Ja, liebe Kolleginnen und Kollegen - nun ist es die Tage wieder richtig schön hin und her gegangen. Wie in "alten Zeiten"; den ersten Wochen und Monaten unserer diskussionsmäßigen Ermittlungsarbeit. Gute Gelegenheit also, mal eine Zusammenfassung vorzunehmen - aber beileibe kein Abschlußbericht! Denn nach wie vor geht meine Hoffnung in die Richtung, daß sich noch Zeitzeugen des Geschehens, Menschen die Josef L. persönlich kannten oder gar Familienmitglieder melden. Und uns entsprechendes Hintergrundwissen offenbaren - wenn denn auch keine Lösung der Geschichte (die es -möglicherweise- tatsächlich schon gegeben hat). Und ich wiederhole mich: Gerne über mein Postfach hier bei "allmy" - anonym und vertraulich. Allerdings bitte einigermaßen (da könnte es dann kompliziert werden) nachvollziehbar, glaubhaft und beweisbar. Möglicherweise haben wir auch schon entsprechende "stille Mitleser", die über mehr Wissen verfügen, als es jemals in unserer Diskussionsrunde angedacht worden ist. Bitte melden...!
@lucona@ReutterEure letzten umfangreichen Überlegungen, welche ich sehr genau studiert habe und für die ich wie immer danke, lassen sich von der behandelten Thematik her, grob in zwei Elemente aufteilen: Einmal der "Modebereich" - zum anderen der "Religionsbereich". Und um letzteres gleich vorweg zu nehmen - nein, ich bin nicht davon überzeugt, daß es sich bei unserem Verbrechensopfer um einen heimatvertriebenen jüdischen Frisör in einem oberfränkischen Dorf gehandelt hat! Womöglich noch um eine richtige "Räuberpistole" mit Identitätswechsel und zielgerichteter Selbstverstümmelung vor dem Hintergrund krimineller Inbesitznahme, nicht zustehenden Vermögens im Ausland. Eine interessante Variante und es mag solche Fälle auch gegeben haben oder dahingehende Versuche - aber allein der Gedanke an eine zweckgerichtete und selbst vorgenommene "Spätbeschneidung" ist mir einfach viel zu abenteuerlich - und letztlich auch zu unlogisch um realistisch zu sein. Denn bei dem Schweizer Geldinstitut wird man ihm natürlich schwerlich "in die Hose" haben schauen wollen, auch helvetianische Bankleute wollen andere Beweise, amtliche Schriftstücke und Urkunden, auch Bürgen oder Zeugen sind in solchen Fällen gefragt. Und überhaupt - warum hätte er das versuchen sollen; wenn nicht selbst und risikoreich, dann eben auch bei einem entsprechenden Fachmann? Wem wäre er -um es mal überspitzt zu formulieren- über den Zustand seines "Gemächtes" Rechenschaft schuldig gewesen? Warum hätte er -ausgerechnet- nach Israel auswandern sollen oder wollen? Gleichgültig, unter welchen Voraussetzungen nun auch immer (echter Jude - falscher Jude)...
Bei der neuerlichen Erörterung über seine Garderobe ist mir aufgefallen, daß er vom zeitlichen Ablauf her demnach -und wenn das, was uns der "Filmfall" kundtut (oder sollte ich besser schreiben "verrät"?)- so ziemlich 6 Wochen lang in der gleichen Oberbekleidung und dem selben Paar Schuhen herum gelaufen ist. Rund 40 Tage lang - nur die "plissierten Hemden" wurden wöchentlich(!) gewechselt, gewaschen wurden sie in dieser Zeit offensichtlich nicht. (Quelle: Südkurier Nr. 225 / Seite 10 - Rubrik: Konstanzer Zeitung vom Dienstag, 30. September 1969: "...weiter teilt die Kriminalpolizei mit, daß in einem Schließfach eines Konstanzer Hotels das Gepäck von Josef L. gefunden wurde. Auffällig ist dabei, daß sich ein Smoking und benutzte Smoking-Hemden darunter befanden (insgesamt sechs)..."). Wobei 6 Hemden in 6 Wochen und dazu im Hochsommer, auch schon hygienemäßig als "grenzwertig" anzusehen sind. Ebenso das Schuhwerk; tagtäglich von morgens in der Früh bis zur Wiederkehr am Abend immer und immer die gleichen Treter an den "Mauken". Wenn er, sei´s im Spielcasino, an der Uferpromenade oder sonstwo, schon nicht durch seinen allgemein ungewöhnlichen Aufzug den Menschen im Gedächtnis geblieben ist - dann -möglicherweise- aus anderen, "nasalen" Gründen. Das ist jetzt nicht etwa abfällig oder sarkastisch gemeint - die Naturgesetze sind nun einmal so...
