Kriminalfälle
Menschen Wissenschaft Politik Mystery Kriminalfälle Spiritualität Verschwörungen Technologie Ufologie Natur Umfragen Unterhaltung
weitere Rubriken
PhilosophieTräumeOrteEsoterikLiteraturAstronomieHelpdeskGruppenGamingFilmeMusikClashVerbesserungenAllmysteryEnglish
Diskussions-Übersichten
BesuchtTeilgenommenAlleNeueGeschlossenLesenswertSchlüsselwörter
Schiebe oft benutzte Tabs in die Navigationsleiste (zurücksetzen).

"Bodensee-Mord" von 1969

1.437 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Bodensee, Zürich, Lindau ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Bernard Diskussionsleiter
ehemaliges Mitglied

Link kopieren
Lesezeichen setzen

"Bodensee-Mord" von 1969

19.01.2011 um 15:42
@Bebina
Alles Gute für die Tochter und die Zähnchen... ;)
Schön, daß Du Dich wieder meldest und natürlich nehme ich Dein freundliches Angebot bezüglich der Fotos gerne an! Ein Vergleich "früher / heute" ist bestimmt interessant und sorgt für etwas Auflockerung in unserer derzeitigen Winterpause... :)

Ich hab´auch ein Unterhaltungs-Foto für Euch:

/dateien/km58109,1295448123,Z0SIVp 103706 09 11 2010 23 38 53b

Der Darsteller des "Josef L." Gunter Claasen als Fahrschulprüfer mit Witta Pohl in dem Fernsehfilm "Der Führerschein" (BRD 1978).


melden

"Bodensee-Mord" von 1969

19.01.2011 um 17:20
@Bernard: Vielen Dank für die guten Wünsche! :)

So, hier anbei ein Bild von damals und zwei aktuell von letztem Sonntag:
(Wie man sieht, hat sich die Fassade etwas verändert, ich muss gleich mal nachschauen, welcher 'Version' das Haus im Film entspricht)

Das Haus steht unter Denkmalschutz..

/dateien/km58109,1295454020,pensionaltOriginal anzeigen (0,2 MB)
/dateien/km58109,1295454020,pensionneu1Original anzeigen (0,2 MB)
/dateien/km58109,1295454020,pensionneu2Original anzeigen (0,2 MB)


melden
Bernard Diskussionsleiter
ehemaliges Mitglied

Link kopieren
Lesezeichen setzen

"Bodensee-Mord" von 1969

21.01.2011 um 10:17
@Bebina
Guten Morgen und ein dickes Dankschön für Deine Mühe mit den Fotos! :D
"Persönlich Bezug nehmen" zu diesem oder jenem Sachverhalt im Rahmen unserer Diskussionsrunde hat es ja schon des öfteren und teilweise auch recht umfangreich gegeben (nicht zuletzt vom "vielschreibenden" Diskussionsleiter ;) ). Dieses Mal allerdings ist es für mich, nach dem Motto "ein Bild sagt mehr als 1000 Worte", schon etwas ganz Besonderes. Speziell bei der ersten, in s/w gehaltenen Aufnahme des Gebäudes der "Pension Ruf". Insbesondere das Reklameschild im Hintergrund neben der Eingangstür war ja im Filmfall gut zu sehen und von einem hohen "Wiedererkennungswert". Und man(n) lernt dazu; ich dachte die historische Herberge hätte sich eher in einer kleinen Gasse befunden bzw. wäre auch kein Eckhaus gewesen...
So wie die aktuellen Aufnahmen zeigen, ist die damalige, nach links hinein führende Einmündung auch keine Einbahnstraße mehr, wie uns das oben an der Hausecke angebrachte Zeichen 267 der StVO (Verbot der Einfahrt) verrät. Nehme mal an, daß es sich heute um eine verkehrsberuhigte oder gar Fußgängerzone handelt.
Die beiden Schilder an der Wand darunter konnte ich nicht erkennen; das eine (untere) zeigt offenbar ein weiteres, in einen Pfeil eingebundenes (Verkehrs- ?)Zeichen; bei dem direkt darüber könnte es sich um den Straßennamen oder die Hausnummer handeln. Und was da ganz unten aus dem Kopfsteinpflaster des Gehwegs herausragt, kann ich auch nicht einordnen. Vielleicht der abgebrochene Rest eines Holzpfahls an dem zuvor das schon erwähnte amtliche Verbots-Zeichen angebracht war. Du siehst (und liest) - hier wird sich über die kleinste Kleinigkeit Gedanken gemacht... ;)
Nochmals meinen Dank im Namen der "Ermittlungs-Gruppe" und sollte sich noch weiteres ergeben... - immer her damit! Bilder, Berichte, Behauptungen - wird alles gern genommen... :)


melden

"Bodensee-Mord" von 1969

21.01.2011 um 15:13
@Bernard:

Ich freue mich! :)
So wie ich das gesehen habe, war im Film das Haus bereits umgebaut (die Fenster im Erdgeschoss).

Auf dem unteren Schild mit dem Pfeil steht "zum Insel-Reisebüro", das kleinere oben kann ich leider auch nicht erkennen.
Heutzutage ist die Straße verkehrsberuhigt bzw. nur für den Stadtbus zugelassen. Die Straße ist übrigens die Ludwigstraße, die Pension Hausnummer 36/38. (falls du mal Google maps befragen möchtest :) )
Das was unten an der Ecke des Hauses herausragt ist, kann ich leider auch nicht so recht zuordnen?!

Was mir in dem Film noch aufgefallen ist.. Das ZDF scheint wirklich ausnahmslos Originalschauplätze zum Dreh verwendet zu haben, .. als er an der Seepromenade auf die Familie stößt kann ich eindeutig als 'unsere Promenade' erkennen, auch das Hotel Reutemann ist Original (es besteht auch heute noch, im Übrigen schräg gegenüber der Pension Ruf! -sieht man auch bei Google Maps-).. und wie auch schon der Film besagt, es ist eins der "besseren" Hotels hier, direkt an der Seepromenade:
http://www.reutemann-lindau.de/


melden
Bernard Diskussionsleiter
ehemaliges Mitglied

Link kopieren
Lesezeichen setzen

"Bodensee-Mord" von 1969

21.01.2011 um 20:58
@Bebina
Die Freude ist ganz auf meiner Seite... :)
Da hast Du nun Informationen zu Deinen Großeltern gesucht und bist auf eine Gesprächsrunde über einen mysteriösen Mordfall gestoßen, die Dir dankbar für Deine interessanten Beiträge -bislang- organisatorischer Art ist! Die Hotels sind also miteinander verbunden - war das eigentlich früher schon so oder -meine Vermutung- das "Seegarten" zuerst vorhanden...?
Ach mich juckt es so richtig in den Fingern! Hmmm... - also wenn ich bisserl dreister wäre, würde ich ja jetzt nach der Möglichkeit fragen, ob in Deinem weiteren Bekanntenkreis, gar in dem, in unserem Fall eine wichtige Rolle spielenden Hotel, vielleicht noch weitere Informationsquellen vorhanden sind, die "anzuzapfen" wären. Nein, nicht bei wildfremden Leuten "Klinkenputzen" gehen - aber vielleicht ältere, persönlich bekannte frühere Mitarbeiter/innen des "Seegarten". Wo es doch gegenüber der "Pension Ruf" gelegen war. Da kann ich mir vorstellen, daß die Enkelin vielleicht zu dem einen oder anderen Hoteliers-Nachbarn oder deren Angestellten auch schon mal Kontakt gehabt hat ("Ja bischt Du groß geworden...!" :D ) und man sich halt kennt. So auf dieser Ebene und dann ganz galant in "unsere" Richtung überleiten ("Ich hab´ gehört, da hat´s mal was Unheimliches gegeben..."). Ältere Leute können sich in oft ganz erstaunlicher Weise und auch detailreich an Ereignisse aus der Vergangenheit erinnern - die Frage nach dem gestrigen Mittagessen sorgt hingegen häufig für langanhaltendes Nachdenken... :(
Aber wie schon erwähnt, so ein dreister Kerl bin ich als seriöser französischer "Commissaire" natürlich nicht!

