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Mord an Frauke Liebs

92.217 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Entführung, Telefon ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mord an Frauke Liebs

Mord an Frauke Liebs

28.05.2018 um 20:18
Zitat von mlaskamlaska schrieb:Im Prinzip würde ich Dir vollkommen zustimmen. Eine Frage wäre aber noch: der Typ muss noch die Möglichkeit gehabt haben,
FL irgendwo eine Woche lang unerkannt unterzubringen mit allen Konsequenzen. So ein spontanes Treffen am Abend mit
einer geplatzten Liebeserklärung ist ja eine Sache, die immer wieder mal vorkommt. Aber die andere Seite wäre, wie man
es als zukünftiger Täter schafft, seinen Tagesablauf so zu gestalten, dass nach aussen alles normal aussieht.

Wie siehst Du die soziale Integration des Täters? Ging er einer regelmäßigen Tätigkeit nach, oder hatte er gerade Urlaub, wieso hatte er
Möglichkeiten an der Hand, zu verhindern, dass FL sich irgendwie innerhalb der einen Woche bemerkbar macht? Wieso hing die
Schwelle zu einem Verbrechen am Ende so niedrig?
@mlaska

interessante Fragen
Ich will keinen Roman entwerfen- am Ende war dann doch alles anders.

Dass er eine Arbeit hatte, kann ich mir schon vorstellen.

Nach meiner Vorstellung ist der Täter ein unauffälliger Mann.
Er ist niemand, von dem Nachbarn, Familie evtl. Kollegen annehmen würden, dass er etwas Kriminelles tut.

Ich könnte mir vorstellen, dass Frauke vorher in seinen Gedanken einen großen Raum eingenommen hat. Er hat sich eine glückliche Beziehung zusammenphantasiert.

Er hat an diesem Abend seine Liebeserklärung geplant-und gehofft, dass sie beglückt reagiert. Ihn auch liebt-.
Er hat sich gewünscht, dass es so kommt, aber er war durchaus nicht sicher.
Er hat sich gedacht, dass Frauke vielleicht eine Zeit brauchen wird, ihre Liebe zu ihm zu entwickeln.
Ihm ist bewusst dass er ein verschlossener Mensch ist, der von den Anderen unterschätzt wird.
Auch Frauke wird vielleicht nicht sofort sehen, wie toll er ist-und wie gut sie zusammenpassen.

Für den Fall also, dass ihn Frauke abweisen würde, hat er einen Raum vorbereitet, in dem sie ihn näher kennenlernen sollte.
Er hat sich noch nicht mal gedacht, dass er ein Verbrechen begeht.

Und wie hat Frauke reagiert?
Sie hat nicht den Fehler gemacht, ihn auszulachen.
Frauke wird als hilfsbereit und mitfühlend beschrieben.
Sie hat auf Überzeugung gesetzt.
Die Anrufe gingen vielleicht auf ihre Überzeugungsarbeit zurück.
Sie hat ihm klar gemacht, dass sie sofort gesucht wird, wenn es kein Lebenszeichen von ihr gibt.

Ihr war bewusst, dass sie ihm ausgeliefert ist und, dass er Gewalt anwenden würde, wenn sie versucht zu fliehen.

Ihre Stimme am Telefon klang möglicherweise so verwaschen, weil sie übermüdet war.
Sie hat versucht wach zu bleiben, um die Kontrolle nicht vollständig abzugeben.


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Mord an Frauke Liebs

28.05.2018 um 20:21
Zitat von frauZimtfrauZimt schrieb:Und wie hat Frauke reagiert?
Sie hat nicht den Fehler gemacht, ihn auszulachen.
Frauke wird als hilfsbereit und mitfühlend beschrieben.
Sie hat auf Überzeugung gesetzt.
Die Anrufe gingen vielleicht auf ihre Überzeugungsarbeit zurück.
Sie hat ihm klar gemacht, dass sie sofort gesucht wird, wenn es kein Lebenszeichen von ihr gibt.
Das liest sich für mich stimmig.


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Mord an Frauke Liebs

28.05.2018 um 20:22
@Egali
Wie wäre es, wenn der Täter zur Zeit der Tatbegehung kein Schüler, sondern Student gewesen wäre? Studenten haben ja eher eigene Wohnungen, als Schüler.