;)Hier aber stellt sich dann die berechtigte Frage nach dem "Warum"? Und obendrein noch unter der feststehenden Tatsache, daß er ja zumindest einen weiteren Anzug und -vor allem- auch ein
zusätzliches Paar Schuhe mitgeführt hat. Befand er sich tagsüber mithin in Gebäuden, wo er längerfristig seine Ober- oder (zumindest) die Fußbekleidung ablegen konnte? Hängt dieses letztendlich auch mit dem Umstand zusammen, daß aufgrund der Blutung am Geschlechtsteil gleichwohl überhaupt keine derartigen Spuren in der Unterwäsche feststellbar gewesen sind? Hat er -um ein weiteres Mal in einer mir eigentlich wesensfremden, provozierenden Weise eine Frage aufzuwerfen- frühmorgens seine Unterkunft verlassen und konnte sich dorthin begeben, wo er tagsüber ganz augenscheinlich die Möglichkeit hatte ungestört und bekleidungsmäßig "leger", ja sogar vollkommen unbekleidet, völlig nackt, sich aufzuhalten? Nichts anderes fiele mir jetzt zu diesem Themenkomplex ein und möchte meine im Eingangs-thread geäußerte Vermutung, Bekleidung und Schuhwerk waren im weitesten Sinne "Erkennungszeichen", gerne noch einmal in Erinnerung rufen...
Apropos "Erinnerung" und "Eingangs-thread"; noch mal zurück geblickt: Mein "Aliasname" ist ja benannt nach dem französischen Filmkommissar "Bernard", welcher in der NDR-Krimi-Rate-Serie "Dem Täter auf der Spur" (17 Folgen 1967-73; Regie führte der unvergessene Jürgen Roland), durch den immer etwas "sauertöpfig" wirkenden Schauspieler Günther Neutze wunderbar verkörpert wurde.
Witzig an der Reihe für den cineastischen "Insider" war, daß die Handlung ausschließlich in Paris und Umgebung spielte - fast alle Außenaufnahmen gleichwohl in Hamburg und der Nähe entstanden und die Rollen beinahe sämtlich nur mit deutschen Mimen besetzt waren. Sowas führte dann auch schon mal dazu, daß der "Commissaire" mit seinem eher frohsinnigen Kollegen "Inspecteur Janot" (gespielt vom großen Charakterdarsteller Karl Lieffen) zwar im Film zwischen den Gleisen des Hauptbahnhofes der französischen Metropole ermittelte - im Hintergrund aber deutlich ein Wasserspeicher mit der Aufschrift "Hamburg-Altona" zu sehen war. Und farblich verblichene deutsche Rangierloks mit frischen Aufklebern der "SNCF" über dem "DB-Keks" durchs Bild fuhren...