@all
Wen´s denn interessiert: In einer weiteren von mir eingestellten Diskusionsrunde mit dem (aus naheliegenden Gründen) Titel "Wurdet Ihr schon mal unter Vollnarkose operiert?", habe ich gestern Abend einen ausführlichen Bericht über meinen Krankenhaus-Aufenthalt (mit Original-Fotos!) eingestellt. Wer will, guckt hier: Wurdet Ihr schon mal unter Vollnarkose operiert? (Seite 2)


melden

"Bodensee-Mord" von 1969

24.01.2011 um 07:01
ich melde mich auch einmal wieder. Nach einem Jahr Chile bin ich nach Deutschland zurückgekehrt, aber habe mich dank Winter und unbezahlbaren Heizkosten schon wieder verabschiedet. Heizung abgedreht, 2 Monate gefroren, und somit 500 Euro gespart. Dann kam noch ein Rubbel-Los und brachte 200 Euro, und da gab's kein Halten mehr: nichts wie auf dem schnellsten Wege zum Flugplatz und ab nach Südamerika mit dem nächsten Last Minute.

noch zu einigen Theorien:
Casino -
fällt flach, da ist er nicht gewesen. Jeder Spielbank-Besuch wurde und wird registriert, und da hat die Polizei an solch klassischen Spielbank-Orten wie Konstanz und Lindau natürlich zuerst nachgefragt. Und das hätten sie im Film auch erwähnt und danach gefragt, wer eventuell in einem solchen Casino mit ihm Kontakt gehabt hat oder Gespräche geführt hat - und worüber!

Drogen -
Fällt flach, das lief 1969 noch ganz anders ab. Ich war damals schon erwachsen und voll involviert in dem Business. Brachte mir auch eine hübsche Haftstrafe ein, als Opfer einer der allerersten großen Drogenprozesse sogar.
Drogen wurden damals noch von Leuten aus den Herkunftsländern direkt hereingebracht (mesit Marokkaner, Türken und Libanesen). Den Transport und Vertrieb erledigten sie selber, weil sie 1. niemandem Fremden trauten und 2. nichts für Kuriere bezahlen oder an sonstwen was abgeben wollten.
Erst als der Handel größer wurde, also nicht nur die traditionellen Kunden, sondern auch ganz normale Leute beliefert werden mußten, baute sich so langsam ein Netz auf, an dem auch Einheimische teilnahmen.

Auch mußte ein Kurier damals noch mehr denn heute Ahnung haben von der Materie.
Das lief nicht so, daß der Kurier gesagt bekam: "Fahr mal nach Zürich, und am Bahnsteig 6 übergibt dir dann ein Typ mit schwarzem Mantel und weißem Hut ein Päckchen und das bringste dann nach Frankfurt da und dorthin."

So lief das nicht. Bei der Übergabe des Materials wurde erstmal eine Prüfung vorgenommen.
z.B. bei Kokain:
Man entnahm den Platten mit einem Käsebohrer rasterförmig verteilt meist 9 Proben. Diese unterzog man dann einem Chlortest, um die Reinheit festzustellen.
Als rein galt ein Material, das mit höchstens 30% Zucker versetzt war. Dann kam der Selbstversuch. ''Man nahm eine angemessene Menge selber zu sich und prüfte die Wirkung. Man vergesse nicht, der Kunde war damals noch nicht der Kiffer um die Ecke oder der Bahnhofsjunkie, wo es egal ist, was man ihm andreht, sondern die Crème de la Crème. Künstler, Musiker, wichtige Leute aus Politik und Wirtschaft, und wehe, die hätten von schlechtem Stoff dann Genickstarre oder paranoide Zustände bekommen! :-(
Da hieß es schon aufpassen. Gutes Material war absolute Pflicht!

Dann mußte Rücksprache mit dem Empfänger gehalten werden. Es mußte je nach Reinheit ein endgültiger Preis verhandelt werden. Es mußte erwägt werden, ob man das Material möglicherweise sogar einer Rückgewinnung zur Base unterziehen kann. Dann hätte man den Idealfall in den Händen: nämlich reinsten Stoff, was den Preis erheblich hebt. Die Rückgewinnung der Base geschieht mit einer Acetonwäsche. Geht auch mit Äther. Das geht aber nicht mit dem Chemiekasten um die Ecke, man muß da schon ein wenig Ahnung haben und auch einen entsprechenden Arbeitsplatz. All diese Dinge mußten geschehen, bevor das Material bezahlt wurde und auf die Reise ging.
Also das bringt kein Friseur aus Selbitz so mal eben. Man mußte da schon sehr gut drinhängen.
Man mußte vom Fach sein.

Wenn man die Homosexuellen-Theorie mal beiseite schiebt, bleibt man einfach wieder am lieben Geld hängen.
Komischerweise deuten die Leute heute in Morde alles mögliche, nur nicht das noch heute Naheliegendste und Häufigste: Gewinnsucht und Geldgier.

Für mich liegen da viele Dinge auf der Hand:
L. ist Jude, hat also auch jüdische Vorfahren. Es ist durchaus wahrscheinlich, daß welche von denen sehr wohlhabend gewesen sind und noch wahrscheinlicher, daß sie das Dritte Reich nicht alle überlebt haben. Also lag da Geld in Zürich, das einer seiner Corfahren noch dorthin schaffen konnte.
Noch heute sitzen die Bankiers dort auf Milliarden von sogenanntem "nicht abgerufenem" jüdischen Guthaben.
Rausrücken tun sie normalerweise nichts ohne felsenfeste Legitimationen.

Und daran kann es gehangen haben.
Er war in Zürich
(Möglicherweise hatte er vorher in Innsbruck eine Art Anwalt oder Berater aufgesucht, der auf sowas spezialisiert war, der ihm das Procedere erklärt hat, was man dort alles vorlegen muß). In Zürich auf der Bank halten sie ihn erstmal hin, sagen aber auch nicht "nein" ... er muß nun also Zeit totschlagen. Das kann man gut am schönen Bodensee.

Dann kommt der berühmte Brief.
Ich denke, er ist von der Bank, und es steht drin, daß nun alles klar ist und das Geld freigeschrieben ist, - und genau davon weiß nun noch eine andere Person.

Vielleicht der Mann in Innsbruck, oder eine Bekanntschaft, die er in Lindau oder Konstanz getroffen hat, und der er ein bißchen zuviel erzählt hat von seinen Sorgen und dem Ärger mit der Bank in Zürich und dem langwierigen Kram, und die er auch immer wieder auf dem Laufenden gehalten hat, wie es steht.

Nun, und dann kommt der Brief (entweder von der Bank oder von seinem - sagen wir mal Treuhänder oder Bevollmächtigten), die Sache sieht gut aus. Das Geld ist verfügbar. Kontonummer und Kennwort anbei. Jeder, der das nun weiß, kann die Kohle abholen.

Freudig berichtet er es dem Bekannten, und der schlägt zu.
Bringt ihn um, fährt nach Zürich und hebt den Zaster ab. Wenn es der Mann aus Innsbruck ist, hat er vielleicht sogar schon eine Vollmacht von L.
Dann wäre es noch einfacher.

Das wird sich aber nie beweisen lassen, denn auch der Polizei gegenüber gibt keine Bank in der Schweiz jemals Auskunft.
Darum erwähnt der Film das auch wohl nicht, denn es rpückt die Banken in ein schlechtes Licht, und die Banken waren 1969 noch ein allmöächtiger nunantastbarer Staat im Staate Schweiz.

(Heutzutage vielleicht nach langem Drangsalieren seitens vor allem der EU und 1000 amtlichen Verfügungen ist es etwas einfacher, aber ganz sicher noch nicht 1969. Da war das Bankgeheimnis noch wirklich 100%). Jeder Bankier hätte der Polizei mit dem Ausdruck des höchsten Bedauerns gesagt: "Tut uns leid, wir wissen nicht, wovon Sie sprechen und was Sie von uns wollen."
Und das Bundesgesetz über Schweizer Banken und Sparkasen wäre voll auf ihrer Seite gewesen.

Mord deswegen hin oder her. Das interessiert die Bankiers überhaupt nicht.

noch zum Scherenverkauf:
Einer hat gefragt, ob es damals üblich war, ob Friseure mit ihrem Werkzeug auf REisen gingen?

Nein, ich bin zwar keiner, aber üblich war das sicher nicht.
Friseure wollten im Urlaub nämlich auch mal wie alle anderen Menschen auch nichts sehen und hören von ihrem Beruf.
Daß er sie mitgenommen hat, ist wohl als stille Reserve gedacht, sie zu veräußern, wenn er wirklich klamm wird. Denn er hat sicher gewußt, daß diese Bankgeschichte nicht in 5 Minuten erledigt sein wird.

