Mord an Frauke Liebs

emz schrieb:War es denn nicht so, dass Chris die meiste Zeit gar nicht in Paderborn sondern bei seinem Vater verbrachte? Hat das jetzt jemand sofort auf dem Schirm?

Wohl ab Donnerstag (Abend?) bis Sonntag (Abend?).
Unabhängig davon aber wusste ja Frauke auch davon. Wollte sie zu dieser Zeit heimgekommen, hätte sie es zuvor telefonisch abklären müssen.
Dass die Mutter nun davon nicht ausgehend sich über Tage in der Wohnung einquartiert, finde ich aus den genannten Gründen nicht wirklich plausibel.

Emz. Ich bin eigentlich kein polizeivorschriftenüberarbeiter...aber wie eine Vorschrift auch immer ist, der Ermessensspielraum des einzelnen Beamten ist eigentlich recht gross und da kann sich dann doofheit oder Klugheit ausdrücken. Leider häufig ersteres...

@SGarcia
Nun gut, ich finde es zwar seltsam, dass sich bereits am ersten Fehltag der Schulleiter bei ihrer Mutter gemeldet haben soll, aber falls es tatsächlich so gewesen ist, konnte Frauke das trotzdem nicht wissen. Fakt ist, dass sie erst am Folgtag spät abends Chris darum bat, ihre Familie zu informieren. Und das waren nicht "gut 24 Stunden nach ihrer Entführung", wie ich oben fehlerhaft schrieb, sondern sogar 46 Stunden.

hesselbach schrieb:aber wie eine Vorschrift auch immer ist, der Ermessensspielraum des einzelnen Beamten ist eigentlich recht gross

Sicherlich, aber es war eben auch WM und vermutlich war man in dieser Zeit darum ohnehin häufiger im Einsatz. Und so wägt man situativ eben nochmals anders ab, als zu normalen Zeiten.

eifel49 schrieb:Ich glaube einfach nicht, dass eine Entführung im eigentlichen Sinne überhaupt jemals stattgefunden hat. Es gibt wenig, was wirklich für diese These spricht, außer, dass man nicht weiß, wie ein Alternativszenario ausgesehen haben könnte.

hesselbach schrieb:Emz. Ich bin eigentlich kein polizeivorschriftenüberarbeiter...aber wie eine Vorschrift auch immer ist, der Ermessensspielraum des einzelnen Beamten ist eigentlich recht gross und da kann sich dann doofheit oder Klugheit ausdrücken. Leider häufig ersteres...

Naja, "doofheit" vielleicht nicht aber eine Art Lustlosigkeit wohl. Wie z.B. der Staatsanwalt, der wegen nahendem Wochenende kein Bock hatte, "ausführliche Verbinungsdaten" in die Wege zu leiten.

Im wahrscheinlich eher unbekannten Vermisstenfall Willy S. aus Balingen-Engstlatt, den man später tot aufgefunden hat, hatte man augenscheinlich den alten Mann nicht gefunden, weil er hinter dem DRK Zelt gelegen hat. (5 Meter dahinter die Böschung runter)
Die Hilfskräfte haben die halbe Stadt umgegraben, aber hinter dem DRK Zelt hat halt keiner nachgeschaut ...

Manchmal ist man nah dran und läuft leider einfach drumrum statt drauf zu!

@FriedrichA.III
Ich bezog mich halt nur auf die Darstellung bei Aktenzeichen, die ja, so meine Annahme, die dargestellen Fälle so gut es geht, am Tatsachenverhalt anlehnen.

Persönlich finde ich das auch ein starkes Stück. Freundschaft hin, Freundschaft her, hier die Mutter von einem Fehlen der volljährigen Tochter unmittelbar zu "petzen". Aber Ok. Somit wurde die Sache angeschoben.

hesselbach schrieb:Emz. Ich bin eigentlich kein polizeivorschriftenüberarbeiter...aber wie eine Vorschrift auch immer ist, der Ermessensspielraum des einzelnen Beamten ist eigentlich recht gross und da kann sich dann doofheit oder Klugheit ausdrücken. Leider häufig ersteres...