Das prominte, dreiköpfige Rateteam, welches in den Anfangsjahren vor großem Publikum in der Hamburg-Harburger "Friedrich-Ebert-Halle" auf der Bühne ihr Talent als Freizeit-Ermittler unter Beweis stellen durfte (später dann nur noch vor reduzierter Zuschauer-Kulisse im Funkhaus; ganz zuletzt gerade mal 2 Hobby-Detektive und der Regisseur in einem kleinen Studio des NDR), hatte -wie die Zuseher am Bildschirm- nicht selten mit den französichen Handlungs-Namen von Opfern, Verdächtigen und Tätern so seine Probleme. Und griffen dementsprechend bei ihren Erläuterungen zu Vorgeschichte und Tathergang bei der Unterbrechung gegen Ende des Films dann gerne auf die "Klarnamen" der mitwirkenden Schauspieler zurück: "Klaus Löwitsch ist der Mörder...!" Was dem Ganzen zusätzlich noch eine besonders heitere Variante gab...
:DÄhnlich mag es uns auch im "Bodensee-Mord von 1969 gehen; so wie beim "Täter auf der Spur" die Namen der beiden Polizeibeamten Bernard und Janot sich über die Jahre dem Publikum einprägten (sicher auch durch das großartige Zusammenspiel dieser so unterschiedlichen Rollencharaktere), können wir in "unserem" Fall nur eines mit Bestimmtheit sagen: Das Opfer hieß Josef L.
Alle anderen Personen im früheren, wie auch dem Umfeld wenige Wochen kurz vor seinem Tode, bleiben "namenlos" oder -bis hin zum Mörder sowieso- gleich unbekannt. Angefangen mit der
Ehefrau, über den Schalterbeamten in Hof, das Personal in Hotels und Restaurants, dann die Familie aus Selbitz, welche ihn auf der Uferpromenade in Lindau trifft. Die Kollegen auf der Insel
Reichenau denen er sein Handwerkszeug verkaufen will, der Angestellte im Kassenhäuschen am Dampfer-Anleger dortselbst, ein (Haut-)Arzt den L. noch kurz vor seiner Ermordung -vielleicht-
aufgesucht hat... - und dann halt jene Person, welche ihn auf grausame Art und Weise ums Leben brachte. Erdrosselt und ertränkt - da wollte jemand aber nun wirklich ganz, ganz sicher gehen...
Aber all diese Menschen haben auch zweierlei gemeinsam - zum einen ist ihnen der biedere oberfränkische Friseurmeister in den letzten Wochen und Tagen seines Lebens aufgefallen. Zum
anderen - dieses so eindrucksvoll und unvergeßlich, daß sie auch geraume Zeit später noch der Polizei zum Teil detaillierte Angaben über diese ihre Zusammentreffen machen konnten. Der
Bahnbeamte erinnert sich an das eher seltene Auslandsbillett "einfache Fahrt" nach Innsbruck, Hotelmitarbeiter wegen der ruhigen, zurückhaltenden Art des Gastes, der Portier im Lindauer Hotel "Krone" an den überreichten Brief - und so weiter und so weiter. Allen gemeinsam im Gedächtnis haften geblieben aber ist die dauerhaft extrem ungewöhnliche Bekleidung mit hellgrauem Anzug über einem plissierten Smoking-Hemd, der Fliege und -besonders- den schwarz-weißen "Boogie-Woogie-Schuhen". Und zwar so ungewöhnlich, daß es dann am 15. September 1969 bei der Abreise aus dem Hotel "Krone" in Konstanz schon wieder bemerkt wird, als L. nunmehr in braunem Mantel, einem anderen, dunkelblauen Anzug und mit Krawatte sowie ohne das "exotische" Paar Schuhe an den Füßen, die noble Herberge verläßt. Seine sechswöchige "Maskerade" ist vorbei und abgeschlossen; L. zieht es -möglicherweise- zurück in die Heimat zu Ehefrau, Tochter und Enkelkind - auch steht sein 56. Geburtstag am 17. des Monats kurz bevor. Eine Woche später, am Montag dem 22. September 1969 wird er tot aus dem Rhein bei Diessenhofen geborgen...