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Mord an Frauke Liebs

28.05.2018 um 20:23
@Benandante:

Ja, könnte sein, Schüler hatte ich eingeworfen, um den Bezug zur Mutter herzustellen.
Er kann ja bereits vor 2 oder 3 Jahren das Abitur bei der Mutter gemacht haben und mittlerweile studieren.

Das versuchte ich weiter oben auch zu skizzieren.


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Mord an Frauke Liebs

28.05.2018 um 20:42
Zitat von frauZimtfrauZimt schrieb:Für den Fall also, dass ihn Frauke abweisen würde, hat er einen Raum vorbereitet, in dem sie ihn näher kennenlernen sollte.
Er hat sich noch nicht mal gedacht, dass er ein Verbrechen begeht.

Und wie hat Frauke reagiert?
Sie hat nicht den Fehler gemacht, ihn auszulachen.
Frauke wird als hilfsbereit und mitfühlend beschrieben.
Sie hat auf Überzeugung gesetzt.
Die Anrufe gingen vielleicht auf ihre Überzeugungsarbeit zurück.
Sie hat ihm klar gemacht, dass sie sofort gesucht wird, wenn es kein Lebenszeichen von ihr gibt.

Ihr war bewusst, dass sie ihm ausgeliefert ist und, dass er Gewalt anwenden würde, wenn sie versucht zu fliehen.

Ihre Stimme am Telefon klang möglicherweise so verwaschen, weil sie übermüdet war.
Sie hat versucht wach zu bleiben, um die Kontrolle nicht vollständig abzugeben.
Im Prinzip kann man diese Möglichkeit nachvollziehen. Aber wie muss man sich dann so einen Tages- und Nachtablauf
vorstellen? Was man sicherlich sagen kann ist, dass er FL ihr Handy abgenommen haben musste und er die
Kontrolle darüber hatte. Warum hatte FL nicht, als es Nacht war, einmal probiert, über ihr Handy eine Hilfe-
Nachricht zu versenden? Oder haben die sich die ganze Zeit Auge in Auge gegenübergessen und ihr Problem
beredet? Kann man sich überhaupt vorstellen, dass FL nicht in einer eindeutigen, insbesondere physischen
Gefangenheit war? Müsste er nicht Vorbereitungen getroffen haben, damit er überhaupt die 100%ige
Kontrolle über sie im Rahmen von 24/7 behalten kann? Was denkst Du?


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Mord an Frauke Liebs

28.05.2018 um 20:53
@mlaska
Ich denke, dass die totale Kontrolle rund um die Uhr für eine Einzelperson eigentlich nicht zu leisten ist. Schon gar nicht bei eventuellen Ausfahrten Kilometer über Land mit einem Fahrzeug. Da ist auch eine getönte Scheibe mit viel Verzweiflung schnell mal eingetreten.

Auch die Telefonate wären für einen Entführer nicht zu kontrollieren gewesen. Selbst wenn ein Entführer einem Opfer die Waffe an den Kopf hielte, könnte dieses gerade deshalb, weil es in aussichtsloser Lage ist und dem Tod direkt ins Auge sieht, also nichts mehr zu verlieren hat, den Namen des Täters ins Telefon brüllen.

Dann könnte der Täter das Opfer zwar noch töten, aber es wäre für ihn nicht mehr sinnvoll und tatsächlich würden die Überlebenschancen des Opfers wieder steigen, weil der Täter von dieser Sekunde an gezwungen wäre, eine Exit-Strategie zu fahren, um nicht als Mörder eingebuchtet zu werden.

Dass sie den Namen des Täters nicht genannt hat, bedeutet entweder, dass sie den Täter nicht kannte, was unwahrscheinlich ist, oder dass die Telefonstimme in irgendeiner Weise gescriptet war, so dass der Täter nicht befürchten musste, unkontrolliert entlarvt zu werden. Das wirft allerdings wieder die Frage auf, ob es sich tatsächlich um Dialoge gehandelt hat.