Wenn ich da keinen großen Ermessensspielraum sehe, dann wird das möglicherweise an meiner Doofheit liegen :troll:

Mach dich mal schlau, wie das mit dem @ so funktioniert, nicht, dass ich deine Antwort womöglich mal überlese.

SGarcia schrieb:Persönlich finde ich das auch ein starkes Stück. Freundschaft hin, Freundschaft her, hier die Mutter von einem Fehlen der volljährigen Tochter unmittelbar zu "petzen". Aber Ok. Somit wurde die Sache angeschoben.

Die Freundin verabschiedete Frauke an dem Abend in dem Wissen, dass Frauke nach Hause wollte.
Am nächsten Tag kommt sie nicht zum Unterricht. Vielleicht hat sie auch während dem Unterricht eine SMS geschrieben und die Antwort blieb eben aus. Die Freundin macht sich zurecht Sorgen und informiert eben fragend die Lehrkraft. Eine gute Freundin und alles richtig gemacht.

Nev82 schrieb:Wie bitte transportiert man eine Leiche mit ausgebildeter Leichenstarre in einem Auto

Ich verstehe deine Verwunderung, wenn du dir einen ausgestreckten Körper vorstellst (so wie wahrscheinlich die meisten Menschen sterben: im Bett liegend oder zu Boden gefallen liegend. Es könnte aber möglich sein, dass F kauernd gefesselt verstarb. Oder dass der Leichnam kurz nach Todeseintritt verändert wurde, zB Arme über der Brust gekreuzt, Beine angewinkelt an den Körper. Also rein theoretisch.
Weil wir aber nicht wissen, wie Frauke zu Tode kam und wo sie festgehalten wurde - einsames Versteck oder in einem Fahrzeug oder ständig den Täter um sich herum - kann man schlecht sagen, ob mit der Verbringung längere Zeit gewartet wurde.

Kuno426 schrieb:Nev82 schrieb:
Wie bitte transportiert man eine Leiche mit ausgebildeter Leichenstarre in einem Auto

Nachtrag @Nev82 Es ging auch mehr um die "Handlichkeit" bei der Bewältigung der Strecke bis zum Fahrzeug. Dass der leblose Körper nicht schlaff herunterhängt (so hatte ich es verstanden).
Wenn der Körper dann im Auto ist, kann ja die Starre in den Gelenken wieder gebrochen werden.
(So würde man ja auch verfahren, wenn ein Toter zB im Sessel sitzend allein verstorben ist oder ein verunglückter Autofahrer, wo man sich zuerst um die Versorgung der Verletzten kümmern würde bzw das Fahrzeug bergen und aufschneiden müsste. Wenn der Tote abtransportiert werden soll und dies zufällig zu der Zeit geschieht, wo die Leichenstarre voll ausgeprägt ist, "bricht" man die Starre, um den Leichnam in den Transportsarg zu legen.)

bura007 schrieb:Vielleicht sollte man einmal überlegen, wem nützten diese Anrufe? Sicherlich nicht dem unbekannten Kastenwagen - Entführer, der Frauke entführt und gegen ihren Willen festhält. -)
Jetzt bitte nicht mit dem Argument Fahndungsdruck wegnehmen argumentieren, der würde selbst in diesem Fall das weitaus kleinere Risiko sein, als sein " Entführungsoper" 1 Woche lang telefonieren zu lassen.

Das ist ein interessanter Ansatz. Heute 15 Jahre nach alledem, und in Anbetracht der bekannten Fakten, gehe ich davon aus, dass nur die erste SMS ausschliesslich vom Täter stammt. Ich kann mir nicht vorstellen, wie man eine SMS, die mit "Komme später" beginnt und mit "Bis später" endet, als Frauke-typisch bezeichnen würde.
Alles, was danach passierte (Telefonanrufe), war von Frauke beeinflusstes Täterverhalten. Als sie das erste Mal aufwachte, hat sie vielleicht zum Täter gesagt: "Oh Gott, wo bin ich, ich muss Chris Bescheid sagen" und der Täter erwiderte: "Ich habe ihm eine SMS geschickt". Daraus gelang es ihr, diese Telefonstory weiter zu entwickeln.