Die Verletzung am Geschlechtsteil.
Das ist das einzige, was ich mir auch nicht erklären kann.
Operation: Richtig ist, daß man in der Schweiz, wenn man gut bezahlt, diskrete Ärzte findet, die so manches machen, was man anderenortes nicht so einfach gemacht bekommt. Allerdings ist das nicht billig und übersteigt die Mittel eines kleinen Dorffriseurs bei weitem. Auch damals konnten sich Operationen in der Schweiz nur sehr reiche Leute leisten.
Wenn einer damals sagte, er habe sich wegen was auch immer in der Schweiz operieren oder behandeln lassen, dann wußte man ohne langes Fragen: Oho, der hat reichlich Geld. :-O

Der eine schrieb: "Das war ein Liebesmord" ... ich sage nach wie vor: Da gehts um Geld, und um nichts anderes.


melden

"Bodensee-Mord" von 1969

24.01.2011 um 14:07
"Der eine" klingt besonders in diesem Thread etwas abweisend schroff.
Aber, @lucona ich nenne Dich jetzt trotzdem "nicht der / die andere". ;-)

Zwei Dinge passen für mich nicht in Deine Theorie, dass es sich nur um eine Geldangelegenheit gehandelt haben könnte.
Zum einem die Verletzung im Genitalbereich. Zum anderen diese zeitweilig sehr auffällige für ihn ansonsten wohl untypische Kleidung. Beides deutet für mich eher in Richtungeiner Beziehungsgeschichte.

Aber mit Drogen hatte Herr L. sicher nichts am Hut - weder als Konsument noch als Drogenhändler oder -kurier. Da gehen wir beide absolut konform.


1x zitiertmelden

"Bodensee-Mord" von 1969

24.01.2011 um 15:26
Zitat von ReutterReutter schrieb:Zwei Dinge passen für mich nicht in Deine Theorie, dass es sich nur um eine Geldangelegenheit gehandelt haben könnte.
Zum einem die Verletzung im Genitalbereich.
das ist das einzige, was sich bei mir auch nicht reimt.
nur deswegen gleich auf eine große Homosexuellen-Beziehung auf buchstäblich Tod und Leben zu schließen, das ist irgendwie nicht ganz, was ich mir vorstellen kann. Die Homosexualität oder ihre Zugehörigen sind zudem normalerweise auch nicht als ausgesprochen gewaltätig bekannt.

Er könnte wirklich parallel zur Bankgeschichte vielleicht einen Arzt aufgesucht haben. Der hat was verbockt, L. drohte vielleicht, es publik zu machen oder anzuzeigen, und der Arzt hat das durch Mord noch verhindern können. Ein Arzt kennt sich ja nicht nur mit Leben retten aus, sondern auch mit dem Gegenteil, wenn's sein muß.
Zitat von ReutterReutter schrieb:Zum anderen diese zeitweilig sehr auffällige für ihn ansonsten wohl untypische Kleidung.
das eigentlich weniger.
Zwar ist die Kleidung für 1969 schon etwas auffällig (das wurde im Film auch erwähnt), aber keineswegs so ungewöhnlich.
1969 war so eine Umbruchzeit.
Die einen liefen recht lustig zusammengebastelt rum, wenn sie mal fein auftreten mußten (Konfirmationsanzug, feine Schuhe noch vom Vater, Fliege noch vom Großvater) und es gab welche, die legten bereits Wert darauf, immer streng nach neuester Mode gekleidet zu sein. Da L. nicht mehr ganz jung war und auch nicht so reich und auch kein Bedarf, sich ständig neu einkleiden zu können und müssen, rechne ihn ihn zur ersteren Gruppe, also zu denen, denen das egal war, ob es zusammenpaßte oder nicht. Hauptsache, nicht abgerissen daherzukommen.


Damals hat man die guten Klamotten nämlich noch aufgetragen und nicht weggeschmissen, weil sie nicht mehr ganz "in" waren - so wie heute.
Als Frisuer in der Provinz hatte er mangels Anlässen wohl sicher nicht viel Bedarf an groß vornehmer Kleidung. Diese Kleidungsstücke waren wohl sein einziges "feines" Sortiment, auch wenn's nicht recht zusammenpaßte.

Aber einem Schweizer Bankier trat man damals nun mal nicht in Cordhosen und Holzfällerhemd entgegen - vor allem nicht, wenn man was von ihm wollte.
Für einen homosexuellen Liebhaber hingegen hätte es weniger formell auch getan. Wäre sogar sinnvoller gewesen, da man bei solchen Beziehungen damals noch äußerste Diskretion walten ließ und bloß´nicht auffallen, war die Devise.
Zitat von ReutterReutter schrieb:Aber mit Drogen hatte Herr L. sicher nichts am Hut - weder als Konsument noch als Drogenhändler oder -kurier. Da gehen wir beide absolut konform.
ja, das haut nicht hin. Das war eine ganz andere Welt damals. Ein Drogenkurier sitzt auch nicht wochenlang wie ein Tourist in stillen Kurorten rum, sondern da ist Action angesagt.

Zwar haben wir noch eine Spionagegeschichte im Raume, aber das ist eine Materie, von der ich nichts verstehe. Was man so hört und den Möglichkeiten nach zu urteilen, die Geheimdienste haben, denke ich aber, daß die professioneller vorgehen. Vor allem können sie Leichen so verschwinden lassen, daß sie keiner mehr findet. Und nicht einfach inden Rhein schmeißen. Da kann man sie ja gleich heimlich bei Nacht und anonym einem Leichenschauhaus vor die Tür legen auch.


melden

"Bodensee-Mord" von 1969

24.01.2011 um 16:07
Zur ausgefallenen Kleidung des Herrn L.:
Mag sein, dass man in Großstädten damals so angezogen war.
Im Bayerischen Zonenrandgebiet wäre soetwas gnadenlos aufgefallen. Ich habe weder in Selbitz noch woanders in dieser Rgeion jemals jemanden in dieser Art gekleidet gesehen. Daran würde ich mich noch erinnern.

Hieß es nicht außerdem: In seinem Heimatort sei er nie so gekleidet gewesen?
Oder irre ich mich da?


1x zitiertmelden

"Bodensee-Mord" von 1969

24.01.2011 um 16:25
Zitat von ReutterReutter schrieb:Ich habe weder in Selbitz noch woanders in dieser Rgeion jemals jemanden in dieser Art gekleidet gesehen.
Das glaub ich Dir gern. Ich komm auch aus einem kleinen Dorf im Allgäu, da wäre das auch auffällig gewesen.
L. wird man in Selbitz wahrscheinlich entweder im Frsieurkittel gekannt haben, oder ganz "normal", wenn er mal abends ein Bier trinken ging.
Kirchgänger war er als Jude nicht, also wird es ihm in seinem Heimatort sicher an Gelegenheiten gemangelt haben, sich in Schale zu werfen.

aber in Zürich hatte er - was auch immer- sicher was anderes vor.
Zitat von ReutterReutter schrieb:Hieß es nicht außerdem: In seinem Heimatort sei er nie so gekleidet gewesen?
Oder irre ich mich da?
ich glaube, sie sagen: "Auffällig war seine Kleidung ... plissiertes Hemd, zweifarbige Schuhe ..." - aber im Zusammenhang mit seinem Auftreten in den jeweiligen Hotels.

Es ist ja auch noch so gewesen:
Das Modebewußtsein war damals bei der schon etwas reiferen Generation höchst unterentwickelt. (das war übrigens auch ein Zankpunkt für den damals zum erstren Mal nach dem Krieg groß aufwallenden Generationenkonflikt).

Wenn sich jemand, der das normalerweise nicht mußte, doch mal in Schale werfen mußte, dann sah das meistens "verboten" aus.

Das paßt schon ins Bild.
Der Mann aus der Provinz muß in die moderne Großstadt Zürich. Zu nehmen wir an einem Termin mit Leuten, wo man eben "anständige" Klamotten trägt. Damals herrschte da noch mehr Etikette.
Einen richtigen Satz feinen Zwirn hat er nicht mangels seltenst gebraucht nicht (zum letzten Mal wohl bei der Hochzeit), also kombiniert er von allem, was er halt im Schrank hat, das seiner Meinung nach Beste und am wenigsten Getragene.

