abberline schrieb:Das ist denkbar. Ich könnte dir auch nicht sagen, wer vorgestern Abend irgendwo alles entgegenkam, weil man im Dunkeln nicht auf jeden achtet, der an einem vorbei geht, es sei, es wäre so einsam, dass wer anderes direkt auffällt...
Genau. Normalerweise achtet niemand auf die Menschen, die ihm entgegen kommen, wenn diese sich nicht auffällig verhalten. Weder hätte jemand auf eine Frauke geachtet, die allein nach Hause ging, noch auf eine Frauke, die mit einer weiteren Person zusammen war.
Nachdem dann öffentlich nach ihr gesucht wurde, mag der eine oder andere angestrengt nachgedacht haben, ob er irgendwo eine Frauke gesehen hat, an jenem Abend. Und hier würde derjenige in seiner Erinnerung nach einer Frau allein suchen, wäre sie mit einem anderen ihm begegnet, ist die Wahrscheinlichkeit, dass er sich daran erinnert noch geringer.
Die Gesamtumstände des Falles sagen mir aber, dass der Täter Frauke kannte und in bestimmtem Umfang auch umgekehrt. Wie sich die beiden an diesem Abend getroffen haben ist unklar, aber vermutlich hat sich Frauke freiwillig zu dem Täter in ein Fahrzeug begeben.
Der rätselhafteste Punkt ist, warum sie dann anscheinend Paderborn erst einmal verlassen haben. Dazu haben wir schon alle denkbaren und undenkbaren Theorien hier diskutiert, das muss man nicht wiederholen.
Meine Theorie ist, dass es etwas gab, was Frauke einleuchtete und keine Angst machte. Eine Vermutung von mir, und nicht mehr, ist, dass sich die beiden in Bad Driburg aufgehalten haben.
Wenn es nun technisch unmöglich ist, dass Frauke die SMS schon geschrieben hat, als sie noch in Paderborn war und das Telefon sie erst später gesendet hat, als es wieder Strom hatte, dann liegt nahe, dass Frauke die SMS gegen 1 Uhr geschrieben hat. Und dann vermute ich, hat sie das auf der Rückfahrt nach Paderborn getan, noch ohne einen Verdacht, dass etwas passieren würde. Sie ging davon aus, nicht viel später bei Chris zu erscheinen.
Es muss also dann etwas zwischen Nieheim und Paderborn passiert sein. Dazu kann ich mir durchaus Szenarien vorstellen. Beispiel: Der Täter, heilfroh, dass es ihm gelungen war, 2 Stunden mit Frauke zu verbringen, wollte keineswegs, dass der Abend zusammen nun vorbei war. Er drängelte und bettelte, dass sie noch mit zu ihm komme etc. Sie wendet ein, sie muss am nächsten Tag zur Schule usw. Am Ende akzeptiert er aber kein nein, und anstatt sie nach Hause zu fahren fährt er zu seinem Wohnort und zwingt Frauke mitzukommen.
Wie gesagt, nur ein Beispiel. Dann geht der Fall seinen bekannten Gang.
Deutlich wird dabei, dass Nieheim an sich gar keine Rolle spielt. Ich bin mehr und mehr der Überzeugung, dass Frauke in Paderborn festgehalten wurde. Insofern war Nieheim eine Ablenkung, aber gar keine geplante. Es hat sich zufällig ergeben, dass Frauke die SMS bei der Fahrt durch die Nieheimer Funkzelle abgesendet hat. Jede Suche nach einer Verbindung zu Nieheim musste somit ergebnislos bleiben.
Wo wurde Frauke festgehalten? Ja, es sind hier verschiedene Varianten denkbar: in erster Linie denkt man freilich an eine Wohnung, ein Haus, eine Garage, einen Schuppen... aber möglich ist sicherlich auch ein Fahrzeug, ein Wohnmobil, ein Kastenwagen usw. Im Extremfall sogar ein PKW, wobei das schon sehr unwahrscheinlich wird.
Aus praktischer Sicht allerdings glaube ich weniger an ein Festhalten in einem Fahrzeug. Allein das Problem, eine Toilette aufzusuchen, ergäbe da ja logistische Schwierigkeiten. Zumindest denke ich, hatte der Täter dennoch einen privaten Platz, an dem er das Fahrzeug unauffällig abstellen konnte, eine Garage, einen Schuppen, eine Scheune und von dem aus Frauke ungesehen eine Toilette aufsuchen konnte.