Kangaroo schrieb:Warum rief man an den Tag nicht an wenn Frauke doch in der Lage war zu telefonieren?
Ich gehe davon aus, dass Frauke an diesem Tag telefonieren sollte. Für das bloße Absenden einer SMS hätte der Täter nicht das Risiko eingehen müssen, sie in ein Paderborner Gewerbegebiet mitzunehmen. Wäre es möglich, dass versucht wurde, Chris anzurufen, der aber gerade zu diesem Zeitpunkt nicht erreichbar war, und man deshalb nur eine SMS schickte? Dass sich kurz darauf der Bruder meldete, war zwar Zufall, aber er kam dem Täter offenbar gelegen, denn sonst hätte er Frauke nicht die Annahme des Telefonats gestattet. Ihm war vermutlich klar, dass nur ein Gespräch mit Frauke - im Unterschied zur SMS - als ein aktuelles Lebenszeichen gedeutet würde. Und dass nur ein solches "Lebenszeichen" die Polizei von intensiveren Fahndungsmaßnahmen abhalten konnte.
Kangaroo schrieb:Warum blieb es beim einmaligen annehmen eines Anruf?
Damit war der Zweck - ein Lebenszeichen von Frauke - erreicht. Warum nach den anderen Gesprächen auf Anrufe warten und den riskanten Aufenthalt außerhalb des Verstecks verlängern, wenn Chris mit einer lebenden Frauke gesprochen hatte?
Natürlich bleibt die Frage, warum nicht auch andere Personen angerufen wurden. Vielleicht wusste der Täter von Chris nur, dass er Fraukes Mitbewohner war, aber nichts von ihrer engen Beziehung. Ich halte es durchaus für wahrscheinlich, dass der Täter einen Kontakt zu Personen, die ihr sehr nahe standen, scheute. Nicht nur, weil Frauke dann eventuell die Selbstbeherrschung schwerer gefallen wäre, sondern vor allem, weil sie etwas hätten wahrnehmen können, was der Täter nicht kontrollieren konnte. Z. B. eine "verräterische" Stimme (die das, was sie sagte, sabotiert hätte), "verräterische" Andeutungen, die dem Täter nicht aufgefallen wären. Menschen, die eine enge Beziehung haben, verfügen oft über eine Art Code, den die Umgebung gar nicht bemerkt. Da Chris eben nicht nur ein oberflächlicher Bekannter war, wie der Täter vielleicht annahm, konnte Frauke ihm mit der Anrede "Christos" einen Hinweis geben.
Zur der Ausnahme des Bruders: Vielleicht war zu dieser Zeit Fraukes Beziehung zu ihrem Bruder nicht so eng (wenn er z. B. woanders studierte und Frauke nur ein paar mal im Jahr traf) und der Täter wusste davon (vielleicht, weil er Frauke eingehend ausgefragt hatte).
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