Ich kann da sogar auf mich schließen. Ich muß auch nie was Feines tragen.
Müßte ich mich jetzt wegen irgendwas mal in Schale werfen müssen und meinen Kleiderschrank danach durchforsten, käme folgendes heraus:

Ein Hemd noch mit riesigen Kragenspiegeln von irgendwann ende 1970
(trage sonst seit Jahjrzehnten nur Pullis)
Eine Krawatte mit einem riesen Knoten drin, weil ich das gar nicht selber binden kann
ein graues Sakko von damals der Verleihung meines Diploms
(trage sonst nur Windjacken und Parka)
eine Breitbund-Hose aus den Anfang 90-ern, mit Stulpen unten noch
(trage sonst nur Jeans)
Schuhe - ein Paar schwarze recht neutrale Schuhe, nie getragen, da Fehlkauf (waren mir zu klein)

Gott, wie sähe das aus, wenn ich so daherkäme! :-O
Wie der allerletzte Muffel vom Mond.

Zwar hätte ich dann saubere und nicht abgerissene Kleidung an, - theoretisch wäre daran nichts zu bemängeln - aber man würde wohl trotzdem gucken.

Und das ganze nun zurück versetzt auf 1969 ... da gab es schon Leute, die so rumliefen. Es fiel auf, aber groß gedacht hat man sich nichts dabei.


melden

"Bodensee-Mord" von 1969

24.01.2011 um 17:03
@lucona

Ja, so wie Du das beschreibst, könnte das gewesen sein. Vielleicht war die extravagante Kleidung des Herrn L. tatsächlich so eine Art "Räuberzivil" - wer weiß?
Im Grunde genommen ließe sich das nur klären, wenn man ein Foto hätte, dass Herrn L. genau mit dieser Bekleidung zeigt.

Deine Theorie erklärt den Brief recht gut. Auf der anderen Seite lassen sich die Theorie vom "Liebesmord" und die vom "Geldmord" auch ganz gut kombinieren. L. gerät an einen Menschen (muss ja nicht zwingend ein Mann sein), in den er sich verliebt, seine Gefühle erwidert glaubt, und diesem Menschen dann erzäht, dass er, Herr L. bald viel Geld haben wird. Der andere will aber nur das Geld und veranlasst das dafür notwendige.


1x zitiertmelden

"Bodensee-Mord" von 1969

24.01.2011 um 17:34
Zitat von ReutterReutter schrieb:Vielleicht war die extravagante Kleidung des Herrn L. tatsächlich so eine Art "Räuberzivil"
"Räuberzivil" trifft es eigentlich nicht. Der Mann wollte schon "anständig" angezogen sein.
Es ist halt nur nach allgemeiner Kleidungsdoktrin dieser Zeit danebengegangen.
Ich stelle mir das genau vor:
Nehme an, ich hätte morgen einen Termin beim Bundespräsidenten.
Ich wäre restlos verzweifelt.
Geld, um mich bei Armani tipptopp einzukleiden nach neuester Fashion, hätte ich nicht, im Kleiderschrank hab ich nur das oben beschriebene als meine besten Sachen ...

und so kann ich mir das bildlich vorstellen, wie es dem armen Herrn L. gegangen ist.

Zwar sind Friseure eher nicht unmoderne Menschen, - sie haben ja beruflich auch ständig mit Leuten zu tun, die schick und gut aussehen wollen ... nur wenn ich so an meine Zeit 1969 denke und mein Dorf (und viel anders kann Selbitz auch nicht gewesen sein):

Was tat da so ein Friseur? Haare geschnitten den ganzen Tag und ein paar Lockenwickler für die Dauerwellen eingedreht als höchste Kunstleistung. Das war's dann mehr oder weniger schon.
Zitat von ReutterReutter schrieb:Im Grunde genommen ließe sich das nur klären, wenn man ein Foto hätte, dass Herrn L. genau mit dieser Bekleidung zeigt.
ich denke, daß der Film das recht authentisch rüberbringt. Die Kleidungsstücke waren ja alle noch vorhanden, soweit mir jetz bekannt. Und bei solchen Sachen legte XY auch Wert sdrauf, daß es stimmte. Denn sie suchten ja Zeugen, die sich genau an sowas erinnern konnten eventuell.
Wenn er in Wahrheit ein kariertes Hemd trug, dann werden sie ihm im Film ja kein plissiiertes Somkinghemd verpaßt haben.
Zitat von ReutterReutter schrieb:Auf der anderen Seite lassen sich die Theorie vom "Liebesmord" und die vom "Geldmord" auch ganz gut kombinieren.


wenn da mehrere Faktoren gleichzeitig nzusammenkommen, dann ist der Fall natürlich eextrem komplex.
Ich bin heute schon älter als L. es als Opfer war und denke eher noch in den Bahnen dieser Zeit.

Für mich bringt man einen um:

1. wenn man damit an sein Geld kommt
2. wenn man von ihm erpreßt wird und es keinen Ausweg gibt
3. wenn er etwas weiß, was er niemanden sagen darf, und Gefahr besteht, daß er doch nicht schweigt und dann eine Katastrophe hereinbricht
4. Haß und Rache
5. Beziehungssachen (es kann Fälle geben, da steckt die Frau dahinter. Sie will den ungeliebten Gatten loswerden, damit der Weg zu einer erwünschten Partnerschaft frei wird. Da würde man sich heute einfach scheiden lassen, aber auch das hat man 1969 noch nicht so einfach getan. Da wurde noch hochniotpeinlich nach der "Schuld" gefragt und all das.)

Ich schließe aber Pkt 2-5 hier gefühlsmäßig aus.
Wenn ich "Zürich" höre, und dann noch seine Religionszugehörigkeit, dann komm ich einfach immer wieder aufs Geld.
Zitat von ReutterReutter schrieb:L. gerät an einen Menschen (muss ja nicht zwingend ein Mann sein), in den er sich verliebt, seine Gefühle erwidert glaubt, und diesem Menschen dann erzäht, dass er, Herr L. bald viel Geld haben wird. Der andere will aber nur das Geld und veranlasst das dafür notwendige.
das ist auch meine Theorie.
Irgendwann/irgendwo am Bodensee hat er einem/einer was erzählt, (- muß kein Verliebter/e gewesen sein, vielleicht einfach ein "netter" Mensch, der gut zuhören konnte und einen vertrauensvollen Eindruck machte -) was er besser für sich behalten hätte.

In Hotels sitzen viele Leute herum. Man ist allein, man kommt ins Gespräch. "Was machen Sie, ... ich mach das ... aha, ... ja sehen Sie, mir ist da was Ähnliches mal passiert ... ich wüßte da eventuell ... ich könnte Ihnen vielleicht helfen ... etc etc"

Und so beginnt es dann.
Gerade Lindau und Konstanz. Spielcasino-Orte. Eine Menge Strandgut hockt da rum. Mit einem "todsicheren" System pleite gegangene Berufsspieler ... ich kene zahlreiche solche ... verzweifelt nach jedem Strohhalm greifend, der die Misere beenden könnte und neues Spielkapital bringen ... möglicherweise zu allem fähig.
Oft sehr wortgewandte elegant auftretende Menschen, die einen unerfahrenen Besucher durchaus belatschern können. Im Fakt natürlich total verkrachte Existenzen, aber auf den ersten Blick können sie es verbergen gegenüber jemanden, der das nicht so kennt.

