Mord an Frauke Liebs

@Mister-X
Ich verstehe nicht so genau, was die Messungen Aussagen. Was hat die große Entfernung zu Brakel zu bedeuten?
Wäre es möglich, mir technisch völlig unbegabten User die Zusammenhängen ohne Zellenangaben etc zu erklären? Würde es sehr gerne verstehen.

Szuka schrieb:Bezüglich der Handyortung.....konnte man feststellen, ob die Telefonate ggf. alle im gleichen Bereich stattfanden, nur die SMS an verschiedenen Orten?
Die könnte der Täter auch selbst geschrieben haben..

Guter Ansatz. Trifft aber nicht zu: Anrufe gab es aus Sennelager, Dören und Mönkeloh - es ist auszuschließen, dass es einen gemeinsamen Standort gab.

Ewigkeit8 schrieb:Ich verstehe nicht so genau, was die Messungen Aussagen. Was hat die große Entfernung zu Brakel zu bedeuten?
Wäre es möglich, mir technisch völlig unbegabten User die Zusammenhängen ohne Zellenangaben etc zu erklären? Würde es sehr gerne verstehen.

Vorab: Es gab einige Berechnungen, die aufzeigten, in welchen Bereichen bei Bad Driburg die Zelle Nieheim Entrup empfangbar sein müsste.
Genau dort wurde dann eben gemessen und festgestellt, dass die CID der Zelle Nieheim nicht aufschien.
Rot gekennzeichnet wurde die Verbindung vom Messpunkt C9 nach Brakel aufgrund der großen Entfernung.

Ein interessanter Auszug aus einem BKA-Text zum Thema Fallanalyse.
Vieles im aktuellen Fall trifft auf einen planenden Täter zu.

Dieser wird folgendermaßen Charakterisiert:

„Planende Straftäter stehen in der Regel hoch im Geburtsrang (Geschwisterreihenfolge) und sind häufig erstgeborene Söhne. Das Arbeitsverhältnis des
Vaters ist stabil. Der elterliche Erziehungsstil wird als inkonsistent wahrgenommen. Der planende Straftäter besitzt einen durchschnittlichen bis überdurchschnittlichen Intelligenzquotienten, wenngleich das Niveau seiner Jobs
oftmals hinter seinen Fähigkeiten zurückbleibt. Er übt qualifizierte Tätigkeiten
aus, weist aber zugleich eine Arbeitsgeschichte auf, die durch Unbeständigkeit
charakterisiert ist. Vor den Morden sind oft Stressfaktoren im persönlichen Umfeld zu beobachten, wobei die Stressoren häufig eheliche, finanzielle oder am Arbeitsplatz auftretende Probleme darstellen. Der planende Täter ist sozial
integriert und lebt gewöhnlich mit einem Partner zusammen. Er berichtet
möglicherweise, dass er sich zur Tatzeit in einem allgemein wütenden Zustand
befand oder sich deprimiert fühlte. Vor dem Mord hat er eventuell Alkohol
konsumiert. Es ist wahrscheinlich, dass der planende Täter ein sich in einem
guten Zustand befindliches Auto besitzt. Sein ausgeprägtes Fantasieleben
spiegelt sich oft darin wider, dass er Souvenirs vom Opfer oder vom Tatort
mitnimmt.151 In seiner Wohnung finden sich häufig Zeitungsausschnitte über
die von ihm verübten Morde, was darauf hinweist, dass er die Berichterstattung
in den Medien verfolgte.“152 Gelegentlich ist zu beobachten, dass der planende
Sexualmörder nach einer Tat sein alltägliches Verhalten ändert und etwa außergewöhnlich viel Alkohol trinkt oder seinen Wohnort oder Arbeitsplatz wechselt.

Quelle: BKA, Forschungsreihe, Fallanalyse und Täerprofil, Jens Hoffmann und Cornelia Musolff - frei im Netz erhältlich

Ewigkeit8 schrieb:Naja... wenn es ein Bekannter war, muss er nicht direkt mit Chris oder der Familie befreundet gewesen sein, um an Infos zum Ermittlungsstand zu gelangen.
In diesem Alter sind Freundes- und Bekanntenkreise oft sehr groß und miteinander verzweigt.
Man lernt durch Partys und Freunde so viele neue Leute kennen... oft überschneiden sich verschiedene Cliquen, weil diese irgendwie miteinander verknüpft sind, durch einzelne Personen die wiederum miteinander befreundet sind

Ja, das denke ich auch. Das Verschwinden wird Thema im Freundeskreis gewesen sein. Viele erzählen das wiederum ihren Freunden usw. Das wird dann den Weg zum Täter gefunden haben. Es ist ja damals auch nicht auffällig gewesen, wenn man nachfragt, ob es neues gibt.
Andere Möglichkeit an die Infos zu kommen ist, wenn man z.B. Connections zur Polizei hat etc.

viperk schrieb:Andere Möglichkeit an die Infos zu kommen ist, wenn man z.B. Connections zur Polizei hat etc.

Das sind aber "Profis", die werden sicher nicht über laufende Ermittlungen plaudern. Und selbst wenn der Täter versuchen würde, eine solche Quelle anzuzapfen, wäre die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich diese potenzielle Quelle (ein "Profi") daran erinnert. Also sehr riskant für den Täter.

sören42 schrieb:Das sind aber "Profis", die werden sicher nicht über laufende Ermittlungen plaudern. Und selbst wenn der Täter versuchen würde, eine solche Quelle anzuzapfen, wäre die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich diese potenzielle Quelle (ein "Profi") daran erinnert. Also sehr riskant für den Täter.

