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Mordfall Charlotte Böhringer

28.687 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, München, 2006 ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Charlotte Böhringer

Mordfall Charlotte Böhringer

30.12.2019 um 11:07
Zitat von JagBlackJagBlack schrieb:Sein Reichtum denke ich hatte eine große Anziehungskraft auf seine Freunde.
Kann natürlich sein, dass er bereits als der große Zampano in Spe galt. Es ist durchaus verlockend, zur Entourage eines Multimillionärs zu gehören. Insofern haben sich seine Freunde ja vielleicht ebenso einiges von Bence bieten lassen, wie der sich einiges von seiner Tante hat bieten lassen.


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30.12.2019 um 11:10
@JagBlack
In München ist der Fall kein Thema mehr.
Und wem der Fall noch geläufig ist, der weiß auch trotz Namensänderung, dass es sich um DAS Parkhaus handelt .
Aber immerhin handelt es sich um eine der Lebensleistungen des Oskar Böhringer , eine allseits positiv besetzte Person .
Es spricht für die Denke und Kleingeistigkeit der angeheirateten Familie, die immerhin jetzt von seiner Arbeit profitiert, seinen Namen vom Parkhaus verschwinden zu lassen .


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Mordfall Charlotte Böhringer

30.12.2019 um 11:18
Zitat von JagBlackJagBlack schrieb:Ich meinte genauer gesagt den gesellschaftlichen Makel: 50 Millionen geerbt - Mörder ist Neffe..
Ich habe jetzt nicht den Eindruck, dass Mate es als gesellschaftlichen Makel sieht, dass sein Bruder ein verurteilter Mörder ist. So wie sich die Familie immer wieder im Fernsehen darstellt, hat da wohl keiner ein Problem damit.
Zitat von falstafffalstaff schrieb:Ich verstehe die zum Teil fast schon fanatische Loyalität nicht, die bei einigen Freunden zu beobachten war. Will man sich nicht eingestehen dass man sich schwer in einem Menschen getäuscht hatte?
Unter diesem Aspekt habe auch ich die Dokus hinterfragt. Mein Eindruck war allerdings der, dass diese Loyalität nicht Bence galt, sondern in erster Linie seiner Verlobten Frauke. Man versuchte die junge Frau, die in übelster Weise belogen worden war, aufzufangen. Man respektierte, wie sehr sie immer noch an Bence hing.


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30.12.2019 um 11:18
Zitat von falstafffalstaff schrieb:Kann natürlich sein, dass er bereits als der große Zampano in Spe galt.
Sehr zutreffende Bezeichnung... Um dieser Funktion noch gerecht zu werden, braucht er nur noch die "Wie komme ich aus dem Gefängnis - Karte".
Zitat von StradivariStradivari schrieb:Es spricht für die Denke und Kleingeistigkeit der angeheirateten Familie, die immerhin jetzt von seiner Arbeit profitiert, seinen Namen vom Parkhaus verschwinden zu lassen .
Die Menschen waren und sind schon immer schwach gewesen - altes Sprichwort.

JagBlack


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30.12.2019 um 11:30
Zitat von emzemz schrieb:Ich habe jetzt nicht den Eindruck, dass Mate es als gesellschaftlichen Makel sieht, dass sein Bruder ein verurteilter Mörder ist. So wie sich die Familie immer wieder im Fernsehen darstellt, hat da wohl keiner ein Problem damit.
Das könnte sich ändern, wenn man berücksichtigt, dass die DNA vom Bruder und der Eltern für eine Entlastung im WAV herhalten muss.
Indirekt ist das eine Belastungsumkehr, ausgetragen auf den Schultern der Familie.
Oder ist es wieder so ein tricky Schachzug wie beim Erbschaftsprozess?

JagBlack


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30.12.2019 um 11:43
Zitat von JagBlackJagBlack schrieb:Das könnte sich ändern, wenn man berücksichtigt, dass die DNA vom Bruder und der Eltern für eine Entlastung im WAV herhalten muss.
Ich denke, wir dürfen uns inzwischen getrost mal von dem Gedanken verabschieden, dass es noch irgendwanneinmal ein WAV geben könnte.


