Mordfall Charlotte Böhringer

@meermin

Psychologe!

meermin schrieb:Meine Sicht der Dinge ist, dass die meisten Lügen , auch wenn sie noch so raffiniert von einem Sachverhalt ablenken sollen doch immer unbewusst vom Erzähler eingefügte Teibereiche enthalten die wahr sind.

So verallgemeinernd lässt sich das sicher nichst sagen; es ist aber so, dass "gute" Lügner in ihren Geschichten wahre Teilbereiche einfliessen lassen. Das macht diese glaubwürdiger und schont das Gedächtnis. Habe ich die Frage richtig verstanden?

Keine Kritierien für Unglaubwürdigkeit bei Zeugenaussagen sind übrigens:
Widersprüche und spontane Korrekturen. Das sind eher Kriterien, die eine Glaubhaftigkeit belegen können.

@Scipper

Scipper schrieb:Mittlerweile bin ich dabei das Urteil zum Teil gelesen. Ich bin aber noch nicht ganz durch. Bereits jetzt sehe ich, wie man vorgegangen ist: Man hat Bences Worte "auf die Goldwaage" gelegt. Dazu nur dies: Er hätte besser von Anfang an bei der Polizei jedgliche Aussage verweigert und eisern geschwiegen.

Volle Zustimmung; aber das konnte er ja auch nicht ahnen, wenn er unschuldig war ...

aberdeen schrieb:Zum Thema Studienabbruch:

Das Thema hatten wir ja schonmal: Es ist keine Frage dass es manche Leute TROTZ Studienversagen zu etwas bringen. Nur eben selten WEGEN. Insbesondere kommt man da auch leicht auf die falsche Spur: Man hört tendenziell eher von den erfolgreichen Studienabbrechern, weil mit dem Erfolg eine gewisse Publizität verbunden ist. Von den erfolglosen Studienabbrechern hört man eher selten. Da könnte man leicht zu dem falschen Schluss kommen, dass ein Studienversagen garant ist für Erfolg in Funk und Fernsehen (denn erstaunlicherweise scheinen die meisten dort zu landen) . Für diesen Einschätzungsfehler gibt es doch auch sicher ein schickes Theorem - oder, @aberdeen ?

Jedenfalls kommt das für Bence alles zu spät. Diese Tipps und aufmunternden Worte hätte er vor einigen Jahren gebraucht.

@KonradTönz1

KonradTönz1 schrieb:Die Rückzahlung lässt sich dann aber nur noch schwer erklären. Insbesondere wäre der Plot ausgesprochen doof eingefädelt worden von zwei absoluten Parkhausinsidern, denn er wurde ja entdeckt. Dabei muss man auch noch berücksichtigen dass die Tante bei Aufdeckung des Plots eine hohe Strafe kassiert hätte.
Zweitens wurde Bence für die Diebstähle rechtskräftig verurteilt - wenn das bereits zu Lebzeiten der Tante geschehen ist, hätte sie ihn für den Plot ordentlich über die Klippe springen lassen.

Na ja, was man soll man denn aber erwarten, von Ersttätern? Die Verurteilung erfolgte gemeinsam mit der Verurteilung wegen Mordes.

@KonradTönz1

KonradTönz1 schrieb:Das Thema hatten wir ja schonmal: Es ist keine Frage dass es manche Leute TROTZ Studienversagen zu etwas bringen

Aber deswegen fand ich den Artikel auch gar nicht interessant; es geht eher darum, wie die Spitzenpolitiker damit umgehen: und zwar bis auf ganz wenige Ausnahmen nicht offensiv, sondern das wird teilweise heute noch verschleiert.

Im Artikel ist das Beispiel eines SPD-Abgeordneten genannt, der von seinem Büro regelmäßig die Wikipedia-Biographie über ihn umschreiben lässt (sic!)


PS: Und ob man das als erfolgreichen Lebensentwurf ... :-)

Interested schrieb:Dazu gibt er bei der Vernehmung ebenfalls zwei Versionen an: Einmal behauptet er, die Tante hätte ihn zum Komplott gegen den GF animiert. Dann erzählt er, die Tante habe gefragt, wie man es 'drehen' könnte und dann habe ER den Vorschlag mit den Entnahmen gemacht.

Das sind meines Erachtens keine ZWEI Versionen, die der Bence angeblich geschildert hat, denn wenn diese Intrigen-Geschichte überhaupt stimmt, was ich nicht beurteilen kann, dann war das so:

1. Die Tante hatte angeblich den Wunsch, den alten Geschäftsführer los zu werden. Ihr schwebte angeblich eine fristlose Kündigung vor. Sie wollte aber das Geld für die etwaige Abfindung sparen.

2. Die Tante hatte also angeblich diese Idee und der Bence sollte diesen Plan in die Tat umsetzen. Er hat also der Tante seinen Durchführungsplan unterbreitet. Er wolle den Parkautomaten heimlich entleeren und das Geld der Tante geben. Er war also nach dieser Version nur der Handlanger.

3. Nach der Geldentnahme hat der Bence angeblich Mitleid mit dem Geschäftsführer bekommen und sich daher von diesem erwischen lassen, so dass er selbst als der böse Sündenbock dastand.

Das passt zusammen, sofern die Intrigen-Geschichte nicht frei erfunden ist. Das erklärt aber nicht, warum es DREIER heimlicher Geldentnahmen bedurfte. Denn eine heimliche Geldentnahme hätte ja auch ausgereicht, um den Verdacht zu erregen, dass eine "Unterschlagung" vorgefallen war.