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Mord an Frauke Liebs

28.05.2018 um 21:05
Zitat von BenandanteBenandante schrieb:Dass sie den Namen des Täters nicht genannt hat, bedeutet entweder, dass sie den Täter nicht kannte, was unwahrscheinlich ist, oder dass die Telefonstimme in irgendeiner Weise gescriptet war, so dass der Täter nicht befürchten musste, unkontrolliert entlarvt zu werden. Das wirft allerdings wieder die Frage auf, ob es sich tatsächlich um Dialoge gehandelt hat.
Ja, im Normalfalle würde ich Dir absolut zustimmen. Aus Sicht des Täters wäre es absoluter Wahnsinn, sein
Opfer jedesmal am Telefon sprechen zu lassen. Aber gibt es nicht doch noch eine andere Möglichkeit, wie er
FL hätte unter Kontrolle bringen können? Saßen beide in ihrer speziellen Situation vll. im gleichen Boot, bzw.
hatte er vll. noch ein anderes Druckmittel gegen sie in der Hand? Ein kompromittierendes Video vll. oder
Bilder, die er hätte veröffentlichen können? Nur so ein Gedanke, aber vll. war es in ihrem eigenen Interesse,
ihm zu folgen. Nicht nur wg. der unmittelbaren Gewalt, sondern auch den Folgen in der Öffentlichkeit, bei
ihrem Arbeitgeber ev., etc. Heutzutage werden solche Erpressungsmethoden in den Medien als Fallschilderung
zuhauf publik. Die Frage ist, ob es damals schon diese Tendenzen gab, Menschen unter Druck zu setzen?


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Mord an Frauke Liebs

28.05.2018 um 21:12
Zitat von mlaskamlaska schrieb:hatte er vll. noch ein anderes Druckmittel gegen sie in der Hand? Ein kompromittierendes Video vll. oder
Bilder, die er hätte veröffentlichen können? Nur so ein Gedanke, aber vll. war es in ihrem eigenen Interesse,
ihm zu folgen. Nicht nur wg. der unmittelbaren Gewalt, sondern auch den Folgen in der Öffentlichkeit, bei
Nein, das denke ich nicht.

Er wird sie eingeschüchtert haben.
Er könnte eine Spielzeugpistole gehabt habenm die aussah, wie eine echte.
Ich könnte mir vorstellen, dass Frauke dann Angst gehabt hätte.
Ich finde das auch sehr nachvollziehbar.
Eine Waffe in der Hand eines Menschen, den man für labil hält, macht Angst.
Und er würde gespürt haben, dass sie innerlich zittert und seine Macht ausgekostet haben.
Frauke gehörte ihm, weil sie sich nicht von ihm wegkonnte.

Und eure Überlegungen, wie schwer es ist einen Menschen 24 Std täglich unter Kontrolle zu halten.
Was ist daran so schwierig?
Er hatte sie gefesselt.


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Mord an Frauke Liebs

28.05.2018 um 21:14
Zitat von frauZimtfrauZimt schrieb:er at sie gefesselt.
Ja und nicht nur das, wie wir ja schon ahnten, betäubt mit Drogen,
er kann sie in seinem Wohnwagen mit Handschellen angekettet haben und munter mit ihr durch die Gegend gefahren sein.

Oder eben in seiner Wohnung angekettet und dort ggf. auch getötet haben.

Seit dem Höxter Ehepaar habe ich den Eindruck, dass man vermehrt von Tätern ausgeht.

In diesem Falle glaube ich es nicht.


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Mord an Frauke Liebs

28.05.2018 um 22:04
Zitat von frauZimtfrauZimt schrieb:Er könnte eine Spielzeugpistole gehabt habenm die aussah, wie eine echte.
Ich könnte mir vorstellen, dass Frauke dann Angst gehabt hätte.
Ich finde das auch sehr nachvollziehbar.
Eine Waffe in der Hand eines Menschen, den man für labil hält, macht Angst.
Und er würde gespürt haben, dass sie innerlich zittert und seine Macht ausgekostet haben.
Frauke gehörte ihm, weil sie sich nicht von ihm wegkonnte.