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30.12.2019 um 11:44
Zitat von JagBlackJagBlack schrieb:Das könnte sich ändern, wenn man berücksichtigt, dass die DNA vom Bruder und der Eltern für eine Entlastung im WAV herhalten muss.

Das ist ein juristischer Schachzug zum Beweiswert von Indizien. Diese Leute kommen als Täter gar nicht in Betracht, darum geht's nicht. Es geht darum, die Möglichkeit, Verwandte als Spurenverursacher in die Wahrscheinlichkeitsberechnung einzubeziehen und damit auf einen geringeren Identifizierungswert für BT zu kommen.

Voraussgesetzt, die Wahrscheinlichkeitsberechnung ist tatsächlich zu korrigieren, wird das Urteil dadurch aber nicht erschüttert, da die DNA-Spuren nicht die einzigen Indizien waren und Toths DNA-Übereinstimmung immer noch weit vorne liegt. Das Indiz würde also nur schwächer werden, aber nicht entfallen.


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30.12.2019 um 12:08
@Seps13

Vielen Dank für die detaillierte Ausführung, genau so habe ich das inhaltlich in meinem Statement gemeint.
Zitat von emzemz schrieb:Ich denke, wir dürfen uns inzwischen getrost mal von dem Gedanken verabschieden, dass es noch irgendwanneinmal ein WAV geben könnte.
Das meine ich auch. Das vorliegende Urteil steht wie ein "Fels in der Brandung"!

JagBlack


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30.12.2019 um 19:25
Zitat von emzemz schrieb:Ich habe jetzt nicht den Eindruck, dass Mate es als gesellschaftlichen Makel sieht, dass sein Bruder ein verurteilter Mörder ist. So wie sich die Familie immer wieder im Fernsehen darstellt, hat da wohl keiner ein Problem damit.
Die Familie hat damit kein Problem, weil sie Bence für unschuldig hält und ihn als Justizopfer hochstilisiert hat.


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Mordfall Charlotte Böhringer

06.01.2020 um 17:55
Die Dokumentation auf ZDF Info mit dem Titel "Falsche Geständnisse - Verhört, erpresst, verurteilt" ließ mich aufhorchen. Sendetermin 17:15 Uhr heute

https://www.tvmovie.de/tv/falsche-gestaendnisse-verhoert-erpresst-verurteilt-124628275

Es wurde die Reid Methode erwähnt. Dazu habe ich folgendes gefunden:
Die Reid-Methode (englisch Reid technique) ist eine Vernehmungsmethode zur Befragung von Personen, die einer Straftat verdächtigt werden. Sie wurde im Jahr 1948 von ihrem Namensgeber John E. Reid, einem Chicagoer Polizeibeamten, entwickelt. Die Bezeichnung Reid-Methode ist eine geschützte Marke der von ihm gegründeten Firma, die bis heute Schulungen in der Methode anbietet.
Zur Anwendung in Deutschland gibt es folgendes:
In der Reid-Methode wurden mehrere deutsche Strafverfolgungsbehörden geschult. So testete das bayerische Innenministerium 1999 diese Methode und führte sie nach kostenpflichtigen Schulungen durch Referenten der Firma Reid in der Kriminalpolizei ein. Sie wurde laut Hinweisen bei Ermittlungen in Kriminalfällen (z. B. im Fall Peggy Knobloch oder in erfolglosen Ermittlungen zur Ceska-Mordserie) verwendet.[3]
Wikipedia: Reid-Methode

Insgesamt beurteilt ist die Methode sehr fragwürdig, denn in ihrem Zusammenhang wurden viele unschuldige Personen verurteilt.

Weiß jemand, ob diese Verhörmethode an T. angewendet wurde?

JagBlack


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Mordfall Charlotte Böhringer

06.01.2020 um 19:40
Habe mich mal Schritt für Schritt durchgearbeitet und denke, dass sich damit weitere Nachfragen zur Reid-Methode erübrigen sollten.
Zitat von JagBlackJagBlack schrieb:In der Reid-Methode wurden mehrere deutsche Strafverfolgungsbehörden geschult. So testete das bayerische Innenministerium 1999 diese Methode und führte sie nach kostenpflichtigen Schulungen durch Referenten der Firma Reid in der Kriminalpolizei ein. Sie wurde laut Hinweisen bei Ermittlungen in Kriminalfällen (z. B. im Fall Peggy Knobloch oder in erfolglosen Ermittlungen zur Ceska-Mordserie) verwendet.[3]
Wikipedia: Reid-Methode
Bei Wikipedia ist weiter zu lesen:
Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen (beispielsweise Einzelnachweisen) ausgestattet.
[3] Der Fall Peggy. Interview (Memento vom 7. Juni 2013 im Internet Archive) mit Christoph Lemmer auf Telepolis
https://web.archive.org/web/20130607223105/http://www.heise.de/tp/artikel/39/39190/1.html
Christoph Lemmer: Das ist die sogenannte Reid-Methode, ...