↑ Nur ein mögliches Szenario.

emz schrieb:War es denn nicht so, dass Chris die meiste Zeit gar nicht in Paderborn sondern bei seinem Vater verbrachte?

Ja, das hatte mich bzgl Tel. und Schlüssel gewundert. Kann aber nicht sagen, ob Chris an diesem WE auch die Stadt verliess.
Ich kann schlecht einschätzen, warum Chris keine Absprache mit Frauke traf. Vllt hat er das nur nicht notiert. Vllt wollte er dem evtl mithörenden Täter auch nicht das Schlüsselversteck verraten. Oder nicht verraten, dass die Wohnung leer ist übers WE (und der Täter vllt mit Frauke gemeinsam in die Wohnung geht. Man weiss ja nie...) Jedenfalls finden wir in den Gesprächsprotokollen keinerlei Absprache für den Fall, dass Frauke heimkommt und vor verschlossener Tür steht.

Sie kannte ja Chris' Gewohnheiten (WE beim Vater). Umso unverständlicher die Ankündigung (auch ggü Bruder Frank):
Freitag SMS 23.04 Uhr "Komme heute..."
Freitag Rückruf 23.06 Uhr "...heute, auch nicht zu spät."
Samstag Anruf 14.23 Uhr "Komme nicht so spät. ...heute Abend."

AnNevis schrieb:hätte sie es zuvor telefonisch abklären müssen.

Genau dieses Abklären fehlt aber (in den Protokollen, s.o.)
Bei der Ankündigung "Komme HEUTE" ist der Anrufzeitpunkt 23.06 Uhr ja selbst schon "kurz ZUVOR"!

Kuno426 schrieb:Weil wir aber nicht wissen, wie Frauke zu Tode kam und wo sie festgehalten wurde - einsames Versteck oder in einem Fahrzeug oder ständig den Täter um sich herum - kann man schlecht sagen, ob mit der Verbringung längere Zeit gewartet wurde.

Ja natürlich, all das wissen wir nicht. Die reinen Fakten in diesem Fall sind sehr, sehr spärlich

Auf mich hat das Ganze aber immer eher wie eine kopflose Aktion gewirkt, als an einen strategisch durchdachten Plan
Zumindest im weiteren Verlauf dieser Entführung, oder was immer es anfangs auch war

Das muss nicht richtig sein, aber Frauke scheint mir am Ende aus einer gewissen Überforderung des Täters gestorben zu sein. Ob er sie einfach nicht mehr versorgt hat und Frauke an einem Mangel an Nahrung/Flüssigkeit starb, eine Sedierung schief gelaufen ist oder sie gezielt ermordet wurde ist aus meiner Sicht alles möglich

Auch die Leichenablage wirkt wie eine hastige Aktion

Da passt für mich nicht das Kalkulieren von Leichenstarre und in welcher Krümmung der Körper dann besser in einem Fahrzeug transportiert werden kann

Die Gespräche sind so voller Ungereimtheiten, dass man fast annehmen muss, dass sie nie so stattgefunden haben. Es sind. halt nur Gesprächsprotokolle. Und nur ein einziges Gespräch wurde von mehr als einer einzigen Person gehört.

Kuno426 schrieb:Genau dieses Abklären fehlt aber (in den Protokollen, s.o.)
Bei der Ankündigung "Komme HEUTE" ist der Anrufzeitpunkt 23.06 Uhr ja selbst schon "kurz ZUVOR"!

Eben. Für mich zumindest ein Hinweis dafür, dass Frauke eben nicht frei sprechen konnte.
Wäre es so gewesen, so hätte sie die Problematik des fehlenden Schlüssels bei den Ankündigungen des Heimkommens thematisieren müssen, da sie ja wusste, dass Chris ab Donnerstag nach den Vorlesungen nicht mehr in der WG ist.

