emz schrieb:Damit hätte er sich lediglich in der gleichen Position befunden, wie unzählige andere Studenten auch. Erbtanten sind eher die Ausnahme.
Ja, aber damit vergleichst du dich in der Situation ja nicht. Wenn man z.B. erfolgreich im Job ist, ein Haus, eine tolle Frau und 2 Kinder hat, und das alles zu verlieren droht, beruhigt einen ja auch nicht der Gedanke, dass auch Millionen andere allein sind und von Hartz IV leben oder dass in anderen Teilen der Erde die Leute nichtmal genug zu essen haben.
Wenn man also einmal in der (vermeintlich) glücklichen Lage ist, sich in ein gemachtes Nest setzen zu können und womöglich Millionen zu erben, dann ist das der Maßstab. Und dagegen ist die Aussicht, mit einem Schauspielstudium vielleicht nur von der Hand in den Mund zu leben oder dauerhaft Aushilfsjobs machen zu müssen, dann einfach gruselig. Und ich kann irgendwo auch verstehen, dass Vater Toth in der Situation auf den Gedanken kommt, ob sich sein Sohn nicht irgendwie mit dem Jurastudium arrangieren kann, um die Bedingung der Tante zu erfüllen. Ich wollte auch immer Jura studieren, aber wenn ich eine so reiche Tante gehabt hätte, die stattdessen von mir ein BWL-Studium verlangt hätte, weiß ich ehrlich gesagt nicht, ob ich nicht auch ins Grübeln gekommen wäre. Das ist einfach menschlich.
BT war dann offenbar mit dem Studium überfordert, hat es unterbrochen, dann wieder aufgenommen und letztlich ganz aufgegeben. Und irgendwann wird der Moment gekommen sein, wo er CB und sein Umfeld das erste Mal darüber angelogen hat. Und damit hatte er sich erstmal wieder Zeit verschafft. Klar, irgendwann brauchte er natürlich weitere Lügen, weil die Leute ja auch Fortschritte erwartet haben. Und dann folgte eine Lüge auf die andere und sein sonstiges Umfeld musste er halt mitbelügen, weil die Gefahr zu groß gewesen wäre, dass es sonst irgendwie bei CB gelandet wäre. Manche Leute sind von ihrer Persönlichkeit her so, dass sie keinen großen Plan verfolgen, sondern von heute auf morgen denken. Und wenn sie in die Bredouille geraten, suchen sie keine echte Lösung, sondern verschaffen sich durch Pseudo-Lösungen Zeit. Dadurch müssen sie sich nicht mit dem eigentlichen Problem auseinandersetzen. Aber bei so einer Lüge wie dieser hier, musste unweigerlich irgendwann die Wahrheit rauskommen. Oder er hätte noch etwas abwarten und später behaupten müssen, er sei im 2. Examen endgültig durchgefallen. Aber da konnte er eben nicht wissen, wie CB reagiert (oder er ahnte, dass sie das nicht akzeptieren würde), und das war ihm zu heikel (zumal er offenbar schon ersetzt zu werden drohte). Und es hätte seinem Selbstbild wohl nicht entsprochen, da Studium nicht geschafft zu haben und nunmehr ohne Perspektive dazustehen. Das muss (subjektiv) ein unglaublicher Druck gewesen sein, den er nicht mehr länger verdrängen konnte. Und auf Zeit spielen ging auch nicht mehr lange. Das Resultat kennen wir.
cododerdritte schrieb:Zum anderen ist es den Unterstützern und Herrn Witting aber bisher eben auch nicht gelungen, neue Beweise oder auch nur Indizien für BTs Unschuld bei zubringen, die eine Wiederaufnahme rechtfertigen würden.
Das peinliche ist, dass sie trotzdem so tun als sei ihnen das gelungen. Und dass die böse Justiz sich ihren Erkenntnissen verschließen würde, weil die es ja alle auf den armen Bence abgesehen haben.
Wie kommen die überhaupt darauf? Die nehmen sich und BT einfach viel zu wichtig. Niemand in der Justiz hat sich gegen ihn verschworen, dafür ist er doch auch überhaupt nicht wichtig genug. Was sollten Götzl und seine Kollegen für ein Interesse daran haben, einen Unschuldigen 15 Jahre + x hinter Gittern zu bringen?
Wenn sie ihn wenigstens an 3 Prozesstagen abgehandelt hätten, könnte man immerhin behaupten, die Richter hätten sich Arbeit ersparen wollen und deshalb den Erstbesten verknackt. Aber davon kann bei über 90 Prozesstagen und einem derart langen Urteil ja nun wirklich keine Rede sein.
Was bleibt sonst an Motiven übrig? Oder haben sich Götzl und Co. nur einmal in ihrer Laufbahn gegen einen Angeklagten verschworen und den um jeden Preis verknackt? Mir wäre nämlich nicht bekannt, dass es derart heftige Vorwürfe in anderen Verfahren gegeben hätte.
cododerdritte schrieb:Man muss es eben auch mal von der Seite sehen:
Es ist extrem unwahrscheinlich, dass alle Indizien, die nach Meinung des Gerichtes auf BTs Schuld zeigen, einfach durch einen dummen Zufall zeitlich und örtlich so zusammen gefallen sind, obwohl BT gar nicht der Täter war.
Man kann das Wort „extrem“ an dieser Stelle gar nicht genug betonen.
cododerdritte schrieb:Zumindest hätten aber doch RA Witting, die von ihm beauftragten Gutachter oder irgendeiner der Unterstützer inzwischen mal irgendeinen konkreten Hinweis auf den oder die tatsächlichen Täter finden müssen.
Allerdings. Ist aber unmöglich, weil genau der richtige im Knast saß.