Zwei Aspekte haben sich bei mir im Laufe unserer Diskussionsrunde deutlich verfestigt. Zum einen eine Vielzahl an Ablenkungen zuvörderst mit den unerklärlichen Reisen und dem ständigen
Wechsel seiner Unterkünfte; allerdings vermisse ich auch nur ansatzweise ein nachvollziehbares Motiv für Verhalten des Opfers und -womöglich daraus folgend- Verbrechen des Täters. Darüber
gehen ja die Meinungen weit, ganz weit auseinander; derzeit hat -mal wieder- die These um den schnöden Mammon "Hochkonjuktur"; gleich ob als jüdischer Mitbürger bei den Nazis Vermögen
verloren oder als professioneller Zocker am Rouletttisch gewonnen - auf jeden Fall aber in diesem Zusammenhang unter die Räuber gefallen. Homo- wie heterosexuelle Eifersuchts- und Liebesgeschichten (oder beides) mit gleichfalls tragischem Ausgang wurden in´s Spiel gebracht, von der mißglückten medizinischen Geschlechtsumwandlung bis hin zum -zunächst- gewollten
"sexuellen Betriebsunfall" auch der erotisch-sado-masochistische Bereich beschritten. Von Josef L. als kofferschleppendem Devisen-Schmuggler oder schlapphuttragendem ostzonalem
"Friedens-Kundschafter" war zu lesen (letzteres hatte ich zunächst in der Reihe von Möglichkeiten stark favoritisiert!); auch als -wenn schon nicht dealenden so doch- grenzübergreifend "Stoff"
transportierenden "Drogen-Opa" kann sich manch eine/r aus unserer "Hobby-Ermittler-Gruppe" den Fliege tragenden Figaro durchaus vorstellen. Von unbegründetem Verfolgungswahn bis hin zum begründeten Wissen um eine unheilbare Krankheit und nahendem langsamen Siechtum; dem damit verbundenen Wunsch noch einmal ungestört und unbelastet offensichtlich vorhandener häuslicher Probleme "Urlaub wie noch nie" (in Anlehnung an den britischen Spielfilm mit Sir Alec Guinness) verbringen zu können - die Liste der Gründe, warum nun letztendlich aus der emsigen Reisetätigkeit rund um das "Schwabenmeer" ein Auffinden als gemeuchelter Leichnam im Hochrhein wurde, ist bei weitem durch diese bescheidene Aufzählung nicht vollständig. Das konkrete Motiv also fehlt - aber die "Ablenkungen" sind immer und immer wieder allgegenwärtig...
Die letzte Reise des heimatvertriebenen sudetendeutschen Haarschneiders war vorbei - die Arbeit des schweizerisch-deutschen Ermittler-Teams beginnt. Schnell wird klar, um wen es sich handelt -
unklar bleibt, warum an Josef L. so gehandelt wurde. Solch eine Geschichte ist bestens geeignet für die XY-Sendung des ZDF-Fernsehfahnders Eduard Zimmermann mit ihrer eurovisionellen
Ausstrahlung in den drei Ländern, wo auch L. während seinem letzten Lebensabschnitt unterwegs gewesen ist. Ein auffälliges Äußeres und Verhalten des Opfers; die mysteriös-grausame Story an
sich - darüber werden die Zuschauer auch noch am Wochenende beim Familien-Kaffee und Montag früh in der Arbeit sprechen. Regisseur Kurt Grimm inszeniert -wie wir seit kurzem wissen- diesen Fall zu großen Teilen an Original-Schauplätzen und sehr ausführlich. Rund 20 Minuten dauert der noch in schwarz-weiß gedrehte "Filmfall" - so lang, wie selten ein Beitrag der beliebten Freitag-Abend-Sendung. Auch die "Nachbearbeitung" aus den Studios in München und Zürich ist ausgesprochen umfangreich; bei Werner Vetterli steht der zuständige Kriminalbeamte mit vor der Kamera und stellt eine ganze Reihe seiner wichtigsten Fragen. In München präsentiert "Ganoven-Ede" an der Studiowand großformatige Fotos mit Aufnahmen des Mordopfers sowie Gegenständen aus dessen Besitz, welche seit der Tat verschwunden sind. Allerbeste Voraussetzungen dafür, aus dem 25-Millionen-Publikum vorm Bildschirm eine Reihe an Zeugen zu gewinnen, die sich des stillen Bodensee-Besuchers gewißlich entsinnen werden.
