cocoon schrieb:Finde es immer wieder erstaunlich wie hier immer noch unkommentiert homophobe Begriffe wie "Schwulenmilieu" verwendet werden. Es gibt kein Schwulenmilieu! Von mir aus Schwulenszene aber Milieu hat per se was anrüchiges. Macht keine Freude hier mitzudiskutieren wenn wiederholt Beiträge diskriminierend sind.
Danke, mich stört das auch immer wieder. Es mag zwar der Sprachduktus der Zeit gewesen sein, aber wie wir heute alle wissen, ist eine homosexuelle Veranlagung nichts, was man sich willentlich aussucht - eine Zugehörigkeit zu einer wie auch immer gearteten (sozialen) Umgebung (=frz. Milieu) hingegen schon. Man kann also vom Spieler-, Kneipen-, oder Sonstwas-Milieu reden (auch positiv: "Papst Gregor kam aus demselben aristokratischen Milieu wie Sidonius"), aber bitte nicht bezogen auf sexuelle Ausrichtungen oder andere Dinge, wofür ein Mensch nichts kann. Warum es manchen so schwer fällt, einfach zu sagen "unter Homosexuellen" oder "war zwischen Schwulen so üblich" entzieht sich mir.
Was nun Josef L. angeht, gab es nicht mal die Aussage (Vermutung?), er habe in Zürich resp. der Schweiz um dort ruhendes, eventuell jüdisches Familienvermögen nachsorgen wollen? Ich kann mich nicht mehr erinnern, inwieweit das belegt oder nur behauptet war, aber mir kommt diese ganze "Folter in der Badewanne"-Geschichte schon auch ein bißchen so vor, als habe man von ihm etwas in Erfahrung bringen oder haben wollen (Kontozugriff? Safe-Geheimzahlen?). Und wenn er eventuell vor dem Krieg noch geschafft hat, Geld in Sicherheit zu bringen, dann würde das seinen "großen Fuß" auch erklären. Dann führe er erstmal nach Zürich, um welches abzuheben, was er dann im Anschluß rund um den Bodensee verbrät. Damals konnte man vielfach nur persönlich am Bankschalter abheben; ich kann mich noch erinnern, dass meine Eltern noch weit bis in die 1980er Jahre hinein immer noch nach München fahren mussten, wenn größere Beträge abzuheben oder einzuzahlen waren, obwohl wir bereits lange weggezogen waren. Kontoauflösungen waren schwierig, wenn es noch laufende Verpflichtungen gab, und Geldautomaten gab es auf dem Dorf nicht. Alle Jubelmonate mussten wir also eine Bankfahrt in die Hauptstadt unternehmen. Man konnte dann in der Folge eine bestimmte Zeit lang Geld per Post- oder Bankanweisung bekommen, musste aber nach einer Frist X wieder persönlich vorsprechen. Sowas könnte im Fall Löw auch vorgelegen haben, und der kurzzeitige Wechsel in die billige Pension mag dann daran gelegen haben, dass die Bargeldanweisung aus der Schweiz nicht rechtzeitig da war.
/Spekulation
Im Übrigen waren Friseure in dieser Zeit, wenn sie sich nicht nachgerade dumm anstellten, welche der wohlhabenderen Zeitgenossen. Gerade nach dem Krieg war das Bedürfnis, es sich in allen Belangen des Lebens schön zu machen, sehr stark. Frauen gaben oft ihren letzten Groschen noch für die neue Dauerwelle aus. Bei uns im Ort gab es noch lange so einen uralten Friseurladen; die Dame dort hat mir oft aus der Wirtschaftswunderzeit erzählt.
Als Löw Ende der 60er starb, könnte er sich seit 1946 schon ordentlich was erwirtschaftet haben, dazu vielleicht noch Familiengeld auf der Schweizer Bank...wir wissen's halt nicht, aber möglich ist das schon.