Das wurde dann von 2001 bis 2003 auch so gemacht, also ausgerechnet in der Zeit als Ulvi Kulac von der bayerischen Polizei verhört wurde.
Was haben wir also?

Den Hinweis eines Journalisten, der in einem Buch zum Fall Peggy geschrieben hat, dass die Reid-Methode zwischen 2001 und 2003 angewandt worden sein soll und daraus den nicht belegten Rückschluss zieht, auch im Fall Peggy sei es zu dieser Verhörmethode gekommen.

Das reicht nun wirklich nicht, weiter darüber zu diskutieren.


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Mordfall Charlotte Böhringer

06.01.2020 um 19:49
Zitat von JagBlackJagBlack schrieb:Weiß jemand, ob diese Verhörmethode an T. angewendet wurde
Selbst wenn. Ein so intelligenter Mann, mit so einem starken Willen, lässt sich nicht von einer Verhörmethode übertölpeln. Zumindest nicht, wenn er unschuldig gewesen wäre.
Zitat von JagBlackJagBlack schrieb:in ihrem Zusammenhang wurden viele unschuldige Personen verurteilt.
Da werden gewiss noch viel mehr Schuldige dabei gewesen sein. :)


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06.01.2020 um 20:20
Für die Reid-Methode ist in diesem Fall doch gar kein Platz.

Im Ermittlungsverfahren machte BT, als er vom Zeugen zum Beschuldigten avanciert war, keine Angaben mehr, geschweige denn gab er ein Geständnis ab. Folglich kann da auf ihn auch keine Methode mit Erfolg angewendet worden sein.

In der Hauptverhandlung natürlich auch nicht, aber auch da sagte BT ja nur, dass er unschuldig sei, und sonst nichts.

Bleibt seine anfängliche Zeugenvernehmung. Da hatte ihn die Polizei aber noch gar nicht als Täter auf dem Kieker. Zum Tatverdächtigen machte er sich vielmehr selber im Leufe der Zeugenvernehmung durch seine merkwürdigen Angaben.


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Mordfall Charlotte Böhringer

06.01.2020 um 20:30
Zitat von emzemz schrieb:Das reicht nun wirklich nicht, weiter darüber zu diskutieren.
Danke für die Analyse der Reid Methode in Wikipedia, aber darum ging es nicht. Es ging nur darum, was man darunter versteht.

Es geht um den Inhalt der 45 minütigen Dokumentation und um das Ergebnis, dass die Methode sehr fragwürdig ist.
Zitat von emzemz schrieb:Was haben wir also?
Du willst wissen, was wir haben? Das kann ich dir sagen:
Die Reid-Methode: unzulässig, aber effektiv

Hauptzweck der polizeilichen Vernehmungstätigkeit ist eine Gewinnung von Informationen des Beschuldigten1, um ihn der verdächtigten Straftat – mit einem Geständnis – zu überführen. Die Methodik der Vernehmung hat dabei erheblichen Einfluss darauf, ob der Wahrheitsgehalt einer Aussage beurteilt werden kann2 und ob es überhaupt gelingt, ein Geständnis zu erlangen.

