Mr.Stielz schrieb:Etwas off-topic, sorry:
Hier auf Allmy war in der Vergangenheit auch schon zu lesen, dass ein Anwalt die Wahrheit gar nicht so genau wissen will, weil er vor Gericht nicht lügen darf. Fast scheint mir, dass man es als zu Recht Angeklagter nicht richtig machen kann.
Das Gerücht hält sich hartnäckig. Ich persönlich will genau wissen, was vorgefallen ist. Nur so kann ich eine adäquate Strategie entwickeln.
Mr.Stielz schrieb:Aber genau das dürfte der Knackpunkt sein, warum mancher Angeklagte seinem Anwalt nicht die Wahrheit erzählt und wenn er ihm noch so vertraut. Wer hier als Angeklagter nur die beiden Möglichkeiten sieht "Freispruch oder Totalkatastrophe", der stellt sich zwangsläufig die Fragen: leistet der Anwalt eine überzeugendere Arbeit, wenn er nicht um die Schuld weiß? Und entscheidet das Gericht eher im Sinne des Angeklagten, wenn es nicht ständig verklausuliert hören muss "aber eigentlich war er es doch"?
Gerade wenn eine lebenslange Freiheitsstrafe im Raum steht, kann ich beim Laien so eine Fehlentscheidung nachvollziehen.
Laien haben viele Gründe, nicht ganz die Wahrheit zu sagen. Das kann ein generelles Misstrauen gegenüber dem "System" sein, erlebe ich oft bei Ausländern, das kann sein, weil sie sich vor der Familie und den Freunden schämen, oder, meistens, weil sie sich für schlauer als die Polizei halten und glauben, dass sie damit durchkommen, den Unschuldsengel zu mimen.
emz schrieb:Kann es sein, dass Anwälte auch deshalb ihrem Mandanten verordnen, den Mund zu halten, damit er ihnen vor Gericht nicht ihre sorgfältig ausgearbeitete Verteidigungsstrategie durcheinander bringt?
Unter anderem.
Mr.Stielz schrieb:Da stellt sich dann leider die Frage, ob der Anwalt die nötige Objektivität und Ehrlichkeit mitbringt, so eine Schlussfolgerung auch zu kommunizieren. Mir fällt mindestens ein Fall ein, (Darsow) da waren die Angehörigen felsenfest von einem Freispruch überzeugt und haben das Urteil bis heute nicht verkraftet. Und mancher Angeklagte sucht sich womöglich einen Anwalt aus (lässt sich einen aussuchen), der ihm nach dem Mund redet.
Das kann in Einzelfällen passieren, ist aber wohl nicht die Regel. Manchmal erscheinen einem technischen Laien vielleicht bestimmte Beweisansätze faszinierend überzeugend und man glaubt, die Unschuld gar "beweisen zu können," - bis man durch andere Experten eines Besseren belehrt wird. Das wäre so ein Beispiel, wenn man sich zu früh festlegt. Das gilt freilich für einen Staatsanwalt genauso, auch der ist meist gut beraten, den Ermittlungsergebnissen der Polizei nicht einfach pauschal zu trauen.