Und so geschieht es denn auch; schon in der am gleichen Abend ausgestrahlten Spätsendung, den sogenannten "Zuschauerreaktionen", ist die Rede von einigen "sehr interessanten Hinweisen" die sich aus mehreren Dutzend Anrufen ergeben haben. In Schaffhausen, so weiß es ein Zuseher, habe es mit L. eine -wortwörtlich- (wie nun auch immer geartete?) "Kontakt-Anbahnung" gegeben, von der die Kriminalbeamten bislang nicht wußten. Werner Vetterli spricht im Original-Ton am Fernsprecher von "Anrufer-Ansturm" und besonders die "Bodensee-Irrfahrt" betreffend - der sachbearbeitende Oberleutnant des Polizeikommissariats aus Frauenfeld telefoniert auch - offenbar mit dem Anrufer, welcher über die schon erwähnte "Kontakt-Anbahnung" Bescheid weiß.
Vielleicht gar eine "schwule Geschichte"...? Vetterli spricht direkt von einem "heißen Telefon mit Schaffhausen"...
Das alles läßt hoffen - auf eine schnelle Aufklärung, auf ein rasches Ergreifen des brutalen Täters, auf entsprechende Sühne durch ein strenges Gericht für das schlimme Verbrechen am ermordeten Opfer. Und in der Mai-Sendung nährt denn auch Werner Vetterli solche Erwartungen der Zuschauer: "Im Fall L. gibt es bemerkenswerte Hinweise und Spuren die sehr genau weiter verfolgt werden und wir hoffen, ihnen vielleicht schon in der nächsten Sendung diesen Fall als gelöst bekanntgeben zu können..."
Hier nun endet die so vielversprechend offerierte Möglichkeit eines kurzfristigen Erfolgserlebnisses für die Polizei aus den drei beteiligten Ländern sowie Produzenten und Präsentatoren des
"Aktenzeichen-Teams". Mehr noch - und um im polizeilichen Sprachgebrauch zu bleiben: es wird offenkundig amtlicherseits "Funkstille" angeordnet! Weder bei den folgenden Fahndungssendungen noch sonst in der Öffentlichkeit wird jemals wieder etwas zum Fall "Josef L." erwähnt; das Autorenteam Ummenhofer / Rieckhoff / Döbele greift zwar 2008 in ihrem Taschenbuch "Morde vor der Haustür - Die rätselhaftesten Kriminalfälle in Südbaden" die Geschichte auf knappen 12 Seiten noch einmal auf - mehr als ein mit eigenen Worten umschriebenes "Storyboard" des Filmfalles aus der Sendung ist das kurze Kapitel aber auch nicht. Josef L. heißt dort originellerweise "Johann Luchs"; die Nennung der "echten" Ortsnamen waren bei einigermaßen realitätsgetreuer Darstellung des Geschehens wohl nicht zu vermeiden. Das die Auffindestelle bei Diessenhofen zu "Deissenhofen" wird - na gut; Schwamm drüber und "Rechtschreibung war schon von jeher das Steckenpferd aller Besserwisser", so Hans Magnus Enzensberger, der große deutsche Schriftsteller. Richtiges Hintergrundwissen bzw. neue unveröffentlichte Erkenntnisse über das im Filmfall gezeigte hinaus, respektive aufgrund eingesehener Akten, der Befragung von Zeitzeugen oder Nachkommen des Opfers, aber gibt es nicht. Da waren ja wir schon ein -wenn auch nur ganz, ganz kleines- Stückchen weiter. Jemand aus unserer Runde hat sich immerhin getraut, beim heute noch unter Leitung der Tochter bestehenden "Frisörsalon L." in Selbitz anzurufen, die Chefin am Telefon direkt auf den Mord an ihrem Vater anzusprechen und um nähere Aufklärung zu bitten. Genau dieses ließ die Dame dann auch freundlich durchblicken; wollte sich aber zuvor gerne noch der Zustimmung ihrer Mutter -der (angeblich) nach wenigen Jahren wieder verheirateten Witwe L.- versichern. Bei dem daraufhin verabredeten weiteren Telefonat am nächsten Tage um 17.00 Uhr, hatte sich die Situation allerdings leider grundlegend verändert - kein weiteres Gespräch, keine Auskünfte zum Tod des Vaters, keine in Aussicht gestellte Unterstützung. Durch Frau L. sen. wurde ganz augenscheinlich gleichfalls eine "Informationssperre" über ihr erwachsenes Kind verhängt...