Eine zentrale Rolle spielt dabei die „Reid-Methode“, die etwa seit dem Jahr 2000 in Deutschland erprobt wurde. Udo Nagel hatte die Methode damals, anfangs als Kriminaldirektor in München, später als Polizeipräsident in Hamburg nach Deutschland geholt.3 Mittlerweile wurden mehrere (wenn nicht sogar alle) deutschen Strafverfolgungsbehörden in dieser Methode geschult. Dafür wurden Experten aus den USA eingeflogen4, denn die Technik ist markenrechtlich geschützt.
Entwickelt wurde die Methode bereits im Jahr 1948 von John E. Reid, einem Polizeibeamten aus Chicago. Er hatte (aus einem Bauchgefühl heraus) eine Technik entwickelt, mit der er in seinen Verhören selbst die „härtesten Hunde“ knackte. Dabei mischte er harmlose mit provozierenden Fragen – und beobachtete die körperlichen Reaktionen des Verdächtigen. Die Kollegen nannten ihn ehrfürchtig den „menschlichen Lügendetektor“. Heute gehört die Reid-Methode u.a. zu den Standard-Verhörtechniken beim FBI und anderen Regierungsorganisationen.

Die Technik, die heute in Deutschland angewendet wird, ist an die Reid-Methode angelehnt und wird harmlos als „Verhaltens-Analyse-Interview“ bezeichnet. Dieses beginnt ganz unverfänglich mit einer Art Smalltalk, der aber auf einem stets gleichen Fragekatalog mit ca. 20 Fragen basiert, der dazu dient, das gewöhnliche Sprach- sowie Verhaltensmuster des Befragten zu analysieren. Spricht dieser mehr in langen oder kurzen Sätzen? Welches Vokabular benutzt er? Dialekt oder Hochdeutsch? Leise oder laut? Die Vernehmungspersonen beobachten aufmerksam Mimik und Gestik. Wippt er mit dem Fuß? Kratzt er sich öfter am Kopf? Wohin sehen die Augen? Wie ist die Sitzhaltung? In dem 600 Seiten starken Handbuch zur Methode werden verbale wie nonverbale Hinweise aufgeführt, die auf Lügen schließen lassen – wobei Körpersprache und das konkrete Gesprächsverhalten aufgegriffen und genau analysiert werden. Sind die Polizeibeamten davon überzeugt, dass ihr Gegenüber die Unwahrheit sagt, folgen sie den bestens erprobten und im Handbuch festgeschriebenen Techniken, um ein Geständnis zu erhalten. Dazu wird folgender Einstiegssatz in den Raum gestellt: „Unsere Ermittlungen besagen klar, dass Sie es waren“. Das gibt dann auch die weitere Richtung der Befragung vor.

Erst der Smalltalk, dann der Stress
Die Vernehmungspersonen wechseln dann blitzschnell vom Banalen ins Konkrete – vom netten zum bohrenden – oft in einer good guy und bad guy-Konzeption mit verhaltensprovozierenden Fragen. Kurz: Die Vernehmungsperson erzeugt (bewusst) Stress. Dabei gibt es im Wesentlichen zwei Möglichkeiten: Entweder geben die Polizeibeamten dem (nun mittlerweile) Beschuldigten5 moralische oder psychologische Rechtfertigungen an die Hand, die es dem Befragten einfacher machen sollen, die persönliche Verantwortung zu minimieren und – für sich – zu verharmlosen. Knickt der Verdächtige dann ein und gesteht, wird der Sachverhalt wieder der rechtfertigenden Aspekte entkleidet – die Handlungen beim Namen genannt und die entsprechenden Delikte für das (schriftliche) Vernehmungsprotokoll festgehalten.

Solche Vernehmungen gehen über Stunden – oft in den Abend- bis Nachtstunden, um sich die Wirkungen des Schlafentzugs zu Nutze zu machen. Lügen ist anstrengend und erfordert hohe Konzentration. Aussagen müssen zu den bereits gegebenen Antworten passen und dürfen bei dem Gegenüber keine Zweifel wecken. Alles in einer stets aufrecht erhaltenen Stresssituation. Die Energie dafür muss an anderer Stelle abgezogen werden, jedoch fehlt diese dort dann. Die Folge sind oft eindeutige Verhaltensänderungen; der Beschuldigte verfällt plötzlich in Dialekt, ändert seine Satzstruktur oder wird zappelig. Das bietet dem Vernehmenden dann zusätzliche Angriffspunkte, um den Stressfaktor noch weiter zu erhöhen.