Auch eine interessante Stelle aus dem Artikel:

Als die Mutter starb - sie hatte ihn noch ermahnt, das Studium zu beenden -, ging Siebert in den Familienbetrieb, eine Spedition. „Ich hatte das Glück, dass ich den elterlichen Betrieb hatte. Deswegen hat mich nie jemand danach gefragt, warum ich das Studium nicht abgeschlossen habe“, sagt er.

@aberdeen

Aso, da war ich auf dem falschen Dampfer.


Aber man kann sich das schönreden wie man will, es bleibt dabei:

Versagen ist peinlich. Fertig.

Und beim Studienversagen geht es um existenzielles - da fliegt einem der komplette Lebensentwurf um die Ohren, inklusive der Verdienstmöglichkeiten die mit einer Karriere als Akademiker zusammenhängen können, dem gesellschaftlichen Ansehen usw.

KonradTönz1 schrieb:Versagen ist peinlich. Fertig.

Echt jetzt :-))))) Ich musste so lachen :-))))

@muscaria

Yep! Ist glaub ich, auch einer der wenigen, die etwas offensiver mit dem Thema umgehen ...

@aberdeen

Habs extra wieder zurückgeändert :-D

Versagen ist Scheiße. Das ist mein Theorem. Und ich hab auch schon oft versagt.

Kracher aus meiner Sicht: Claudia Roth; zwei Semester Theaterwissenschaft und nennt sich Dramaturgin ...

Da ist dann "Assistent der Geschäftsführung" noch vergleichbar harmlos ...

Nachtrag, weil es sich ja angeblich um ingesamt DREI heimliche Automatenentleerungen handelte:

1. Zwei "heimliche Automatenentleerungen" an Samstagen nahm der Bence angeblich im Auftrag der Tante vor, weil diese angeblich diese Einnahmen nicht beim Finanzamt "versteuern" wollte.

2. Eine "heimliche Automatenentleerung" am Faschingsdienstag nahm der Bence angeblich vor, damit es nach "Unterschlagung" aussah. Dafür erhielt der Bence angeblich 100 Euro von seiner Tante.

Falls diese merkwürdige Automaten-Geschichte stimmt, waren die drei Geldentnahmen nicht illegal, denn die Tante (Arbeitgeber) hatte dem Bence angeblich dazu den Auftrag oder die Erlaubnis erteilt.

@Scipper

Die Tante kann die "Aussagen" von Bence nicht mehr bestätigen, also sind die Aussagen diesbezüglich von Bence meiner Meinung nach nichts wert, denn die Tante kann sich nicht mehr dazu äußern, somit ist es egal, was er aussagt !

aberdeen schrieb:Kracher aus meiner Sicht: Claudia Roth; zwei Semester Theaterwissenschaft und nennt sich Dramaturgin ...

Ja da hätten wir den Beweis dafür dass manche so eine Lüge ein Leben lang durchhalten. Diese Fähigkeit zum Selbst- und Fremdbetrug ist schonmal eine wichtige Qualifikation für eine Karriere in Politik oder Medien. Und wer weiß wo Bence noch gelandet wäre, wenn er seine Lüge quasi durch den Antritt des Erbes "waschen" hätte können?

Nachtrag: Das Bargeld aus diesen drei "heimlichen Automatenentleerungen" hat Bence angeblich seiner Tante übergeben, denn diese hatte ihn dazu angeblich beauftragt. Er selbst hat das Geld der dritten Entleerung (Faschingsdienstag) in die Firmenkasse des Parkhauses eingezahlt oder überwiesen.

@Scipper

Ja, und das Geld der ersten Leerungen hat er auf sein Konto eingezahlt!! Wie Du selber schreibst: Die Tante hat "angeblich...", wovon ich persönlich nicht ausgehe!

Und das Geld vom dritten Mal, als er erwischt wurde, hat er von Fraukes Konto geholt und zurückbezahlt, warum nicht von seinem 16000-Euro-Konto???

Lenni schrieb:Die Tante kann die "Aussagen" von Bence nicht mehr bestätigen, also sind die Aussagen diesbezüglich von Bence meiner Meinung nach nichts wert, denn die Tante kann sich nicht mehr dazu äußern, somit ist es egal, was er aussagt !

Die tote Tante kann sich nicht dazu äußern, aber daraus ist nicht zu folgern, dass die Sache - so wie sie von dem Bence geschildert wurde - nicht stimmt. Es gilt daher der Grundsatz: in dubio pro reo.

Der Beweis, dass der Bence dies alles nur erfunden hat, ist nicht zu führen. Denn nur er kann wissen, ob die Tante ihn beauftragt hat oder ob er aus freien Stücken "heimlich" die Automaten leerte.

Glaubt man ihm, so handelte er im Auftrag seiner Tante, die seine Arbeitgeberin (Chefin) war.

Im übrigen fällt jede Automatenleerung (Geldentnahme) bei ordnungsgemäßer Kassenführung dem Kassierer auf, wenn der Ist-Bestand nicht mit dem Soll-Bestand übereinstimmt und ein Fehlbetrag vorliegt.

@Scipper

Oh nein, soooo einfach ist das nicht! Nur weil er das sagt, muß es stimmen? Der hat so viel ausgesagt, wovon drei mal die Hälfte nachweislich gelogen war! Und da sollen ausgerechnet die Aussagen stimmen, zu denen Ch. B. sich nicht mehr äußern kann???

KonradTönz1 schrieb:(Ich versuche mal den nächsten Beitrag von @meermin zu erraten und tippe darauf dass sie messerscharf eine Verbindung zwischen dem missglückten Plot, dem mysteriösen Konto mit 16000 und den steuerlichen Unregelmäßigkeiten herstellt).

Wie unfair@KonradToölz....Jetzt hast Du Dir auch heimlich ne Kristallkugel angeschafft :(