Negus schrieb:Wenn ich es richtig verstanden habe, ist dem Jäger niedergetretenes Gras/Gebüsch aufgefallen. Das könnte ein Wildwechsel gewesen sein, der durch Ablage der Leiche entstanden ist. Raubwild sucht z.B. sog. Luderplätze regelmäßig auf, auch wenn bereits alles gefressen ist. Der bloße Geruch wirkt anziehend genug. Daraus entstehen dann neue Wechsel.
Einem Jäger fallen neue Wechsel auf, man bekommt ein Auge dafür. Ich sehe z.B. im Laub, wo vor kurzem ein Schwein langgelaufen ist. Meine Frau sieht da gar nichts. Deshalb ist es m.E. gut nachvollziehbar, dass Spaziergänger die Stelle überhaupt nicht bemerkt haben.
Möglich auch, dass der Täter den Ort wiederholt aufgesucht hat, um den Fortschritt des Verwesungsprozesses einschätzen zu können.
Ich halte es auch gut für möglich, dass die noch lebende Frauke auf einem Hochsitz versteckt wurde. Ich habe Kanzeln, die so abgelegen sind, dass die niemand findet. Auch schreien wäre absolut zwecklos. Wenn ich die Leiter wegnehme, kommt dort niemand runter.
Ich sehe auch einen frappierenden Widerspruch zwischen den aufwändigen Verdeckungshandlungen im Zusammenhang mit den Telefonaten/SMS und dem offenen Ablegen nahe an der Straße. Der Täter hatte genaue Kenntnisse darüber, was mit einer Leiche im Wald passiert. Das wissen eigentlich nur Jäger, Förster und eben natürlich Polizisten, Justiz, Gerichtsmediziner...
Das sind die selben Einschätzungen, die ich aus dem Interview mit dem Finder der Leiche gezogen habe. Allerdings halte ich es für unwahrscheinlich, dass der Täter den "Wechsel" verursacht haben könnte. Nicht unwahrscheinlich sind Besuche an dem Ablageort durch den Täter, da vermute ich aber entweder das Abstellen des Autos am Forstweg sowohl bei Ablage der Leiche als auch bei eventuellen Besuchen.
panblock schrieb:Was für einen Grund könnte es gegeben haben, das der Täter an dem Samstag ein erhöhtes Risiko in Kauf nahm
und Frauke um 14:23 Uhr bei Chris anrufen durfte ?
Der Täter ist auffällig oft innerhalb der Woche Abends unterwegs, ggfs. steht Grillen und Fußball schauen an. Samstag und Sonntag gehören oft der Familie.
Hier würde ich einmal die von
@Negus aufgestellte Theorie verfolgen, dass der Täter Jäger sein könnte:
Der Täter ist zum Zeitpunkt der Tat 45 Jahre oder älter. Er ist familiär gebunden und solvent, arbeitet als Arzt, o.Ä. und hat gegebenfalls dadurch Kontakt zu Frauke Liebs gehabt, bzw. kannte sie. Hier könnte ihre Ausbildung oder der Beruf des Vaters möglicherweise eine Rolle spielen.
Auf die Tätigkeit als Arzt deutet der Zugang zu und Umgang mit Betäubungsmitteln, die möglicherweise auch Todesursache gewesen sein könnten hin. Der gute Verdienst als Arzt ermöglicht ihm ein Revier zu pachten und so exklusiven Zugang zu Reviereinrichtungen wie Kanzeln oder einer Kühlkammer zu haben. Über andere Jäger und Tätigkeiten in seinem Revier (Begehungsscheininhaber) und deren Bewegungen dort ist er informiert bzw. kann diese notfalls steuern.
Ein solventer, älterer Mann der vielleicht über Ausbildung oder familiäre Kontakte flüchtig bekannt ist wirkt vielleicht auch vertrauenserweckend genug um sich von ihm Nachts beim Sommermärchen im Auto mitnehmen zu lassen. Die Möglichkeit, dass es keine Zufallsbegegnung war, sondern Frauke Liebs sich gezielt mit dem Täter verabredet hatte und ihr Umfeld davon nichts wissen sollte (Mehrfaches, eventuell demonstratives Gähnen als Grund zu gehen, authentische und scheinbar gut gelaunte SMS an Christos heute noch später zu kommen), führe ich jetzt nicht weiter aus. Sie ist bei dem Täterprofil meiner Meinung nach aber deutlich wahrscheinlicher als die hier diskutierten Ideen, sie könnte einen solchen Kontakt mit dem Paar aus Höxter haben.
Ein familiär gebundener Pächter eines Jagdreviers, der auch eine gewisse berufliche Unabhängigkeit hat erregt keinen besonderen Verdacht in Familie und Umfeld, wenn er eine Woche lang Abends zum Ansitz auf Wildschweine aufbricht und ggfs. erst sehr spät Abends nach Hause kommt oder die gesamte Nacht fern bleibt. Es würde vermutlich auch toleriert werden, da er als Pächter bei Wildschäden ersatzpflichtig wäre und Wildschweine im Maisfeld können richtig teuer werden für einen Jäger. Der Samstag könnte dann Abends der Familie gehören, grad bei einer Fussball WM. Ein Ausflug ins Revier am Nachmittag erscheint dann aber auch sehr plausibel für die Angehörigen. So würde sich der Ausnahmekontakt am Mittag gut erklären lassen.
Wie
@Negus bereits auch ausgeführt hat, ist der Kontrast zwischen scheinbar achtloser Ablage der Leiche und dem Aufwand der durch die Anrufe betrieben wurde um nicht entdeckt zu werden auffallend. Erklärt werden könnte er unter anderem durch eine Kenntnis über Verwesungsprozesse, die Rolle von Wildtieren dabei und eine zumindest grobe Ortskenntnis. Dann wäre die Ablage nämlich sehr bedacht gewählt und auch der Name des Gebiets könnte kein Zufall sein.
Warum nimmt der Täter die Fahrten auf sich, anstatt sie einfach irgendwo an einer Landstraße im Nirgendwo telefonieren zu lassen? Er will keinen Verdacht auf ein Versteck im Nirgendwo lenken, sondern den Eindruck erwecken Frauke halte sich in Paderborn auf. Diesen Gedanken hatte ich in einem vorherigen Post weiter ausgeführt.
Alles in allem dünnes Eis und keine wirklichen Fakten, die die Theorie stützen. Vermutlich könnte man auch andere Theorien auf dieser Basis zum Täter anstellen. Aber es fühlt sich für mich nicht vollkommen unglaublich an. Wie seht ihr das Thema,
@Negus und
@Waldkind?