BoobSinclar schrieb:Ich hatte die Diskussion so verstanden, dass der Ort des Aufeinandertreffens an jenem Tag nach Fraukes Verlassen des Pubs eine besondere Bedeutung für den Täter haben müsse in dem Sinne, dass er davon ablenken musste (sms aus Nieheim), weil er sonst eventuell erkannt, beobachtet, gefasst hätte werden könnte, verstanden.
Ah, ich verstehe. Ich habe es eher so aufgefasst, dass es der Täter -wenn überhaupt- nur darauf abgesehen hatte, frische Zeugenaussagen vom Vorgang des Erstkontaktes zu vermeiden. Es war nicht ganz unwahrscheinlich, dass in einer großen Stadt, im Zuge der WM, und um diese Uhrzeit noch Personen in der Nähe waren, die zufällig z.B. das Ansprechen oder Zusteigen FL in ein Fahrzeug beobachtet haben könnten. Hätte die Polizei pro aktiv und zeitnah gezielt Zeugen für diesen Vorgang gesucht, vlt. hätte sich jemand an ihn (den Täter/Personenbeschreibung) und/oder das Fahrzeug (Typ/Farbe/ggf. Kennzeichen) erinnern können. Durch die Ablenkung vom Initialort wurde das -ob gewollt oder nicht- erfolgreich verhindert.
Das die Örtlichkeit an sich einen direkten d.h. sofortigen Rückschluß auf den Täter ermöglicht, halte ich degegen -so wie Du auch- für eher unwahrscheinlich. Wenn es aber einen -vlt. indirekten- Bezug gibt (wovon ich ausgehe), grenzt das zumindest den Täterkreis ein, wenngleich der Ort sicher keinen konkreten Namen liefern kann. Mit der Ablenkung -sofern sie tatsächlich vom Täter so initiiert wurde- schlug er dann quasi zwei Fliegen mit einer Klappe. Er verhinderte Zeugenaussagen und verhinderte Rückschlüsse, weil die genaue Örtlichkeit so im Dunkeln bleibt. Umso wichtiger wäre es heute, diesen Ort zu finden. Auch wenn er vlt. nach all der Zeit nicht mehr so aussagekräftig sein mag, wie kurz nach dem Geschehen. Ich möchte den Initialort jetzt auch nicht überbewerten. Aber er könnte ein Puzzlestück sein das es wert ist, zu finden. Jeder Hinweis zählt in diesem Fall.
BoobSinclar schrieb:(...) Genauso, wie ich nicht daran glaube, dass die gewaltsame Entführung an eben jenem Ort begonnen hat, sondern frühestens nach der ersten sms.
Die Annahme, dass der Zustieg von FL in das Täterfahrzeug noch von ihr freiwillig erfolgte und die Entführung damit erst nach der SMS von FL auch als solche erkannt wurde, ändert mMn nichts an der Initialörtlichkeit und evtl. mit diesem verbundenen Hinweisen auf den Täter. Wenn er ihr bewusst und ggf. vorgeplant dort auflauerte bzw. dem Opfer erstmalig zu erkennen gab, begann genau dort auch die Entführung, ganz egal ob sie zu diesem Zeitpunkt von FL als solche realisiert wurde.
BoobSinclar schrieb:Sollte man davon ausgehen, was nicht unrealistisch scheint, dass Frauke ihren Entführer gekannt hat, dann wird der sie nicht von eben diesem Ort des Aufeinandertreffens kennen, sondern woanders her. Damit wäre auch wieder der konkrete Ort nicht mehr als eine günstige Gelegenheit und erzählt nichts über Täter und/oder Motiv.
Mir erscheint zunächst mal unrealistisch, dass sich die Entführung der FL erst spontan auf der Fahrt nach Nieheim ergab. Der Täter lockte das Opfer vlt. noch unter Vorspiegelung falscher Tatsachen oder einer anderen "List" in sein Fahrzeug, jedoch geschah das mMn von vorn herein in Tatabsicht. In sofern ist es eigentlich unerheblich, zu welchem Zeitpunkt FL sich tatsächlich über die wahren Absichten im Klaren war. In der Tatplanung spielte dieser Initialort eine Rolle. Damit gibt es sicher auch einen Bezug zum Täter. Ob das dann letztenendes ausreichen könnte, zusammen mit anderen Informationen auch den Täterkreis entscheidend zu verkleinern oder ihn selbst zu finden, steht auf einem anderen Blatt. Dazu müßte man den Ort ja ersteinmal kennen und auswerten.
Sollte FL den Entführer persönlich und von Angesicht zu Angesicht gekannt haben, spielt der Ort für das Verhältnis zwischen Täter und Opfer keine Rolle. Das ist natürlich richtig. Sie haben sich sicher nicht dort kennengelernt oder soetwas. Aber das erwartet man von diesem Initialort für gewöhnlich auch garnicht. Er grenzt nur ein und/oder wirkt im Zusammenspiel mit anderen Informationen. Der Ort sagt auch etwas über konkrete Eigenschaften des Täters und/oder Verhältnis zwischen Täter und Opfer aus. Z.B. ob der Täter aus dem Dunkel eines Hinterhofes zuschlug oder mitten auf der erleuchteten Straße. Ob er Gegenwehr erwartete (bzw. sogar in Kauf nahm) oder nicht usw. usf. Also so ein Initialort kann mMn eine Menge erzählen. Den Täternamen findet man hingegen sicher nicht eingeritzt in den Kantstein. Das wäre zu viel erwartet.