Also an Casino-Orten hat es schon so manchen Mord gegeben mit solchen Hintergründen.


melden
Bernard Diskussionsleiter
ehemaliges Mitglied

Link kopieren
Lesezeichen setzen

"Bodensee-Mord" von 1969

25.01.2011 um 00:30
@lucona
@Reutter
Meinen Dank zuvor, daß Ihr unsere "Winterpause" beendet habt und mit interessanten Thesen den thread fortführt! Gebe jetzt zunächst nur meine Gedanken zum ersten Beitrag von "lucona" wieder - hatte mir den Text kopiert und dann heute Abend "offline" durchgearbeitet. Lange am Rechner sitzen geht noch nicht so richtig...
@lucona
Meinen Gruß zuvor in wärmere Gefilde dieser Erde und Dankeschön dafür, daß Du uns nicht vergessen hast... :)
Deine "Gedanken aus Chile" beinhalten -obwohl wir ja eigentlich meinen, alles schon überlegt zu haben- einen interessanten Aspekt dieses Kriminalfalles den wir zwar schon einmal gestreift hatten, der aber in dieser Ausführlichkeit dann doch nicht weiter erörtert worden ist - jüdische Vermögen in der Schweiz.
Daß es sich bei L. um einen Angehörigen der jüdischen Religion gehandelt hat ist nicht feststehend; zumindest der Nachname könnte aber darauf schließen lassen. Ansonsten handelte es sich bei L. aber um einen Flüchtling aus dem Sudetenland (gesichert, aufgrund hier eingebrachtem Zeitungsbericht über Auffinden und Identifizierung des Toten).
Den Aspekt mit dem entsprechenden, auf Schweizer Konten festliegenden Vermögen hatten wir schon erwähnt - gleichwohl nicht weiter diskutiert. Aber so, wie Du es ausführlich beschrieben hast, macht es tatsächlich -rechtlich und banktechnisch- Sinn. Nur richtige Beweise gibt es nicht - wie für so viele unserer hier aufgestellten und diskutierten Theorien...
Betr.: Casino
Da haben wir nun im Laufe unserer über einjährigen Diskussion es immer mal wieder erlebt, daß auf das, was im Film (wie auch bei der Nachbearbeitung in den Studios während der Sendung) so zu sehen und zu hören gewesen ist, sich nicht unbedingt verlassen werden konnte. Gilt für den Fall "Josef L." - aber auch für andere Fahndungen, bei "XY" (auch im unheimlichen "YOGTZE-Fall" haben die Diskutanten mit genau dieser Schwierigkeit zu kämpfen). Sicher hat das seinerzeit ermittlungstechnische (möglicherweise auch ästhetische) Gründe gehabt. Nur wenn nach Jahrzehnten der einzige Ansatzpunkt für unseren thread ein solcher Filmfall ist, welcher damals in erster Linie der Auflösung eines Gewaltverbrechens unter Zuhilfenahme großen Publikums dienen sollte, dürfen wir heute nicht mehr gewisse "Manipulations-Elemente" soweit verinnerlichen, daß wir alles, was nicht erwähnt wurde, auch als nicht geschehen in der Gesamtbetrachtung werten. Du hast es selbst hier 2009 sehr treffend formuliert: "XY und die Polizei erwarteten von den Zuschauern keine Theorien, sondern nur Antworten auf die gestellten Fragen." - Theorie also gleich Fantasie... Dafür sind dann heute wir zuständig. ;)
Umgekehrt mag es Szenen gegeben haben, welche sich völlig anders (oder auch gar nicht!?) abgespielt haben. Zum Beispiel die Geschichte mit der Familie aus seinem Heimatort an der Ufer-
Promenade in Lindau. Irgendwie (mag daran liegen, daß es eben für mich seinerzeit als Kind vollkommen ungehörig war, sich Bekannten gegenüber so zu benehmen) habe ich da beispielsweise den Eindruck, das es sich -eigentlich- so nicht zugetragen haben kann. Meine bescheidene Logik sagt mir ganz klar, daß -und gerade wenn "der gute Bekannte" Josef L. nun in Gedanken versunken an ihnen vorbei spaziert- doch zumindest eine Kontaktaufnahme durch Zuruf oder auch Berühren versucht worden sein muß. Da würde ich z.B. nicht locker lassen - jedenfalls wenn die Person alleine wäre. Oder erschien L. den Eltern ohnehin und auch daheim in irgendeiner Weise "unheimlich"? Dann stimmt doch mit der so hervorgehobenen "guten Bekanntschaft" etwas nicht...
So mag es sich also auch bei einem oder mehreren Casino-Besuchen verhalten haben. Vielleicht wußten die Beamten davon und gingen -natürlich- von der Möglichkeit aus, daß L. dort etlichen Besuchern aufgefallen war - sein mußte. Gerade Spielbankbesuche werden ja auch heute noch mit einem gewissen "Glücksrittertum" in Verbindung gebracht und sind von daher eine heikle Sache - zumindest und besonders, was Zeugenaussagen in diesem Zusammenhang anbelangt. Die Logik der Polizei könnte folgendermaßen gewesen sein: Erwähnen wir im Film oder der Sendung, daß L. eines oder mehrere Casinos aufgesucht hat, melden sich mögliche wichtige Zeugen bezüglich Ort und Zeit nicht, weil sie davon ausgehen, daß andere Besucher schon entsprechende Beobachtungen gemeldet haben. Oder aufgrund der Sendung anrufen werden; man(n) respektive frau möchte in Ruhe gelassen werden: "Hannemann - geh´ du voran!" - Nun findet das oder die Casino/s aber keinerlei Erwähnung. Nicht als feststehende Tatsache - nicht als lose Vermutung. Da mag so manche/r, der dem glücksspielenden Figaro in seinem Aufzug mit relativ hohem "Wiedererkennungswert" begegnet ist, davon ausgehen: "Oh! Davon weiß die Polizei ja noch gar nichts, daß der Mann, welcher mir mit seiner Fliege und den lustigen schwarz-weißen Schuhen aufgefallen ist, im Casino verkehrte. Ich hatte ja sogar noch meine Frau (anwesende Begleitung o.ä.) darauf aufmerksam gemacht...". Und führt zunächst Rücksprache mit den erwähnten Personen ("Habt ihr das bei 'XY' auch gesehen? Da ist jemand, der uns doch damals in der Spielbank aufgefallen ist, kurz darauf ermordet worden...") und daran folgend ein Telefonat mit dem Aufnahmestudio oder gleich der Polizei. Psychologisch gut erklärbar...
Interessant (im Sinne von Wissensvermittlung und ohne erhobenen Zeigefinger ;) ) Dein "Insiderwissen" in Sachen Drogen - nein, den "Joint-Josef" hat der biedere Barbier mit Sicherheit nicht gegeben. Scheren-Verkauf und Geschlechtsteil-Verletzung sind möglicherweise in die Kategorie der von mir schon öfter erwähnten "Ablenkungen" einzuordnen. Aber was sind dann noch "Ablenkungen"...? Die Schuhe; die Fliege; der Waschlappen; das Wechseln der Unterkünfte...?
Wünsche Dir in Chile eine dauerhafte angenehme Bleibe und weiterhin alles Gute. Bleib´ uns gewogen... ;)

PS:
Den "Querbinder", also die "Fliege" soll er auch regelmäßig in seinem Heimatort getragen haben - meine mal, Werner Vetterli hatte das in der Sendung erwähnt. Auf jeden Fall wird es in dem Buch "Morde vor der Haustür - Die rätselhaftesten Kriminalfälle in Südbaden" so beschrieben. Was nicht viel heißen will. Die Autoren haben sich in ihrem Kapitel "1969: Das Bodensee-Rätsel" sehr an der Sendung orientiert; außer ganz wenigen, harmlosen Vermutungen oder logischen Schlußfolgerungen wird da nichts, was nicht auch schon im TV zu sehen gewesen wäre, erwähnt.


1x zitiertmelden

"Bodensee-Mord" von 1969

25.01.2011 um 04:03
cher mon commissaire,

danke für die Begrüßung, und im Gegenzuge meinen Wunsch, daß das Rückgrat alsbald wieder in Ordnung kommt.
Zitat von BernardBernard schrieb:Dankeschön dafür, daß Du uns nicht vergessen hast...
nun, "Yogtze" und "Bodensee" fallen in "meine" Zeit, und sie eignen sich bestens, sich wieder in jüngere Jahre zurückzuversetzen. Wie war es damals noch? ... ach ...
Zitat von BernardBernard schrieb:"Gedanken aus Chile"
noch nicht ganz Chile. Es hat nur bis Caracas gelangt. Aber ich schlage mich schon durch bis zur Atacama-Wüste, und dort hab ich ja meine Freunde im Observatorium.
Zitat von BernardBernard schrieb:einen interessanten Aspekt dieses Kriminalfalles den wir zwar schon einmal gestreift hatten, der aber in dieser Ausführlichkeit dann doch nicht weiter erörtert worden ist - jüdische Vermögen in der Schweiz.
ja, ich habe das eingebracht letztes Jahr, und keiner ist mir so recht auf den Zug aufgesprungen.
Vielleicht, weil das Thema "Juden in Deutschland" und alles was dazugehört irgendwie tabu ist bei den Jüngeren, - ich weiß es nicht. Auf jeden Fall muß es einbezogen werden. Ich selber habe es früher noch oft miterlebt, wie sich Nachfahren von im Dritten Reich umgekommenen Juden immer wieder beklagt haben, wie ungeheuer schwer es ist, an nachweislich in Schweizer Banken vorhandes Vermögen der Vorfahren ranzukommen.
Gelungen ist es wenigen, denn es handelte sich meistens um anonyme Nummernkonten mit Paßwörtern. Und ohne Kenntnis derselben rückten die Bankiers nichts raus.
Man konte da nicht einfach mit einem Familienstammbaum und einem deutschen Erbschein hinfahren und abheben. Es waren (und sind noch heute) immense Akte.

