nicht, sie kann aber auch nicht gegen ihn verwendet werden. Was ihn nicht entlastet kann nicht gegen ihn verwendet werden.

@meermin

Du kannst Dir Deine zynischen Bemerkungen so langsam mal sparen! Ist ja wohl klar, dass er sie von der Tür in die Wohnung "geschlagen" hat, oder? Aber zuerst musste er die Tür aufhalten, damit er die ersten Schläge setzen kann!