Ich bin erst kurz nach dem Freispruch auf den Fall aufmerksam geworden. In irgendeinem Kommentarbereich zu einem Bericht wurde kontrovers darüber diskutiert und das erweckte mein Interesse. Ich habe dann beschlossen, mir selbst ein Bild zu machen, also einfach ausprobieren, ob ich Fakten von Gerüchten und Verfälschungen soweit trennen kann, um mir dann ein Urteil zu bilden.
Wenn man damals nach dem Namen Amanda Knox gegoogelt hat, dann ist man bald auf diesen Beitrag von RTL aktuell gestoßen:
http://www.rtl.de/cms/news/rtl-aktuell/amanda-knox-die-fakten-hinter-dem-fall-119c5-51ca-26-565029.html(Das angegebene Datum ist falsch, der Beitrag muss damals kurz vor dem Freispruch erschienen sein).
Wenn man dann weiter sucht - auch international - und vergleicht, dann fällt im Nachhinein auf, daß der Artikel von RTL meiner Meinung nach ungewöhnlich detailliert war, und - wichtiger -, daß sich diese Details auch als haltbar erwiesen.
Als ich mir dann einen Überblick verschafft habe, bin ich die üblichen Kriterien durchgegangen: Motiv, Gelegenheit, Mittel. Und dann ergeben sich an der Theorie der Staatsanwaltschaft eine Menge Ungereimtheiten. Ein überzeugendes Motiv konnte nicht präsentiert werden, das Alibi war zwar dünn, beinhaltete aber eine gemeinschaftliche Tat. Erster wirklicher Knackpunkt war aber das Messer, dessen Anwesenheit am Tatort nie schlüssig erklärt werden konnte.
Dann sollte man glauben, daß eine 20jährige Frau allein durch ihre Verführungskünste nicht nur einen, sondern gleich zwei Männer zu derart willenlosen Marionetten gemacht haben soll, daß diese sich zur Mithilfe an so einer grausamen Bluttat haben überreden lassen. Und damals wusste ich noch nicht, daß Amanda Knox Raffaele Sollecito gerade mal seit einer Woche kannte. Der Gedanke ist geradezu absurd und passt eher in einen Fantasy-Roman, nicht aber in die Realität. Dazu der nicht unmögliche aber sehr unwahrscheinliche Fall einer Vergewaltigung einer Frau durch eine andere Frau.
Als nächstes macht man sich Gedanken um die ungewöhnliche Assymmetrie der DNA-Spuren. Einer von drei Tätern hinterlässt Spuren in Mengen (und dazu noch der, der seine Anwesenheit im Haus am wenigsten erklären kann), während von zwei anderen praktisch nichts zu finden war. Dann sieht man die Videos von der Spurensicherung und kann sich nur noch an den Kopf fassen bei so viel Inkompetenz.
Irgendwann fällt auf, daß die Theorie des Statsanwalt nicht den Indizien angepasst wurde, sondern immer umgekehrt, Indizien ignoriert oder verändert wurden, wenn sie in die Theorie nicht passten. Am auffälligsten z. B. bei der Festsetzung des Todeszeitpunkts.
Und so ging es dann immer weiter, und man musste sich ein ums andere Mal über die Polizei wundern. Man denke nur an den falschen HIV-Test. Irgendwann glaubt man nicht mehr, daß sich das alles nur um Zufall handelt.
@KlaraFall KlaraFall schrieb:Ich war gänzlich falsch gepolt.
Ich gratuliere zu dieser Erkenntnis und finde sie bemerkenswert. Viele in dieser Situation würden sich selbst nicht eingestehen, sich derart kapital geirrt zu haben. Noch weniger würden sie es öffentlich tun.