Auf eine kurze Formel gebracht stehen die Schweizer Bankiers auf dem Standpunkt, daß es grundsätzlich undenkbar ist, daß X etwas ausbezahlt bekommt, was Y einbezahlt hat. Und wenn sie zehnmal verwandt miteinander sind.
Das Schweizer Gesetz gibt ihnen im Grunde Recht und dahinter verschanzen sie sich.

Es ist also sehr sehr schwer, erfordert sicher mehrere Besuche, Heranbringen von Dokumenten weiß Gott welcher Art, professionellen Beistand (der Mann aus Innsbruck?) usw.

Dazu noch erschwerend, und das muß ich der Gerechtigkeit halber zur Ehrenrettung der Schweizer Bankiers sagen.
Sie sitzen nicht nur wie die Spinnen auf dem Geld, weil sie es nicht herausgeben wollen, sondern weil sie es vielfach auch gar nicht können.

Oft ist ihnen der Name des damaligen Kontoinhabers ja auch wirklich gar nicht bekannt. Viele Juden (und nicht nur Juden) haben in Zürich ja anonyme Nummernkonten eröffnet. Nun kommt ein Herr Joseph L. aus Selbitz an den Schalter und sagt: "ich bin der Erbe vom im Dritten Reich umgekommenen Matthias L., der bei Ihnen ein Konto hatte. Bitte zahlen Sie aus."

Das muß der Bankier gar nicht einmal unbedingt wissen, wer der Matthias L. war, wenn das Konto anonym eröffnet und geführt wurde. Dann hat er keinen Matthias L. in seiner Kundeliste, niemals einen gehabt, - und kann wirklich nur bedauern.

Man sieht also, was für immense Schwierigkeiten das alles mit sich bringt.

Wir werden das hier auch nie ermitteln können, ob es mit dem Guthaben so war, wenn es nicht einmal die Bankiers sagen können. Es ist nur sehr sehr denkbar und auch wahrscheinlich.
Zitat von BernardBernard schrieb:Daß es sich bei L. um einen Angehörigen der jüdischen Religion gehandelt hat ist nicht feststehend; zumindest der Nachname könnte aber darauf schließen lassen.
Nun, da habe ich wieder den Vorteil der "frühen Geburt". Ich bin in der frühen Nachrkiegszeit geboren und habe natürlich noch gelernt, wie man einen Juden erkennt. Der Nachname ist eine der vielen Formen des Namens "Levy", und damit ist es klar. (auch z.B. der Nachname "Kohn" oder "Köhn" ist jüdisch. Kommt von "Cohen"). Aber lassen wir das, es spielt für unser tägliches Leben heute keine Rolle mehr.
Ob L. noch offiziell diesem Glauben angehörte, ihn praktizierte oder auch nicht, oder sogar konvertiert war, spielt für uns aber keine Rolle. Fest steht und wichtig ist, daß er jüdische Vorfahren gehabt haben muß, und da liegt die Wahrscheinlichkeit eines Guthabens in der Schweiz sehr nahe.

Viel näher als die ganzen Homosexuellentheorien. Das ist Gegenwarts-Denke. Homosexuelle sind heute in aller Munde, hohe Politiker sagen, es sei sogar gut, - aber vor 40 Jahren - klar hat es das da auch schon gegeben, aber was war das für eine Schande, sogar strafrechtlich relevant unter Umständen, Du warst wehr-unwürdig als Schwuler, überall geschnitten, verlorst Deinen Job, oder war man freiberuflich, gingen viele Kunden nicht mehr hin - das hielt man also allerstrengst geheim. In England war's ganz schlimm. Da konnten sie Dir sogar eine Zwangsbehandlung mit Hormonen verschreiben.

Richtig ist wiederum, daß die Schweiz bereits viel früher als die Nachbarländer angefangen hat, diese Neigung liberaler zu sehen. Zürich war - und das stimmt (Ganymed Denkmal wurde hiern sehr treffend erwähnt) - in der Tat ein guter Treffpunkt, wo man - wenn man nicht zu sehr auffiel, seine Beziehungen zuindest in Ruhe pflegen konnte.
Mord gehörte allerdings nicht zu diesem Milieu.
Zitat von BernardBernard schrieb:Den Aspekt mit dem entsprechenden, auf Schweizer Konten festliegenden Vermögen hatten wir schon erwähnt - gleichwohl nicht weiter diskutiert. Aber so, wie Du es ausführlich beschrieben hast, macht es tatsächlich -rechtlich und banktechnisch- Sinn.
ja, solche Fälle gibt es zu tausenden. Hätte L. dasselbe verscuht, wäre das keineswegs überraschend, und die Schweizer Poliei hat natürlich sofort auch daran gedacht. Nur erfahren die ja auch nichts vonm den Banken, und somit machte es keinen Sinn, das im Film zu erwähnen.
Betr.: Casino
Nur wenn nach Jahrzehnten der einzige Ansatzpunkt für unseren thread ein solcher Filmfall ist, welcher damals in erster Linie der Auflösung eines Gewaltverbrechens unter Zuhilfenahme großen Publikums dienen sollte, dürfen wir heute nicht mehr gewisse "Manipulations-Elemente" soweit verinnerlichen, daß wir alles, was nicht erwähnt wurde, auch als nicht geschehen in der Gesamtbetrachtung werten.
sehr richtig.
Ich versuche, den Fall auf ein Minimum zu reduzieren. Weg mit den ganzen modernen Komponenten heutiger Umstände und Denkweisen, streng zurück ins 1969. Das kann natürlich nur jemand, der diese Zeit bewußt erlebt hat.
Und wie ich es drehe und wende, ich lande beim Geld-Motiv.

Zürich - Bank - Geld /// Spielbankstandorte - jede Menge Existenzen, die Geld brauchen und sich auf jeden stürzen, den sie irgendwie dafür gewinnen könnten.

Ist zwar total einfallslos und unprickelnd und gänzlich unmysteriös, - das gebe ich zu.
Zitat von BernardBernard schrieb:Zum Beispiel die Geschichte mit der Familie aus seinem Heimatort an der Ufer-
Promenade in Lindau.
Die habe ich im Zuge meiner Reduktionen längst eliminiert. Die sind unwichtig. Ob er sie nicht gegrüßt hat, weil er sie nicht mochte oder vielleicht gedankenverloren gar nicht einmal erkannt, und die Familie ihrerseits stand ihm nicht sonderlich nahe oder wartete einfach darauf, daß er zuerst grüße oder sonstwas. Die Familie war nicht der Mörder, und somit spielt sie für uns keine Rolle.
Die Szene hätten sie sich bei XY eigentlich sparen können. Die bringt uns nichts. Die Familie selber weiß, daß sie ihn gesehen hat, hat das auch zu Protokoll gegeben, und der Rest der Welt kann damit nichts anfangen.
Polizeitechnisch ist es allenfalls gut, daß man weiß, daß L. an einem genau definierten Zeitpunkt eben genau an dieser Promenade in Lindau war. Aber ansonsten spielt die Familie sicher keine Rolle.
Zitat von BernardBernard schrieb:Irgendwie (mag daran liegen, daß es eben für mich seinerzeit als Kind vollkommen ungehörig war, sich Bekannten gegenüber so zu benehmen)
man hat damals gelernt, daß der Jüngere oder das Kind den Erwachsenen zuerst grüßt.
Das galt aber nur, wenn das Kind alleine einem Erwachsenen begegnete.
Warst Du aber mit den Eltern unterwegs, so oblag die Entscheidung dem Familienoberhaupt, also dem Vater, den Gruß zuerst auszusprechen. Tat er dieses, so folgten die Kinder brav, grüßte er aber nicht, so schwiegen auch diese.
Es wäre sehr kompromittierend für einen Vater gewesen, wenn z.B. das 10-jährige Kind als erstes die Begrüßungszeremonie eröffnet hätte.
Das wußten wir als Kinder ganz instinktiv: Wenn der Vater einen Bekannten auf der Straße grüßt, dann tun wir das auch. Tut er es aber nicht, wird er seine Gründe haben.
Warum er es tut oder nicht tut, interessierte uns Kinder nicht - das waren eben die nebulösen Gepflogenheiten der Erwachsenenwelt.
Zitat von BernardBernard schrieb:und gerade wenn "der gute Bekannte" Josef L. nun in Gedanken versunken an ihnen vorbei spaziert- doch zumindest eine Kontaktaufnahme durch Zuruf oder auch Berühren versucht worden sein muß.
jaaaa, da werde ich mir mal selber untreu und greife mal zur Homosexuellentheorie.
Wenn - was hier schon mehrfach gesagt worden ist, Herr L. in Selbitz tatsächlich als "Warmer Bruder" bekannt war, dann versteh ich das voll und ganz, warum man ihn nicht gegrüßt hat. Mit "so einem" wollte man nichts zu tun haben als "anständige Leute".
Fraglich nur, wie konnte er in einem so kleinen Dorf wie Selbitz überhaupt dann noch Kunden haben?

