Hallo,
zunächst möchte ich „Euch“ für Euer positives und bestätigendes Feedback über private Nachrichten danken. Diejenigen, die ich anspreche wissen, dass sie gemeint sind. Es ist toll zu erfahren, dass dieses Forum auch einige „nicht aktiv postende“ Leser verfolgen und danke, ich wusste, dass es auch differenziert denkende Menschen gibt, die in der Lage sind „eins und eins zusammenzuzählen“.
Eigentlich hatte ich vor wieder für eine Zeit abzutauchen, es kostet hier viel Energie, seine Überzeugung zu vertreten.
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Ich hab grad „das Geschehene“ hier im Forum kurz überflogen. Kurz: hier im Forum wurde, seit meinem letzten Post, nicht wirklich was substanzielles angeführt. Ein paar kurze Beispiele, bevor wir auf einer belastbaren Argumentationsagenda weiter machen:
LittleGreenBag schrieb:Rudy wars, weil seine DNA am Tatort und an Meredith gefunden wurde, nicht weil man nach einem Schwarzen gesucht hat.
Du kannst mir nicht verkaufen, dass die herrschende Meinung hier im Forum nicht „RG noch mehr anschwärzt als er schon ist“. Klar war RG ein Mittäter! Aber du schreibst: „Rudy wars, …“.
=> Ich wehre mich nur reflexartig gegen suggestive Fragen Richtung Alleintätertheorie.
Quiron schrieb:Die Aussagen von Amanda Knox und Raffaele Sollecito sind hinreichend widerspruchsfrei. Wer meint, kleinere Unstimmigkeit in der Erinnerung hochspielen zu müssen, der möge gern beweisen, daß ihm das selbst nie unterläuft.
Nach wie vor warte ich auf jemanden, der mir eine bewusste, eigennützige, freiwillige Lüge von Amanda Knox nachweisen kann.
Bemerkenswert ist das Wort „hinreichend“, Quiron! Wenn sogar Du es schon relativierst, spricht das Bände.
Zur bewussten, eigennützigen und freiwilligen Lüge von AK müssen wir nicht lange suchen. Sie hat PL des Mordes bezichtigt, um von sich und den wahren Mittätern abzulenken und die Schuld auf PL abzuwälzen. Das haben ausnahmslos ALLE Verfahren (auch eingeschränkt Hellmann) zweifelsfrei festgestellt.
Siegfrieden schrieb:Dass die Schläge stattgefunden haben, bestätigt sie ja schon in einem der ersten Verhöre. Sie hat aber auch später z.B. im Hinblick auf die Anzahl der 2 Schläge nicht übertrieben.
AK wurde weder stundenlang verhört, noch wurde sie geschlagen. Dies wurde auch nie seitens der Verteidigung als Argument vorgebracht.
JosefK1914 schrieb:Man weiß, dass der Mensch täglich mehrere Millionen Hautschuppen verliert, im Mittel in der Minute sogar 1000 Zellen.
Ist richtig, aber Hautschuppen (auch Haare ohne Wurzel) sind verhornt. Darin DNA nachzuweisen ist bis heute schwer.
Vgl. auch:
http://www.sueddeutsche.de/politik/dna-analyse-theoretisch-reicht-eine-schuppe-1.530258Bzw. Auszug daraus:
Proff: Rein theoretisch reicht eine Zelle. Die Regionen auf der Erbsubstanz die uns interessieren werden dann vervielfältigt, so dass ausreichend Material zur Verfügung steht.
In der Praxis sieht es aber eher anders aus. Wenn Sie eine einzelne Schuppe untersuchen, dann werden Sie vermutlich ein Ergebnis bekommen. Es hängt jedoch davon ab, in welchem Zustand die Zelle und die darin enthaltene DNA ist. Je länger sie Einflüssen wie UV-Licht, Wärme oder Bakterien ausgesetzt ist, desto schlechter ist ihr Zustand. Die Empfindlichkeit des Tests kann dann irgendwann nicht mehr ausreichen.