Unmittelbar nach Auffinden und Identifikation des Toten hatte sich die Familie freilich noch etwas informationsfreudiger gezeigt. In einem Gespräch, wenige Wochen nach dem Mord mit dem
badischen "Südkurier" wurden jedenfalls nähere Einzelheiten zur Herkunft des Frisörmeisters und den Verhältnissen daheim genannt. Aus diesen Zeitungsberichten, welche uns eine weitere und im Bodenseeraum ansässige Userin dankenswerterweise zukommen ließ, haben wir z.B. die gesicherte Erkenntnis, daß Josef L. als Heimatvertriebener aus dem Sudetenland stammte. Daß er jüdischen Glaubens war, wird allerdings nicht erwähnt. Auch über die gespannte Atmosphäre innerhalb der Familie im oberfränkischen Selbitz ließ sich man sich seinerzeit aus; so wollten offenbar die bereits verheirateten beiden Töchter aus dem elterlichen Hause ausziehen, was vom "Familienoberhaupt" Josef L. allerdings vehement abgelehnt wurde. Darüber sei es zum offenen Streit untereinander gekommen und auch die im Filmfall doch recht spontan, mit kurzen und knappen Worten wiedergegebene Entscheidung des Vaters, am späten Abend des 3. August 1969 sein Haus zu verlassen und in die Schweiz zu reisen, habe sich schon länger abgezeichnet. Dazu hieß es in einer Ausgabe des "Südkurier", veröffentlicht zwischen dem 25. und 30. September 1969 unter anderem: "...als Ursache für den überstürzten Aufbruch des 56jährigen wird häuslicher Streit angenommen. L. besaß in Selbitz ein gutgehendes Friseurgeschäft , das er sich nach dem Kriege - er war Flüchtling aus dem Sudetenland - aufgebaut hatte. Die Familie, Ehefrau und zwei erwachsene Töchter, half ihm dabei. In letzter Zeit allerdings hatten sich Familienstreitigkeiten gehäuft: Die Töchter heirateten und beabsichtigten wegzuziehen. Es wird nun von der Kriminalpolizei in Hof und den Familienangehörigen vermutet, daß diese Streitigkeiten die eigentliche Ursachen für die Abreise sind. Angeblich wollte L. wie er selbst auch sagte, einige Wochen in den Süden Deutschlands fahren, um sich zu erholen..."
