Ermittler verkündet Überraschung - Neue Wende im Parkhausmord? So titelt jedenfalls die tz heute :
"Ich halte die Beweise gegen Bence nicht für stichhaltig“, sagt Axel Petermann. Er war Leiter der Bremer Mordkommission und hat rund 1000 unnatürliche Todesfälle aufgeklärt. Den Fall Böhringer hat der Top-Profiler in den vergangenen drei Jahren genau unter die Lupe genommen – und kommt zu dem Ergebnis: „Die Ermittler haben Fehler gemacht. Aus meiner Sicht basiert das Gerichtsurteil auf falschen Grundannahmen.“
„Es waren mehr als 20 Schläge, die zum Tod geführt haben“, sagt Petermann. Bislang sei man davon ausgegangen, dass Bence T. abends auf seine Tante gewartet habe, die immer montags zum Stammtisch im Paulaner ging. An der Haustür, so glaubt das Gericht, hat Bence T. auf Charlotte Böhringer eingeschlagen. Und sie dann im Hausflur brutal getötet. Sein Motiv: Habgier, angeblich wollte er an ihr Erbe.
„Die DNA-Spuren am Tatort wurden falsch bewertet“, sagt Petermann jetzt. Beispiel: Fingerabdrücke an der Wohnungstür und im Flur seien irrtümlich als Handschuh-Spuren gewertet worden, kritisiert er. Der Todeszeitpunkt: falsch errechnet. Und: „Für mich hat sich klar gezeigt, dass die erste Gewalt eben nicht an der Tür stattgefunden hat.“ Petermann ist vielmehr überzeugt, dass der Täter im hinteren Bereich des Wohnungsflures zuschlug. „Dafür sprechen die verschiedenen Blutspritzzentren ebenso wie die Richtung der Blutspuren. Die Schlagspritzer zeigen in Richtung Tür.“ Der Täter müsse also schon in der Wohnung gewesen sein.
Für die Ermittlungen hat sich der Profiler – mit Erlaubnis der Familie T. – viele Tage in der Tatwohnung aufgehalten. Wichtig war ihm auch der Zugang zu den vielen Fallakten, die er studiert hat. Fotos, Gutachten, Spurensicherungs- und Tatortbefundbericht: Petermann kennt die Details des Falles – und sagt: „Die Justiz hat sich geirrt.“
Entscheidendes Detail lässt Ermittler zweifeln
Das entscheidende Detail: der blutige Blazer der Millionärin. Darauf wurde DNA von Bence T. gefunden. Petermann ist überzeugt: „Die Spuren sind nicht von einem Handschuh, das ist die Textilstruktur selbst, die blutig verwischt ist. Tatsächlich gab es gar keinen Handschuh-Abdruck, wie behauptet wurde.“ Die DNA könnte auch beim Auffinden des Opfers während des Pulsmessens übertragen worden sein – und ebenso gut von Bences Bruder oder der Mutter stammen. Etwa von einem früheren Alltags-Kontakt mit der Getöteten. „Aus meiner Sicht hätte Bence mit den vermeintlichen Beweisen nicht verurteilt werden dürfen“, sagt Petermann – und will den Fall neu aufrollen.
Über Star-Anwalt Gerhard Strate und Peter Witting hat die Familie im Februar 2019 ein Wiederaufnahmeverfahren angestrebt, für das das Landgericht Augsburg zuständig ist. „Bislang gab es noch keine Entscheidung“, so Sprecher Christian Grimmeisen.
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