@Saxnot555 Just my 2 cent..
Saxnot555 schrieb am 15.01.2017:Es könnte sich um einen sexuellen Sadisten bzw. Fetischisten handeln, der durch den Todeskampf des Geschädigten, durch fließendes Blut und Fleisch sexuell erregt wurde. Dann wäre es naheliegend, dass der Täter mit ähnlichen Taten irgendwo noch einmal aufgefallen ist, weil ein sexuelles Bedürfnis, auch wenn es einmal gestillt wird, irgendwann einmal wiederkommt. Es sei denn die Umsetzung entsprechender Phantasien wurde als so unbefriedigend erfahren, dass er diese nicht wiederholen will.
Ich denke die Mutmaßung was genau den Täter erregte einen kleinen Jungen so zu ermordet, ist sehr weit hergeholt. Keiner von uns ist psychologischer / forensischer Fallanalytiker.
Wenn die sex. Erregung durch fließendes Blut und Fleisch entsteht, würde ich mir eher denken dass genau diese Aktion ausgekostet werden muss in einer relativ sicheren Umgebung, unter kontrollierbaren Einflüssen. Nicht in einer dreckigen nicht beleuchteten Unterführung und in einem kleinen Zeitfenster. Diese Umstände würden für mich gegen diese Annahme sprechen.
Wenn du auf eine Ersttat hinaus willst, die ja oft eher spontan geschieht und mehr aus dem Drang heraus denn aus planvollem Vorgehen, dann wäre ich eher geneigt dem zuzustimmen. Aber wie gesagt ich bin kein forensischer Psychologe.
Saxnot555 schrieb am 15.01.2017:Die andere Möglichkeit besteht darin, dass es sich bei dem Täter um einen Angehörigen eines Kultes oder einer primitiven Religion handelt, der mit der Tötung und Verstümmelung Tristans abergläubische bzw religiöse Vorstellungen verband. Muskelstücke der Lenden und die Hoden können durchaus in einem ritualmagischen Zusammenhang entnommen worden sein. In verschiedenen Religionen und Kulten der Vergangenheit und Gegenwart wurden gerade diese Körperteile als Symbole der Fruchtbarkeit gewertet. Der Täter könnte sie rituell zu sich genommen haben, um das "Mana" Tristans aufzunehmen und damit seine Potenz zu stärken bzw. seine nachlassende Potenz durch die Aufnahme von Körperteilen eines pubertierenden Jungen wiederzubeleben. Der Täter dürfte daher den Jungen nicht nur zum Zweck der Tötung ausbluten lassen haben, er dürfte für seine Zwecke auch das - die Vitalkraft symbolisierende - Blut des Opfers aufgefangen haben. Für diese These spricht der Zeitpunkt des Mordes in der Nähe des Frühjahrsäquinoktiums und die Begehung an einem Fliessgewässer.
Frühjahrsäquinoktikums hin, morbide Kulte her - daran glaube ich gar nicht.
Mal abgesehen vom März, gibt es zu einem Kult keine Verbindung. Das "fliessende Gewässer" ist ein kleiner Bach voller Müll. Da gäbe es in den Mainauen bessere Plätze die auch nicht so dreckig sind und stiller.
In den Fällen von kultischen Morden die ich bisher nachlas, wurde das Opfer in einer kontrollierten Umgebung, d.h. "Opfer befindet sich in den Händen der Kultanhänger", nach einer Vorbereitung (wie auch immer die aussieht...), in einer Zeremonie getötet. Dazu braucht es zumindet einen "Priester" und mind. 1 Anhänger. Damit hat man zwei Mitwisser/Täter. Da steigt die Chance dass sich einer der beiden in den Jahren verplappert. Und nochmal - in einer dreckigen Unterführung ein solches Ritual abhalten? Glaube ich nicht.
Diese Rituale bei denen Kinder geopfert werden finden im Stillen irgendwo in einem Haus oder Keller statt und danach wird das Opfer entsorgt, wie der kleine Junge dessen Leiche man vor ein paar Jahren mit amputierten Gliedern in der Themse fand.
Ja, die entnommenen Stücke könnten in irgendwelchen Kulten für Zeremonien benutzt werden. Könnte ist aber kein Wissen auf das man sich verlassen kann. Auch wenn die Hoden, wie auch alles andere um die Geschlechtsteile herum, auf Fruchtbarkeitssymbole hinweist, ist das kein Beweis dass die Entnahme ebendieser mit einem kultischen Charakter passierten. Zumal die meißten Fruchtbarkeitsreligionen eher friedliche Kulte sind die symbolische Dinge verbrennen, denn dieser Glaube eint die Fruchtbarkeitsreligionen - aus der Asche entsteht im Frühling neues Leben, daher auch die europ. Osterfeuer. Aber das ist jetzt ne andere Geschichte.
Kulte die ihren Opfern Fleisch entnehmen und dieses dann verspeist wird, sind sehr oft keine Fruchtbarkeitskulte, sondern haben eher was mit Zauber, Magie, Voodoo zu tun und durch das Opfern und das Verspeisen, sollen entweder andere verhext werden, oder man will sich gegen einen Fluch wehren.
Manchmal wird das auch gemacht weil man glaubt durch das Verspeisen einen angeblichen Fluch abzukehren. Auch das mit der "Aufnehmen der Potenz" ist nicht zu ignorieren, aber die bevorzugte Methode die männl. Potenz neu aufblühen zu lassen sind diverse Pülverchen aus Nashornhorn und anderen Hörnern, andere Tierpülverchen oder schlicht Sex mit einer Jungfrau. Die Hoden eines Jungen zu verspeisen ist extrem selten.
Und da das Blut ja in den Bach geleitet wurde, kann es auch kein Blutkult gewesen sein, in dem das Blut irgendwelche Macht und Stärke symbolisiert, was es in fast jeder Religion tut. Denn dann hätte man das Wichtigste ja weggeschüttet.
Für diese Theorie gibt es nach meiner Wahrnehmung zuviele Dinge die dagegen sprechen.
Saxnot555 schrieb am 15.01.2017:Die dritte Möglichkeit sehe ich darin, dass die Tat durch einen Psychotiker begangen wurde, der aus einer wahnhaften Vorstellung heraus mordete und - ohne im eigentlichen Sinne sexuell oder religiös motiviert zu sein, Elemente sexueller oder religiöser Vorstellungen in seinen Wahn integrierte. Das halte ich aber für am Unwahrscheinlichsten, weil ein solcher Mensch mit Sicherheit irgendwo aufgrund seiner sonderbaren und unkontrollierbaren Vorstellungen aufgefallen wäre.
Das glaube ich eher, wobei hier wieder unser nicht vorhandenes Fachwissen zur forensischen Psychologie zum tragen kommt.