Zweiter Aspekt, der mich meist noch mehr hat nachdenklich werden lassen, als das eigentlich schon schreckliche Verbrechen: Was nämlich zu den ganzen ohnehin vorhandenen Merkwürdigkeiten und Ablenkungen diesen Fall betreffend aber nun richtig unglaublich erscheint ist die Tatsache, daß in zwei großen und umfangreichen Archiven überregional bekannter Zeitungsgruppen, nach aufwändigen Recherchen einer Userin aus Schleswig-Holstein, sich auch nicht ein einziger Hinweis auf die Geschichte finden läßt! Deckt sich mit den Anfangs von uns gemachten Überprüfungen betrefflich irgendwelcher Spuren im Netz. Auch da haben unsere "Spezialist/innen" seinerzeit trotz genauer Suche und unter Verwendung des "Klarnamen" außer der frisch eingestellten Diskussion bei "allmy" rein gar nichts gefunden. Könnte es tatsächlich sein, drängt sich einem da auf, daß nicht nur der Mörder bei Ausführung seiner abscheulichen Tat ganz sicher gehen wollte und "dreimal gemordet" hat (zählt man die schwere Verletzung im Schambereich noch dazu), wie es einmal sehr anschaulich festgestellt wurde - sondern auch im Nachhinein aufgrund von Hinweisen, die in gesellschaftlich höhere Kreise geführt haben, Ermittlungen und Öffentlichkeitsfahndung sozusagen "unter der Hand" eingestellt und ein umfangreiches, archivmäßiges "Großreinemachen" durchgeführt worden ist, um ein oder mehrere Mitglieder aus Politik, Wirtschaft oder Militär vor dunklen Flecken auf ihren "weißen Westen" zu bewahren? Wir wissen es nicht; können es lediglich vermuten...
Und inwieweit ist solcherlei Neugierde -möglicherweise- auch heute noch mit Gefahren für die unliebsamen "Schnüffler" verbunden...?
Die größte Schwierigkeit besteht in meinen Augen darin (und zu dieser Erkenntnis bin ich auch erst im Zuge des Dialogs hier gekommen!), daß es sich um eines der ganz wenigen spektakuären,
geheimnisvollen Vorkommnisse handelt, über die aber auch wirklich nichts im ansonsten doch wirklich "allwissenden" Internet zu erfahren ist. Und das macht mich so immens stutzig! Welcher
Mensch oder welche Institution mag dahinter stecken, daß nicht einmal in großen deutschen Zeitungsarchiven auch nur ein Artikel zum Thema gefunden wird...?
Neben den von mir, als weitgehend und die politischen Verhältnisse in diesem unserem Lande betreffend, "kritischem Geist", schon angedachten und m.E. gar nicht so "weit hergeholten"
Möglichkeiten der "höheren Einflußnahme", könnte es aber auch noch zwei andere -logische- Gründe dafür geben, daß der Fall vollkommen in der Versenkung verschwunden ist - und dieses -
interessanterweise- relativ kurz nach Ausstrahlung der TV-Fahndung. Einmal mag es tatsächlich Zuschauerhinweise in Richtung "sexueller Betriebsunfall" oder andere, seinerzeit gesellschaftlich
nicht sonderlich akzeptierte Lebensformen gegeben haben. Es kristallisierte oder stellte sich gar heraus, daß L. homosexuell bzw. sonstwie "exotischen" Sexualpraktiken zugetan war. Die These vom pädophilen Kinderschänder oder triebhaften Vergewaltiger, dem im Rahmen eigenjustiziarer Handlungen (Selbst- bzw. Lynchjustiz) eine Strafaktion zuteil geworden ist, will ich dabei ausdrücklich nicht in Erwägung ziehen. Wurde hier -natürlich- auch schon eingebracht und kurz besprochen. Nein - es könnte sich zwar um ein in sexuelle Richtung weisendes, gleichwohl aber "harmloseres", strafrechtlich womöglich auch noch nicht einmal relevantes, Tun gehandelt haben. Dem Josef L. dann beispielsweise im Rahmen einer "Körperverletzung auf Verlangen" quasi unbeabsichtigt zum Opfer gefallen ist. Vielleicht hat sich sogar ein seinerzeit direkt Beteiligter selbst an die Polizei gewandt und wurde ohne großes Aufsehen wegen "Totschlags im minder schweren Fall" zu einer unauffälligen Bewährungsstrafe verurteilt - wenn überhaupt eine Anklage erfolgt ist. Eine/r unserer sehr geschätzten MItarbeiter/innen, welche/r offensichtlich neben sehr viel juristischer Sachkenntnis auch über Möglichkeiten zur "erweiterten Recherche" in diesem Bereich verfügt, hat es so formuliert: "...in Deutschland war die Kriminalpolizei Konstanz zuständig. Diese hat 1973 die Ermittlungen eingestellt. Ob es konkrete Tatverdächtige gegeben hat gegen die ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wurde, ist bislang nicht bekannt. Ein Ermittlungsverfahren wurde zumindest jedoch gegen Unbekannt geführt. Zuständig dafür war die Staatsanwaltschaft bei dem Landgericht Konstanz..." Und weiter heißt es: "...als merkwürdig erachte ich, dass die Akten schon vier Jahre nach dem Mord geschlossen wurden. Polizei und Staatsanwaltschaft sind demnach nicht lange am Ball geblieben. Es scheint nicht einen einzigen annähernd Tatverdächtigen gegeben zu haben, den man im Auge behalten musste...".