@eifel49
Oder es wurde nur das veröffentlicht, was relevant ist. Ich versuche da auch die Dinge im Kopf durchzugehen, da ich auch mit einem Kumpel in einer WG wohne. Da kommt es auch mal vor, dass einer von uns über Nacht wegbleibt und man den anderen nicht über jeden Schritt in Kenntnis setzt. Aber da ist ja eben die Sache mit dem Schlüssel, den Frauke nicht hat. Entweder haben sie schon vor gerqaumer Zeit ein Versteck oder Nachbar, wo der Schlüssel dann hinterlegt ist, für den Fall der Fälle, denn wenn bei mir die Situation so wäre und mein Kumpel hat keinen Schlüssel (auch schon vorgekommen, dass einer mal was vergisst). Und da finde ich seltsam, dass da sowas nicht kommt, wie "Wann kommst Du denn, ich bin bei meinem Vater, du hast ja keinen Schlüssel,....". Das wäre für mich jetzt naheligend. Bis zu dem ersten Telefonat, denke ich mal dürfte nicht klar gewesen sein, dass sie in massiven Schwierigkeiten steckt und gegen ihren Willen festgehalten wird.

Wäre doch naheliegend.

Die Schwester hat sich ja erst ab dem Zeitpunkt in dem Appartement mitaufgehalten, als schon die Suche angelaufen ist und hat den PC duchforstet.

Stimmt es eigentlich, dass Frauke schon mit 16 zu Hause ausgezogen ist, um in Bielefeld ein Berufskolleg zu besuchen?
Nach der Ausbildung fand sie keinen Job und hat dann ein Jahr bei den Eltern gewohnt, bevor sie mit Chris nach Paderborn gezogen ist.
Ein 3/4 Jahr später verschwindet sie.

eifel49 schrieb:Und nur ein einziges Gespräch wurde von mehr als einer einzigen Person gehört.

Zumindest gab es noch einen zweiten/dritten Zeugen: den Bruder Frank, der zurückrief, sich aber auch nur an ein kurzes Gespräch mit dem üblichen Inhalt erinnerte!

Nev82 schrieb:Da passt für mich nicht das Kalkulieren von Leichenstarre

Vllt nicht kalkuliert. Aber vllt war zufällig die Leichenstarre gerade ausgeprägt und beim Transport zum Auto hilfreich.
Falls Frauke einsam in einer nicht ausgestreckten Position gestorben war. Oder weil sie der Täter nicht sofort nach dem Todeseintritt wegbringen konnte.
(Mir ging es eher darum, dass die Leichenstarre bei Notwendigkeit gebrochen werden kann.)

Kuno426 schrieb:Vllt nicht kalkuliert. Aber vllt war zufällig die Leichenstarre gerade ausgeprägt und beim Transport zum Auto hilfreich.

Ich verstehe die Diskussion darüber nicht wirklich.
Ein schmächtig männlicher Täter dürfte genauso viele Probleme mit der Verbringung einer Leiche haben, wie eine etwas weniger schmächtige Täterin.
Es ist sicherlich richtig, dass die Wahrscheinlichkeit eher für einen männlichen Täter spricht (auch betreffend der Causa), aber letztendlich ist es eben auch nur eine Wahrscheinlichkeit.
Wenn ein männlicher Täter die Verbringung kann, dann kann auch eine Frau das, eben auch, weil wir nichts über die entsprechende körperliche Konstitution des Täters wissen können.
Wir wissen nur, dass jenem/jener es möglich war.
Ansonsten müssten wir auch darüber bemüht "sinnieren", dass eigentlich nur ein männlicher "Täter" mit einer entsprechenden körperliche Konstitution X in Frage kommt. Kann man natürlich auch machen, aber bevor man an diesem Punkt ist, wären (aus meiner Sicht) andere Antworten vielmehr gewinnbringender.