a) er hatte wohl so gut wie keine mehr in Selbitz, und hat sich drum in einem Aufwasch am Bodensee samt seinen Scheren und seinem Arbeitsbuch (Zunft-Ausweis oder wie sie es nennen im Film) auch noch einen Job und eine neue Existenz gesucht

b) es war früher mehr als heute so eine Art "Allgemeinwissen" (oder besser "Glauben"), daß es unter den Friseuren übedurchscnittlich viele Homosexuelle gibt. Ob das statistisch fundiert ist oder nicht, weiß ich nicht.
Denkbar ja, denn ein Frisuer kann z.B. einem männlichen Kunden völlig harmlos beim Haarewaschen und -schnieden schön sanft über den Kopf streicheln, was ihn sicher erregt, und was er in einem Beruf, wo er keinen Körperkontakt zu anderen Menschen hat, nicht kann. Das könnte also ein Grund dafür sein, warum früher, als Homosexualität noch stark tabuisiert und sogar strafbar war, eine solche Berufswahl zu treffen.

Man sieht wieder daraus, wie sich die Zeiten ändern:
Früher mußte man Friseur werden, um einen Typen mal "dienstlich" zärtlich anfassen zu können ohne Verdacht zu erregen, und heute dürfen sie sich sogar schon heiraten in einigen Ländern.

Wer von den Jungen kann sich das heute also noch vorstellen? Wie sie ihre sexuelle Orientierung verstecken mußten, ... Berufe ohne Neigung zu ergreifen, zum Schein Ehen schließen, nur um einigermaßen Ruhe zu haben.
Das war früher ganz normal, heute würde man sagen - das ist doch nicht menschenmöglich.
Es war aber so. Und dazwischen liegen nur wenige Jahrzehnte.
Zitat von BernardBernard schrieb:Nun findet das oder die Casino/s aber keinerlei Erwähnung. Nicht als feststehende Tatsache - nicht als lose Vermutung.
ja. Die Polizei weiß es natürlich 100% sicher, ob er dort gewesen ist oder nicht. Das erfolgt aus der Registrierungspflicht eines jeden Besuchs in einer Spielbank, und dort haben sie in Konstanz und Lindau natürlkich zuerst nachgefragt. Das ist ja reine Routinearbeit.
Daß man es dem Publikum gegenüber nicht erwähnt hat, heißt wohl, daß es für die ERmittlungen nicht wichtig war.

Dazu noch ein kleines Casino.-interna am Rande (aus meiner aktiven Zeit):
Jede Spielbank hat eine etwas abgeschiedene ruhige Ecke.
Etwas ab der Bar und der Spieltische, und da sitzen meist immer "die, die immer hier sitzen". Herren in nicht mehr ganz neuen Anzügen mit Schreibblöcken und Taschenrechnern vor sich und mit in aller Regel recht langen Gesichtern.
Das sind das, was man so landläufig "Berufsspieler" nennt.

Man kennt sich, man ist jeden Tag da, man sitzt beinander, man tauscht Erfahrungen und Spielstrategien aus.
Gemeinsam ist ihnen allen die Geldnot, die Spielsucht, und der unerschütterliche Glaube, daß HEUTE der Tag ist, an dem man endlich alles zurückgewinnen kann.

ich bring mal ein Beispiel, was da so gesprochen wird:

"Kurti, guck mal, am Tisch 4 wirft jetzt der Robert!"
"Jaja, zum Teufel mit dem!"
"Neee, der bringt heute ständig die letzten sechs! Das muß man anspielen!"
"Nix, ich hab gestern bei ihm die 23-4-4 gespielt, und der Drecksack bringt nach dem zweiten Paroli die 17! Könnt ihr euch das vorstellen?"
"Was spielst auch Paroli, du Arsch? Hättste masse-égale gespielt und noch die 19-24 mit 3 Stücken belegt, wären die 4 Stücke geblieben!"
"Ist alles Quatsch, was ihr da probiert, ICH spiel nur noch die Finalen 4-6 mit Absicherung auf Zero - und damit fahr ich super."
"Aha, und mit wieviel biste schon im Plus?"
"Jaaaaa .... äähhh ... so ungefähr ..."

so geht das von Eröffnung bis Schluß.

Das hört sich schrecklich professionell an, und nun komm mal als Laie bei diesen Leuten dazu.
Laß noch durchblicken, daß Dich das Thema interessiert und daß Du nächstens zu einer angenehmen Summe Geldes kommst ... die wirst du nicht mehr so schnell los.
Wie die Schmeißfliegen stürzen sie sich auf Dich.

Womit ich nicht sage, daß diese Zocker Mörder sind, - im allgemeinen sind sie es natürlich nicht, - aber wer weiß?

Ich lese gerade ein spanisches Buch, da steht ein sehr netter Satz, der nicht merkbefreit ist:

"Hüte dich vor Feinden, die glauben, etwas gewinnen zu können, und hüte dich ebenso vor Freunden, die etwas zu verlieren haben."

das paßt da schon rein in diese Materie..

Also:
Ein ganz normaler Casinobesucher, der Herrn L. gesehen hat, kann sich zwar melden und sagen, "ja, den hab ich in Lindau auch im Casino gesehen". Das nützt aber nicht viel, da die Polizei das aufgrund der Registerkarte des Casinos sowieso genau ersehen kann, wann und wenn er dort gewesen ist.
Und den eventuellen Mörder, den er im Casino getroffen hat - der meldet sich sowieso nicht.
Zitat von BernardBernard schrieb:Wünsche Dir in Chile eine dauerhafte angenehme Bleibe
danke, aber erstmal hinkommen ... Caracas ist erst die halbe Miete. ich hab noch genau 80 Euro, die mach ich mit meinem Mädchen hier drauf, und dann beehre ich meine Verwandtschaft mit einer Mail. sie könnten sich bei Gewogenheit mal zu Western Union verfügen und mir eine Kleinigkeit zukommen zu lassen - als Preis mfür meine Abwesenheit.
Wenn nicht, drohe ich halt wieder mal damit, zur deutschen Botschaft zu gehen und um den Heimatschuß zu bitten.
Das wirkt immer bei der Verwandtschaft. Es versetzt sie in Angst und Schrecken, und sie werden transferieren. :-]


melden

"Bodensee-Mord" von 1969

25.01.2011 um 11:12
@lucona

Danke für Deine ausführlichen Erklärungen u.a. zum Thema Spielcasino.

Dazu hätte ich noch eine Frage.
Darf man eigentlich (bzw. durfte man damals) ein solches Casino in reiner Straßenkleidung betreten?
Wenn ich es richtig im Hinterkopf habe, gibt's / gab's da durchaus eine Art Bekleidungsvorschrift, wonach z.B. Männer Anzug und Krawatte zu tragen haben/ hatten.
Das wäre dann, kombiniert mit Deinen Überlegungen zur Zusammenstellung der Kleidung, eine Erklärung für das ungewöhnliche Erscheinungsbild des Herrn L.