Teilweise wird auch eine zweite (alternative) Herangehensweise verwendet: Dem Beschuldigten wird eine erdrückende Beweislage vorgespiegelt, so dass sie davon ausgehen muss, leugnen sei geradezu aussichtslos. Dafür darf die vernehmende Person laut Reid ausdrücklich Beweislagen erfinden, die in Wahrheit gar nicht existieren, z.B. DNA-Übereinstimmung, eindeutige Tatspuren wie Blutspritzer oder andere erdrückende – aber frei erfundene – Beweise.

Sofern sich der Verdächtige gegen den Vorwurf zur Wehr setzen will, wird er damit nicht gehört. Der Vernehmungsbeamte redet einfach darüber hinweg. Die Logik dahinter: Unschuldige wären nun bereit zu kämpfen und sich heftig zu verwehren. Schuldige dagegen würden höflich um das Wort bitten. In einem weiteren Schritt hört man den Beschuldigten zwar an, nimmt jedoch seine Gegenrede regungslos hin, um sie danach sofort zu widerlegen. Es ist eine zermürbende Taktik bis es am Ende dazu kommt, dass die Beamten zwei mögliche Handlungsalternativen vorgeben, eine rechtfertigende und eine moralisch besonders verwerfliche. Die Antwortoptionen sind nun begrenzt, andere Möglichkeiten werden nicht mehr zugelassen. Derart in die Ecke gedrängt ist der Beschuldigte nun meist bereit, ein Geständnis abzulegen.

Die Reid-Methode in der Praxis
In Vernehmungsprotokollen kann man die Methode allenfalls zwischen den Zeilen herauslesen. Selten dringt davon etwas nach draußen an die Presse, so dass aktuelle Beispiele nur vermutet werden können. Beate Zschäpe soll auf diese Art von einem Ermittler des BKA auf einer langen Autofahrt von Köln nach Gera befragt worden sein.6 Auch in der Vernehmung des Ulvi K. im Fall Peggy soll die Reid-Methode angewendet worden sein.7

Berechtigte Kritik an der Reid-Methode
Kritiker meinen, die Reid-Methode führe zu einer hohen Anzahl falscher Geständnisse. Freilich existieren dazu keine Statistiken, beschäftigt man sich allerdings eingehend mit dieser Technik erscheint es nicht sehr fernliegend, dass ein Beschuldigter dem Druck nicht standhalten kann. Konfrontiert mit einer scheinbar erdrückenden Beweislage oder aber vor die Wahl gestellt, sich entweder auf die eine oder die andere Art schuldig zu bekennen, bleibt ein falsches Geständnis der einzige Ausweg – insbesondere wenn diese Vernehmung ohne einen Verteidiger stattfindet und man sich allein der vollkommen überlegenen Staatsgewalt gegenüber sieht.

Die Verwender der Methode behaupten zwar, dass diese in Deutschland lediglich abgewandelt und entsprechend der deutschen Strafprozessordnung (StPO) genutzt werde – fraglich ist, wie das funktionieren soll, wenn mit Druck, Ermüdung und falschen Beweismitteln gearbeitet wird. Der § 136a StPO verbietet als Konkretisierung der in Art. 1 Abs. 1 Satz 1 GG verfassungsrechtlich garantierten Menschenwürde das bewusste Täuschen des Beschuldigten bei der Vernehmung, ebenso verbietet dieser eine Einschränkung der freien Willensentschließung und das bewusste Ausnutzen von Ermüdung oder Drohungen gegenüber dem Beschuldigten. Damit bleibt für die Reid-Methode kein Spielraum – zumindest nach dem eindeutigen Wortlaut des Gesetzes.

Auf der anderen Seite ist es meist nahezu unmöglich, die faktische Wirkung eines abgegebenen Geständnisses zu widerlegen. Denn schließlich schreiben die Beamten nicht unbedingt in deren Vernehmungsprotokoll, wie genau sie den Beschuldigten zu der Einlassung gebracht haben. In den meisten Fällen wird nur die Uhrzeit und Länge der Vernehmung auf unzulässige Techniken hinweisen. Ermüdung allein ist aber für das Gericht nicht vollständig überzeugend.8

Bereits seit dem Jahr 2003 sollen allerdings in Deutschland keine Seminare zur Reid-Methode mehr stattgefunden haben. Nicht etwa wegen der erkannten Unzulässigkeit dieser Techniken, sondern weil dem Lizenzinhaber keine deutschsprachigen Trainer zur Verfügung standen. Es darf allerdings bezweifelt werden, dass es zum Lehren der extra für Deutschland angepassten Methodik noch amerikanische Dozenten braucht9: „Verhaltens-Analyse-Interview“ klingt doch auch sowieso viel netter.