Meinte eher innerhalb der Familie. Zum Beispiel der Bruder des Täters oder so....nur so ein Gedanke...wenn man da über so einen Vermisstenfall spricht (hingen ja Plakate horr und da in drr Öffentlichkeit- also krim geheimes Thema) und der Polizist sagt dann, dass das nicht mehr aktuell ist, da derjenige sich gemeldet habe und die Sache daher erledigt ist....dann weiß man ja bescheid...

@Mister-X
Wenn man sich in einem hohen Gebäude/erhöhtem Gelände befindet, z. B. einem Turm, steigt dann die Wahrscheinlichkeit, sich in eine entferntere Funkzelle einzubuchen statt einer in der Nähe befindlichen? Oder spielt das keine Rolle?

sören42 schrieb:Wenn man sich in einem hohen Gebäude/erhöhtem Gelände befindet, z. B. einem Turm, steigt dann die Wahrscheinlichkeit, sich in eine entferntere Funkzelle einzubuchen statt einer in der Nähe befindlichen? Oder spielt das keine Rolle?

Ja, die Wahrscheinlichkeit steigt dann in der Regel an - ist aber kein Muss!

viperk schrieb:der Polizist sagt dann, dass das nicht mehr aktuell ist,

Normal würde er das nicht sagen. Sondern hören, was der Hinweisgeber eigentlich will oder dazu zu sagen hat. Aber ausgeschlossen ist es natürlich nicht.

Am Tag ihrer Entführung war es extrem heiß und stickig. Vielleicht fuhr er mit ihr an einen "romantischen" Ort oder einen Ort, der für ihn eine besondere Bedeutung hatte, um sie von sich zu überzeugen. Ein Ort mit Ausblick, wo ein leichter Wind weht (z. B. erhöht, daher meine Frage nach den Reichweiten an @Mister-X) und man die Sterne sehen kann, vielleicht.

Der Lattbergturm wäre eine solche Stelle in der Funkzelle Nieheim-Entrup, und er ist auch rund um die Uhr geöffnet, so wie es aussieht. Hier mal ein kurzes Video zu dem Turm, das ich auf YouTube gefunden habe https://m.youtube.com/watch?v=6UJqHjUk9xw

sören42 schrieb:Der Lattbergturm wäre eine solche Stelle in der Funkzelle Nieheim-Entrup, und er ist auch rund um die Uhr geöffnet, so wie es aussieht.

Gut möglich, dass man von diesem Turm aus in die Zelle Nieheim Entrup eingebucht ist, auch wenn er nicht in der Hauptstrahlrichtung liegt.

@sören42

Habe soeben erkannt, dass der Lattbergturm sehr nahe an der Zelle Nieheim Entrup steht - siehe Foto:


Original anzeigen (0,6 MB)


Unsere Messungen haben gezeigt, dass bei einem "zu starken" Signal eine Nachbarzelle gewählt wird.
Dieser Effekt kann auch hier zu tragen kommen.

sören42 schrieb:Am Tag ihrer Entführung war es extrem heiß und stickig. Vielleicht fuhr er mit ihr an einen "romantischen" Ort oder einen Ort, der für ihn eine besondere Bedeutung hatte, um sie von sich zu überzeugen. Ein Ort mit Ausblick, wo ein leichter Wind weht (z. B. erhöht, daher meine Frage nach den Reichweiten an @Mister-X) und man die Sterne sehen kann, vielleicht.

Ich habe irgendwo gelesen und ein Foto gesehen von dem Abend in PB. Da standen die Leute draußen alle mit Schirmen....weiß nicht mehr, wo ich das gesehen habe. Ich suche nochmal.

Und hier ein Bild vom Funkmast Nieheim Entrup


Original anzeigen (0,5 MB)

Quelle: Wikipedia

sören42 schrieb:Normal würde er das nicht sagen. Sondern hören, was der Hinweisgeber eigentlich will oder dazu zu sagen hat. Aber ausgeschlossen ist es natürlich nicht.

Ich meinte ja keinen fremden Hinweisgeber, sondern jemanden, dessen sehr naher Verwandter (zb. Bruder) bei der Polizei ist. Da könnte ich mir vorstellen, dass wenn der eine Bruder zum anderen sagt, dass er da Plakate gesehen hat und er sich fragt, wie an so einem belebten Ort jemanden verschwinden kann etc pp, der Polizist dann zu seinem Angehörigen sagt, dass es sich erledigt habe, da diejenige sich telefonisch gemeldet habe...

@Mister-X
Danke für die Erklärung.

Ich denke ebenfalls, wie hier schon öfter erwähnt, dass die Ermittler noch andere konkrete Hinweise haben, die nach Nieheim führen, außer der gesendeten SMS.

Nur von der SMS auf Nieheim zu schließen, wäre nicht nachvollziehbar.
Denn: der Täter kann wie, wie von Sören42 erwähnt, für eine bestimmte Ausflugsstelle die Richtung Nieheim angepeilt haben, die er von Ausflügen mit Freunden/Familie kennt. Obwohl er selber aus dem Gebiet Paderborn kommt.

Und wenn Winfried den Mord an Frauke allein verübt hat, ohne Angelika ? Und Angelika hat er davon nicht
erzählt.
Er war ja nicht so redselig wie sie vor Gericht.
Vielleicht ist er nicht so gerne im Knast, wie A.
und erzählt es einfach nicht. Was meint ihr ?

Da glaube ich gar nicht dran, dass die beiden (oder auch nur er) was damit zu tun haben.