Da mag Frau L. sen. -und hiervon nun wieder bin ich überzeugt- schon bei ihrer ersten Vernehmung durch die Kriminalpolizei entsprechendes, ja umfangreiches Wissen von den "Neigungen" ihres Gatten gehabt haben - dieses aber aus Scham verschwiegen. Erst nach der Sendung und -möglicherweise- weiterem Vorhalt durch die Ermittler aufgrund neuer Erkenntnisse, hat sie sich ihnen dann entsprechend und vollständig offenbart. Und mit Rücksicht auf die Hinterbliebenen, ihre Stellung in dem kleinen Ort und dem Fortführen des Frisörgeschäftes zur Existenzsicherung, wurde dann der "Mantel des Schweigens" über die Geschichte gebreitet. "Pro Forma" noch kurzzeitg gegen einen "Unbekannt" ermittelt und dann zum frühestmöglichen Zeitpunkt die Akten geschlossen...
Der zweite Grund könnte bei den, mir in den letzten Tagen durch eine/n anonym bleibend wollende/n User/in, mitgeteilten Gedanken liegen. Ein "Goi" (jüdisch für Nichtjuden), welcher auf äußerst "krummen Wegen" über kriminelle Namensveränderung bis hin zur selbstverstümmelnden Eigenbeschneidung versucht, an lohnende Vermögen aus jüdischem Besitz zu kommen. Oder ein rechtlich-legaler Angehöriger ermordeter mosaischer Vorfahren, der seinen Anspruch geltend macht und damit (nach einiger Zeit) auch erfolgreich ist. Beide sind mit ihrem Wissen um den zu erwartenden oder gar schon eingetretenen Reichtum nicht allein; durchaus auch aus eigenem Verschulden heraus, indem sie "falschen Leuten" oder einer nicht vertrauenswürdigen Einzelperson über das Vorhaben ggf. den eingetretenen Erfolg berichtet und diese zu entsprechenden Reaktionen veranlaßt haben. In jedem Falle aber steht am Ende der weitaus tragischeren, als nur vordergründigenden Einzel-Mord-Geschichte ein, für den aufstrebenden und um Aussöhnung gerade auch mit Israel bemühten "Wirtschaftswunderstaat" Deutschland, diplomatisch äußerst delikater Vorfall. Der mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln und vor allem eilig von der öffentlichen Bildfläche entfernt werden muß. Nach dem, was wir so über das Leben der Familie L. im Anschluß an den Tod des Vaters in Erfahrung bringen konnten, könnte es sich da dann weniger um eine "koschere" Geschichte gehandelt haben, sondern eher -sollte es denn wirklich so oder annähernd ähnlich abgelaufen sein- daß sich der nach außen biedere Dorf-Barbier krimineller Machenschaften bedient hat, um an ein ihm nicht zustehendes Vermögen zu gelangen. Und ein gerechtes Schicksal -in welchen Formen, Umständen und Personen nun auch immer- ihn dafür am Bodensee zur Verantwortung gezogen hat. Abenteuerlich und bei einiger Fantasie-Anstrengung denkbar zwar - und nicht unmöglich. Ich persönlich -um es am Ende meiner heutigen Ausführungen noch einmal zu wiederholen- glaube allerdings nicht daran...