Quelle mit 9 Belegen:
https://www.google.com/amp/s/www.strafakte.de/strafprozessrecht/reid-methode-polizei-vernehmung-technik/amp/

JagBlack


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Mordfall Charlotte Böhringer

06.01.2020 um 20:36
Zitat von AndanteAndante schrieb:Im Ermittlungsverfahren machte BT, als er vom Zeugen zum Beschuldigten avanciert war, keine Angaben mehr, geschweige denn gab er ein Geständnis ab. Folglich kann da auf ihn auch keine Methode mit Erfolg angewendet worden sein.
Das sehe ich etwas anders:
Kriminaloberrat Josef Wilfling, Chef der Münchner Mordkommission, sagt als Zeuge aus. Viel war auf ihn und seine Kollegen eingeprasselt in den vergangenen Monaten. Ihre Verhörmethoden wurde scharf kritisiert, die vermeintlich frühzeitige Fokussierung auf einen Beschuldigten gerügt und die angeblich mangelhaften Ermittlungen im Umfeld moniert.
Quelle: https://www.google.com/amp/s/www.sueddeutsche.de/muenchen/mordfall-boehringer-showdown-im-gerichtssaal-1.329680!amp

JagBlack


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Mordfall Charlotte Böhringer

06.01.2020 um 20:39
@JagBlack

Na klar kommt diese Kritik vom Verteidiger.Wundert dich das etwa?


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Mordfall Charlotte Böhringer

06.01.2020 um 20:44
Zitat von JagBlackJagBlack schrieb:Danke für die Analyse der Reid Methode in Wikipedia, aber darum ging es nicht. Es ging nur darum, was man darunter versteht.
Es ging dir darum, ob die Reid-Methode bei BT zur Anwendung kam und du zitiertest den Fall Peggy als Beispiel aus Wikipedia.
Zitat von JagBlackJagBlack schrieb:Es geht um den Inhalt der 45 minütigen Dokumentation und um das Ergebnis, dass die Methode sehr fragwürdig ist.
Ich kenne die Doku nicht und ob die Methode fragwürdig ist, das zu diskutieren, wäre hier nicht der geeignete Thread. Vielleicht solltest du hierfür einen eigenen erstellen.


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06.01.2020 um 20:46
@Andante
Alexander Krug, der rasende Reporter der Süddeutschen Zeitung berichtete im og Artikel nehmen wir an objektiv. Wieso glaubst du, dass er nur den Anwalt zitiert? Vielleicht kam diese Kritik auch von anderen Seiten.

JagBlack


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Mordfall Charlotte Böhringer

06.01.2020 um 21:13
Zitat von JagBlackJagBlack schrieb:Vielleicht kam diese Kritik auch von anderen Seiten.
Ja von den Recken der Bürgerinitiative. Aber auch nur so in den Wind gesprochen. Belegt wurde nichts und es wurden sehr wohl alternative Täter abgecheckt.
Schon fast pervers.. der BT verstrickt sich gleich im ersten offiziellen Verhör in heftige Widersprüche und das wird den Vernehmern negativ ausgelegt.
Man möge die Indizienlage mit dem Fall Genditzki vergleichen. Da ist die Situation in Fall Böhringer ja geradezu üppig.


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Mordfall Charlotte Böhringer

06.01.2020 um 22:46
@JagBlack

Worum geht es dir nun eigentlich? Dass die Reid-Methode auf BT angewendet wurde, behauptet er ja nicht mal selbst, sein Verteidiger auch nicht.

Und welche fundierte "Kritik" gibt es sonst? Welchen vorhandenen Spuren sind die Ermittler nicht nachgegangen, welche konkreten Personen wurden trotz (welcher?) Verdachtsmomente nicht hinreichend überprüft?

Aber bitte jetzt nicht wieder mit der DNA-Spur am Glas in der Spülmaschine kommen. Im Urteil ist nachzulesen, dass man allein dazu hunderte von Personen aus dem Ermittlerbereich und aus CBs Bekanntenkreis getestet hat.


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