Und eure Überlegungen, wie schwer es ist einen Menschen 24 Std täglich unter Kontrolle zu halten.
Was ist daran so schwierig?
Er hatte sie gefesselt.
Nach der Fesselung war an eine Freilassung eigentlich nicht mehr zu denken. Ein bisschen so ähnlich
wie bei Willi W. aus Bosseborn. Nur bei dem haben die Frauen ja wirklich was für ihn empfunden, kamen
freiwillig zu ihm ins Haus.

In dieser Schilderung steht eher die Ausübung von Dominanz im Vordergrund, das Opfer soll gefügig gemacht
werden. Oder?


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Mord an Frauke Liebs

28.05.2018 um 22:16
Zitat von mlaskamlaska schrieb:In dieser Schilderung steht eher die Ausübung von Dominanz im Vordergrund, das Opfer soll gefügig gemacht
werden.
Demütigung und Machtausübung.
Ob er dafür eine nähere Beziehung zu ihr haben muss, könnte dann auch irrelevant wiederum sein,
allerdings diente eine Schnittstelle - welche auch immer - als Lockmittel - um überhaupt an sie heranzukommen
und ihr Vertrauen zu gewinnen.
Und wenn es eine erfundene Geschichte "ich war der Lieblingsschüler Deiner Mutter, grüß sie schön" der Aufhäner war.

In seinen Augen war sie vermutlich leider auch wenn es so schlimm klingt "nur ein Objekt" oder eine Projektionsfläche, für Haß, Wut...


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Mord an Frauke Liebs

29.05.2018 um 00:20
Zitat von BenandanteBenandante schrieb:Auch die Telefonate wären für einen Entführer nicht zu kontrollieren gewesen. Selbst wenn ein Entführer einem Opfer die Waffe an den Kopf hielte, könnte dieses gerade deshalb, weil es in aussichtsloser Lage ist und dem Tod direkt ins Auge sieht, also nichts mehr zu verlieren hat, den Namen des Täters ins Telefon brüllen.
Diese Einschätzung halte ich nicht für realistisch. Auch wenn FL keine Hoffnung gehabt hätte, dass der Täter sie freilassen würde, hätte sie immer noch hoffen können, durch einen Zufall oder den Erfolg der polizeilichen Fahndung gerettet zu werden. Sie hing an ihrem Leben, an ihrer Familie und ihren Freunden, und ich gehe davon aus, dass sie den Täter deshalb auf keinen Fall provozieren, sondern so viel Zeit wie möglich gewinnen wollte. Außerdem wurde hier bereits auf die Möglichkeit verwiesen, dass der Täter sie davon überzeugt haben könnte, er hätte nichts zu verlieren und würde sich im Fall seiner Entlarvung das Leben nehmen.