Dr. Carsten Proff arbeitet als forensischer Molekularbiologe im DNA-Labor des Rechtsmedizinischen Instituts der Universität Köln.Oder andersrum: z.B. Rote Blutkörperchen oder Speichel oder Samen, oder „frisch abgeriebene tiefer liegende Hautschuppen“ sind wesentlich wahrscheinlicher, wenn DNA nachgewiesen werden kann.
Zusätzlich haben wir in der Stichprobe keine normale Verteilung hinsichtlich der Mitbewohnerinnen. Ich denke diesen Punkt haben wir hinreichend diskutiert.
JosefK1914 schrieb:Gerade da ich Nencini nicht für einen Vollidioten halte, sollte man den Satz so interpretieren, wie er ihn gesprochen hat, aus diesem geht nur ein Hinweis auf das Verfahren selber.
Ich bin ein Freund von Klartext, Josef. Verstehe ich Dich richtig? Du argumentierst Nencini hatte im Verfahren aufgrund des Kassationsgerichtsurteils keinen Spielraum. Er hat deshalb „WIDER BESSEREN WISSENS“ einfach nur seinen Job runtergespielt und die beiden für fast 30 Jahre ins Gefängnis geschickt?
LittleGreenBag schrieb:Wenn Amanda so geblutet hat, dass sich ihr Blut mit Merediths vermischt hat, dann hätte man auch eine Verletzung finden müssen.
Also, wir haben einen Blutfleck auf dem Wasserhahn. Des Weiteren haben wir die gefundene DNA von AK. Die Gerichte haben neben dem Bluten, auch das Abreiben „tieferliegender und frischer“ Hautschuppen als Option gesehen (z.B. beim Waschen, vgl. oben). Des Weiteren wurde AK erst am Morgen des 6.11 untersucht, also 5 Tage später erst. Vorher galt sie als Zeugin und eine Wunde hätte fünf Tage heilen können.
Das mit dem Liebesbiss hat Mysteriösxxx gesagt, auch darüber wird diskutiert, aber da halte ich mich raus, egal wie man diesen Punkt sieht, er ist unerheblich.
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OK, ich denke wir sollten weiter machen, um den Faden nicht zu verlieren. Ich will mal kurz Zusammenfassen, was wir uns seit der Seite 355, zugegebenermaßen etwas mühsam erarbeitet haben:
* Die Basis auf der wir uns ein Bild zur Schuldfrage machen müssen ist die GESAMTHEIT ALLER Beweise. Oder anders rum, wenn wir zur Erkenntnis kommen wollen, dass die Schuldfrage nicht geklärt ist und wir dann „im Zweifel für die Angeklagten“ urteilen, benötigen wir eine konsistente und zumindest halbwegs realistische Erklärung die ALLE entlastenden Beweise entkräftet oder erklärt bzw. wir müssen glaubhafte und belastbare entlastende Beweise anbringen.
=> Das ist gar nicht so schwer und funktioniert wie in meinem Beispiel mit dem „steilen Zahn“.
* Die GESAMMTHEIT ALLER Beweise ist riesig. Ich würde sie in folgende Kategorien ordnen.
=> Zeugenaussagen
=> AK und RS Vernehmungen (inkl. AK Aussagen vor Gericht)
=> vorgetäuschter Einbruch
=> Double-DNA-Knife
=> Verhalten am 2ten November
=> Kreuzverhör AK im Prozess
=> BH-Verschluss
=> AK Aussagen in der Nacht von 5ten auf 6ten November
=> Auswertung der Mobilfunkaktivitäten
=> Auswertung der Computeraktivitäten
=> Ergebnisse der Spurensicherung (die berühmten ca. 450 Proben: DNA und Haare)
=> Ergebnisse der Autopsie
=> … Die Liste kann wachsen und natürlich sind es nur Kategorien, die wiederrum in sich auffächern.
* Zu den Ergebnissen der Spurensicherung haben wir in Bezug auf die gemischten Spuren im Apartment bereits länglich diskutiert (den BH-Verschluss habe ich in die Liste oben aufgenommen, durch die verzögerte Sicherstellung unterscheidet er sich von den anderen gemischten Spuren).