1x zitiertmelden

"Bodensee-Mord" von 1969

25.01.2011 um 12:22
Die Formel "Nachname L. = jüdische Herkunft" ist leider zu schlicht; die Schlussfolgerung, Josef L. habe jüdische Vorfahren gehabt, ist damit auch nur eine Spekulation: Jüdische Herkunft ist denkbar, aber keineswegs gesichert.
Verwiesen sei in diesem Zusammenhang auf die Forschungen des renommierten (wenn auch nicht unumstrittenen) Namensforschers Jürgen Udolph, der Folgendes schreibt: "Im Süddt. wird Endungs -e- verschluckt: Löwe. Entweder wurde Vorfahre nach Eigenschaft benannt oder Name ist ein alter Hausnamen (früher hatten Häuser keine Nummern sondern ein Hauszeichen, z.B. Adler… Löwe). Vorfahre wohnte dann in so einem Haus." (Quelle: http://www.radioeins.de/programm/sendungen/eins_am_vormittag/numen_nomen_namen/namen/index.list.L.html).
Zum Thema kann man noch ein wenig weiter recherchieren, das Ergebnis wird nicht eindeutig werden, dafür sind die möglichen Namensquellen zu vielfältig.
Was für mein Empfinden gegen die Schweizer-Konto-Variante spricht, ist L.s überstürzte Abreise: Man würde für ein recht kompliziertes Vorhaben doch eher Vorbereitungen erwarten. Bedeutsam finde ich die dankenswerterweise in dieser Diskussion recherchierten Artikel aus dem Südkurier, weil sie authentische Quellen sind, und da ist als Motiv der spontanen Abreise die Rede von Familienstreitigkeiten, die sich gehäuft hatten.


melden

"Bodensee-Mord" von 1969

25.01.2011 um 14:13
Ob Herr L. jüdischer Herkunft war oder nicht - wir werden es vermutlich nie erfahren.
Aber selbst es so war, dann ist das noch kein Beweis dafür, dass er ein Schweizer Nummerkonto geerbt hatte. Von vorneherein ausschließen würde ich das aber nicht.


1x zitiertmelden

"Bodensee-Mord" von 1969

25.01.2011 um 14:55
Zitat von ReutterReutter schrieb:Darf man eigentlich (bzw. durfte man damals) ein solches Casino in reiner Straßenkleidung betreten?
nein.
Schlips, Kragen und Sakko waren und sind zwingend.
Wer über das nicht verfügt, oder am Ort weilt und sich spontan für einen Besuch entscheidet, und diese Kleidungsstücke nicht dabei hat, der kann Schlips und Sakko an der Reception ausleihen.

Ausnahmen sind Casinos an klassischen Badeorten. z.B. auf Norderney oder in Velden am Wörthersee kann man auch in Strandkleidung spielen.
Aber in Lindau und Konstanz nist das nicht der Fall.
Zitat von ReutterReutter schrieb:kombiniert mit Deinen Überlegungen zur Zusammenstellung der Kleidung, eine Erklärung für das ungewöhnliche Erscheinungsbild des Herrn L.
so, wie er gekleidet war, käme er anstandslos rein. Es muß nicht nach den Normen der Mode aufenander abgestimmt sein. Hemd, Schlips (oder Fliege) und Sakko genügen. Stoffhose ist auch erforderlich (keine Jeans).
Zitat von ReutterReutter schrieb:Ob Herr L. jüdischer Herkunft war oder nicht - wir werden es vermutlich nie erfahren.
ja, und darum hat der Film auch nichts davon und von einem eventuellen Bankbesuch erwähnt. Die Polizei wird es natürlich ins Auge gefaßt und recherchiert haben, aber sich eben keine Zuschauerreaktionen in diesem Punkt erwartet oder gar keine gewollt. Die Polizei will nach der Ausstrahlung von XY keine Spekulationen von Hobbydetektiven hören, sondern nur klare Antworten auf die bei der Sendung gestellten Fragen haben.
Der Fragenkatalog wird ja vorher der XY-Redaktion von der Kripo genau vorgelegt. Auf das und das wollen wir Hinweise - und auf sonst nix.
Die Kripo arbeitet - wie man es fachmännisch nennt - inquisitorisch. Hier Frage, da Antwort. Das Zusammensetzen des Puzzles bleibt nach ihrer Berufsauffassung auch nur ihnen vorbehalten.

Darum taugen die Filme bei XY auch leider nicht zur Fall-Lösung durch eine außenstehende Person (so scharfsinnig und kombionationsbegabt sie auch sein mag ... wie z.B. wir hier ;-) ...

Dasselbe Leiden haben wir ja beim Yogtze-Fall auch.
(da haben wir so Episoden drin wie: Warum geht er mitten in der Nacht zu der alten Dame und stammelt was rum ... wieso kippt er in der Kneipe, die er offensichtlich stocknüchtern betritt, nach einem Schluck Bier um? ... das kann man nicht herausfinden, wenn man nicht das genaue Verhältnis zu der alten Dame kennt oder seinen damals gegenwärtigen Gesundheitszustand).


melden
Bernard Diskussionsleiter
ehemaliges Mitglied

Link kopieren
Lesezeichen setzen

"Bodensee-Mord" von 1969

26.01.2011 um 11:02
Meinen Dank zuvor für die wieder rege Mitarbeit beim "Bodensee-Mord von 1969" - heute kann ich zumindest es mir mal leicht machen...
@lucona
Danke für die guten Genesungswünsche - bloß war es nicht das Rückgrat, welches Probleme bereitete (das ist -und nicht nur in anatomischer Hinsicht- gut in Schuß ;) ), sondern Bauch und Gedärm wo durch die Hand des Chirurgen ordnend eingegriffen werden mußte. Aber es gibt gute Fortschritte bei der Rekonvaleszenz...

@all
Gestern lag auf dem Schreibtisch in meinem Büro der "Préfecture de police" ein Umschlag mit einem Schreiben darin. Nicht anonym - aber doch mit dem Wunsch, die darin geäußerten Gedanken nicht in Zusammenhang mit dem oder der Absender/in zu erwähnen. Dem will ich gerne Folge leisten ("Hinweise werden -zur Not ;) - auch vertraulich behandelt") - aber da es sich um einen, zwar in den einzelnen Punkten nicht neuen, gleichwohl in der Verbindung derselben durchaus interessanten Gedankengang handelt, will ich ihn Euch nicht vorenthalten. Was denkt Ihr darüber...?

"...aber etwas anderes wäre vielleicht im Bereich des Möglichen, da Herr L. ja wohl ein Flüchtling war.
Dazu müsste man allerdings in seiner Vergangenheit forschen.
Einige Flüchtlinge hatten keine Papiere mehr.
Die meisten haben versucht ihre alte Identität wieder zu bekommen.
Einige hatten aber aus diversen Gründen daran kein Interesse mehr.
Ein Grund war, an das Vermögen "ausgerotterter Familien" zu kommen.
Sowas passierte auch bei ehemaligen KZ-Häftlingen.
Es waren ja nicht nur Juden dort.
Wenn nun Herr L. so einen Juden gekannt hätte und nach dem Krieg dessen Identität angenommen hätte und wenn er zudem vorgehabt hätte mit dem erschlichenen Vermögen nach Isreal ab zu hauen, hatte er ein Problem.
Er wäre als ehemaliger Nicht-Jude nicht beschnitten gewesen.
Dazu würde auch der Besuch bei einem Hautarzt passen, denn für eine Beschneidung hätte er damals bestimmt ein Attest gebraucht, das eine Beschneidung für erforderlich hält, damit die Krankenkasse bezahlt.
Die Beschneidung wäre mit ziemlicher Sicherheit für die Übersiedelung nach Israel nötig gewesen.
Ich weiss von einem Juden, dass manchen "in die Hose geguckt" wurde, um wenigstens festzustellen, ob sie wirklich Juden sind.
Denn auch in Israel wusste man von erschlichenen Vermögen und hat geschaut, dass man diese für den Staat einstreichen kann.
Wenn die Sache bei Herrn L. mit dem Hautarzt nun nicht geklappt hätte und er bereits in Besitz des Vermögens war, bestünde die Möglichkeit, dass er es selber versucht hat.
Wenn ihn nun die Wirtsleute halb verblutet gefunden hätten und das Vermögen dazu, bestünde doch die Möglichkeit, dass sie nachgeholfen haben und dann die Leiche und die Spuren beseitigt haben.
Da wäre es wiederum interessant, was aus den Wirtsleuten geworden ist..."



1x zitiertmelden

"Bodensee-Mord" von 1969

26.01.2011 um 14:20
@Bernard
Das ist ja mal ein ganz neuer Aspekt. Klingt sogar plausibel, wenn auch recht abenteuerlich.
Was mich noch interessieren würde ist, wo du das her hast. Ja, ich weiss, der Absender will nicht genannt werden. Ich meine ja auch eher, WIE du das bekommen hast. Ist es tatsächlich per "normaler" Post die zugesendet worden?


melden