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Mord an Frauke Liebs

29.05.2018 um 02:35
Zitat von frauZimtfrauZimt schrieb:Er hat an diesem Abend seine Liebeserklärung geplant-und gehofft, dass sie beglückt reagiert. Ihn auch liebt-.Er hat sich gewünscht, dass es so kommt, aber er war durchaus nicht sicher.Er hat sich gedacht, dass Frauke vielleicht eine Zeit brauchen wird, ihre Liebe zu ihm zu entwickeln. Ihm ist bewusst dass er ein verschlossener Mensch ist, der von den Anderen unterschätzt wird.Auch Frauke wird vielleicht nicht sofort sehen, wie toll er ist-und wie gut sie zusammenpassen.Für den Fall also, dass ihn Frauke abweisen würde, hat er einen Raum vorbereitet, in dem sie ihn näher kennenlernen sollte.Er hat sich noch nicht mal gedacht, dass er ein Verbrechen begeht.
Glaubst Du wirklich, der Täter könne sich eingebildet haben, während er sie betäubte und bedrohte, FL würde Zuneigung zu ihm entwickeln?
Zitat von mlaskamlaska schrieb:Nach der Fesselung war an eine Freilassung eigentlich nicht mehr zu denken.
Wir wissen zwar nicht, dass sie gefesselt war, aber auf jeden Fall hielt er sie gefangen. Nach dem, was uns bekannt ist, halte ich es für extrem unwahrscheinlich, dass der Täter jemals die Absicht hatte, FL freizulassen. Bei einer Lösegeldforderung ist eine Entführung "sinnvoll", um die Angehörigen zu erpressen, und es ist sinnvoll, das Opfer freizulassen, wenn der Zweck erreicht ist. Aber hier bestand das einzige Ziel des Täters offenbar darin, FL in seiner Gewalt zu haben. Und da kann ich nur ein einziges Motiv erkennen: Er genoss es, grenzenlose Macht über FL zu haben. Das würde auch die merkwürdigen Telefonate und SMS' erklären, die meiner Meinung nach nicht nur dazu dienten, die Polizei von weitergehenden Aktivitäten abzuhalten, sondern auch ein grausames Katz-und-Mausspiel mit FL (und ihren Angehörigen) waren. Die mehrfachen Ankündigungen, sie käme am nächsten oder noch am selben Tag nach Hause etc. - er konnte Hoffnungen machen und sie ebenso zerstören, er konnte FL in jeder Weise fühlen lassen, dass sie ihm völlig ausgeliefert war.
Ein solcher Täter sollte auf seine Macht verzichten und sogar einer (zumindest psychologischen) Umkehrung des Machtverhältnisses (FL als Zeugin in Kooperation mit der Polizei und er als ein von der Polizei Gejagter) zustimmen? Ich halte es jedenfalls für weitaus stringenter, dass es für den Täter die ultimative Steigerung seines Machterlebens war, FL nicht nur zu quälen, sondern auch (zu einem Zeitpunkt, den er allein bestimmen konnte) zu vernichten.
Bei den Spekulationen über einen irgendwie gestörten Täter, für den "die Sache irgendwie aus dem Ruder lief und der davon überfordert wurde", sollte man, glaube ich, nicht vergessen, dass doch alles ganz gut organisiert war und der Täter weitaus eher kaltblütig als panisch reagierte- Und vor allem: Dass FL nach Annahme der Ermittler nicht lange nach dem letzten Telefonat gestorben ist. Zwar konnte die Todesursache nicht mehr geklärt werden und deshalb kann auch eine Art von "Unfall" wie versehentliche Überdosierung von Betäubungsmitteln, Ersticken durch Erbrechen bei verklebtem Mund etc. nicht ausgeschlossen werden, aber eine Ermordung ist nach Lage der Dinge doch deutlich wahrscheinlicher. Und das alles spricht für einen Täter, der genau das von Anfang an plante - und nicht für einen in seinem Sozialverhalten zwar gestörten, aber zu Beginn noch relativ harmlosen Menschen.


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Mord an Frauke Liebs

29.05.2018 um 02:52
@birkensee
Wieso ist es "nicht realistisch", anzunehmen, dass Frauke die Möglichkeit gehabt hätte, den Namen des Täters ins Telefon zu brüllen? Es geht nur um die Möglichkeit! Sofern diese Möglichkeit grundsätzlich bestand, wäre das Risiko für den Täter unkalkulierbar gewesen, wenn er das Opfer denn hätte reden lassen! Es gibt auch Menschen, die sich nicht einschüchtern lassen und die Drohung und Zwang wütend macht! Woher sollte ein unbekannter Täter kalkulieren können, wie genau ein Entführungsopfer reagieren wird? Zumal es ja ganz danach aussieht, als habe Frauke frei sprechen und sogar Fragen beantworten dürfen! Damit entzöge sich nicht nur Frauke der Kontrolle des Entführers, sondern auch der Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung. Das macht den Fall höchst ungewöhnlich! Gibt es überhaupt ein Beispiel oder einen Vergleichsfall einer Entführung, bei dem das Opfer mit Angehörigen in dieser Form Kontakt aufnehmen durfte?


