Gildonus schrieb:An dem Fall Frauke Liebs ist eigentlich alles rätselhaft.
Nun, wenn man sich an den 3 Säulen der Fallanalyse grob orientiert, stößt man auf den ersten Blick hinsichtlich der "Täterpsyche als Schlussfolgerung" immer wieder auf Widersprüche.
Fragen wie:
"Wie kann man so blöd sein und mit seinem Opfer durch die Gegend fahren, während Gott und die Welt nach dem Opfer sucht?"
werfen eine Vielzahl weiterer Fragen auf, wie z.B.:
"Wie intensiv wurde nach dem Opfer gesucht?"
"Wie gut war der Täter über die privaten sowie behördlichen Such- und Fahndungsmaßnahmen informiert? Hat er sich gar an der Suche beteiligt und u.U. in einer Funktion oder privat behördliche Informationen verschaffen können?"
"In welcher Beziehung standen Täter und Opfer, wie groß war die Diskrepanz zwischen Realität und (zwangsbedingter) Fiktion?"
"Gab es Mittäter / Helfer / Berater? Ist das Opfer 'durch mehrere Hände' gegangen?"
etc.
Die Anzahl der möglichen Antworten dürfte im exponentiellen Bereich anzusiedeln sein.
Eine ganz einfache Frage:
"Hatte der Täter (welcher mit Frauke durch die Gegend gefahren sein könnte) einfach nur Glück?"
kann beantwortet werden, wenn alle Faktoren berücksichtigt werden. So ist z.B. durch den CRIME-Artikel einiges an Informationen an's Tageslicht gekommen, wodurch einige bis dato als selbstverständlich angenommene Maßnahmen mehr als deutlich relativiert wurden. So dürfte es z.B. schwierig sein, ein Industriegebiet mit 2-3 Zufahrten gezielt abzuriegeln (weil man im Nachhinein mit einer 50:50-Wahrscheinlichkeit davon ausgehen muss, dass der nächste Anruf aus diesem Gebiet kommen könnte), wenn die Daten der Anrufe nach Freitag erst Wochen später angefordert wurden - es gab also keine aussagekräftige, statistische Grundlage, dass überhaupt noch ein Anruf aus dem Gebiet Dören / Benhauser Feld kommen könnte, müsste, dürfte, weil dafür schlichtweg die Daten fehlten. Am Samstag hätte man also Nieheim, Sennelager, Dören / Benhauser Feld "verposten" können/müssen/sollen, um dann festzustellen, dass das Unsinn war, weil der Anruf aus Mönkeloh zu einer völlig unüblichen Uhrzeit kam - mit welcher Folge? Dass am Sonntag Nieheim, Sennelager, Dören / Benhauser Feld UND Mönkeloh verpostet werden? Mönkeloh dürfte ja auch erst Wochen später bekannt gewesen sein, während der Sonntags-Kontakt (auch erst später bekannt) nun erstmals die wiederholte "Nutzung" eines bereits "verbrannten" Gebietes dargestellt hat.
So kann man zu der Aussage kommen: "Der Täter hatte mehr Glück als Verstand..." mit dem Annex: "... oder er war bestens informiert".
Selbst wenn man Montag alle bereits vakanten Orte "dicht gemacht" hätte, hätte man vergeblich auf einen Anruf gewartet. Denn dieser kam erst am Dienstag, wiederholt offenbar aus einem Areal bereits "verbrannter Erde", dem industriegebiet Dören / Benhauser Feld.
Vergleicht man diese Ausführungen mit den o.a. Fragen, KANN man berechtigt zu dem Schluss kommen, dass ein potenzieller Täter vielleicht strohdumm, allerdings dennoch verdammt gut informiert war, zumal es zu dem Industriegebiet Dören / Benhauser Feld eine Zufahrtmöglichkeit von der Benhauser Straße (außerorts) gibt, die man schnell mal außer Acht lassen kann, weil da eh keiner langfährt, der nicht zu den Hundeplätzen will, über diesen Weg gelangt man auch zu einem Ort, von welchem man alle 3 vakanten Funkzellen in diesem Gebiet gleichermaßen gut empfängt, was widerum Im Tätersinne Dem Zufall zuzuschreiben wäre.
Was ich sagen will, auf der einen Seite steht der potenzielle Fahndungsdruck, zumindest durch Kollegen, Familie, Freunde etc. Das widerum wirft allerdings Fragen nach dem polizeilichen Fahndungsdruck und vor allem des Täterwissens über eben diesen Fahndungsdruck auf.
Daher habe ich auch vor geraumer Zeit einmal zu verstehen gegeben, dass ich von einem völlig entspannten Dialog bei einer potenziellen Polizeikontrolle ausgehe, ob mit Frauke auf dem Beifahrersitz oder irgendwo "unsichtbar" im Fahrzeug, sei dahingestellt. Alle nötigen Informationen konnte man der Presse entnehmen - Frauke war ja "erwachsen" und konnte selbst über ihren Aufenthaltsort bestimmen, ich kann mir sogar vorstellen, selbst wenn Frauke in Gewahrsam genommen worden wäre, hätte sie "dicht gehalten", weil sonst u.U. "etwas passiert" wäre.
Angenommen, heute würde ein dringend Tatverdächtiger Mensch "gefasst", welcher eine simple aber gut durchdachte Geschichte präsentieren würde, abgesehen davon, wie glaubhaft oder plausibel diese Geschichte erscheinen würde, wollte man ihn des Mordes bezichtigen, müsste man ihm sicher an verschiedenen Stellen das Gegenteil beweisen können.