=> Das Sekundär-Transfer-Phänomen wurde durch die Stichprobe nicht bestätigt, obwohl „zu großflächig“ gewischt worden sein könnte, was das Sekundär-Transfer-Phänomen aber wahrscheinlicher machen würde.
=> Hinzu kommt sichtbares Blut und die Luminol Reaktion, die das Sekundär-Transfer-Phänomen zusätzlich schwächen.
=> Festzustellen bleibt, dass sich aus den gemischten Spuren eine hohe Wahrscheinlichkeit ergibt, dass AK und RG am Tatort waren.
* Die GESAMMTHEIT ALLER Beweise ist wie gesagt riesig. Um sich nicht im „Klein Klein“ zu verzetteln möchte ich nach den gemischten DNA Spuren deshalb in eine andere Kategorie springen.
… und zwar deshalb, weil sich dann auf „höhere Ebene“ und thematisch völlig anders gelagert, ein weiterer sehr schwer zu erklärender Zufall ergeben müsste, würde man der Argumentation der Verteidigung glauben wollen.----------------------------------------------------------3
AK Aussagen in der Nacht von 5ten auf 6ten November
Zunächst werden jetzt viele erwarten, wir sollten über die Frage diskutieren, ob das Geständnis (wobei es gar keins war) erzwungen, quasi „rausgefoltert“ oder zumindest durch „Übertölpelung“ „rausgetrickst“ wurde.
Keine Frage, dass ich überzeugt bin, dass die Vernehmung von AK in keinster Weise zu beanstanden ist und das AK in dieser Nacht ihr Lügengebäude nicht mehr aufrecht erhalten konnte und deshalb „die Flucht nach vorne“ antrat, indem sie PL beschuldigte, um von sich und ihren Mittätern abzulenken.
Aber konzentrieren wir uns doch nur einmal auf das was sie ausgesagt hat.
AK hat in Ihrer Aussage drei konkrete Punkte beschrieben, die sie zu diesem Zeitpunkt eigentlich nicht hätte wissen können.
* Die Autopsie-Ergebnisse waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt. Es war AK die in der Frühphase der Ermittlungen ein sexuelles Motiv für den Mord ins Spiel gebracht hat.
* Des weiteren beschreibt AK einen Schrei. Sie beschreibt ihn als derart qualvoll, dass sie ihre Hände über ihre Ohren legen musste, weil sie den Schrei nicht ertragen konnte. Die beide Zeugen Antonella Monacchia und Nara Capezzali beschreiben auch einen qualvollen Schrei.
* Des Weiteren beschreibt sie, dass sie sich mit PL in der Nähe des Basketballplatzes getroffen hat. Genau an der Stelle, wo der Zeuge Antonio Curatolo in der Nacht des 1 November gesehen hat.
=> Zunächst ist es bereits, ohne Parallelen zu den späteren Ermittlungsergebnissen, sehr unglaubwürdig, dass eine unschuldige AK, eine derart dreiste und für PL folgenschwere Lüge auftischt. Sie beschuldigt einen Menschen den sie kannte.
=> Sie sagt PL hat Meredith ermordet und selbst wenn sie nicht gesagt hat, dass PL Meredith ermordet hat. Selbst wenn die Ermittler gefragt haben: „Hat PL Meredith ermordet?“ (nur zur Klarstellung: ich denke nicht, dass die Ermittler AK den Namen PL in den Mund gelegt haben). Selbst dann muss ihr in dieser Situation bewusst sein, wie folgenschwer ihr Kopfnicken ist. Das ist mit Verwirrung und Druck nicht vom Tisch zu wischen.
=> … und selbst wenn doch! Dann beginnt sie noch fantasievoll auszusagen und schmückt ihre folgenschwere Verleumdung noch mit blumigen Details aus. Details, die sich im weiteren Verlauf der Ermittlungen als bittere Wahrheit herausstellen werden.But Wait! There is more!
Lg itsneverBoW