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Mord an Frauke Liebs

29.05.2018 um 03:28
Zitat von BenandanteBenandante schrieb:Zumal es ja ganz danach aussieht, als habe Frauke frei sprechen und sogar Fragen beantworten dürfen!
Ich habe ganz und gar nicht den Eindruck, dass FL frei sprechen konnte.
Zitat von BenandanteBenandante schrieb:Es gibt auch Menschen, die sich nicht einschüchtern lassen und die Drohung und Zwang wütend macht!
Zweifellos, aber ich glaube, dass in der Regel unmittelbare Todesangst stärker ist als Wut - zumal Frauke ja immer noch die Hoffnung haben konnte, gerettet zu werden, und in diesem Fall der Täter gefasst und verurteilt worden wäre, ohne dass sie dafür ihr Leben hätte opfern müssen. Sich für die Genugtuung, dass der Täter ins Gefängnis kommt, ermorden zu lassen? Kein aus und vorbei von einem Augenblick zum anderen, sondern ein qualvolles Sterben, mit dem Grauen vor der Endgültigkeit des Todes, im Wissen, seine Eltern und Freunde nie mehr wiederzusehen etc.
Zitat von BenandanteBenandante schrieb:Sofern diese Möglichkeit grundsätzlich bestand, wäre das Risiko für den Täter unkalkulierbar gewesen, wenn er das Opfer denn hätte reden lassen!
Den ersten Telefonkontakt hatte FL erst 48 Stunden nach ihrem Verschwinden: Der Täter hatte also Zeit genug, die Wirkung seiner Gewalt über sie einzuschätzen.


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Mord an Frauke Liebs

29.05.2018 um 03:43
@birkensee

Selbstredend durfte sie frei sprechen. Oder haben Sie den Eindruck, dass sie vom Täter vorbereitete Texte abgelesen hat?

Wenn ein Zustand erreicht ist, in dem die absolute Todesfurcht größer ist als die Wut, sagt ein Opfer gar nichts mehr. Dann wimmert und bettelt es vielleicht noch. Aber die Person am Telefon hat klare, ruhige Antworten gegeben. Das spricht nicht für einen solchen Zustand.


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Mord an Frauke Liebs

29.05.2018 um 04:03
Der Täter musste ihr natürlich in ihrer Beantwortung der Fragen, auf die er ja keinen Einfluss hatte, einen gewissen Freiraum zugestehen. Aber ich halte es für evident, dass er ihr klare Vorgaben gemacht hat. Häufig genug beschränkten sich ihre Antworten auf ein "Das kann ich nicht sagen". Zu einem längeren Dialog kam es erst bei ihrem letzten Gespräch und da hat sie auf die Frage, ob sie festgehalten würde, zwar mit einem leisen "Ja" reagiert, das aber schnell und vehement durch ein zweimaliges "nein" "korrigiert" wurde. Aber sie hat versucht, verschlüsselte Hinweise auf ihre Lage zu geben, z. B. mit der Anrede "Christos" oder der jedes Mal wiederholten Antwort "Mama" auf Chris' Fragen nach ihrem Aufenthaltsort.
Ich meinte auch nicht, dass sie sich während der Telefonate in unmittelbarer Todesangst befand. Ich glaube zwar, dass sie sich spätestens zum Zeitpunkt des letzten Gesprächs keine Illusionen mehr über den Ernst ihrer Lage machte, sie aber immer noch eine letzte Hoffnung hatte, es könne Rettung von außen kommen (die sie durch Hinweise unterstützen wollte). Und diese Möglichkeit einer Rettung konnte sie sich nur erhalten, indem sie die Anweisungen (zumindest soweit von ihm wahrnehmbar) befolgte.


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Mord an Frauke Liebs

29.05.2018 um 07:23
Zitat von birkenseebirkensee schrieb:Glaubst Du wirklich, der Täter könne sich eingebildet haben, während er sie betäubte und bedrohte, FL würde Zuneigung zu ihm entwickeln?
Ja, es gehört zu bestimmten Störungsbildern, dass Täter überzeugt sind, die Liebe und Zuneigung (die sie selbst nie erhalten haben) erzwingen zu können.


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Mord an Frauke Liebs

29.05.2018 um 07:50
Zitat von birkenseebirkensee schrieb:Glaubst Du wirklich, der Täter könne sich eingebildet haben, während er sie betäubte und bedrohte, FL würde Zuneigung zu ihm entwickeln?
Ich bin davon überzeugt.
In seiner Gedankenwelt war sie einfach dumm. Sie war zu dumm zu begreifen, was für ein schönes Leben sie gemeinsam haben könnten. Und da sie sich mit Worten nicht überzeugen ließ, "musste" er sie fesseln.
Ob Betäubungsmittel im Spiel waren, wissen wir nicht...
Vielleicht war sie einfach nur komplett dehydriert. Da fängt man auch an, merkwürdig zu sprechen.
Ihr zu wenig zu trinken zu geben, könnte zu seinem Machtspiel gehört haben.
Ihr kein Wasser da lassen, wenn er stundenlang weg war, damit sie seine Rückkehr ersehnt.
Was er dann wieder als "Zuneigung" auslegen konnte.


