Mordfall Tristan
26.01.2017 um 20:06LL-COOL-A schrieb:Genau das meinte ich in einem älteren Posting, dass man am Anfang einige Fehler gemacht hat bzw. sich oft auf einen anderen Täter konzentrierte und man offenbar selbst nicht weiß, was für einen Tätertyp genau sucht.Mal blöd gefragt: Ist das so schlimm? Wenn man den Täter nicht unter den Psychotikern findet, dann sucht man ihn halt unter den Sexualstraftätern. Dass immer mal wieder in eine andere Richtung geschaut wird ist doch gut. Schlimmer fände ich es, wenn sie immer noch auf der ursprünglichen Theorie beharren würden.
Und es ist ja auch nicht so, dass bei der Reihenuntersuchung der Fingerabdrücke freundlich wirkende Männer ohne Psycho-Macke und Sex-Vorstrafen ausgespart wurden. ;-)
Wenn ein Täter wie der Mörder von Tobias D. völlig durch alle Raster fällt, dann hilft auch das zutreffendste Täterprofil nichts. Aber auch bei ihm haben sie überprüft, ob er auch als Tristans Mörder in Frage kommt - bis dahin präferiertes Täterprofil hin oder her.
Aber vielleicht verstehe ich auch nicht so ganz die Bedeutung von Täterprofilen.
Ich lese mir grade einige ältere Berichte zum Fall durch (meiner Stadtbibliothek sei Dank, sie ermöglicht einen Online-Zugang zum Artikelarchiv genios.de) - und auch wenn die Ermittler bislang keinen Erfolg hatten, zumindest eines muss man sagen: sie haben viel versucht.
Die Fingerabdruckaktion (nachdem schon Fingerabdrücke von Tausenden Personen untersucht wurden) mit über 10000 Personen war ein riesen Kraftakt. Und zimperlich bei denen, die sich weigerten, waren sie nicht. Sie haben da schon auch die Möglichkeiten des (rechtlich) Machbaren ausgereizt. Dann das Veröffentlichen von Tristans Stimme auf dem Anrufbeantworter, um auf einer emotionalen Ebene an den oder die Täter oder Mitwisser zu appellieren und die Bevölkerung zu sensibilisieren. Für deutsche Verhältnisse wohl ungewöhnlich, wurde auch ein Lügendetektor eingesetzt, um die Glaubwürdigkeit eines selbsternannten Zeugen zu prüfen. Durchaus unkonventionelle Methoden.
Und als z.B. - weiß nicht, ob das hier schon mal erwähnt wurde - der Rucksack gefunden wurde, haben sie alle Schwarzfahrer, die am Tag der Tat auf der S-Bahn-Strecke erwischt wurden, überpüft:
Mit einer in der Frankfurter Polizeigeschichte bislang einmaligen Aktion hat die Mordkommission jetzt einen neuen Ansatz im Fall Tristan Bruebach verfolgt. In den vergangenen Tagen wurden 107 Schwarzfahrer ueberprueft, die am Mord-Tag im Rhein-Main-Gebiet erwischt wurden. [...]Frankfurter Neue Presse 17.06.1999 via genios.de
"Uns beschaeftigt derzeit die Frage, wie der Rucksack des Jungen dorthin gelangte", erklaerte gestern Rudolf Thomas, der Chef der Frankfurter Mordkommission, auf Anfrage. "Es ist nicht auszuschliessen, dass der Moerder nach der Tat mit der S 2 nach Niedernhausen gefahren ist", so Thomas. Und dabei vielleicht sogar kontrolliert wurde.
Darauf muss man auch erst einmal kommen.
Weiter oben im Thread klang an, der Fall Tristan drohe in Vergessenheit zu geraten. Ich würde eher sagen, bei kaum einem anderen Fall wurde so umfangreich ermittelt und in Zeitungen, Magazinen und im Fernsehen darüber berichtet wie bei diesem.
LL-COOL-A schrieb:Dennoch sind 10 Min. für die komplette Tat sehr kurz.Wenn die Beobachtung der Frau mit Hund nicht wäre, die Tristan gegen 15:20 sah, könnte man für die Tat und deren Anbahnung deutlich mehr Zeit veranschlagen. Sie wäre dann auch leichter nachzuvollziehen und vielleicht würden wir sie uns auch anders vorstellen können. Aber wir sind hier ja nicht bei "Wünsch dir was".
Andererseits: Die Frau ist die einzige der genannten Zeugen, die Tristan nicht kannte. Insofern ist das vielleicht nicht so ganz in Stein gemeißelt.