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Mord an Frauke Liebs

29.05.2018 um 10:13
@tisch
Zitat von tischtisch schrieb:ch stelle mir einen typen vor, der in einem bestimmten milieu durchaus kontakte pflegt aber von der allgemeinheit eher ein wenig gemieden wurde. vielleicht wurde er als "asozial" bezeichnet oder als jemand, "dem man krude dinge zutraut", dem "keiner so recht traut" etc. das, was man eben auf dem dorf so sagt.

wahrscheinlich hat er eine arbeit aber die ist deutlich flexibler zu gestalten als wir hier immer diskutieren und da man diesem typen "eh nicht so recht über den weg traut" wundert es die nachbarschaft auch nicht, dass er abends nochmal unterwegs ist weil er eben schon öfters durch solches verhalten aufgefallen ist. wenn er dann noch dafür bekannt ist, an autos oder motorrädern rumzuschrauben nach der arbeit, wundert es vielleicht noch weniger, wenn er auch abends noch durch die gegend fährt, um zu seinem schuppen, zur garage, seine werkstatt o.ä. zu fahren.

ich glaube nämlich nicht, dass er FL einfach in seinem haus oder in seiner wohnung festgehalten hat. die ermittler ziehen ja auch ganz klar schuppen, alte garagen etc. in betracht als ort des festhaltens. wenn die ein wenig außerhalb liegen, dann sehe ich eigentlich keine große gefahr, dass es für die paar tage so auffällig ist, dass er bei einsetzen der dämmerung nochmal ins auto steigt und losfährt. vielleicht ist er ja auch schon früher hin und hat eben nur bis zur ersten dunkelheit gewartet, um dann FL loszufahren.
Ich finde Deine Beschreibung der Person sehr zutreffend. Ich meine, dass FL ihren Mörder am Ende nicht im
Sinne eines mitternächtlichen Kaffeekränzchens auf Zuruf auge-in-auge kennengelernt hat, sondern eher im
Internet.

Ich denke, FL war sehr vorsichtig und zurückhaltend, was ihre Bekanntschaften anging. Ihre Schwester Karen
sagte z.B. , dass FL nicht der Typ für einen ONS war. Eine gewisse Sonja, die auch hier im Forum einmal
schrieb, berichtete, dass sie zwar öfter in Discotheken angesprochen wurde. Am Ende entstand aber wohl nur
ein einziges Mal eine engere Beziehung "Der Ex-nach-Chris", die wohl auch nicht lange andauerte. FL zog auch
zu Chris in die WG. War es das Gefühl der Sicherheit, was sie nach dem Umzug in die Stadt brauchte? Zumindest
eine Rettungsinsel für alle Fälle? Es gäbe mehr Gründe, nicht zu Chris zu ziehen, wie auch Mutter Liebs seinerzeit
bemerkte (siehe Crime-Artikel).

Ich würde denken, FL nutzte das Internet, um ihre Bekanntschaften besser steuern zu können. Erst mal taxieren,
mit wem man es da zu tun hat. KHK Östermann
spricht noch heute voller Bewunderung für FLs leidenschaftliches Gechatte mit den 100en von Chatpartnern, die
überprüft wurden. Im Chatroom kann man steuern, wie lange und mit wem man sprechen kann. Im Zweifel
kann der Aus-Knopf gedrückt werden, wenn man keinen Bock mehr hat. Man kann dort selbstbestimmter
agieren, auch Initiative zeigen, und vll. war genau das FLs Antrieb, das Internet zu nutzen. Dem unmittelbaren
ersten Kontakt aus dem Weg zu gehen, und nur dort weitermachen, wo sie gerade wollte.

Ich denke, dass eine Überprüfung ihrer Chatkontakte durch die Behörden im Falle des Täters in Leere gelaufen
sein könnten.

Am Verhalten des Täters in der Woche vom 20.06. an ab spricht einiges dafür, dass er sich den Möglichkeiten,
jemanden zu identifizieren, durchaus bewußt war. Es gab schon damals die Möglichkeit, im Internet anonym
zu surfen. Entsprechende Dienste sind auch heute noch teilweise kostenlos und werden in Listen geführt, die
jeder aufrufen kann. Die Möglichkeit, seine Identität zurückzuverfolgen anhand von IPs, könnte er über diese
Dienste erfolgreich blockiert haben. Eine Überprüfung der Chat-Bekanntschaften durch die Ermittler wäre bei
ihm ins Leere gelaufen. Und selbst wenn es den Ermittlern möglich war, 699 Personen von 700 zu
überprüfen, es wäre nötig gewesen, die Fehlende - auf die es ja ankommt - zu identifizieren..

Er nutzte FLs Handy für die Kontakte, und verbrachte sie nach PB für die weiteren Kontakte. Verstreut über das
Stadtgebiet. Auch wenn man es im Moment nicht handfest beweisen kann, aber die Vermutung liegt nahe, dass
es dem Täter durchaus darauf ankam, seinen eigentlichen Wohnort bzw. Aufenthaltsort zu verschleiern. Wozu sonst
dieser Aufwand und das Risiko?

Man kann sich dann fragen, wie es überhaupt dazu kam, dass der Täter schon im Vorfeld diese Vorkehrungen
traf. Ich fand Deinen Ansatz "der in einem bestimmten milieu durchaus kontakte pflegt" sehr treffend formuliert.
Ich denke, es gibt durchaus gewisse Kreise, in denen es "guter Brauch und Sitte" ist, sich den Zugriffsmöglichkeiten
der Behörden, so oft wie möglich zu entziehen. Und wo auch Kenntnisse bestehen, wie man das am besten schafft.
Z.B. anonyme Handys, Internet-Anonymisierer, verteilte Liegenschaften (d.h. unter der Hand gemietete Garagen,
wo nicht leicht nachvollziehbar ist, wer dort gerade "einmietet", weil die Mietverhältnisse nicht gemeldet werden),
etc. Eine Parallelwelt.

Auch "dem man krude dinge zutraut" paßt dann ins Bild. Es ist ja nicht so, dass das ganze nach einer
Affekttat aussieht. Von außen betrachtet jedenfalls wirkt es so, als wäre der Täter relativ locker mit der Situation
umgegangen. Was immer vorgefallen war, es war erst einmal nicht der unmittelbare Auslöser für den Mord.
Man nahm sich Zeit für Weiteres (Überzeugungsarbeit? Oder schaute man, ob FL hinterlassen hatte, wo sie
hinwollte?). Und gewann durch die Telefonate und SMSe auch tatsächlich Zeit. Ermittlungen gab es in der Zeit
nicht, FL signalisierte (wenn auch nicht perfekt glaubwürdig) "alles sei in Ordnung, alles klärt sich auf, wenn ich
wieder nach Hause komme".

Ich denke vor allem, dass es einen großen Unterschied gibt zwischen einem Mord im Affekt (den ich unter
entsprechenden emotionalen Randbedingungen vielen Menschen zutrauen würde), und einem kühlen Mord, nachdem
man sein zukünftiges Opfer erstmal eine Woche in Gewahrsam hatte. Das zu vollziehen gehört m.M.n. in
eine ganz andere Liga, eben eher zu "einem bestimmten milieu". Demenstprechend denke ich, dass der Täter
von vorneherein mit FL perspektivisch etwas anderes vorhatte, als umgekehrt FL mit ihm.

Möglich, dass seine auf den ersten Blick "unkonventionelle" Art auf FL eine gewisse Anziehung ausübte. Vll.
erkannte sie aber irgendwann, wer er wirklich war. Möglich wäre, dass das Treffen am 20.06 für FL
als Schlußstrich gedacht war. Vll. hatte sie schon etwas von dem "bestimmten milieu" mitgekriegt. Wer weiß.

Was denkst Du?


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